Hallo liebe Zuversicht,
Mir kam noch der Gedanke, ob dir vielleicht ein kleines Accessoire helfen könnte?
Das hatte ich in einem Gespräch mit Wolfgang auch schon angedacht, aber mittlerweile ist mir klar geworden, das das nichts bringen würde, weil mein Gefühl zu sehr raus will und damit den Willen zum Unterdrücken überstimmt. Es ist ja auch nicht so das ich ständig ausraste. Oft ist es auch so das ich mich nicht gesehen/vernachlässigt fühle und dann in mir eine Wut entsteht die sich entweder so äußert das ich mauere und innerlich gegen ihn dicht mache, was er dann wohl auch im Außen spürt oder ihn auf den Auslöser meines schlechten Gefühls anspreche. Womit wir dann bei Grundsatzgesprächen sind, in denen ich wieder zum Ausdruck bringe was alles unbefriedigend läuft und ich mir anders wünsche.
Unser Wochenende war dann doch noch sehr schön. Am Freitag habe ich leider nochmal wieder Frust gehabt, weil ich das Gefühl hatte er will mich nicht bei sich haben. Wolfgang hatte mir eingebleut es nicht anzusprechen, aber ich konnte es nicht aushalten. Mein Freund war gefühlt komisch zu mir und da habe ich ihn gefragt ob er lieber allein sein will.
Das hat leider wieder zu einem längeren Gespräch geführt, aber es war liebevoll und ich habe versucht mein Verhalten zu erklären.
Weiß denn dein Freund von dieser Problematik? Also hast du ihm mal gesagt, dass sehr impulsiv sein kannst und weißt, dass das nicht immer so angebracht ist?
Auch darüber haben wir gesprochen. Er hört sich das alles an, aber natürlich ändert es nichts daran das solche Ausbrüche und Kritiken von mir ihn nerven und belasten.
Den Samstag und Sonntag haben wir ganz toll zusammen verbracht mit einem Ausflug und da waren wir beide wieder wie ganz frisch verliebt. Er hat mir auch noch mehrmals danach gesagt wie toll er das WE mit mir fand. Wolfgang hatte mir den Rat gegeben, möglichst viel aktiv miteinander zu tun. Und wenn es nur Gartenarbeit ist. Dann ist man zwar zusammen, aber nicht zu fokussiert aufeinander und es entstehen nicht nur aus mangelnder Alternative blöde Beziehungsgespräche. Das ist auf jeden Fall ein wichtiger Punkt den ich mehr umsetzen will. Mehr aktive Beziehungspflege.
Heute hänge ich aber, trotz tollem WE, wieder in diesem traurigen Zustand, in dem ich die Beziehung einfach nur beenden möchte. Mir ist etwas ganz Wichtiges klar geworden. Das was so oft mein Wohlgefühl stört und mich immer wieder glauben und darüber nachdenken lässt das mein Freund mich nicht richtig liebt bzw. will und dann zu Grundsatzgesprächen führt ist Folgendes:
Mein Freund verhält sich oft komisch. Anders kann ich es gar nicht beschreiben. Er wirkt dann so teilnahmslos, desinteressiert, abwesend, belastet. In unserem Telefonat heute morgen war es auch wieder so. Wir schwafeln dann Belanglosigkeiten und es fühlt sich an wie oberflächlicher Small-Talk. Und er wirkt dann auch oft unauthentisch und gequält. Oft fragt er mich nicht mal was oder hört auch gar nicht richtig zu wenn ich was sage.
Das dann einfach "mitzuspielen" ohne auszusprechen das sich das gerade wie ein Schauspiel anfühlt was wir hier gerade machen, entspricht mir nicht weil es mir vorkommt wie eine Lüge und deshalb frage ich dann ganz oft ob er was hat oder meine Stimmung wird gedrückt und ich werde passiv aggressiv. SO entstehen die meisten unserer Grundsatzdiskussionen.
Ich kann diesen Menschen irgendwie nicht "lesen". Ich habe das Gefühl er spielt oft den gutgelaunten Spaßmacher, fühlt aber eigentlich gerade ganz anders. Und DAS war von Anfang an in unserer Beziehung so - mein Störgefühl was seine Authentizität betrifft.
Er ist definitiv ein melancholischer Typ. Oft unzufrieden. Aber ich denke zusätzlich noch immer das diese Stimmungen etwas mit mir zu tun haben (und vorher dachte ich immer das es mit seiner Sehnsucht nach seiner Noch-Ehefrau zu tun hat). Das er denkt "boah, auf die Pea habe ich eigentlich nicht wirklich Bock. wie kann ich sie loswerden" Und da ich auch weiß das er kein Typ ist der von sich aus redet bzw. Probleme anspricht, denke ich immer ich müsste es tun. Jetzt habe ich endlich mal mein Grundproblem mit ihm auf den Punkt gebracht. Er ist oft komisch und ich beziehe immer alle Stimmungen in 10 km Umgebung auf mich. Bin mit einer launischen,depressiven Mutter und einem cholerischen Vater aufgewachsen - auch da habe ich immer geglaubt es ist wegen mir und ich muss es wegmachen.Diese vermeintlichen Stimmungen seinerseits zu fühlen, drückt mir ständig auf die Stimmung. Macht mich Depressiv, lässt mich weinen. Oft drehe ich mich in der Folge gedanklich um nichts anderes mehr. Ich hasse es dann schon manchmal das er so oft anruft, weil ich weiß das ich mich sehr oft nach dem telefonieren depressiv fühle.
In den ersten 5 Wochen unserer jetzigen Reunion war das komplett anders. Er hat nur so gesprüht vor Elan und Lebensfreude in unseren Kontakten. War aufmerksam, interessiert, positiv, euphorisch. Ok er hatte davon auch 2 Wochen Urlaub.Aber warum ging es denn da und flacht dann immer so ab? Und nur an unseren Diskussionen kann es nicht liegen, denn es flachte schon vorher ab. Ist das was dann durchkommt seine wahre Persönlichkeit und am Anfang ist es nur die übliche Anfangseuphorie die das ein wenig überdeckt?
Nun habe ich mir vorgenommen, diese Stimmungen nicht mehr so auf mich zu beziehen und es auszusitzen. Selbst wenn es was mit mir zu tun hat und bedeutet das er mich nicht mehr liebt und mich verlassen will - ich werde das nicht ändern wenn ich ihn darauf anspreche und ich werde die drohende Gefahr aushalten müssen. Mich abgrenzen müssen.
Manchmal denke ich wir sind wie Hund und Katze - wir sprechen eine andere Sprache.