Kinderwunsch: ja, nein, vielleicht ?

Admina Schneewittchen

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dass man das Leben umstellen muss, das ist auch klar. Aber muss man das nicht immer im Leben?

Naja, das klingt so einfach, dass man sich ja immer umstellen muss im Leben. Man kann jedoch den Menschen ja nicht einpflanzen, dass sie ihr Leben umstellen sollen bzw. wollen um jemanden zu sich zu nehmen oder zu pflegen. Wenn sie eben nicht bereit dazu sind, dann muss das legitim sein dürfen. Das ist ja sonst auch alles theoretisch gesprochen, wie es gestern bemängelt wurde: Ja, die Menschen *sollten* manchmal anders sein und anders handeln. Viele tun es aber nicht aus verschiedenen Gründen.

Mir klingt da zu sehr eine Bedingung heraus und der Abgleich verschiedener Bedürfnisse, Persönlichkeiten, Kompetenzen und Fähigkeiten der Menschen, die das tragen sollen und ihr Leben umstellen sollen, kommt mir zu kurz und nicht differenziert genug, um ehrlich zu sein und das berührt eben wieder die Freiwilligkeit, die gegeben sein sollte (sicher mit einer Mischung Pflichtgefühl). :smile:
 

Mod Banane

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Mein Dad hatte damals Pflegestufe III, da hat meine Mutter keinen Cent drauflegen müssen. Ein Hoch auf die Pflegeversicherung.

Also, das Pflegegeld für meine Mutter ist natürlich als kleine Entschädigung auch auf mein Konto geflossen. Die Pflegekasse hat mir sogar Rentenanteile bezahlt. Völlig umsonst war meine Aktion also nicht gewesen.
Das ist toll zu hören, denn ich bin ein großer Fan unseres Sozialstaates und wähle grün, nur mal nebenbei erwähnt.

Hältst du meine Sichtweise für realitäts- und lebensfern Wolfgang? Also meine Einstellung zumindest aktuell selbstbestimmt zu bleiben und nicht gepflegt werden zu wollen und das auch durchzuziehen?
 

Girlwithnoname

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Ja, diesen Gedanken hatte ich auch: Achtsamkeit und Integration in die Gesellschaft, im Falle schwer Pflegebedürftiger in Heimen auch in Form von Ehrenamtlichen z.B. Das würde einzelne Familiensysteme entlasten und trotzdem für mehr Integration sorgen.:smile:

Solche Angebote gibt es, z.B. von Hospizvereinen (bei Schwerstkranken und Sterbenden), oder auch Seniorenbegleitung von Organisationen wie Malteser und Caritas. Scheint aber in der breiten Öffentlichkeit nicht sonderlich bekannt zu sein.

Wenns nach mir gegangen wäre, dann hätte meine Oma schon ein Plätzchen bei mir zu Hause haben können. Aber in einer Mietwohnung im 2. OG ohne Aufzug, nicht barrierefrei, mit Vollzeitjob, wie soll das gehen. Sie war zwar kein Pflegefall im Sinne von bettlägrig, aber konnte sich auch nicht mehr alleine versorgen, kaum noch laufen und saß eigentlich den ganzen Tag im Sessel und hatte tierische Schmerzen, gegen die kein Schmerzmittel half. Beim Waschen/Duschen brauchte sie Hilfe, Einkaufen, putzen, kochen ging auch nicht mehr.

Das Problem bei solchen "Grenzfällen" ist auch, dass die zwar Betreuung brauchen, aber keine Pflegestufe bekommen, weil sie die Kriterien nicht erfüllen. D.h. Pflegegeld gibts keins, trotz hohem Zeitaufwand für die Angehörigen, der auch pflegerische Tätigkeiten beinhaltet.

Meine Oma hatte dann irgendwann einen Gefäßverschluss - OP, 4 Wochen Krankenhaus, 3 Wochen Kurzzeitpflege, wieder Gefäßverschluss, wieder OP, 5 Tage später gestorben.

