Marylou
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- 29 Dez. 2017
- Beiträge
- 18
Liebes Forum,
ich habe mich ganz frisch angemeldet. Nach dem Lesen vieler Stränge, möchte auch ich meine Geschichte hier im Forum teilen. Ich suche hier nach etwas Trost, Austausch, Meinungen und Erfahrungen, die mir dabei helfen, diesen Schock noch immer zu verarbeiten. Ich hoffe, ich kann diese merkwürdig verkorkste Situation einigermaßen gut schildern. Sorry bereits für den langen Text.
Zu mir: Mitte 30, seit 2 Jahren single, lebend in Deutschland.
Zu ihm: Anfang 30, seit 6 Jahren liiert, 3 Jahre davon verheiratet, lebend in Kalifornien.
Wir trafen uns in meiner Heimatstadt in einer Bar. Rein zwischenmenschlich hat es sofort gefunkt. Stundenlange Gespräche und wir sind uns nicht mehr von der Seite gewichen. Er erwähnte, dass er in Scheidung lebt und es viel Papierkram zu erledigen gibt, wenn er wieder zurück in die USA fliegt. Das habe ich so geglaubt. Nun ja, nach ein paar Gläsern Wein haben wir uns dann vor all seinen Freunden beim Feiern geküsst (sie waren gemeinsam auf einer Europareise). Kurz: Wir sind in dieser Nacht noch bei mir gelandet. Ich habe soetwas vorher auch noch nicht gemacht und habe mich einfach vom Gefühl mitreißen lassen. Und es war schön für uns beide.
Er lud mich am nächsten Tag noch zum Mittagessen ein und sagte auch mir, dass er noch nie einen One-Night-Stand hatte, weil er nicht der Typ dafür sei. Er hatte dann von seinen Ehe-Problemen erzählt. Seine Frau wie auch er seien nicht mehr ineinander verliebt. Man streite zwar nicht, aber glücklich ist man auch nicht mehr. Man lebe nebeneinander her und es bestünde keine emotionale und körperliche Bindung mehr. Einschub: Ich kenne das von meinen Eltern, die sich nach Jahren genau aus diesem Grund haben scheiden lassen. Daher war das für mich irgendwie...nachvollziehbar. Wir tauschten also Telefonnummern aus.
Kaum kam er zuhause in Kalifornien an, hat er mir auf WA getextet. Und seitdem ausnahmslos jeden Tag, rund um die Uhr, 5 Monate lang. Alles ging von ihm aus. Das war ein Grund mehr, um zu glauben, dass das mit der Scheidung stimmt. Es entstand eine enge Online-Freundschaft. Und so erfuhr ich auch immer mehr über seine eheliche Situation. Da seine Frau aus Korea stammt und noch nicht lange genug in den USA lebt, hätte eine Scheidung für sie große Folgen. Sie müsste das Land verlassen, würde ihren Job und ihr soziales Umfeld verlieren. Nie benutze er das Wort "Ehe", sondern immer "Verpflichtung". Er wisse nicht, was er tun soll und fühle sich in der Situation gefangen. Seine Eltern stammen aus China und er erklärte mir, dass eine Scheidung aus kulturellen Gründen sehr schwer ist, weil eben die ganze Familie involviert ist. Vor allem seine Eltern. Es ginge daher nie darum, was nur ER will. Daher könne er auch nicht wirklich tun und lassen, was er möchte. Da dämmerte es mir schon "Das geht nicht gut".
Er gestand mir irgendwann seine Gefühle und meinte, er weiß einfach nicht was passieren wird und er will uns beide nicht in seine schmerzvolle Situation bringen. Und natürlich hatte ich ebenso bereits Gefühle entwickelt. Sprich: Wir hatten uns unerwartet verknallt. Und wir gerieten in einen Strudel, aus dem beide nicht mehr rauskamen. Ich habe so ein extremes Gefühl der Anziehung noch nie in der Form gehabt. Und es machte mich schwach. Uns beide. Immer öfter sprachen wir darüber wie sehr wir uns wiedersehen möchten. Und nach ca. 3 Monaten planten wir das auch. In diesem Moment gestand er mir jedoch, dass er und seine Frau noch unter einem Dach wohnen. Das war mir bis zu dem Zeitpunkt nicht klar. Ich hatte DUMMERWEISE nie gefragt. Das heißt: So wirklich in Scheidung lebte er nicht! Er hatte nur den Wunsch danach!
