Liebes Kartöffelchen
,
ich kann mich sehr gut in dich hineinversetzen und deine Bedenken und Zweifel nachvollziehen. Deine Geschichte erinnert mich nämlich sehr stark an den Beginn meiner letzten Beziehung.
Vielleicht ist für dich mein Erfahrungsbericht ein bisschen hilfreich.
Meinen Ex hatte ich auch über eine SB kennengelernt. Er war von Beginn an auf dem Gaspedal und mir imponierte es, aber innerlich merkte ich, dass meine Gefühle nicht auf dem gleichen Level sind wie seine. Nach ein paar Dates eröffnete er mir, dass er bereits ein Kind aus einer früheren Beziehung hat. Das wusste ich vorher nicht.
Ich war natürlich erstmal sehr perplex, da ich ihn wohl genauso wie du, direkt bei der SB -Suche ausgeschlossen hätte. Ich habe mir einen ungebundenen Mann gewünscht, mit dem ich alles zum 1.Mal erleben kann.
Geschockt von dieser Tatsache fragte ich ihn damals, warum er es nicht einfach ehrlich ansprach. Er entgegnete, dass er Angst hatte, es würde mich vielleicht verschrecken ( clever der Bursche
) und dass er eben als Mann kennengelernt werden möchte und nicht als Papa. Er sah es selbst als eine Form "des Makels" und meinte, dass er nicht wisse, wie er damit umgehen würde, wenn eine Frau bereits ein Kind hat. Er meinte, dass er sich bewusst darüber ist, dass sowas natürlich sehr schwierig für einen neuen Partner sein kann. Und die Frage ist, ob man das will und kann....
Im Endeffekt teilte ich ihm mit, dass ich nicht wisse, was diese Situation für mich bedeutet, da ich keine vergleichbaren Erfahrungen habe.
Ich sagte, dass ich mir anschauen müsse, ob es etwas ist, dass ich mir vorstellen kann und ob es sich richtig und gut für mich anfühlt. Das würde die Zeit bringen.
Seine Tochter wollte ich ebenfalls nicht direkt kennenlernen, sondern zuerst ihn. Dafür hatte er Verständnis. Mir nahm es auch den Druck sofort eine Entscheidung fällen zu müssen.
Ich hatte zugegebenermaßen die gleichen Befürchtungen wie du.
Angst davor, dass man die Zweisamkeit nicht genießen kann und diese zu kurz kommt- Zusätzlich zu dem ganzen Berg von Verantwortung und Zugeständnissen, die man ja auch sicher machen müsste. Meine geliebte Spontanität sah ich ebenfalls gefährdet.
Aber irgendwie habe ich eine Verbindung zu ihm gespürt und wollte es rausfinden, wohin das Ganze mit uns führt. Das war wohl der entscheidende Punkt, der mich auf dieses "Wagnis" hat eingehen lassen.
Ich finde, in erster Hinsicht geht es erstmal um die Paarbeziehung und alles andere erfolgt danach.
Da wir aber sehr gut miteinander kommunizieren konnten, uns gegenseitig unsere Bedürfnisse und Wünsche mitteilten, hatten wir damals einen guten Weg gefunden. Die Zeiten als die Kindesmutter oder die Großeltern die Kleine hatten, nutzen wir für Trips und aufregende Ausflüge. Aber auch mit dem Kind lernte ich eine vollkommen neue Seite an mir kennen, die mir auch gefiel.
Zum einen gab es definitv Einschränkungen- natürlich. Aber etwas Neues kam eben auch dazu und es gefiel mir. Mir machte auch die "Dreisamkeit" Freude.
Ich bin ja immer der Überzeugung, dass es einen Weg gibt, wenn man nur möchte.Und die Frage ist, was man möchte. Dafür braucht man manchmal Zeit.
Ich wusste irgendwann, ich möchte diesen Mann wirklich kennenlernen und eine Beziehung mit ihm. Die Gefühle wurden auch tiefer. Der Rest kam dann irgendwie peu à peu. Als uns beiden klar war, dass wir die Beziehung mit uns wollten, lernte ich nach ein paar Monaten die Kleine kennen und es hat gut funktioniert und sie mich sofort ins Herz geschlossen sowie ich sie.
Soll heißen- Es war definitiv eine riesige Herausfoderung für mich und definitiv nicht leicht und ich kam öfter mal ins Schwitzen und Hände-über-dem-Kopf-zusammenschlagen in der Beziehung.
Aber wenn die Gefühle für den Mann da sind und man diesen als Mensch komplett sieht - auch als Partner ,Freund und eben Vater eines Kindes, dann kann es funktionieren. Dann findet man gemeinsam einen Weg.
Aber das braucht halt Zeit und weiß man ja nicht nach ein paar Dates
Ich würde daher sagen, lass es laufen und schau es dir an. Rede offen über deine Bedürfnisse und wenn ihr ein gutes Team seid, findet ihr da sicher einen Weg. Und setz dich da bitte nicht unter Druck.
Es sei denn und das möchte ich ganz ausdrücklich ansprechen, dein Bauchgefühl meldet sich sehr stark.
Wenn es dir sagt, dass es sich nicht nach dem Richtigen anfühlt und du es nicht möchtest und es eh nicht funktionieren kann. Dann höre darauf.
Bei mir hatte es geklappt. Gescheitert ist es an anderen Dingen. Die Zeit damals war echt unbeschreiblich und die Zeit mit meinem Ex wohl die intensivste Beziehung, die ich je hatte und ich bin sehr daran gewachsen.
Hätte er damals in der SB erwähnt, dass er ein Kind hat, wäre es wohl nie soweit gekommen