Eine Geliebte nach 30 Ehejahren !

[Althea1959]

Seit etwa einem Jahr vermutete ich, dass mein Mann eine Geliebte hat. Nachdem er vor einigen Wochen plötzlich für einige Tage verschwand und ich krank war vor Sorge, (er war auch mobil nicht erreichbar) habe ich bei seiner Geliebten angerufen und sie bestätigte mir, das er bei ihr wäre. Er hatte, bis dato immer geleugnet eine Freundin zu haben. Ich war, wie man sich denken kann am Boden zerstört. Als er damals nach Hause kam, hatten wir lange Gespräche und ich dachte anfangs noch, es würde sich wohl wieder einrenken. Sehr schnell merkte ich aber, das dem nicht so war. Er gestand mir, das er diese Frau sehr liebte und ernsthaft in Erwägung ziehen würde, unser gemeinsames Zuhause aufzugeben. Wir sind seit 30 Jahren verheiratet und haben drei
Kinder. Unseren Kindern blieb dies alles nicht verborgen, sie sind schließlich schon erwachsen und waren extrem empört. Seit diesem ersten mal, ist er noch zweimal für ca. 1 Woche zu ihr gefahren, sie telefonieren täglich und schreiben sich. Ich habe meinen Mann dann irgendwann gefragt, was er denn nun wolle und er sagte immer, er müsse zuhause erst alles regeln, bevor er entgültig eine Entscheidung treffen würde.
Mittlerweile äußert er sich zu dieser Regelung gar nicht mehr, statt dessen beklagt er immer wieder, wie sehr ich mich in den letzten 10 Jahren verändert hätte und er sehr unglücklich in unserer Ehe gewesen wäre.
Der erste Gedanke der einem kommt ist "Kampf" !
Dann aber habe ich im Internet recherchiert und bin auf Herrn Ittners Seite gestoßen.
Ich habe sein E-book gelesen und mußte erfahren, das Kampf die völlig falsche Strategie ist....
Also bin ich angefangen, mir eine neue Haltung zu verinnerlichen. Wenn ich mich wirklich so weit im Griff hatte, das ich diese Haltung straight durchziehen konnte, habe ich verblüffende Dinge erreicht, aber ich bin eben auch nur ein Mensch und habe leider immer wieder Fehler gemacht, einer davon war, das ich ihm 360 km hinterher gefahren bin und bei seiner Freundin vor der Tür stand. Dazu dürfen Sie sich jetzt Ihre eigenen Gedanken machen ;-)

Wir leben im Moment in einer Art Schwebezustand, ich warte immer auf den nächsten Abflug seinerseits. Ich weiß aber auch, das nur ruhiges und entsprechend cooles Verhalten ( so nach dem Motto, es interessiert mich nicht was er tut) meinerseits die einzig erfolgversprechende Methode ist, ihn zurück zu bekommen. Die meisten Menschen reagieren auf so eine Geschichte mit: Schick ihn zu Teufel, oder so ähnlich, ich aber liebe ihn immer noch sehr und dreißig Jahre wirft man nicht einfach über Bord.
Ich habe also den "Nichtkampf" aufgenommen.
Althea1959

 

[Shanti]

Wunderbar, liebe Althea.

Dass "nicht kämpfen" hier die richtige Strategie ist haben Sie sehr richtig erkannt. So schmerzlich die Situation für Sie auch ist, Sie haben auch bereits die Stärke bewiesen, sich nicht mehr von starken Emotionen leiten zu lassen, sondern den Verstand einzusetzen, ganz wie ein kluger General, der zwar eine Schlacht verloren hat, aber noch nicht den ganzen Krieg. Noch ist Ihr Mann zu Hause und will "Dinge regeln". (*wissen Sie, was er damit meint? )

Den Krieg können Sie vielleicht immer noch gewinnen, falls Ihr Mann noch einen Restbestand an Gefühlen für Sie hat, die jetzt unter den letzten 10 Jahren verschüttet liegen.

Ich kann es nicht beurteilen, ob die Behauptung Ihres Mannes überhaupt wahr ist, nämlich daß Sie sich verändert hätten. Vielleicht ist es auch eine Art Schutzbehauptung, mit der er sein Verhalten zu rechtfertigen sucht und Ihnen die Verantwortung zuschieben will.

Das können Sie aber in ruhigen Minuten versuchen ganz für sich alleine zu klären. Hat er damit nämlich recht, dann hat er Ihnen mit dieser Aussage ein wertvolles Werkzeug in die Hand gegeben, mit dem Sie nun arbeiten können.

Was hat er einmal so sehr an Ihnen geliebt, dass er Sie geheiratet hat?

Ist diese Althea noch da?

Oder hat sich vielleicht im Laufe der Jahre ein Mißverhältnis an Macht in Ihre Beziehung eingeschlichen, wo Sie irgendwie ins Hintertreffen gerieten?

