klangbild
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Das finde ich gar nicht mal ungewöhnlich. Verzerrend ist eher die Zeitdauer. Es ist ja ganz normal, dass jeder eine Art eigenes Idealbild eines möglichen Partners nach außen auf den anderen projiziert - schon bei der Suche, wenn man sich verlieben will. Da wird dann abgeglichen wie bei einer Vorabauswahl. Und wenn es dann funkt und die rosa Brille am Werk ist, dann nimmt das nochmal zu.Die Frau die ich für über 1 Jahr erobert und kennen gelernt habe, liebe ich noch sehr.
Aber durch die Hintergrund Information habe ich das Gefühl, ich habe eine andere Frau vor mir, als die, die ich kennen und lieben gelernt habe.
Ich denke, daher kommt auch die Zeitschwelle des Forums von 4-6 Monaten zur Unterscheidung eines Kennenlernens und einer Beziehung. Was in diesen 6 Monaten passiert, oder vl. auch vermehrt danach, ist ein Abgleich mit der Realität. Die Person kommt in ihrer realen Gänze dann erst durch das eigene Rumprojiziere hindurch. Und dann zeigt sich erst - passen wir überhaupt zusammen? Ist da noch genügend vom Ideal übrig bzw. echt, dass es für eine Bindung reicht? Vielleicht kommt ja auch noch Schönes hinzu, von dem man vorher noch nichts wusste. Also wenn ich dann immer mal wieder höre: "Mein Partner ist nicht die Person, in die ich mich damals verliebt habe...." - Na klar nicht! Ist aber nicht seine/ihre Schuld.
Na sie wollte deinem Ideal entsprechen. Sie war/ist verliebt gewesen und hat ein bissl geflunkert oder geschönt. Weil sie selbst weiß, dass das nicht gerade heldenmäßig und eher unverantwortlich rüberkommt, was sie da gemacht hatte.Und warum lügt sie mich an bzw. redet sie dich Sache schön z.b. sie hatte vorher noch nie Sex ohne Kondom, mit dem Kollegen hat sie erst etwas als ihr Fernbeziehung’s Mann untergetaucht ist.
Obwohl es nicht stimmt.
Aber, und hier sehe ich einen Knackpunkt:
Der eigentliche Akt, dir gegenüber eben doch ehrlich zu sein und all das zuzugeben - der ist gut. Das ist ein gutes Zeichen, für sie sicher nicht einfach, zeigt Mut und auch ein Zugehen auf dich. Ein echtes Öffnen. Was Du nun machst, ist sie dafür zu bestrafen. Und das ist in einer Beziehung zerstörerisch, führt zu Unverständnis und Frust.
Das, was sie dir gesteht ist für dich nicht schön - dass sie es dir aber gesteht ist doch eigtl. ehrenhaft. Und da sie dich ja nicht betrogen hat, solltest Du das auch nicht bestrafen, sondern ihre Offenheit würdigen. Der Inhalt muss dir ja nicht gefallen und das kannst Du ja auch so mitteilen. Was Du aber nicht tun solltest, ist deine Verletzung und entstehende Unsicherheit über den Inhalt dessen, was sie dir sagt, ihr in einer Art anzulasten, dass sie es dir gesagt hat. Denn so kommt es bei ihr an. Damit zerstörst Du die Beziehung - denn wie soll sie dir jemals wieder ehrlich gegenüber sein, wenn sie doch die Erfahrung gemacht hat, dass Du das bestrafst?
Wir alle machen Fehler. Darüber offen sprechen zu können ist heilend.
Dein Schmerz sagt dir, dass deine auf sie bisher angewandte Wertestruktur nicht ganz korrekt war.
Das ist jetzt mal eine Perspektive auf die Sache. Sicher nicht die einzige, aber eine, die der aus deinem Schmerz entstehende Perspektive oder Wertung etwas entgegensteht. Für mich, in meiner Betrachtung, hat sie dich lediglich etwas angeflunkert, um dir besser zu gefallen - oder weil sie eben Angst hatte, deinem Wertegebäude nicht gerecht zu sein.
Ich sehe da eine Chance für dich, über dich hinauszuwachsen. Unabhängig davon, ob Du ihr noch eine Chance geben willst oder nicht - denn wie Du das bewertest, ist wirklich allein deine Entscheidung. Wenn ihre Vergangenheit für dich ein No-Go ist, dann ist das voll ok.
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