Ich versuchte ihm dann zu erklären, dass ich mich dabei nicht wohlfühle und das so auch nicht weiterführen möchte. Zumindest nicht so intensiv. Aber er ließ nicht locker und schrieb mir weiterhin JEDEN TAG .Er hat mich quasi angebettelt trotzdem nach Kalifornien zu kommen. Es müsse ja auch nichts laufen. Er wolle mich einfach nur wiedersehen. Ich habe mich komplett einwickeln lassen und buchte Tickets für 12 Tage Kalifornien. Ich reise eh viel und gern und ging das Abenteuer ein.
Nicht wissend, was mich erwartet, kam ich dort nach 5 Monaten Kontakt an. Er nahm sich für diesen Tag frei und holte mich vom Flughafen ab. Ich merkte wie nervös er war. Er konnte mir kaum in die Augen sehen und benahm sich so als würde er mich zum erten Mal sehen. Wir fuhren mit seinem Auto in mein Apartment, und ich richtete mich ein. Er war die ganze Zeit sehr schüchtern (so habe ich ihn nicht kennengelernt!) und ich versuchte das mit etwas Witz und Offenheit aufzulockern. Eher freundschaftlich. Seine Nervosität legte sich dann erst abends nach ein paar Drinks, nachdem wir den ganzen Tag unterwegs waren. Und als er mich wieder in die Wohnung brachte, konnten wir uns dann nicht mehr zurückhalten und gaben der Anziehung nach. Wir schliefen in der Nacht wieder miteinander und es war wie beim ersten Mal unbeschreiblich schön. Wir schliefen eng umschlungen ein. Am nächsten Morgen gingen wir frühstücken und er fuhr dann zur Arbeit.
Natürlich wollte ich im Laufe meines Aufenthalts unsere Situation irgendwann ansprechen. Aber dazu kam es nicht mehr...denn ich sah ihn nie wieder. Ich verbrachte die restlichen Tage allein in der Stadt und er textete mir jeden Tag. Er machte laufend Vorschläge für ein Dinner etc., doch sagte er kurzfristig immer wieder ab. Irgendwann kam es zu einem emotionalen Ausbruch via Text seinerseits. Darüber wie gefangen er sich fühlt...dass er mir das antut...dass er seine Frau betrügt...dass er das Gefühl hat verrückt zu werden und alles falsch macht...dass er nicht weiß wie er vorwärts kommen soll...dass es ihn schmerzt, dass ich da jetzt sitze und er nicht zu mir kann, weil er ja seine ganze Familie im Nacken hat. Er könne mich einfach nicht "nur als Freundin" sehen, weil er mich will. Gleichzeitig fühlt er sich jedoch schuldig. Es tue ihm furchtbar leid, aber er habe sich überschätzt und sei mit allem zu weit gegangen.
Ich weiß nicht mehr wie ich das geschafft habe, aber ich habe die Fassung behalten und gesagt "Ich verstehe Dich". Ich wollte seiner Zerrissenheit nicht noch Futter geben und mir damit noch mehr weh tun. Also zog ich mich zurück. Er textete mir trotzdem weiter und wollte persönlich mit mir darüber reden. Da er jedoch die ganze Zeit schon immer abgesagt hatte, habe ich das dann abgelehnt, weil ich nicht dran geglaubt habe.
Ich flog ein paar Tage später nach Hause und bin zusammengebrochen. Das habe ich ihm jedoch nie gesagt. Alles, was ich in dieser Situation behalten konnte, war meine Würde. 2 Monate später bekam ich eine Erklärung / Entschuldigung. Er ist mit seiner Frau vom Haus seiner Eltern in eine Mini-Wohnung gezogen...und sie wollen es nochmal versuchen. Er schämt sich vor mir und wusste keinen anderen Ausweg als abzutauchen. Am schlimmsten sei für ihn, dass ich mit Verständnis und ohne Vorwurf reagiert habe...und er gebe mir nichts. Ich sei der bessere Mensch als er. Damit hat er wohl Recht.
Er hatte mich danach nochmal kontaktiert, um einfach "normal" zu reden, aber er schafft es einfach nicht. Ja, es klingt verbittert: Aber ich wünsche ihm, dass er mit seiner Entscheidung gewaltig fällt. Ich kann auf Biegen und Brechen nicht nachvollziehen wie man einem Menschen soetwas antun kann. Ja, ich kämpfe immernoch jeden Tag mit den Tränen und Gedanken, die mich verfolgen. Aber nach 3 Monaten wird es so langsam besser.