Möglicherweise sieht er Sie dann nicht mehr durch die rosarote Brille, sondern durch die schwarze Brille, wie es Wolfgang so schön in einem seiner Sanduhrtexte geschildert hat.

Was Sie nun tun sollten ist diese Pluspunkte wieder zu verstärken.

Schauspielern Sie wie ein Profi dem innerlich ganz anders zumute ist, aber seine Rolle durchzieht.

Holen Sie die alte Althea wieder heraus, die ihr Leben meistert, die Spaß ohne ihn hat, eigene Interessen hat, und ihn nicht braucht.

Seien Sie heiter, etwas geheimnisvoll. Das wird Sie in einem völlig neuen Licht erscheinen lassen.

Was spricht eigentlich dagegen daß Sie auch mal eine Woche verschwinden, vielleicht sogra ohne ihm Bescheid zu sagen wohin genau es geht?

Warum sollen nur Sie zittern?

Er soll auch zittern!

Falls er sich ärgert, falls er nach fragt, dann, liebe Althea, haben Sie einen unheimlich cleveren Schachzug gelandet.

Geben Sie dann bloß nicht zu viel von Ihren Plänen preis!

Er soll ja wieder Angst haben daß nicht nur er am Ruder sitzt, und Ihnen die Initiative aus der Hand genommen hat.

Das bringt Ihnen Macht und Selbstvertrauen zurück, und das macht Sie nun attraktiver!

Selbstverständlich soll dies kein Appell sein einen billigen Vergeltungsschlag zu führen, sondern dient einzig und allein dem Zweck Sie aus der Rolle der passiv Reagierenden und Erleidenden herauszubringen, und Sie wieder in die Rolle der Frau zu bringen die auch wieder ein paar Fäden zieht und somit das Ungleichgewicht an Macht zwischen Ihnen beiden wieder verringert.

Das waren nur ein paar Gedanken, gerne könne wir weiter darüber reden!

Liebe Grüße von

Shanti


Zuletzt modifiziert von Shanti am 31.08.2010 - 12:03:24

 

[Admin Wolfgang]

Hallo Althea,

danke, dass Du dich im Beziehungskummer Forum angemeldet hast. Leider sind die Anlässe eines solchen Kennen Lernens ja immer trauriger Natur, und da klingt es richtig zynisch, wenn ich sage, wir haben uns über Deinen Beitrag gefreut. Natürlich nicht darüber, dass Dir nach 30 Ehejahren der Mann wegzulaufen droht, sondern dass Du uns diese Begebenheit geschildert hast.

Ja, wie Du schon schreibst, in solchen Situationen hat ein Kämpfen um die Beziehung keinen Sinn.
Wenn ein „Kämpfer“ allerdings sehr verzweifelt ist und depressiv und sein Partner Angst hat, dass er einen Suizid begeht, schafft er es manchmal, dass der Andere bleibt. Aber aus Mitleid natürlich! Und dann darf er nicht gesund werden, sonst ist sein Partner fort. Solch neurotische Beziehungskisten habe ich schon öfters erlebt...

Diese Konstellation existiert ja Gott sei Dank nicht bei Dir. Du bist ein „normaler“ Verlassener, der auch schon gekämpft hat, falsch, wie die Meisten halt.

Am Anfang kämpft jeder falsch, jeder handelt da nach seinen Gefühlen und holt sich eine blutige Nase nach der anderen. Aber irgendwann muss es gut sein! Da merken viele selber, dass der Schuss bei der ganzen Kämpferei nach hinten losgeht. Wenn man das dann noch so schön erläutert kriegt, wie in dem erwähnten E-Book, ist es jedem sonnenklar: Man kämpft am Besten dadurch, dass man nicht kämpft. Trotzdem, es ist so schwer das umzusetzen, weil manchmal die Wut und die Verzweiflung so riesengroß werden. Man kann sich dann mit emotionalen Ausbrüchen einfach nicht zurückhalten. Wahrscheinlich kennst Du das auch Althea.

Leider ist alles ein Geduldsspiel. Auch wenn Du es schaffst, Dich längere Zeit cool und gelassen zugeben, darfst Du nicht gleich auf Erfolge hoffen, weil die Wirkung bei Deinem „Göttergatten“ erst verspätet einsetzt; wenn überhaupt. Wenn noch Gefühle für Dich bei ihm da sind, spürt er sie erst, wenn Du innerlich schon fast weg von ihm bist...

Wenn Du dich nach den „Dramen“ der Vergangenheit eine gewisse Zeit geläutert und cool gibst, passiert bei ihm noch gar nichts, weil er Dir nicht glaubt. Er wird annehmen, dass Du dich zusammenreißt, um das Klima nicht vollends zu vergiften. Dass Du echt dabei sein könntest Deine Gefühle zu verlieren, das würde er lange nicht checken. Ich habe schon die tollsten Wendungen erlebt, wenn so eine Vorstellung anfängt sich im Kopf des Verlassenden festzusetzen...