Hätte sie weitergelebt in dem siechenden Zustand, in dem sie zuletzt war, hätte ich sie dauerhaft ins Pflegeheim einquartieren müssen, es wäre nicht anders gegangen. Immerhin hätte sie ne Pflegestufe bekommen, super! *Ironie aus*
 

Admina Schneewittchen

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Muss erstmal alles in Ruhe nachlesen, hat sich jetzt einiges überschnitten, muss jetzt aber erst was arbeiten. :smile:

Was ich noch kurz loswerden möchte, weil ich es mir gerade beim Überfliegen gedacht habe:

Auch wenn ich dazu keine wirkliche Meinung habe, wie ich selbst mir das im Alter wünsche, verstehe ich ehrlich gesagt nicht so ganz, wieso Bananes Wunsch und Einstellung, dass er selbst das nicht möchte, hmm, so wenig akzeptiert wird bzw. als falsch dargestellt wird, oder wie soll ich sagen: Es klingt an, als ob Banane in seinem Wunsch was falsch sehen würde. Es ist aber doch zum jetzigen Zeitpunkt *sein* Wunsch und wieso sollte er diesen denn nicht haben dürfen? Was genau ist denn da so schlecht daran? Vor allem, da es ja das Leben der hier Beteiligten an der Diskussion nicht berührt? Es ist eben sein Wunsch vom Jetzt aus gesehen und da gibt es doch eben nichts dran zu rütteln oder auszureden. :smile:
 

Admin Wolfgang

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Hältst du meine Sichtweise für realitäts- und lebensfern Wolfgang? Also meine Einstellung zumindest aktuell selbstbestimmt zu bleiben und nicht gepflegt werden zu wollen und das auch durchzuziehen?
In Deinem Alter hätte ich ähnlich gedacht. Und mir von meinen Töchtern den Hintern mal später putzen zu lassen, wäre mir unvorstellbar vorgekommen. Und das muss ja auch nicht sein, dass es soweit geht. Ich bin da ja auch nicht repräsentativ, so wie ich das gemacht habe.

Aber, was in 40 Jahren bei Dir sein wird und wie Du da vielleicht über diese Dinge denken wirst, kannst heute nicht mit Bestimmtheit wissen.
 

Admina Felis

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Wir werden da nicht zusammenkommen Felis fürchte ich.


das denke ich auch.

Da spielen zwei Dinge eine Rolle. Erstens möchte ich nicht ein alter und gebrechlicher Sack werden, den man Windeln und Füttern muss. Das ist für mich auch nix natürliches. Die Natur der Tiere kennt das grundsätzlich nicht, da wird man halt gefressen oder verreckt sonst wie, weil man zu schwach geworden ist. Aber jahrelanges Siechtum, das schafft nur der Mensch!


denn ich finde diese Wortwahl geradezu fürchterlich im Zusammenhang des Themas. da können wir dieser Argumentation nach ja auch unsere Säuglinge ''verrecken'' lassen, wenn sie mit einem Defekt auf die Welt kommen.

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im Punkt 'lebensfern':

die Schwester und Mutter sind immer noch, nach über zehn Jahren in Therapie, da sie mit dem Verlust des Bruders/Sohnes keinen Umgang finden und leiden. sie waren aber an einem frühen Zeitpunkt einfach gar nicht mehr dabei. der Vater, Arzt, hat Depressionen entwickelt, die er selbst medikamentös behandelt.
Man kann sagen, dass wäre so oder so passiert. ich glaube dennoch, dass eine nähere Auseinandersetzung mit dem Sterben dies hätte zumindest mildern können.
ich war vielleicht nicht so betroffen, weil nicht blutsverwandt, aber ich habe diesen Tod als etwas sehr Friedliches erleben können - schrittweise Loslassen.

edit: und eben, immer der Situation angepasst, unterstützen zu können, damit aktiv und lebendig beteiligt zu sein.
 
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P

Phoenicks

Gelöschter User
Guten Morgen ihr Lieben :herz:

Leider habe ich es gestern nicht mehr geschafft, mich hier noch mal einzubringen.

Und nachdem ich gelesen habe, wie intensiv die Diskussion hier weitergeführt wurde, frag ich mich, ob es eine gute Idee ist, zum Thema Pflege noch mal etwas zu schreiben, weil es einfach seit 30 Jahren sehr sehr nah an mir dran ist.

