Liebe Smilla,
ich möchte ‚mal wieder aus dem Nähkästchen plaudern, weil Du ja mein persönliches Schicksal auch kennst, sprich siebenjährige sehr intensive AM Affäre mit gemeinsamer Absicht auf gemeinsame Zukunft, bei der sich am Ende herausstellte, dass er parallel die ganze Zeit noch eine weitere Affäre führte, die seit 10 Jahren lief und mich vor nicht zu langer Zeit die gleichen Gedanken umgetrieben haben, die Du jetzt gerade hast. Bei mir sind ja auch erst eineinhalb Jahre vergangen.
Meinen AM und mich hat sehr, sehr viel verbunden. Er war schon vorher in einer für mich sehr schwierigen Zeit mit „meinem Obergorilla“ mein guter Berater, der mir immer wieder Kraft gab und mir auch half, mich aus diesem unglückseligen Zustand zu lösen, was dann über Umwege in der Affäre endete. Ich möchte damit nur ausdrücken, wie wichtig dieser Mensch für mich war. Zu Beginn der Affäre stellte sich mir auch die Frage, ob es überhaupt gut sei, diese intensive Freundschaft in eine Liebschaft umzuwandeln und ich zögerte sehr.
Unabhängig von dem Schmerz, den mir sein Vertrauensbruch zufügte, riss das Ende der Affäre doch eine sehr sehr große Lücke in mein Leben. Mein langjähriger engster Vertrauter und Gesprächspartner war nicht mehr da. Das war das Schlimmste für mich.
Verzeihen konnte ich ihm. In mir ist nach wie vor kein Zorn, sondern eher Bedauern für das, was übrig bleibt, wenn ich seine Person mittlerweile in einem ganz anderen Licht sehe. Da ich aber sehr harmoniebedürftig bin, habe ich damals tatsächlich gedacht, man könne eine Freundschaft weiterführen, so wie es mir ja selbst auch auf eine besondere Art und Weise mit meinem Gorilla gelungen ist, was wahrlich eine Gratwanderung ist. Anfänglich gab es natürlich auch noch die Hoffnung auf ein Wiederherstellen des alten Zustandes. Und vor allem fehlten mir die Gespräche so sehr, die wir immer miteinander geführt hatten.
Nun gab es nach einiger Zeit immer wieder Telefonate, die auch immer intensiver wurden. Das letzte Telefonat dauerte eineinhalb Stunden und er wies am Ende noch einmal darauf hin, wie schön er das Telefonat empfunden hätte. Mir ging es zwar genauso, wäre da nicht die mittlerweile gewonnene Erkenntnis geblieben. Mein mittlerweile klarer Blick auf ihn und damit auch das Erkennen, dass sich an seiner Sichtweise nichts aber auch gar nichts geändert hatte, während ich in dieser für mich sehr schweren Zeit nach ihm sehr gewachsen bin. Ganz interessant, wenn man an Parallelen zu Coras Fall denkt, übernimmt mein Don Juan auch nach Bedenkzeit nach wie vor keine Verantwortung für sein Handeln, ignoriert es total und bedauert maximal sich selbst. Das aber nur am Rande. Er schafft es sogar, sich noch als meinen Impulsgeber für die Trennung von meinem Mann darzustellen, der mir durch sein Handeln etwas Gutes getan hat, was mich mittlerweile schon amüsiert, weil es so abstrus und jetzt ja so durchschaubar ist.
Nun habe ich zwar den Abstand zu dieser Situation, aber das letzte Telefonat hat mich dann doch sehr aufgewühlt, weil es so intensiv und ach so vertraut war. Der ganze Schmerz, den er mir zugefügt hat, loderte buchstäblich wieder hoch und das tat mir absolut nicht gut. Nun hatte ich mich zwar relativ schnell wieder im Griff, aber ich habe nun beschlossen, den Kontakt zu ihm abzubrechen, was ich auch, indem ich seinen Geburtstag ignorierte, schon als ersten Schritt umgesetzt habe. Mein „Freundschaftsgedanke“ würde doch zu sehr auf meine Kosten gehen. Und ich persönlich glaube nunmehr, so sehr mir auch immer an Harmonie gelegen ist, dass ein freundschaftlicher Umgang bei einer sehr intensiven Liebe, die nicht unter „normalen“ Umständen (ich weiß, ein sehr weites Feld!) auseinandergegangen ist, kaum möglich ist. Die alten Wunden brechen nur wieder auf.
Und ich möchte auch nicht verschweigen, dass selbst ich „harte Nuss“ mich während des Gespräches, das mich in einer so wohlig vertrauten „Umgebung“ geradezu umhüllte, nicht in Gedanken versponnen habe, wie schön es doch eigentlich war und wie sehr mir diese Vertrautheit gefehlt hat, wäre da nicht die Tatsache, dass er sich nicht verändert hat.
Was mir aber völlig klar ist, ich möchte die gewonnene Stärke nicht mehr aufgeben oder aufweichen lassen, weil es mir damit einfach besser geht und mich Begegnungen mit ihm zum jetzigen Zeitpunkt eigentlich nur aufwühlen und blockieren.
Insofern ist die Zeit immer ein enger Verbündeter.
Also, meine liebe Smillamaus, Du hörst Dich gut an. Viel, viel besser als bei unserem ersten Aufeinandertreffen letztes Jahr im August. Das Leben ist noch hoffentlich lang und wer weiß schon, was passiert, aber überleg Dir gut, wofür Du Deine jetzt gewonnene Kraft einsetzt.
Alles Liebe, Flausch
Zuletzt modifiziert von Flausch am 16.10.2013 - 10:42:33