Heute war es soweit, wir haben es geschafft uns zum Mittagessen zu treffen und was soll ich sagen? Ich glaube ich habe noch nie so meisterhaft strategiert wie heute
Er hat zum Teil über sein (nicht vorhandenes) "Liebesleben" ausgepackt und von mir dazu jedoch keine konkrete Antwort bekommen, da habe ich ihn vollkommen im Unklaren gelassen. Und er hat ungewohnt wenige Fragen gestellt, dennoch hatten wir keine beklemmenden Gesprächspausen.
Aber mal so gut es geht der Reihe nach ...
Getroffen haben wir uns vor dem Lokal. Ich war - wie immer - ein paar Minuten zu früh dort, er ist aber auch ein paar Minuten vor dem ausgemachten Zeitpunkt gekommen. Begrüsst wurde ich mit einem Küsschen auf die Lippen und ja, ich habe es zugelassen. Hatte vorher überlegt ob ich es nicht abwehre, mich dann aber dagegen entschieden. Und dann hat er seinen Arm um meine Schulter gelegt um mich ins Lokal zu "geleiten", was ich einfach zugelassen habe.
Im Lokal haben wir uns dann einen Platz in einer ruhigen Ecke gesucht. Er hat sofort angefangen loszuplaudern. Erst mal nur über die Firma und was da alles gut und weniger gut läuft. Nachdem sich da wohl nix geändert hat meinte ich nach einer gewissen Zeit er solle mir bitte etwas Neues erzählen - natürlich mit einem freundlichen Lächeln im Gesicht.
Nun kann ich mich an die Reihenfolge was wir geredet haben überhaupt nicht mehr erinnern, deswegen hier einfach so wie es mir gerade einfällt:
Gesundheitlich ist er wirklich nicht gut drauf – das habe ich leider fast erwartet. Seit dem Jahresbeginn war er 3x auf Antibiotika und ist einmal knapp an einer Blutvergiftung vorbei. Auch an Gewicht hat er ein „all time high“ gerade erreicht. Er kämpft seit ich ihn kenne gegen Übergewicht, jetzt aber noch mehr. Und immer wenn es ihm schlecht geht ist der Kühlschrank voll
Und auch sonst hat er von Ärzten ein paar Schüsse vor den Bug bekommen und die Kur sei für ihn "überlebenswichtig" (waren seine Worte). Er meinte vieles gehe bei ihm vom Kopf aus weshalb er sich vorher eben noch mir mir treffen wollte. Diesen Zusammenhang habe ich nicht ganz verstanden und somit auch nicht kommentiert.
Auch sagte er dass es ihm vor etwa 2 Monaten ganz besonders schlecht gegangen ist, früher hätte ich darauf gesagt dass er sich doch hätte melden können. Heute habe ich das einfach so stehen lassen.
Er hat sich auch nach meiner Familie erkundigt und erzählt wie es dem kranken Sohn seiner Freundin geht (
ihr erinnert Euch?). Dem geht es leider gar nicht gut, er war schon in Remission und ist seit Jänner rückfällig. Aber das tut zwischen ihm und mir nix zur Sache und das ist auch gut so. Diese Familie ist lange genug zwischen uns gestanden und ich freue mich darüber dass es das nicht mehr tut.
Das wo ich dachte es würde mir am schwersten fallen, nämlich vorerst nix von meinem neuen Job zu erzählen, war übrigens die einfachste Übung. Denn er hatte mich gar nicht gefragt was es Neues gibt und wenn ich von mir erzählt habe dann eben alles andere nur nicht das. Fand es irgenwie erstaunlich dass er überhaupt nicht gefragt hat was es Neues gibt. Das macht er sonst immer - selbst wenn wir nur ein paar Tage keinen Kontakt hatten. Auch bei der Begrüßung hat mir die Floskel "gut schaust aus" von ihm gefehlt. Das waren sonst immer eine der ersten Worte wenn wir uns länger nicht gesehen hatten.
Ein bisschen über das Radfahren geplaudert und dass er heuer noch nicht viel und wenn dann nicht weit gefahren ist. Ich ein bisschen was von meinen Touren erzählt und dass ich jetzt einen Rollentrainer habe. Er war auch ein paar Tage "auf der Insel" (Malle) um zu entspannen und hat von dort einiges erzählt und immer wieder gesagt "dort wo wir auch waren" oder "dort wo ich nicht hin wollte" und noch weitere Dinge die wir mal gemeinsam in dieser Gegend erlebt hatten.
Nachdem ich natürlich wissen wollte warum er sich wegen dem Job im Februar nicht gemeldet hatte - was ich aber nicht direkt fragen wollte - habe ich es so formuliert: "Und, wer macht nun meinen Job?" Es hat sich dann heraus gestellt dass der Mitarbeiter der schon seit Herbst dort ist weiterhin alleine den Job macht und keine Verstärkung mehr von Nöten war. (
Hätte er aber auch was sagen können.)