Zum einen, weil ich ein behindertes Kind habe, zum anderen weil ich über einen langen Zeitraum meine Mutter selbst gepflegt und letzten Endes auch während ihres Aufenthaltes im Pflegeheim intensiv begleitet habe.
Außerdem habe ich mich um meine älteren Nachbarn/Freunde/Onkel+Tante gekümmert und tue dies z.t. noch weiterhin.
Dies erwähne ich nicht, weil ich mich deswegen so toll finde, sondern um euch verständlich zu machen, dass ich in diesem Thema mittendrin bin.
Nachvollziehen kann ich jeden eurer Post's.
Festgestellt habe ich, dass gerade Menschen, die sehr selbstbestimmt gelebt haben, eine große Angst davor empfinden, im Alter plötzlich von der Fürsorge und dem Wohlwollen anderer abhängig zu sein und deshalb gerne den Suizid Gedanken einbringen.
Auch an mich ist die Bitte von "Sterbehilfe" herangetragen worden. Für den betreffenden war es ein einfach auszusprechender Wunsch, getragen von der Sehnsucht, dass derjenige endlich seine Ruhe haben wollte.
Für mich war es ein Schock, ein Antrag auf Mord, zudem derjenige selbst nicht fähig war, weil selbst die Ausführung ihm schon Angst gemacht hat.
Man sollte also bei solchen Wünschen immer berücksichtigen, was diese bei dem anderen auslösen.
Wichtig ist mir, dass sich solche Probleme möglichst so lösen, wie es für alle betreffenden eben tatsächlich am besten zu realisieren ist. Das erfordert eine intensive und ehrliche Kommunikation auf allen Seiten.

Ich hatte kein Problem damit, meine Mutter zusätzlich zu meinem Kind zu pflegen, weil es unter den gegebenen Umständen machbar war. Ich habe aber auch von vornherein klar gemacht, dass ein Umzug ins Pflegeheim unumgänglich wird, wenn ich merke, das meine Kräfte nicht mehr reichen.
Und das dies genau die Entscheidung ist, die nur ich allein treffen kann, während alles andere nur im Konsens mit allen anderen (Mutter, Bruder,EM, Sohn und natürlich auch behindertes Kind) entschieden wurde.
Es ist in der Realität wie von Schneewittchen beschrieben. Und wenn jemand seine Angehörigen den Pflege Profis anvertraut .Ist eben auch das ein Zeichen der Fürsorge.
Ich erlebe es ständig, dass sich Menschen dafür rechtfertigen (auch ungefragt), wenn sie ihre Angehörigen in Pflege geben und diese nicht selbst durchführen.
Damit meine ich jetzt nicht nur Eltern/Kinder sondern vor allem auch Ehepartner.
Dabei ist es für die Beziehung viel förderlicher (in beiden Konstellationen) wenn die eigentliche Belastung der Pflege bei den Profis bleibt und die (manchmal nur wenigen hellen Momente) unbeschwert und mit einer gewissen Fröhlichkeit genossen werden können , völlig frei von einem schlechten Gewissen.
Im übrigen ist ein Pflegeheim immer ein Pflegeheim, egal wie das Haus genannt wird (Heim, Pension, Seniorenresidenz).
Die Pflege ist im letzteren nicht unbedingt besser, nur weil Rattan Blumenkübel und Marmorfliesen im Eingangsbereich sind.
Selbst wenn in einer "Residenz" kein Pflegezimmer, sondern ein komplettes Appartement/Wohnung zur Verfügung steht: gute Pflege braucht gutes Personal.
Ich denke, diese Abschweifung zum Thema Pflege ( eigentlich geht es hier ja um Kinderwunsch ?), ist entstanden, weil offen oder auch versteckt immer diese Erwartungshaltung der sogenannten "Gesellschaft" in solchen Themen zu spüren ist .