Ich wünsche Dir viel Geduld, das alles durchzustehen. Ich würde mich freuen, wenn Du hin und wieder Zeit fändest, uns zu berichten.


Alles Gute

Wolfgang

 

[Althea]

Hallo Shanti, hallo Wolfgang

danke für Eure schnelle Antwort.
Ich möchte kurz auf Deine Fragen eingehen Shanti. Ich bin übrigens auf das Du umgestiegen, weil ich in der Shoutbox gelesen habe,
das es im Forum nicht so förmlich zugeht.

Zu Frage 1:

Noch ist Ihr Mann zu Hause und will "Dinge regeln". (*wissen Sie, was er damit meint? )

Mit regeln meint er, alles so einzurichten, das die Kinder und ich versorgt sind (eines studiert und das zweite ist noch in der Ausbildung, das dritte zieht jetzt bald aus) und die Kinder und ich, in unserem Haus wohnen bleiben können. Jetzt spricht aber seit einiger Zeit nicht mehr davon, sondern jedes Gespräch um die Zukunft läuft immer wieder darauf hinaus, das er nicht weiß was er will.
Er spricht dann immer von dem Gesamtpaket, das er aufgeben müßte. Diese Gesamtpaket besteht aus den Kindern, unseren Hunden, dem Haus, unseren Freunden und ich denke auch mich, obwohl er mich mit keinem Wort erwähnt, ganz so als wenn ich der einzig leidige Punkt in dem Gesamtpaket bin.......

Zu Punkt 2:
Was hat er einmal so sehr an Ihnen geliebt, dass er Sie geheiratet hat?

Ist diese Althea noch da?

Die Althea gibt es nicht mehr, die hat nicht gearbeitet, war zuhause bei den Kindern , war Hausfrau, Mutter, Geliebte und Freundin. Ein richtiges Weibchen. Für diese Althea war ihr Mann, ihr Held. Ich weiß aber, das er selbstbewußte, intelligente und gebildete Frauen unheimlich attraktiv findet. Vor zwölf Jahren hatte ich ein Burnout und habe mich danach sehr verändert, ich arbeite wieder und bin auch so sehr viel selbstbewußter geworden. Allerdings muß ich fairerweise hinzufügen, das ich in den letzten Jahren zum Workaholic geworden bin. Zu nichts mehr Zeit, meine Freundinnen standen kurz vor der Meuterei.......und mein Mann sagt, er wäre meine Marionette. Er hätte jetzt endlich eine Frau gefunden, die ihn so liebte und akzeptiert wie er ist und das täte ihm unheimlich gut, ich hätte nur noch an ihm herumgemeckert.



Zu Punkt 3:

Was spricht eigentlich dagegen daß Sie auch mal eine Woche verschwinden, vielleicht sogra ohne ihm Bescheid zu sagen wohin genau es geht?

Das würde ihm wie eine Retourkutsche erscheinen, aber ich habe in diesem Monat einen Tangokurs belegt
(wollte ich immer schon machen) und überlege, ob ich es so hinstellen soll, das ich nicht alleine da hingehe.


Ganz am Anfang, nach seinem ersten Verschwinden, hat er mich noch manchmal in den Arm genommen, aber jeder körperliche Kontakt wurde ihm immer mehr zuwider, das habe ich gemerkt und nachher wollte er es auch nicht mehr. Ich weiß nicht ob er mich noch liebt, im Moment glaube ich; eher nicht. Letzlich hatten wir seit langer Zeit wieder ein Gespräch, da fing er wieder an, von seinem Marionettendasein zu sprechen und wie unglücklich er wäre, ich sagte ihm das ich das schon verstanden hätte und versuchen würde an mir zu arbeiten.
Sein Kommentar dazu war, er hätte schon so oft versucht, mir das zu sagen, ich aber hätte zwar zugehört, aber es wäre zu einem Ohr herein und zum anderen heraus, erst jetzt wo das Kind in den Brunnen gefallen wäre, würde ich wach und er könne mir nicht glauben, das ich ihn wirklich verstehen würde und bereit wäre mich zu ändern. Vor allen Dingen auf Dauer.
Wenn er jetzt alles auf null fahren würde und ich wieder in die alte Verhaltensweise zurückfiele, wäre er wieder der Dumme.
Ganz ehrlich, so unrecht hat er nicht, wie ich oben schon schrieb, sogar meine Freundinnen, die sehr langmütig sind, haben gemeutert und unsere Beziehung hat mit Sicherheit gelitten, aber Herr Ittner, hat mir bereits dazu etwas gesagt.

Ich hoffe ich konnte einige Lücken füllen.

 

[Shanti]

Ja, danke dir.