Ich hab auch meine Schwierigkeiten damit, dass sich hier so extrem auf S. eingeschossen wird. Dazu muss ich betonen, bevor das jemand falsch versteht, dass ich ihr Verhalten und ihre Aktionen natürlich nicht legitim oder "ok" finde, ganz im Gegenteil - aber ich sehe sie nicht als berechnend, eiskalt oder gestört, sondern als Mädel, das es nicht besser weiß und das sich in die Enge getrieben fühlt.
Bin da eher bei Yogu und Batgirl, und ich finde auch, dass das überhaupt nix mit dem Alter zu tun hat. Es gibt so viele Menschen, die führen sich mit 40, 50 noch auf, dass es einem schwindelig wird.
Auch ich musste in meinem Leben erst mal böse auf die Schnauze fallen, um zu erkennen, dass da eigentlich bei mir gehörig was schiefläuft und nicht ausschließlich bei meinem jeweiligen Gegenüber. Das war eine bittere Erkenntnis und ich war zu dem Zeitpunkt auch "schon" bald 30.
Andere checken es nie. Nicht jede/r hat die Fähigkeit - leider -, sich selbst in einem ausreichenden Maß zu reflektieren. Und ganz nebenbei würde auch ich nicht meine Fehler und Unzulänglichkeiten jemandem gegenüber eingestehen, von dem ich gefühlt ausschließlich zurückgewiesen werde. Ich bin doch nicht blöd. Dazu muss mir jemand schon die Chance geben und ein wenig auf mich zu gehen.
Finde es daher positiv, Nick, dass du sie nun treffen wirst. Ich würde dir sehr empfehlen, im Zuge dieses Treffens eine gewisse Distanz aufrechtzuerhalten und dich davor zu schützen und das Gespräch bei Bedarf auch unterbrechen, sobald du merkst, dass sie wieder anfängt zu schwafeln und Süßholz zu raspeln. Aber hör ihr auch erstmal zu und schau, was sie dir zu sagen hat. Hör ihr einfach mal gut zu.
Ich glaube durchaus, dass S. verunsichert ist und dass dies ihre (überzeichnete) Würde und in ihren Stolz untergräbt. Dabei hat sie keine andere Bewältigungsstrategie zur Verfügung, weil sie (noch) keine andere gelernt hat. Sie sieht keine andere Möglichkeit, als das zu tun, was sie eben schon immer getan hat - und so viele von uns wissen doch, wie hart und schwer es ist, aus den eigenen Verhaltensmustern auszubrechen; gerade dann, wenn diese bisher ganz gut funktioniert haben.
Ich kritisiere hier nicht die Vorgehensweise, das möchte ich auch nochmal unterstreichen, aber ich finde es schon kritisch, wie rigoros zum Teil über S. geurteilt wird.
Beispiel - die Sache mit der Mutter: S. wird dafür regelrecht verteufelt und an den Pranger gestellt, dass sie (angeblich) vor Gericht geht. Aber wer von uns weiß denn, was da tatsächlich alles vorgefallen ist? Bevor Nick ihre Version dieser Geschichte nicht kennt, hüte ich mich hier vor einer Bewertung, weil nach allem, was ich bisher von der Mutter gelesen hab (und das wiederum aus dritter Hand!), kann ich mir nur annähernd vorstellen, wozu diese Frau umgekehrt fähig ist.
Wenn die sich schon immer dermaßen in die Angelegenheiten der Tochter eingemischt hat, gute Nacht. Da kriegt man ja keine Luft mehr. Die steht einfach unangemeldet vor der Tür, offenbar nicht nur ein Mal. Die kontaktiert S.' Freund, vermutlich auch die Freundinnen. Die hetzt alle gegen die eigene Tochter auf. Da würde ich beizeiten auch eine einstweilige Verfügung erwirken, ernsthaft.