Danke für´s Lesen und Eure Zeit! Und an alle Leidenden da draussen...KOPF HOCH!
ich habe mich ganz frisch angemeldet. Nach dem Lesen vieler Stränge, möchte auch ich meine Geschichte hier im Forum teilen. Ich suche hier nach etwas Trost, Austausch, Meinungen und Erfahrungen, die mir dabei helfen, diesen Schock noch immer zu verarbeiten. Ich hoffe, ich kann diese merkwürdig verkorkste Situation einigermaßen gut schildern. Sorry bereits für den langen Text.
Zu mir: Mitte 30, seit 2 Jahren single, lebend in Deutschland.
Zu ihm: Anfang 30, seit 6 Jahren liiert, 3 Jahre davon verheiratet, lebend in Kalifornien.
Wir trafen uns in meiner Heimatstadt in einer Bar. Rein zwischenmenschlich hat es sofort gefunkt. Stundenlange Gespräche und wir sind uns nicht mehr von der Seite gewichen. Er erwähnte, dass er in Scheidung lebt und es viel Papierkram zu erledigen gibt, wenn er wieder zurück in die USA fliegt. Das habe ich so geglaubt. Nun ja, nach ein paar Gläsern Wein haben wir uns dann vor all seinen Freunden beim Feiern geküsst (sie waren gemeinsam auf einer Europareise). Kurz: Wir sind in dieser Nacht noch bei mir gelandet. Ich habe soetwas vorher auch noch nicht gemacht und habe mich einfach vom Gefühl mitreißen lassen. Und es war schön für uns beide.
Er lud mich am nächsten Tag noch zum Mittagessen ein und sagte auch mir, dass er noch nie einen One-Night-Stand hatte, weil er nicht der Typ dafür sei. Er hatte dann von seinen Ehe-Problemen erzählt. Seine Frau wie auch er seien nicht mehr ineinander verliebt. Man streite zwar nicht, aber glücklich ist man auch nicht mehr. Man lebe nebeneinander her und es bestünde keine emotionale und körperliche Bindung mehr. Einschub: Ich kenne das von meinen Eltern, die sich nach Jahren genau aus diesem Grund haben scheiden lassen. Daher war das für mich irgendwie...nachvollziehbar. Wir tauschten also Telefonnummern aus.
Kaum kam er zuhause in Kalifornien an, hat er mir auf WA getextet. Und seitdem ausnahmslos jeden Tag, rund um die Uhr, 5 Monate lang. Alles ging von ihm aus. Das war ein Grund mehr, um zu glauben, dass das mit der Scheidung stimmt. Es entstand eine enge Online-Freundschaft. Und so erfuhr ich auch immer mehr über seine eheliche Situation. Da seine Frau aus Korea stammt und noch nicht lange genug in den USA lebt, hätte eine Scheidung für sie große Folgen. Sie müsste das Land verlassen, würde ihren Job und ihr soziales Umfeld verlieren. Nie benutze er das Wort "Ehe", sondern immer "Verpflichtung". Er wisse nicht, was er tun soll und fühle sich in der Situation gefangen. Seine Eltern stammen aus China und er erklärte mir, dass eine Scheidung aus kulturellen Gründen sehr schwer ist, weil eben die ganze Familie involviert ist. Vor allem seine Eltern. Es ginge daher nie darum, was nur ER will. Daher könne er auch nicht wirklich tun und lassen, was er möchte. Da dämmerte es mir schon "Das geht nicht gut".
Er gestand mir irgendwann seine Gefühle und meinte, er weiß einfach nicht was passieren wird und er will uns beide nicht in seine schmerzvolle Situation bringen. Und natürlich hatte ich ebenso bereits Gefühle entwickelt. Sprich: Wir hatten uns unerwartet verknallt. Und wir gerieten in einen Strudel, aus dem beide nicht mehr rauskamen. Ich habe so ein extremes Gefühl der Anziehung noch nie in der Form gehabt. Und es machte mich schwach. Uns beide. Immer öfter sprachen wir darüber wie sehr wir uns wiedersehen möchten. Und nach ca. 3 Monaten planten wir das auch. In diesem Moment gestand er mir jedoch, dass er und seine Frau noch unter einem Dach wohnen. Das war mir bis zu dem Zeitpunkt nicht klar. Ich hatte DUMMERWEISE nie gefragt. Das heißt: So wirklich in Scheidung lebte er nicht! Er hatte nur den Wunsch danach!
