Liebe Anne, liebe Audrey und liebe Severin - und auch alle anderen,
ihr hatte ja so recht! Ich habe es heute beendet.
Leider lang - aber ich will Euch so viele Details wie möglich geben, denke sie sind wichtig für das Gesamtbild.
Sicherlich habt ihr bemerkt, dass ich die letzten Wochen nicht geschrieben und nur sehr wenig gelesen habe. Leider hat mich das Forum ziemlich runtergezogen und ich musste die Dinge mal für mich sortieren. Ich fand das alles so deprimierend und die Schicksale der einen oder anderen haben mir richtig dolle selber weh getan. Deswegen brauchte ich eine Pause.
Ja, es stimmte - mehr und mehr kam ich nicht mehr mit der Situation klar, einfach weil meine Gefühle für ihn so stark sind. Ich liebe ihn - so einfach und schwierig das auch ist.
Immer mal wieder gab es in den letzten Wochen sehr schöne Treffen, jeden Tag Kontakt - alles gut könnte man sagen.
Aber die nagende Frage "Was empfindet er für mich" und "Was ist unsere Perspektive" setzte sich so sehr in meinem Kopf fest, dass ich sie nicht mehr los wurde.
Am Wochenende ging es dann per WA und Tele ein wenig hin und her - und dann lagen die Fragen auf dem Tisch.
Was jetzt kommt ist leider nur was für ganz harte Gemüter, ich sage es lieber gleich.
Wir haben gestern dann endlich kurz telefonieren können und sind übereingekommen, lieber persönlich miteinander zu sprechen. Er hat die Nacht davor sich schon viele Gedanken gemacht und konnte nicht schlafen und genauso ging es mir auch.
Ich wusste, jetzt kommt die Stunde der Wahrheit und ich habe versucht mich so gut es geht darauf vorzubereiten (Wer die Serie Scandal kennt - ich hatte immer Olivia vor Augen).
Mit einem sehr mulmigen Gefühl saß ich zunächst im Auto, aber dann wurde ich immer ruhiger. Es half ja alles nichts. Die Fragen lagen auf dem Tisch, die Antwort würde schwierig sein und ich war bereit alles auszuhalten. Ich wollte einfach nicht mehr weggucken oder weglaufen und vor allen Dingen mich nicht mehr so schlecht fühlen.
Ich kam bei ihm an, wir umarmten uns lange, tranken was sprachen ein wenig (Normales Zeug).
Dann sind wir zum Essen gegangen. Die Stimmung war ein wenig angespannt, trotzdem gab es immer mal wieder Berührungen.
Ich hatte ihm am WE ja per Tele und WA mitgeteilt, dass ich in irgendeiner Weise eine Vision/Perspektive brauche - und auch angemerkt, dass ich wissen muss - ob das immer so bleibt wie jetzt und niemals eine Veränderung stattfindet.
Auch die hypothetische Frage gestellt "Wenn die Dinge anders wären, wärst Du dann glücklich mit mir zusammen". Und meine Gefühle erwähnt.
Ich brauchte einfach Klarheit.
Die hypothetische Frage hat er zunächst nicht beantwortet, weil er sagte - klar kann er das machen, aber wir haben doch eine ganz andere Situation heute und über die müssen wir sprechen. Da konnte ich nur zustimmen.
Schließlich führte er sehr ausführlich und auch sehr ehrlich aus, dass seine "Familienkonstellation" einfach sehr stark ist - und damit meine er nicht EF, sondern Kind, Familie, Freunde, Umfeld. Und gerade weil er unter der Woche alleine ist und sich oft einsam fühlt ist ihm das so wichtig. Und er kann das nicht aufgeben, weil er dann vollkommen haltlos ist.