Frauen sollten Kinder bekommen.
Wenn Sie das nicht tun, stimmt was nicht mit Ihnen. Entweder, weil sie keine wollen oder eben keine bekommen können. Das Männer daran auch ihren Anteil haben (oder eben auch nicht können), darüber wird immer noch nicht so gern gesprochen.
Und wenn Frau dann tatsächlich ein Kind hat, wird gleich gefragt, wann das nächste geplant ist.
Hat Frau ihr Soll erfüllt und vielleicht sogar 4, 5 oder mehr Kinder, sieht sie sich mit Sprüchen konfrontiert, ob sie schon mal etwas von "Verhütung" gehört hätte ..
Und wenn Frau mit Kind Vollzeit arbeitet, fragt man sich, wer sich um das arme Kind kümmert ...
Bleibt Frau zu Hause, aus Überzeugung und ist fortan als Haushalts- und Familienmanager tätig, wird ihr fast täglich zugemutet, nur als dummes Hausfrauchen behandelt zu werden....
Ich finde, wir Frauen sollten etwas solidarischer miteinander umgehen. Uns gegenseitig mit etwas mehr Wertschätzung begegnen, dann würde wir uns vielleicht leichter damit tun, sehr gut auf unsere Bedürfnisse zu achten.
Ich wollte in jungen Jahren nie Mutter sein, EM nicht Vater. Im Laufe der Jahre änderte sich diese Einstellung. Wir haben dann mit Anfang 30 es einfach drauf ankommen lassen.
Hätte EM sich dagegen entschieden, wäre das für mich keine Katastrophe gewesen. Ich hätte es akzeptiert.
Genau so hab ich für mich nach dem zweiten Kind entschieden, dass es genug ist. Ich nicht die Verantwortung für mich und mehr Kinder wollte. Deshalb habe ich mich mit 33 sterilisieren lassen.

Und diese Entscheidung nicht bereut.
Was ich dir damit sagen will, Hibi :

Ich denke, es ist völlig normal, dass du irgendwann diesen Kinderwunsch in dir spürst. Und wenn es dann in der Beziehung grade passt ,bei beiden, dann versucht euer Glück.
Aber mach es nicht davon abhängig, ob das mit dem Baby klappt oder nicht.
Alles Liebe und Gute, dir, Hibi :herz:
Euch allen einen wunderbaren Tag,

LG Phoe
 

Mod Banane

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Aber, was in 40 Jahren bei Dir sein wird und wie Du da vielleicht über diese Dinge denken wirst, kannst heute nicht mit Bestimmtheit wissen.
Ja, da hast natürlich recht. Aber unsere Einstellung und Haltung beeinflusst ja auch unsere Leben im hier und jetzt und zumindest jetzt bin ich so mit mir im Reinen.

Ich schreibe das immer alles etwas hölzern und abgeklärt, das ist mir schon klar und daran stoßen sich ja auch Felis und May, was ich durchaus verstehen kann.

Ich betrachte weder Menschen, die sich pflegen lassen (müssen) abwetend noch möchte ich ihnen vorschreiben, was würdiges Leben bedeutet. Aber, ich lege das für mich und mein eigenes Leben selbst fest. Und daran muss man sich ja nicht stoßen.

Langes Siechtum im hohen Alter ans Bett gefesselt sein etc., das ist für mich kein Leben. Aber, wenn andere dann noch immer Freude verspüren, über die Nähe und Zeit mit ihren Lieben und vielleicht auch anderen kleinen schönen Momenten, dann ist das doch völllig ok und auch schön.
 

Mod May

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Naja, das klingt so einfach, dass man sich ja immer umstellen muss im Leben. Man kann jedoch den Menschen ja nicht einpflanzen, dass sie ihr Leben umstellen sollen bzw. wollen um jemanden zu sich zu nehmen oder zu pflegen. Wenn sie eben nicht bereit dazu sind, dann muss das legitim sein dürfen. Das ist ja sonst auch alles theoretisch gesprochen, wie es gestern bemängelt wurde: Ja, die Menschen *sollten* manchmal anders sein und anders handeln. Viele tun es aber nicht aus verschiedenen Gründen.

