Liebe Lola,
nur kurz von mir reingesprungen.
Aber, warum ich denke, dass er vielleicht eine Störung hat, liegt nicht daran, dass er sich wieder zurückgezogen hat, sondern WIE er sich zurückgezogen aus der Beziehung und mich dann wieder degradiert hat zu einer Affäre.
In dem Moment als er sagte, dass diese Affäre so wie sie ist, perfekt für ihn sei, hat er einfach alles was vorher in Phase 1 und 2 von ihm gesagt wurde, vollständig gestrichen in seinem Kopf. Und der Satz kam ohne Vorwarnung, in einem für mich ziemlich sensiblen Moment.
Er hat konkret Pläne für seine Trennung gemacht, hat seine Finanzen durchgerechnet, wir haben konkret den Ablauf nach der Trennung besprochen usw.
Es war weg!!! Wie ausgelöscht!!!
Sonderlich reif und kohärent wirkt dieses Verhalten natürlich nicht. Ganz egal, ob er eine P.störung hat, oder nicht. Und, ich denke, da kannst du ruhig nach deinem Gefühl gehen: Es ist für dich so nicht annehmbar gewesen, war sehr kränkend für dich, was aber eben auch in der Natur einer Affäre begründet liegt.
Das Problem was man hier hat und weshalb ich es auch nicht als sonderlich förderlich finde, wenn hier im virtuellen Raum "Diagnosen" vergeben werden: Die Begebenheiten sind durch die Brille der jeweiligen Schreiberin äußerst subjektiv gefärbt und emotional aufgeladen. Im Studium z.B. ist war es durchaus so, dass man anhand von schriftlichen Fallbeispielen in Klausuren eine Diagnose stellen sollte, bzw. Hinweise zu einer Störung herauskristallisieren sollte und das Kind dann beim Namen nennen sollte. Doch diese Fallbeispiele waren objektiv dargestellt. Edit: Und wir waren nicht mit dem Menschen im Fallbeispiel privat verwickelt.
Durch die hochgradige Subjektivität, die subjektive Brille, durch die etwas hier geschrieben wird, ist dies aber nicht möglich, sowas festzustellen. Selbst von einem Fachmann nicht. Der könnte nur Hinweise geben, bzw. Punkte herausgreifen, die auf eine Störung hindeuten KÖNNTEN.
Generell liegt die Gefahr der "Diagnostizierung" von den A.Frauen hier im virtuellen Raum in einem Bez.kummerforum aber darin, dass z.B. auch bei nicht ausreichender Kristallisation des Mannes, derselbe als bindungsängstlich, narzisstisch o.ä. diagnostiziert wird, was den Fokus aber vom Hauptproblem weglenken könnte (er ist eben einfach nicht genug kristallisiert).
Bei einem Fachmann ist das so, dass dieser anhand von mehreren Gesprächen und einem Kriterienkatalog, so objektiv (!!) wie es einem Menschen möglich ist (darin wird man sozusagen geschult durch Lehrtherapie, Supervisionen usw.), nach diesen Kriterien mit den richtigen Fragen und Beobachtungen diese Diagnose dann letztendlich stellt.
Kurzer Ausflug. Sorry Lola, das wollt ich jetzt zwar gerade bei dir aber doch auch allgemein loswerden.
Das heißt aber NICHT im Umkehrschluss für deine Geschichte, dass er alles richtig macht und du das auf dich nehmen sollst. Deshalb schrieb ich am Anfang: Natürlich ist sein Verhalten auch menschlich, aber reif und kohärent sieht auch anders aus - zumindest so, wie du es beschrieben hast.
Ich drück dich und wünsch dir alles, alles Gute und dass du abschließen kannst.