Ach liebe BCMMH, viel deutlicher hätte der "Weckruf" für deinen Ex wohl nicht mehr sein können.
Weisst Du, ich habe für mich und nicht zuletzt aufgrund meiner eigenen Vorgeschichte die
Ansicht, dass es aus sehr vielen Gründen im Leben passieren kann, dass man an einem
Punkt alles hinterfragt und sich bei früher aus Überzeugung getroffenen Entscheidungen
mit einem Mal nicht mehr ganz so sicher ist.
Gerade bei Beziehungen kann es dann schnell passieren, dass man nicht (mehr) sieht,
was man eigentlich am Partner hat oder diesen sogar für Dinge als verantwortlich sieht,
auf welche er gar keinen Einfluss hatte.
Da dies meist mit falschen Vorstellungen und verzerrten Wahrnehmungen (confirmation bias) einher geht, hat man auf rationalem Wege oft kaum eine Chance, diesen verklärten Blick
von aussen aufzuklären.
Machmal kann alleine ein "praktischer Vergleich", das Durchleben ansonsten gleicher
Situationen mit einem anderen Partner der einzig wirksame Weg sein, damit es zu
einer Einsicht kommt. Erst dann, wenn es auch mit jemand anderem nicht wirklich
besser läuft, merkt der eine oder andere überhaupt erst, dass er seine "deutlichen
Erkenntnisse" durch eine übelst getönte Brille getroffen hat ...
Es steht natürlich jedem frei, wie er mit einer solchen sehr schwierigen und
persönlich verletzenden Situation umgehen mag, ich selbst versuche aber gerne,
mich auch in mein Gegenüber hinein zu versetzen und nachzuempfinden, was
die Motivation für das mir entgegen gebrachte Verhalten sein mag.
Vor allem wenn man den Eindruck hat, dass es sich nicht nach absoluter Boshaftigkeit
oder tiefster Überzeugung, sondern mehr nach Unsicherheit, Verzweiflung oder
Scham anfühlt, bin ich bereit, ein gewisses Mass an Verständnis aufzubringen.