Liebe Festgemeinde,
ich melde mich wieder zurück nach meinem Trip in die Wälder und ja, es war der Wahnsinn und ja, ich habe Bären gesehen. Aus nächster Nähe und in freier Wildbahn. Da geht die Pumpe dann doch mal etwas schneller, kann ich euch sagen!  Die amerikanischen Weiten sind einfach legendär und die Natur ist dort wirklich in einer Form vorhanden, wie wir sie hier in der Dimension einfach nicht haben. Ich habe Bilder gemacht, die einen Teil der Schönheit einfangen konnten, aber das gesamte Ausmaß des magischen Moments können sie nie erfassen und werden für mich immer nur Anhaltspunkt meiner Gedanken und Erinnerungen sein. Und meiner Sehnsucht, das ist sicher. Für mich war es eine Homecoming Party. Ein Traum, der wahr wird, sozusagen.
Ich wäre am liebsten dageblieben, aber leider war die Zeit der Reise doch begrenzt. Nächstes Mal wird es sicher länger und ich habe das auch in größerem Umfang vor. Ich hoffe, dass ich das alles so umsetzen kann, wie ich mir das wünsche.
Ich hatte übrigens die Nachricht für den Pling in Anlehnung an Ben und Ambivalenz formuliert und direkt vor dem Boarding abgesetzt. Danach die ganze Zeit Handy aus, wollte auch von allen anderen Menschen nichts hören oder lesen. Weg ist weg, so denke ich dann…
Bei der Rückkehr hatte ich auch keine Nachricht von ihr, was auch ok war und ich auch nicht anders erwartet habe. Schließlich würden wir uns bei der Arbeit sehen. Und da hatte ich gleich einen super Tag erwischt, der ganz in meinem Sinne gelaufen ist. Am ersten Arbeitstag, auf den ich eigentlich keine Lust hatte, kam gleich für mich ein Shooting dran, bei dem ich als Model in einem Straßenkehrer-Outfit die Hauptrolle spielen musste. Mit dabei waren noch zwei Kids (als Co-Stars des Shootings), deren Mutter sowie Praktikantinnen und die Leitung des Projekts, mit der ich mich auch sehr gut verstehe. Ich war sozusagen der Hahn im Korb und meine Ex war die Fotografin der ganzen Chose. Gelernt ist schließlich gelernt und das kann sie echt super…
Ich war also der Hahn im Korb und durfte mit den Damen schäkern und mich noch dazu zum Affen machen. Was wollte ich mehr??? Ich musste mich vor den Damen umziehen (was den Kommentaren der Damen zufolge ihnen scheinbar nicht das Unangenehmste war), und durfte dann zum Shooting ansetzen. Die Kids, die dabei waren, kannten wir alle schon, entsprechend locker war die Atmosphäre. Da ich verschiedene Requisiten hatte, wollten die Kids die natürlich auch mal haben. Hier konnte ich meine Erfahrung in der Pädagogik ausspielen und die Kids gut händeln, so dass ich immer doch das bekommen habe, was ich benötigt habe (bspw. brauchte ich Arbeitshandschuhe, die der kleine Junge von drei Jahren hatte und sie erst nicht hergeben wollte. Als ich dann andere Handschuhe rausgezogen habe und meinte, die sind ja eh viel cooler, wollte er natürlich die haben und schon war ein Tauschgeschäft entstanden). Die Mama war echt erstaunt, wie ich das mit den Kids hinbekommen habe. Die Kids waren auch Teil des Shootings, weshalb ich immer wieder mit ihnen gesprochen und interagiert habe. So hab ich mich immer mit ihnen abgesprochen, was wir als nächstes machen, mich mit ihnen darauf eingeschworen, ihnen Bewegungen vorgemacht oder beim Shooting von ihnen parallel mitgemacht, dass sie den Mut hatten, die Dinge durchzuführen. Ich musste sie rumschieben im Kinderwagen und ihre Mama als „Ehefrau“ für das Shooting kurz entführen. Am Ende des Shootings habe ich dann den Jungen im Kinderwagen mit einer Mülltonne (die sauber war, weil sie die Utensilien beherbergte) parallel hinter mir hergezogen (ich immer noch als Müllmann gekleidet) und wir haben Rennen gemacht und Hubschrauber gesucht und sowas. Das hat meine Ex alles mitbekommen und auch entsprechend Augen gemacht, wie ich das alles so auf die Reihe gekriegt habe, auch als Affe des Abends. 