Ich versuchte ihm dann zu erklären, dass ich mich dabei nicht wohlfühle und das so auch nicht weiterführen möchte. Zumindest nicht so intensiv. Aber er ließ nicht locker und schrieb mir weiterhin JEDEN TAG .Er hat mich quasi angebettelt trotzdem nach Kalifornien zu kommen. Es müsse ja auch nichts laufen. Er wolle mich einfach nur wiedersehen. Ich habe mich komplett einwickeln lassen und buchte Tickets für 12 Tage Kalifornien. Ich reise eh viel und gern und ging das Abenteuer ein.
Nicht wissend, was mich erwartet, kam ich dort nach 5 Monaten Kontakt an. Er nahm sich für diesen Tag frei und holte mich vom Flughafen ab. Ich merkte wie nervös er war. Er konnte mir kaum in die Augen sehen und benahm sich so als würde er mich zum erten Mal sehen. Wir fuhren mit seinem Auto in mein Apartment, und ich richtete mich ein. Er war die ganze Zeit sehr schüchtern (so habe ich ihn nicht kennengelernt!) und ich versuchte das mit etwas Witz und Offenheit aufzulockern. Eher freundschaftlich. Seine Nervosität legte sich dann erst abends nach ein paar Drinks, nachdem wir den ganzen Tag unterwegs waren. Und als er mich wieder in die Wohnung brachte, konnten wir uns dann nicht mehr zurückhalten und gaben der Anziehung nach. Wir schliefen in der Nacht wieder miteinander und es war wie beim ersten Mal unbeschreiblich schön. Wir schliefen eng umschlungen ein. Am nächsten Morgen gingen wir frühstücken und er fuhr dann zur Arbeit.
Natürlich wollte ich im Laufe meines Aufenthalts unsere Situation irgendwann ansprechen. Aber dazu kam es nicht mehr...denn ich sah ihn nie wieder. Ich verbrachte die restlichen Tage allein in der Stadt und er textete mir jeden Tag. Er machte laufend Vorschläge für ein Dinner etc., doch sagte er kurzfristig immer wieder ab. Irgendwann kam es zu einem emotionalen Ausbruch via Text seinerseits. Darüber wie gefangen er sich fühlt...dass er mir das antut...dass er seine Frau betrügt...dass er das Gefühl hat verrückt zu werden und alles falsch macht...dass er nicht weiß wie er vorwärts kommen soll...dass es ihn schmerzt, dass ich da jetzt sitze und er nicht zu mir kann, weil er ja seine ganze Familie im Nacken hat. Er könne mich einfach nicht "nur als Freundin" sehen, weil er mich will. Gleichzeitig fühlt er sich jedoch schuldig. Es tue ihm furchtbar leid, aber er habe sich überschätzt und sei mit allem zu weit gegangen.
Ich weiß nicht mehr wie ich das geschafft habe, aber ich habe die Fassung behalten und gesagt "Ich verstehe Dich". Ich wollte seiner Zerrissenheit nicht noch Futter geben und mir damit noch mehr weh tun. Also zog ich mich zurück. Er textete mir trotzdem weiter und wollte persönlich mit mir darüber reden. Da er jedoch die ganze Zeit schon immer abgesagt hatte, habe ich das dann abgelehnt, weil ich nicht dran geglaubt habe.
Ich flog ein paar Tage später nach Hause und bin zusammengebrochen. Das habe ich ihm jedoch nie gesagt. Alles, was ich in dieser Situation behalten konnte, war meine Würde. 2 Monate später bekam ich eine Erklärung / Entschuldigung. Er ist mit seiner Frau vom Haus seiner Eltern in eine Mini-Wohnung gezogen...und sie wollen es nochmal versuchen. Er schämt sich vor mir und wusste keinen anderen Ausweg als abzutauchen. Am schlimmsten sei für ihn, dass ich mit Verständnis und ohne Vorwurf reagiert habe...und er gebe mir nichts. Ich sei der bessere Mensch als er. Damit hat er wohl Recht.
Er hatte mich danach nochmal kontaktiert, um einfach "normal" zu reden, aber er schafft es einfach nicht. Ja, es klingt verbittert: Aber ich wünsche ihm, dass er mit seiner Entscheidung gewaltig fällt. Ich kann auf Biegen und Brechen nicht nachvollziehen wie man einem Menschen soetwas antun kann. Ja, ich kämpfe immernoch jeden Tag mit den Tränen und Gedanken, die mich verfolgen. Aber nach 3 Monaten wird es so langsam besser.
Danke für´s Lesen und Eure Zeit! Und an alle Leidenden da draussen...KOPF HOCH!
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