Er sagte er weiß nicht, ob und wie seine Ehe bestehen bleibt - merkte dann, dass ihm sehr wohl bewusst sei, dass die letzten Jahre sich viele Dinge negativ und nachhaltig verändert haben. Er aber heute keine finale Entscheidung treffen kann. (Wir hatten es schon mal davon, damals sagte er mich - er müsse dem ganzen eigentlich eine Chance mittels Therapie geben). In diesem Gespräch sagte er mich auch, er kann mir nur sagen, ja er will das weiter mit mir, er will gerade nicht an seiner Ehe arbeiten.
Sprach auch darüber, dass seine kleine Schwester so schrecklich unter der Scheidung seiner Eltern gelitten hat (inkl. Psychologe etc.) und ihn das natürlich auch prägt und es vor allen Dingen um seinen Sohn geht.
Ich konnte alle seine Ausführungen sehr gut verstehen - und ich mache ihm da null Vorwürfe.
Es ging ziemlich lange noch hin und her, weil ich ja keine Entscheidung von ihm will - aber eben eine Zukunftsmöglichkeit. Was für mich etwas ganz anderes ist. Aber das hat er nicht verstanden und ich konnte es nicht richtig erklären.
Er kann mir die nicht geben, da war er sehr ehrlich, weil er sagt, erstens weiß er nicht was passiert und zweitens hat er eben noch nicht entschieden, sich zu trennen. Und wenn er mir jetzt etwas sagt, dann ist das entweder unehrlich mir gegenüber oder er muss eben eine Entscheidung treffen.
Er merkte auch an, dass er sich da unfair und sehr schlecht damit fühlt, auch EF gegenüber und er mich nicht anlügen möchte. Dafür bin ich ihm zu wichtig.
Auch das verstehe ich. Er ist ein guter Mann, das macht es so schwer.
Schließlich ging es um seine Gefühle, denn meine Gefühle, meine Schwankungen, meine Zweifel habe ich alle offen auf den Tisch gelegt (hat mich sehr viel Mut gekostet).
Er sagt er kann, mir sein Herz nicht vollkommen geben, denn er kann nur ganz oder gar nicht und das hätte sofortige Konsequenzen zu Hause. Deswegen macht er es nicht und hält das zurück.
(trifft wieder den obigen Punkt)
Das er sehr viel Gefühl für mich hat, das ist in jedem Fall so.
Wie es mir dabei ging brauche ich Euch glaube nicht sagen.
Schließlich sprach ich dann irgendwann an - okay dann müssen wir es lassen. Er zuckte richtig zusammen. War mehr als getroffen.
Wir redeten dann weiter - stundenlang, aber kamen auf nichts Neues. Lachten irgendwann und sagten nun haben wir das Problem tot zu Boden geredet.
Das ganze Gespräch war sehr respektvoll, ehrlich, wertschätzend und wir waren beide sehr ruhig. Dabei haben wir uns immer mal wieder die Hand gestreichelt etc.
Schließlich waren wie dann bei ihm. Kurz sah es danach aus, dass wir doch noch die Kurve kriegen. Er sagte "Ja, wenn ich mich in ein paar Jahren (Sohn aus dem Haus) scheiden lassen, natürlich wäre ich dann sehr glücklich mit Dir - da gibt es doch keine Frage". Aber eben wieder, das weiß er halt nicht ob das so kommt.
Sprachen über mögliche neue Termine. Da glaube ich dachten wir beide, okay wir schaffen das. Gefühlte 10 Minuten Durchatmen.
Dann sind wir ins Bett gegangen. Ehrlich, ich hätte mit ihm geschlafen - aber er konnte und wollte nicht.
Wir haben uns einfach nur um Arm gehalten und dann prasselte alles auf mich ein. Da wusste ich, ich/wir müssen es beenden.
