Guten Morgen Admina Schneewitchen,
Guten Morgen Noah,
Also, ich würde da ehrlich einen Lachkrampf bekommen, so unfreiwillig komisch fänd ich das...
Philipp, das ist wirklich gar nicht persönlich auf dich gemünzt, ich zitier dich jetzt nur, weil du es eben beschreibst.
Das nehme ich nicht persönlich. Ich stelle mir gerade so vor, dass jemand mit solchen Neigungen bei dir ziemlich auf verlorenen Posten wäre
.
Schau mal, ich hatte mal eine Sub, die liebte es zu knien. Darin fand sie ihre Erfüllung und ihren innere Ruhe. Ich konnte also in meinem Arbeitszimmer Dingen nachgehen, während diese Frau in Reizwäsche einfach im Raum kniete. Eine andere wollte ein Dienstmädchen sein, dass Dinge wie Wäsche zusammen legen macht, was von mir dann gegenkontrolliert wird. Und bei Fehlern wollte sie bestraft werden.
Und eine ehemalige Klassenkameradin von mir, die als Sekretärin in einem großen deutschen Konzern arbeitet, trägt während der Arbeit ein BDSM-Halsband, da sie es braucht, das Eigentum von ihrem Herrn zu sein, und sie das Halsband beständig daran erinnert.
Ich kann gut nachvollziehen, dass das für eine Außenstehende, insbesondere nicht-devote Frau "lächerlich" erscheinen mag. Aber eben
nur für sie, da es weder ihrem Frauenbild noch ihrer Neigung entspricht.
Während, wenn eine devote Frau so etwas liest es ganz anders auf sie wirkt.
Mir kamen bei deinen Posts einige kritische Gedanken, die ich einfach hier, weil es ja auch zum Thema gehört, konstruktiv und gutmeinend ansprechen möchte, auch für die eigene (meine) Klarheit.
Wenn man sich in BDSM-Foren einliest, dass stellt man schnell fest, dass die Leute mit solch einer Neigung ziemlich genervt sind, dass ihre sexuelle Ausrichtung und ihr Lebensmodell in Kategorien wie selbstbewusst/nicht selbstbewusst, gesund/krank usw. eingeteilt wird oder ihre Neigung stets pathologisiert wird. Du tust das nicht, du hast das ja in deinem ersten Post differenzierter betrachtet, aber dennoch ist man nie ganz objektiv, gerade, wenn man auf fremdes oder unverständliches trifft. Wir wissen doch jetzt nicht definitiv, ob OdB ein Trauma oder ähnliches hat bzw. welche Art von innerer Befriedigung sie aus einem Dom/Sub-Verhältnis schöpft. Daher hat mich der Täter-Begriff hier, um ehrlich zu sein, getriggert, weil ich (zugegeben als Laie) eine starke Abneigung gegen die Pathologisierung von Sex habe. Wie oft wurden schon sexuelle Praktiken in der Vergangenheit als abnormal oder krankhaft verurteilt und Menschen ein schlechtes Gewissen gemacht und Jahrzehnte später gelten diese Dinge als "normal". Ich denke da z. B. an den Analverkehr und was da alles hineingedeutet wurde, wenn Mann diesen aktiv oder passiv gemeinsam mit einer Frau genießen wollte.
Auch frage ich mich, ob es wirklich die Aufgabe von Noah sein muss, OdB zur Frau zu erziehen. Vielleicht fühlt sie sich wohl wie sie ist und möchte auch so angenommen werden. An ihr ist ja nichts verkehrt.
Es ist ja so, dass gerade die Sub durch den Dom auch geformt wird, da geschieht ja eine gewisse Erziehung und ein Herauskitzeln von Weiblichkeit, allerdings innerhalb des Rahmens von BDSM. Ist dies verkehrt? Oder anders gefragt, soll OdB dazu gebracht werden, diesen Rahmen zu verlassen, wenn sie sich doch darin wohl fühlt und ihrer sexuellen Neigung entspricht?
Ich, für meinen Teil, frage mich eher, ob Noah sich der Aufgabe gewachsen sieht, OdB so zu nehmen, wie sie ist oder ob er sich nicht irgendwo doch nach einer Frau auf Augenhöhe sehnt, wo er nicht auch noch Erzieher und Dompteur sein muss. Ich kann das nämlich gut nachvollziehen, so reizvoll solche Machtkonstellationen sind, sie können manchen langfristig und auf Dauer auch ermüden. Aber er hat eben OdB so kennengelernt und sie ist eine erwachsene mündige Frau, ich glaube nicht, dass man sie nun in eine sexuell ganz andere Frau verwandeln kann. Und werden ihre Bedürfnisse nicht befriedigt, geführt zu werden und Grenzen gesetzt zu bekommen, dass sie dann sehr schnell ablaschen wird, ein Phänomen, das man in BDSM-Foren öfters liest.
Ich selber pflege ja im sexuellen Bereich dazu, der Platinum-Regel nachzugehen: Behandle die Partnerin so, wie sie behandelt werden möchte, um befriedigt zu sein.
Mir schwirren noch weitere Gedanken im Kopf herum, aber die bekomme ich jetzt in keinen sinnvollen Post. Vielleicht noch eine Anekdote. Vor einigen Jahren lernte ich auf einer erotischen Plattform, wo ich mit meiner damaligen Partnerin unterwegs war, eine Frau kennen, die ein besonderes Fetisch hatte. Sie suchte eine Frau mit der sie ringen kann. Sich mit einer anderen Frau im "Kampf" zu messen, erregte sie. Das Ringen führt dann dazu, dass die Siegerin die Besiegte sexuell nimmt. Der männliche Zuschauer (ich), darf dann irgendwann dazu kommen und mitmachen. Das war nun ein Fetisch mit dem ich (damals ein "wir") nun wirklich nichts anfangen konnten, und ja wir haben damals wohl auch lachend die Köpfe geschüttelt, aber ich habe mich dann versucht in die Schuhe dieser Frau zu begeben und konnte ihr Fetisch dann intellektuell nachvollziehen. Sie will ihre Kraft und damit sich selber spüren, eine andere Frau im Kampf gewinnen und benutzen oder besiegt und benutzt werden. Durch den Kampf spürt sie sich mehr und fühlt sich lebendiger. Es ist ein Ausbruch aus dem tristen Alltag.
Sex ist ein Spielplatz und geschützter Raum, wo wir Seiten von uns verwirklichen können, gerade auch jene, die von der Gesellschaft verurteilt oder belächelt werden.