Mir klingt da zu sehr eine Bedingung heraus und der Abgleich verschiedener Bedürfnisse, Persönlichkeiten, Kompetenzen und Fähigkeiten der Menschen, die das tragen sollen und ihr Leben umstellen sollen, kommt mir zu kurz und nicht differenziert genug, um ehrlich zu sein und das berührt eben wieder die Freiwilligkeit, die gegeben sein sollte (sicher mit einer Mischung Pflichtgefühl). :smile:

Schau, niemand will hier den Angehörigen "etwas einpflanzen". Die Frage ist einfach: wer übernimmt dann die Fürsorge? Es ist immer das Eine, theoretisch zu sagen: es muss legitim sein dürfen, die Angehörigen nicht pflegen zu wollen.
Da kann ich auch voll zustimmen.
Wer löst dann aber das Problem in der Praxis? Was passiert dann mit dem entsprechenden Menschen, wer kümmert sich um ihn? Und da denke ich halt: wenn ich mich schon nicht kümmern will/kann, aus diesem und jenem Grund, dann muss ich mich wenigstens als Angehöriger an der Lösung des Problems beteiligen. Oder wie siehst du das?
 

Mod Banane

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schrittweise Loslassen.
Das wäre es doch bei mir auch Felis. Wenn ich immer älter würde, immer gebrechlicher und meine Kinder darauf vorbereiten würde, dass ich das noch bis zu einem bestimmten Punkt erdulden werde, dann aber gehen möchte.

Ich verstehe, dass dich all deine Erfahrungen sehr geprägt haben und kann dich da auch gut verstehen. Aber plötzliche Tode, schwere Gebrechdn im jungen Jahren etc., all das habe ich an keiner Stelle thematisiert.
 
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Admina Felis

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mir ging es um deine Wortwahl Banane und die Bewertung einer Pflege/Sterbesituation, die du zu grundsätzlich formuliert hast, finde ich.

du empfindest das alles als jämmerlich, unwürdig , etc. aber es ist es deswegen nicht.
 

Mod Banane

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Ein wundervoller Post Phönicks! Vielen Dank, dass du dich entschieden hast den noch zu bringen, auch gerade vor dem Hintergrund deiner Erfahrungen. Ganz toll geschrieben, wirklich! :thumbsup:

Auch an mich ist die Bitte von "Sterbehilfe" herangetragen worden. Für den betreffenden war es ein einfach auszusprechender Wunsch, getragen von der Sehnsucht, dass derjenige endlich seine Ruhe haben wollte.
Für mich war es ein Schock, ein Antrag auf Mord, zudem derjenige selbst nicht fähig war, weil selbst die Ausführung ihm schon Angst gemacht hat.
Man sollte also bei solchen Wünschen immer berücksichtigen, was diese bei dem anderen auslösen.
Ja, auch da bin ich absolut bei dir. Deshalb bin ich ja dafür, dass es auch bei uns in Deutschland Institutionen geben wird wie heute schon in der Schweiz und mit Abstrichen auch in den Niederlande. Ich möchte diese Entscheidung nicht meinen Kindern zumuten und auch kein aktives Tun. Das sollen fremde unbeteiligte übernehmen, falls ich das nicht selbst machen kann.
 
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Admina Schneewittchen

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Und da denke ich halt: wenn ich mich schon nicht kümmern will/kann, aus diesem und jenem Grund, dann muss ich mich wenigstens als Angehöriger an der Lösung des Problems beteiligen. Oder wie siehst du das?

Schau May, das Problem was du ansprichst, ist ein Realproblem, was wir hier im Forum nicht lösen können. Wir können die Familien nicht ändern, auch "müssen" sie nichts, auch wenn du denkst, dass sie sich beteiligten müssen an der Lösung des Problems.

Da es aber nicht so ist, ist das eben ein Fakt und du kannst theoretisch sagen, dass die Angehörigen müssen. Ganz wertfrei gesehen: Nein, sie müssen nicht und man kann es ihnen eben auch nicht überstülpen, wenn sie es nicht tun. Man kann höchstens appellieren an sie.

Besser würde mir die Formulierung gefallen: ich finde es traurig, wie ich es in der Klinik täglich erlebe und ich verstehe die Familien nicht, die sich komplett aus der Verantwortung ziehen...usw. usf.