Vielleicht war es die Stille, oder seine Nähe. Ich habe einfach das Weinen angefangen und konnte nicht mehr aufhören. Er hat mich dabei die ganze Zeit gehalten, gestreichelt. Nichts gesagt, aber ich habe gespürt, er hält das jetzt mit mir aus. Trägt das mit. Läuft nicht davon. Mir immer wieder über den Kopf gestreichelt, mich fester gehalten. Mich gefragt, ob er das lassen soll, oder im Wohnzimmer übernachten soll. Ich habe nur geschluchzt er soll mich einfach festhalten und das tat er dann auch.
Schließlich habe ich ihm gesagt, dass wie diese letzte Nacht genießen müssen. Wir haben nicht geschlafen, uns nur festgehalten, immer mal wieder den Rücken, das Gesicht gestreichelt, Arme, Hände gestreichelt - sehr sanft und nah - überhaupt nicht sexuell. Es war extrem - innig, Abschied, ach ich kann es kaum beschreiben.
Irgendwann habe ich dann gesagt, dass ich jetzt ein bißchen schlafe, aber vielleicht danach einfach in der Nacht gehe.
Habe ich dann aber nicht, kam mir falsch vor. Geschlafen habe ich eine Stunde.
Morgens sagte er mir schließlich, er habe kein Auge zugemacht, weil er so Angst hatte, ich gehe einfach.
So und dann kam es - morgens.
Er sprach uns an und ich sagte:
"Das ich ihn verstehe, aber eben da er mir sein Herz nicht komplett geben kann, das ich das so nicht kann. Das ich daran zerbrechen würde und das niemand tun sollte."
Dann sagte ich ihm auch "Das ich gar nichts für unsere Beziehung machen kann, sondern abhängig von seiner Ehe bin. Dass, das nicht mit meinen inneren Werten harmoniert und ich es als würdelos für mich empfinde."
(Kurzfassung von beidem)
Er sagte er versteht mich vollkommen. Dann saßen wir beide traurig da. Trotzdem war die Stimmung unverständlicherweise zwar traurig, aber auch leicht. Vielleicht weil wir beide so miteinander umgehen.
Er war sehr gefasst, glaube er wollte mir nicht zeigen, wie es ihm geht. Er war aber auch sehr traurig.
Er hat nicht versucht mich zu überreden, oder umzustimmen. Was einerseits weh tut, aber auch für ihn spricht.
Schließlich sagte er "Du bist ein Krieger" - etwas dass ich in diesem Zusammenhang vor zwei Tagen erwähnt habe. Ich habe zugestimmt und ihm gesagt, dass ich mich zwar gerade etwas vom Schlachtfeld schleiche um meine Wunden zu pflegen, aber dass ich wieder aufstehe." Und irgendwann werde ich das auch wieder.
Schließlich kam der Abschied. Er hat mich zum Auto gebracht, wir haben uns sehr, sehr lange umarmt, geküsst und beidseitig alles Gute gewünscht.
Dann bin ich gefahren.
Nach der ersten Kurve bin ich zusammengebrochen und habe Rotz und Wasser geheult.
Es war richtig, für uns beide. Er kann nicht und ich würde das niemals von ihm verlangen Ich kann auch nicht und das verlangt weder er, aber noch wichtiger auch ich nicht von mir.
So eine Trennung habe ich noch nie erlebt. So innig, respektvoll und auch so herzergreifend. Ich bin vollkommen von der Rolle. Noch im Schock. Das ganze ist gerade mal 2 Stunden her.
Ich weiß nicht, wie ich damit klarkomme. Aber ich bleibe dabei. Es war richtig, so schmerzhaft das auch ist. Ich denke ich bin mit Größe rausgegangen, er auch. Mehr kann man nicht tun. Es tut weh, es tut so unsagbar weh, dass es ich fast zerreißt.
Wir haben nicht darüber gesprochen, aber es ist klar, dass wir keinen Kontakt mehr haben. Auch das ist unfassbar, schmerzhaft, mich zieht es in den dunklen Sog...
Mögt ihr mich vielleicht Eure Sichtweise dazu schreiben? Ich würde mich freuen.
Alles Liebe Leo