Ich möchte niemanden bekehren. Wir müssen uns ja auch nicht einig werden, das ist gar nicht unbedingt mein Ziel euch jetzt zu überzeugen. Ich bin in diesem Forum gelandet, weil ich ursprünglich Tipps haben wollte, um etwas an meiner Beziehung zu verändern und zwar in Richtung eines positiveren Ergebnisses. Und da bin ich in dem anderen Beitrag gelandet, in dem eine Frau über ich glaube ein dreiviertel Jahr hinweg geschrieben hat, wie es ihr mit ihrem Partner erging. Darin habe ich mich sehr wieder erkannt, weil die Probleme sich sehr ähnlich waren.
Ich habe das alles mitgelesen, welche Tipps ihr gegeben wurden und natürlich auch, dass diese Tipps durchaus funktioniert haben, und sich ihr Partner wieder häufiger gemeldet hat und so weiter. Aber wenn ihr euch einmal die letzten Beiträge durchlest, habt ihr dann das Gefühl, dass die Frau glücklich ist? Ich habe das Gefühl nämlich nicht! Und das hat mich innerlich wachgerüttelt. Die Frau hat es hingenommen, dass ihr Partner weit weggezogen ist, die Frau hat es hingenommen, dass er trotz Vollzeitbeschäftigung noch ein extra Job annimmt und somit noch weniger Zeit für sie hat, die Frau hat es hingenommen, dass er nun bei seiner Ex-Freundin wohnt... Ist das nicht total traurig? Das ist das Ergebnis? Dass die Frau gewissermaßen alles mit sich machen lässt? Ich hätte mir da gewünscht, dass sie den Kerl mal ordentlich am Kragen packt und ihm die Meinung geigt was er für ein mieser Sack ist, dass er es sich erlaubt, so ein Mist zu bauen. Aber stattdessen wurde sie dazu erzogen, lieb und brav zu sein und keinen Ärger zu artikulieren und alles hinzunehmen. Damit hat sie jetzt die Beziehung erhalten, mit diesen Strategie, aber ich glaube kaum, dass sie glücklich ist. So will ich nicht enden.
Wenn ich so darüber nachdenke, finde ich es auch interessant, dass die Strategien durchaus darauf abzielen, Frauen zu vermitteln, sie sollen keinen Ärger artikulieren. Also im weiteren Sinne, dass die Frau, ich drücke es mal etwas übertrieben aus, lieb und brav und nett sein soll, keine negativen Emotionen zeigen soll, den Mann nicht nerven soll und ihre eigenen Bedürfnisse irgendwo hinten anstellen. Wenn der Mann sich so verhält, dass die Frau damit unzufrieden ist, dann darf die Frau traurig sein, ihr schreibt ja auch, dass es in Ordnung wäre traurig zu sein, aber wütend darf die Frau nicht sein. Eine verärgerte Frau oder eine Frau die Wut empfindet - das ist falsch und böse. Gut wenn die Frau schon Wut empfindet, dann soll sie die Wut stattdessen wenigstens gut verbergen und nicht zeigen und sich doch lieber ablenken, Sport machen oder, jetzt mal etwas provokativ, shoppen gehen.
Also so kommt es mir vor, ich will das jetzt nicht alles schlecht reden und es ist bestimmt auch gar nicht unbedingt so gemeint, es passt für mich aber durchaus in ein gewisses Muster was es heutzutage auch noch gibt, nämlich das doch bitte schön die Frau sich zurücknehmen muss und lieb sein muss und wütend darf sie auf keinen Fall sein und das erst recht nicht zeigen. Und das finde ich total schade. Weil glaube ich nicht, dass es gesund ist, Wut zu unterdrücken und zum anderen glaube ich auch, dass Frauen, den man beibringt, immer schön brav und lieb zu sein es im Leben nicht wirklich zu etwas bringen werden. Die haben dann zwar noch ihre Beziehung, weil der Mann das toll findet nie kritisiert zu werden, aber ob die damit glücklich sind, das glaube ich wirklich nicht.