Übrigens: es entspricht *nicht* meiner eigenen Einstellung! Ich würde die Verantwortung dafür nie abgeben. Aber, der Mensch hat Grenzen und die sind bei jedem anders und das ist ebenso zu akzeptieren, auch wenn du und ich ganz anders handeln würden. :smile:
 

Mod Banane

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mir ging es um deine Wortwahl Banane und die Bewertung einer Pflege/Sterbesituation, die du zu grundsätzlich formuliert hast, finde ich.

du empfindest das alles als jämmerlich, unwürdig , etc. aber es ist es deswegen nicht.
Für mich ist das so, für andere nicht. Jeder hat seine eigene Realität.

Pflege und Fürsorge der Eltern gegenüber ist nix selbstverständliches und schon gar keine automatische Verpflichtung. Wenn dann sollte sie auf einer richtig guten bis ins hohe Alter gelebten Beziehung basieren und in gegenseitigem Einvernehmen stattfinden. Und das kann nur passieren, wenn ein Kind sich dazu in keinster Weise genötigt sieht.

Dazu stehe ich und das halte ich für richtig. Andere Meinungen akzeptiere ich natürlich, halte sie aber für falsch und problematisch.
 
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Admina Felis

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Pflege und Fürsorge der Eltern gegenüber ist nix selbstverständliches und schon gar keine automatische Verpflichtung. Wenn dann sollte sie auf einer richtig guten bis ins hohe Alter gelebten Beziehung basieren und in gegenseitigem Einvernehmen stattfinden. Und das kann nur passieren, wenn ein Kind sich dazu in kleinster Weise genötigt sieht.


ja, diesen Punkt kritisiere ich ja gar nicht :smile:
 

Mod Banane

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Mit meinem Vater habe ich schon darüber gesprochen, weil es bald anstehen könnte. Ich habe ihm versprochen ihn in die Schweiz zu begleiten. Es ist mir wichtig ihn dabei zu unterstützen. Ich liebe ihn und respektiere seinen Wunsch.
 

Mod Banane

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Felis, für mich hast du oft an mir hier vorbeigeschrieben. Dinge aufgeführt und geäußert, die ich nie in Frage gestellt habe und damit die Botschaften verwässert, die mir wichtig waren. Ich werde jetzt aber nicht noch 10 Mal dieselben Runden drehen.
 
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Mod May

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Nein, Banane.
Ich stoße mich überhaupt nicht daran, dass du jetzt denkst, später einmal Suizid begehen zu wollen, wenn du alt, krank und schwach wirst. Ich kann das gut verstehen. Und - daher kommt auch meine Aussage, dass das typisch für einen jungen Mann in der Blüte seiner Jahre sei - ich habe viele Gespräche mit jungen Männern ungefähr in deinem Alter (schätze ich mal ;-) ) geführt, die jedoch bereits von einer schweren Krankheit betroffen waren und die Pflegebedürftigkeit und der nahende Tod mit teilweise sehr belastenden zu erwartenden Symptomen schon zum Greifen nahe war. Alle diese Männer waren körperlich noch so fit, dass sie einen Suizid hätten durchführen können. Und alle hatten Angst vor der Abhängigkeit, der Schwäche (was ja auch dem eigenen Selbstbild völlig widerspricht).
Deshalb schrieb ich gestern auch "es klingt, als schriebst du aus der Distanz". Distanz meint hier die Distanz zu körperlicher Gebrechlichkeit aus der Situation eines einigermaßen fitten, unabhängigen jungen Mannes.
Ich konnte jeden einzelnen dieser Männer verstehen. Was bei allen ein großes Thema war:
1. der Zeitpunkt. Suizidiere ich mich jetzt und gebe eigentlich gute Lebensqualität auf (den letzten Sommer mit all seinem Schönen, Unternehmungen, die noch möglich sind, Stunden mit meinen Kinder/Partnerin etc) oder warte ich noch ab und nehme das Risiko in Kauf, es nicht mehr selbst tun zu können?
2. Die Familie. Ein Suizid ist immer ein unglaublicher Einschnitt in das Leben der Angehörigen und Freunde. Man trägt daran wirklich sein Leben lang. Egal, wie alt der Suizidant ist, egal, wie krank er auch war. Es ist und bleibt eben eine autoaggressive Handlung - und das belastet. Es gibt sicher unterschiedliche Situationen, aber man kann wirklich nicht sagen, wie es die Angehörigen letztlich aufnehmen und was das mit ihnen macht. Auch, wenn das in der Familie vorher besprochen wurde.

