So Ihr lieben Menschen
,
ich hatte Wolfgang gebeten, meinen Strang nochmal kurzfristig zu öffnen (danke dafür
), damit ich mein Buch zu Ende bringen kann, das letzte Kapitel Hr. X sozusagen.
Wie fange ich am Besten an?
Das hatte ich vor Kurzem in meinem "Kennenlern-Strang" geschrieben, als Candy mich gefragt hatte, was ich bezüglich Hr. X getan hatte... Es war mein weiterer großer Schritt in Richtung Loslassen...
Ich hatte ein sehr inniges Verhältnis zu meiner Oma, die fast 100 Jahre alt geworden war und zwei Weltkriege miterlebt hatte. Sie hat zu mir sinngemäß gesagt, dass ich nicht auf etwas warten soll, weil sich evtl. eine zweite Option ergeben wird, es zu tun, sondern wenn ich mich im Stande dazu fühle, alles zu tun, was ich möchte, denn irgenwann spätestens am Lebensende wird man es bereuen, es nicht getan zu haben, dann ist es zu spät und man siniert darüber nach, was gewesen wäre, hätte man es getan. Die vertane Chance sozusagen.
Aber ich möchte ausdrücklich betonen, dass ich es nicht getan habe, weil ich irgendetwas bei Hr. X bewirken wollte und will. Das ist mir mittlerweile ziemlich egal, es ging dabei einzig und allein um mich und das wäre es nicht, hätte ich es zu einem früheren Zeitpunkt getan.
Was habe ich gemacht?
Ich habe vor etwas mehr als einem Jahr eine Skulptur gebaut, die von vornherein für Hr. X bestimmt war. Er hatte sie gesehen und war/ist fasziniert davon gewesen, sie war/ist in seinen Augen perfekt. Ich hatte sie mittlerweile in meinen Keller verfrachtet, sie war nie für mich, ich wollte sie nicht bei mir in der Wohnung haben. Immer, wenn ich in den Keller gegangen bin, "strahlte" sie mich an und erinnerte mich an ihn. Tja, was habe ich jetzt also getan? Ich habe eine Karte geschrieben mit dem sinngemäßen O-Ton der Worte meiner Oma, auch dass es ihre Worte vor ihrem Tode waren und ich es nicht irgendwann in meinem Leben bereut haben möchte, ihm die Skulptur nicht gegeben zu haben, da sie von vornherein nie für mich bestimmt war, schon in der Planung nicht. Dann habe ich alles eingepackt, zur Post gebracht und verschickt. Ich habe ihm eine ganz freundliche, neutrale Sprachnachricht geschickt, dass in den nächsten Tagen etwas in seinem Büro eintrudeln wird und fertig.
Es war alles angekommen, er war ausgeflippt, hatte ein schlechtes Gewissen, weil es so schön ist und er nicht weiß, wie er es gut machen soll. Es bekommt einen Sonderplatz im Haus, dann kann er immer an die schöne Zeit denken... Das Einzige, was zählt, ich bin es los, es ist da, wo es immer hin sollte, ich weiß, er wird es in Ehren halten und ich bin frei und kann atmen.
Ich weiß, dass es absolut die Strategie torpedierend war, aber für meinen eigenen Weg war und ist es genau richtig. Denn es ist alles ausprobiert worden, ich hatte rein gar nichts mehr zu verlieren, sondern konnte nur noch für mich und meinen Seelenfrieden gewinnen und habe, ich gebe es zu, auch auf meinen Bauch und meine Intuition gehört.
Klar war es eigentlich too much und ganz viele Menschen werden sich denken, ach menno eagle, der hat das gar nicht verdient, aber ich wollte das so.
Er hat sich dann zwischen den Feiertagen gemeldet und mich mit einer etwas konfusen Nachricht, die, wie mir dann einen Tag später, nach nochmaligem Lesen, aufgefallen war, als kleines Rätsel aufgemacht war, quasi eingeladen. Ich habe nicht sofort darauf geantwortet, ich habe viel nachgedacht und mich gefragt, was soll das bringen. Es gibt nichts gut zu machen, das könnte er auch gar nicht, weil er ist, wie er ist. Aber, ich habe eigentlich die ganze letzte Zeit irgendwie darauf "gewartet", eine Chance zu bekommen, um die Sache eben nicht totschweigend auslaufen zu lassen, sondern das ganze von meiner Seite für mich passend zu beenden, dass ich dem Menschen ohne Groll und Frust ein schönes Leben wünschen kann und sollte man sich nochmal wiedersehen, lächeln und mich freuen können, weil mir dann die schönen Momente wieder ins Gedächtnis kommen. Tja und dies war wohl meine Chance. Ich habe auf meinen Kalender geschaut und ihm geschrieben, wann ich kann, auch dass das die wohl Einzige Option für Januar sein wird, wo es wirklich entspannt wäre. Er hat sofort eingewilligt und gesagt, dass ich Wünsche frei hätte und mir aussuchen könne, was wir machen. Klar, er wollte sich ja irgendwie revanchieren und das war für ihn natürlich der "einfachste Weg", wenn ich das entscheide. Aber ich habe dann bei mir gedacht, o.k., dann werden wir ein paar Dinge tun, die er mir schon immer versprochen hat, zu tun und wenn es Stunden dauert. Ja, es war eine wunderbare Zeit, mit tollen Aktionen, die wir da noch einmal verbracht haben, wir haben viel gelacht, viel herumgeblödelt, tolle Gespräche geführt und es klingelte kein Handy oder sonst irgendetwas. Kein böses Wort, einfach eine schöne Zeit. So hatte ich es mir vorgestellt, so sollte er mich in Erinnerung behalten, ehe ich ihm dann mitteile, dass es das für mich war. Und ursprünglich wollte ich es ihm persönlich sagen, aber und das gebe ich unverblümt zu, ich wäre eingeknickt und hätte nicht ohne eine Träne zu vergießen gehen können...