Beim zweiten Shooting waren wir beide dann allein. Auch wenn wir professionell waren (auch beim ersten Shooting, trotz all des Spaßes und trotz der Tatsache, dass ich mit Passanten schäkerte, die vorbeikamen und schauten), haben wir uns immer wieder geneckt und gepiesackt während des Shootings. Und dann kam der Höhepunkt: Zufällig kam ihr Freund vorbei. Er kam von hinten langsam angeschlendert, sodass nur ich ihn sehen konnte, weil wir mitten im Shooting waren und sie mich fotografierte. Ich winkte ihm so zu, als er da stehenblieb und schaute, er winkte zurück und sie bekommt das erst nicht mit. Dann kommt sie zu mir, um mir die aktuellen Bilder zu zeigen und bemerkt erst dann, wer da eigentlich steht und wem ich eigentlich zugewunken habe. Sie geht also zu ihm, kein Kuss oder so, keine Berührungen, sie reden kurz und er geht dann wieder weg. In der Zwischenzeit habe ich mich wieder umgezogen, weil nun noch ein Zivilshooting anstand, also nicht mehr in der Montur, und die beiden nicht sonderlich beachtet.
Als er dann weg war, kommt sie zu mir und meinte zu mir, sie käme momentan von einer unangenehmen Situation in die nächste. Sie wirkte verwirrt und ratlos, was sie machen sollte. Ich sagte zu ihr, dass es in erster Linie die Frage ist, wie sie Dinge bewertet und welche Erkenntnisse sie daraus zieht.
Dann haben wir den Rest des Shootings noch zu Ende gebracht und ich habe die Utensilien wieder verstaut. Dabei hat sie auf mich gewartet, was nicht nötig gewesen wäre und was sie auch sonst nicht gemacht hätte vor dem Urlaub. Sie kann mir auch wieder in die Augen schauen und mit mir kommunizieren, was auch vorher nicht der Fall war seit dem Freeze Out. Wir gingen zusammen wieder zurück und ich machte mich dann langsam auf den Weg…
Heute bin ich dann, weil ich es so angekündigt hatte, in ebendiesem Outfit in die Arbeit gekommen und auch so geblieben, zur Erheiterung der Belegschaft. Glücklicher Zufall: Ich habe ihr die Tür aufgemacht (als es klingelte, stand sie vor der Tür) und sie so begrüßt, was sie mit einem ungläubigen Lachen, dass ich das tatsächlich durchziehe und wahrmache, quittiert hat.
Den Tag über habe ich mich dann ihr gegenüber sehr bedeckt gehalten und keine Aktion gemacht, weil ich dachte, der vorherige Tag sei erst mal Eindruck und Aufwühlung genug gewesen. Ich wollte da nichts überreizen.
Was sagt ihr dazu? Also abgesehen, dass ich scheinbar ohnehin verrückt bin, weil ich jede Scheiße mache (die Kollegen wissen das inzwischen und ich bin für verrückte Aktionen bekannt)…
Bin ich an dem Tag zu weit gegangen? Ich habe sonst kein Thema groß angeschnitten, auch wenn wir kurz über eine private Sache von ihr gesprochen haben, weil es sich so ergeben hat.
Und wie soll ich mich weiter verhalten? Gerade auch in Bezug auf den Pling, wo ich ja auf ein Gespräch oder so aus war. Ist das durch diese Aktion nun anders gelagert?
Ich danke euch und liebe Grüße des Heimkehrers :-)