Und da glaube ich sollte man wirklich auch intensiv darüber nachdenken, was das in der Familie auslöst. Und man kann nicht davon ausgehen, dass alle den Suizid so gerechtfertigt sehen, wie man selbst, bzw. dass das automatisch eine Entlastung der Kinder bedeutet. Es kann auch im Gegenteil eine große Belastung sein.

Lebensqualität verändert sich mit dem körperlichen Zustand. Auf einmal werden Situationen/Zustände lebenswert, von denen man vorher gedacht hätte, sie seien unerträglich. Das hatte man aber aus der Situation des Gesunden eingeschätzt. Der chronisch Kranke oder auch alte und gebrechliche Mensch kann Lebensqualität aus ganz anderen Dingen ziehen. Das ist eine unglaubliche Fähigkeit des Menschen. Auch das sollte man bedenken (deswegen ist die Diskussion darüber sowieso nur theoretisch).

Du kannst natürlich auch "entwürdigend" finden, was du möchtest. (auf dieses Wort bin ich ja auch eingegangen). ich fand das nur in diesem Kontext ein Fettnäpfchen, nachdem hier einige über die Pflege von Angehörigen berichtet haben, diesen pflegebedürftigen Zustand so zu bezeichnen. Ich weiß zwar, wie du es gemeint hast, fand aber die Wortwahl etwas unglücklich. Das war alles.
 

Admina Schneewittchen

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Noch ein kleiner Nachtrag: Hätte ich einen Klienten, der mir sehr ignorant und egozentriert und kaltherzig vorkommen würde und seine Mutter wäre zb in der Klinik/Pflegeheim. Ich würde mit ihm an seinem Mitgefühl arbeiten, seinem Verantwortungsbewusstsein und seinen Geber-Qualitäten und wie gesund und wichtig es für Menschen ist, zu geben - und ohne die eigenen Grenzen ausser acht zu lassen. Evtl. würden Widerstände auftauchen, wie Ignoranz aus Selbstschutz, weil eben doch ganz viel Liebe da is, was nicht gelebt werden "darf", weil....

Nur: ich könnte nie sagen zu ihm: Das ist zumutbar für Sie, Sie müssen das so machen (ihre Mutter pflegen zb). Ich kann mich nicht über ihn stellen und ihm sagen, was für ihn zumutbar ist!

Andres Beispiel: Eine Klientin, die aufopferungsvoll für ihre Familie da ist, der Mutter täglich Dinge abnimmt usw. , eine Vorzeigetochter, regelt alles, macht alles und vergisst sich dabei selbst. Vergessen, auch IHRE Grenzen zu achten und ihre eigenen Bedürfnisse zu leben. Wie könnte ich dieser Person sagen, dass es für sie zumutbar is, die Mutter zu sich nach Hause zu holen?

Alles erlebt. Der Geschichten gibt es so viele. Ich möchte nicht theoretisch darüber urteilen, wer was muss und sollte.:smile:

Überschnitten mit einigen Posts.
 
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Mod May

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Mit meinem Vater habe ich schon darüber gesprochen, weil es bald anstehen könnte. Ich habe ihm versprochen ihn in die Schweiz zu begleiten. Es ist mir wichtig ihn dabei zu unterstützen. Ich liebe ihn und respektiere seinen Wunsch.
Dann wünsche ich dir viel Glück und Durchhaltevermögen. Es ist nur wichtig zu wissen: man kann viele Symptome behandeln und muss keine Angst vor Schmerzen, Atemnot, Übelkeit haben - das einzige, was man nicht medikamentös beherrschen kann, ist tatsächlich die Schwäche.
Und es ist möglich, von selbst zu sterben und dabei seine Würde zu behalten, auch als schwacher Mensch. Das garantiere ich dir.
 

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