Und als ich mir diesen anderen Beitrag durchgelesen habe und mir diese Überlegung durch den Kopf ging, da wurde mir klar, dass ich das wirklich für mich definitiv nicht möchte. Ich möchte nicht lieb und brav sein und mich zurücknehmen. Ich möchte nicht einfach allesn ertragen und erdulden, welches mir total gemein und fies vorkommt.
Ich kann die Perspektive, die jemand eingebracht hat, alles neutral zu sehen, durchaus nachvollziehen. Man könnte als Außenstehender vielleicht wirklich sagen hier gibt es zwei Menschen, die einfach unterschiedliche Bedürfnisse haben und das passt nicht und da ist keiner böse oder Opfer oder Täter. Aber aus meiner Perspektive heraus, aus meiner Innenperspektive, gibt es da aber schon eine Wertung und die besteht darin, dass ich mich nicht verändert habe und ich mich bemüht habe und er sich zum Schlechten verändert hat und mir zwar irgendwelche Sachen verspricht, sich aber nicht daran hält. Und das ist ja schon was Schlechtes. Für mich ist es auch normal, dass man darauf wütend reagiert. Und eben nicht nur mit Traurigkeit. Sicherlich auch mit Traurigkeit, aber auch mit Wut. Ich finde, wer dann nur Trauer empfindet, richtet ja das Negative gegen sich selbst. Wenn ich wegen etwas traurig bin dann richte ich im negatives Gefühl gegen mich und Trauer drückt ja auch irgendwo aus, dass man aufgibt oder Dinge hinnimmt oder etwas über sich ergehen lässt. Also dass man der Verlierer ist. so bin ich aber nun mal nicht, ich bin nicht gerne Verlierer, ich bin ein Mensch, der das Gefühl nach außen richtet und deswegen habe ich eben nicht nur Trauer, sondern da ist eine Wut und dennoch finde ich aber den Begriff Rachefeldzug übertrieben, weil ich ja nicht mit dem Schwert los ziehe um ihn den Kopf abzuschlagen, sondern alles was ich bisher gemacht habe, ist ihm sein online Spiel abzustellen und ich werde ihn eben auch ein bisschen veräppeln, so wie er es gefühlt in den letzten Wochen mit mir gemacht hat.
Mir ist also tatsächlich nicht daran gelegen, die Beziehung zu retten, weil ich denke, dass das sowieso nicht mehr geht und weil ich ihm sein schlimmes Verhalten ohnehin nicht verzeihen könnte. Selbst wenn er sich jetzt noch mal wieder ändern würde, wäre ich trotzdem weiterhin verärgert oder würde in Zukunft immer damit rechnen, dass er wieder in das schlechte Verhalten zurückfällt. Und insofern wäre eine Beziehung ohnehin nicht mehr möglich. Aber trotzdem möchte ich das nicht einfach so hinnehmen, im Sinne von er darf mich schlecht behandeln und ich muss das dann auf sich beruhen lassen. Das möchte ich einfach nicht. Für mich ist da eure Sichtweise auch gar nicht so richtig nachvollziehbar, warum ihr jetzt sagt es wäre was schlimmes da eine gewisse Genugtuung wiederherzustellen. Denn mir hilft das. Es führt nicht dazu, dass die Beziehung wieder heile wird, aber es hilft mir emotional sehr, wenn ich es ihm ein wenig rein zahle. Schon allein das Gefühl, dass ich ihm seine blöden Spiele abgestellt habe, hatte für mich etwas angenehmes.
Übrigens hatte ich tatsächlich recht, er hat offenbar festgestellt, dass seine Spiele nicht mehr funktionieren an hat sich heute bei mir gemeldet und mir eine längere Nachricht geschrieben. Er weiß aber nicht, dass ich die Spiele abgestellt habe und so war das eine Nachricht, in der er mir schilderte, wie viel Stress er doch aktuell hat, weil er sich um seinen Neffen kümmern muss und nach der Arbeit immer noch zum Coronatest und dass das ja alles so anstrengend für ihn ist. Und er hat mir ein Treffen vorgeschlagen. Als ich ihn das letzte Mal ein Treffen vorgeschlagen habe, hat er mehrere Tage nicht auf die Nachricht geantwortet, hatte sie noch nicht einmal gelesen und hat sie erst einen Tag nach dem geplanten Treffen gewesen. Das werde ich jetzt genauso machen.