In irgendeine Richtung habe ich dann auch ein bisschen "gestichelt" - weiss nicht mehr genau was - worauf er meinte dass er das wohl verdient hätte.
Er sagte auch - und das denke ich kann ich ganz auf mich bzw. "uns" beziehen - dass wenn man glaubt dass einem das Schicksal zu einer Entscheidung / einem Weg zwingt es einen dann irgendwann mit noch grösserer Wucht wieder einholt.
Und er hat es doch tatsächlich gewagt direkt zu fragen ob es da einen Mann in meinem Leben gibt. Ich meinte darauf ob er die meint die da gerade alle Schlange stehen und dass sich bislang keiner davon bewährt/qualifiziert hat und ich heuer sicher nicht mehr heiraten werden. Ich hatte den Eindruck er geht davon aus dass es da einen gibt und wenn es nur für’s Bett ist.
Also wenn ich von Männern erzählt habe, dann aber nicht in dem Sinne dass es potentielle Kandidaten wären. Ich habe nun mal einige Männer als Freunde in meinem direkten Umfeld (vermutlich sogar mehr als Frauen) und mit einigen von denen hatte ich auch mal was. Aber das war alles vor seiner Zeit. Also ist mir da wohl ein kleiner Willi passiert, das wollte ich nicht. Was soll's, ist eben passiert. Und um nicht noch mehr "Unheil" zu stiften habe ich dann das Thema beiseite gelassen, was mir jedoch nicht zu 100% gelungen ist - dazu weiter unten mehr.
Was mir dann noch ein Stück mehr Sicherheit gegeben hat war, dass er von sich aus gesagt hat dass sein letzter S6 vergangenen August gewesen ist. (
Das war der auf der Tour von der er mich nach Hause geschickt hatte.) Er weiss aber nicht dass das auch mein letzter gewesen ist. Daraufhin konnte ich er mir nicht verkneifen zu fragen wie es denn seiner Hand geht. (
Ihr erinnert Euch vielleicht dass er über seine arme Hand letzten November gejammert hatte.) Er zeigte mir eine Schwiele, hat dann aber zugegeben dass die nicht vom Handbetrieb kommt
Ich muss zugeben, das hat mich beruhigt zu wissen dass es da keine andere Frau bei ihm gibt. Das war - auch wenn Wolfgang immer wieder sagte dass er sich das nicht vorstellen könne - immer meine größte Sorge.
Habe ihn dann gefragt ob er sein Rad mit zur Kur nimmt. Er sagte dann dass ihn sein Bruder mit dem Wohnmobil besuchen kommen wird und es mitnehmen könnte. Er hätte übrigens niemandem gesagt dass ich auch dort bin, er meinte er will die ganzen Fragen nicht. Dann bin ich damit raus gerückt dass ich doch ein Auto haben werde und er gerne mitfahren und auch das Rad dort rein packen kann.
Dann noch ein bisschen Orga-Kram wegen der Kur und ich meinte dann wenn er mit mir an einem Tisch sitzen will dass er sich bitte darum kümmert. Weiss nicht mehr wie, aber irgendwie habe ich dann was punkto einem Doppelzimmer erwähnt (weiss überhaupt nicht mehr wie ich darauf gekommen bin) und er hat dann über's ganze Gesicht gegrinst. Da hat er mich ordentlich verwirrt.
Was mache ich denn wenn er ein Doppelzimmer gedeichselt hat?
Bevor er die Rechnung übernommen hat sagte er dass er sich jetzt mal sortieren müsse und wir am Wochenende telefonieren.
Wir sind dann noch gemeinsam bis zu seinem Büro gegangen - waren dort in der Nähe essen und das lag auf meinem Weg. Während dem Gehen haben wir dann noch über dies und jenes geplaudert und als ich wieder einen Mann erwähnt hatte (war nicht geplant, aber im Laufe des Redens passiert) spielte er darauf an dass ich mit dem vielleicht was haben könnte und meinte ich müsse doch wissen dass er das am Besten könne. Auch hier habe ich ihn nicht bestätigt, statt dessen gemeint dass sein Ego wohl noch die gewohnte Grösse hätte.
Kurz vor dem Abschied meinte er es sei ihm etwas übel, dabei hätte er gar nicht so viel gegessen. Ich konnte er mir dann aber nicht verkneifen mit einem Grinsen im Gesicht zu fragen ob denn wohl seine Nerven daran Schuld sind. Abgestritten hat er es jedenfalls nicht ...
Nach dem Abschied war ich versucht mich kurz umzudrehen um zu schauen ob er sich auch umdreht, habe es aber nicht gemacht und bin meines Weges gegangen.
Kann das alles gerade nicht deuten. Für den Moment genügt es mir zu wissen dass er keine andere hat und mich betreffend im Dunkeln tappt. Die Freude auf die gemeinsame Kur wächst gerade weiter, und das wo ich eine Zeit lang doch zugeben muss richtig Schiss davor gehabt zu haben.
Das war's nun mal von mir. Ich weiss, es ist wieder sehr, sehr lang geworden und ich hoffe ich habe nix vergessen