Demzufolge habe ich mir heute Mittag einen Text überlegt, den ich ihm schreiben wollte, der mir wichtig war, weil mir auch durch die Gespräche, die wir geführt haben, noch einmal viel stärker bewußt geworden ist, dass sich nie etwas ändern würde und ich dann einfach ich sein wollte und das auch aussprechen. In/Mit redaktioneller Überarbeitung/Absprache eines lieben Helferleins
habe ich dann heute folgenden Text abgeschickt:
"Hi X, es war einfach wunderschön gestern. Aber für mich ist es an der Zeit, dass ich unser "Buch" schließe. Vielleicht war meine kleine Wunschliste so etwas, wie eine Abschiedsliste, mit unserem Selfie zum Schluss.
Vielleicht trenne ich mich von einem Menschen, der mich niemals richtig lieben konnte, aber aus Deinem Leben verschwindet jetzt jemand, der Dich von ganzem Herzen geliebt hat und Dich hat so sein lassen, wie Du bist. Ich wünsche Dir sehr, dass alle Deine zukünftigen Pläne in Erfüllung gehen. Danke für die Momente, die Du mit mir geteilt hast. Alles Liebe. (mein Spitzname)"
Dann kam vorhin seine Antwort:
Liebe (mein Spitzname), danke für Deine Offenheit. Es tut mir leid, dass ich Dir nicht das geben konnte, was Du brauchst... Ich danke Dir für die schönen unvergesslichen Stunden. Wir hatten viel Spass und konnten viel lachen... Auch wenn Du das Buch schließt, schreiben Autoren ja doch ab und zu an einer zweiten Folge oder legen es neu auf. Wie es die Zeit auch bringen mag - Danke für alles... Du bist eine tolle Frau, die es schafft(e) Momente zu erzeugen, die für immer im Gedächtnis bleiben werden. Danke.
Vielleicht tingeln wir ja mal mit Rollatoren mit Allradantrieb um die Häuser, wenn die Kinder außer Haus sind... Wenn es Dir nichts ausmacht, bleiben wir Freunde ohne S6. Auch wenn Du es nicht glaubst... ich kann das ausblenden... Denn schöne Gespräche mit Freunden sind mehr wert, als alles andere... Ich bin für Dich da, wenn Du etwas brauchst... Vielleicht bin ich ja auch nur mal ein Joker bei WWM...? Oje, jetzt ist es doch mehr geworden, als ich schreiben wollte. Das war wohl die letzte Seite! Danke und alles Liebe zurück!! Dein (sein Spitzname)
So, klar bin ich nochmal traurig, aber ich bin auch erleichtert. Wie auch immer es auszuwerten wäre, ist egal. Ich fühle mich gut damit und werde mich auch in diversen Jahren noch gut damit fühlen. Ich habe nicht mehr geschauspielert, habe nichts mehr unterdrückt und kann nun in der nächsten Zeit nach vorne schauen. Und um nochmal auf meine Omi zurückzukommen, ich werde mir niemals etwas vorwerfen müssen, nicht alles getan und ausgesprochen zu haben. Ich weiß, sie schaut jetzt von Wolke 7 und schickt mir nen Kussmund... Tja, das war das letzte Kapitel meines Romans "Fast 8 Wochen KS - bleibt eine Chance". Ich habe meine Chancen versucht zu nutzen und zumindest in der Chance, für mich zu wachsen, stärker zu werden, habe ich gesiegt und auch die Chance, so aus dieser Geschichte herauszugehen, dass ich ein gutes Gefühl habe und stolz auf mich bin, habe ich genutzt.
Dann werde ich den tristen Winter hinter mich bringen und schauen, was der Frühling in 2018 so bereit hält.
Eure eagle.