Guten Morgen ihr Lieben
Leider habe ich es gestern nicht mehr geschafft, mich hier noch mal einzubringen.
Und nachdem ich gelesen habe, wie intensiv die Diskussion hier weitergeführt wurde, frag ich mich, ob es eine gute Idee ist, zum Thema Pflege noch mal etwas zu schreiben, weil es einfach seit 30 Jahren sehr sehr nah an mir dran ist.
Zum einen, weil ich ein behindertes Kind habe, zum anderen weil ich über einen langen Zeitraum meine Mutter selbst gepflegt und letzten Endes auch während ihres Aufenthaltes im Pflegeheim intensiv begleitet habe.
Außerdem habe ich mich um meine älteren Nachbarn/Freunde/Onkel+Tante gekümmert und tue dies z.t. noch weiterhin.
Dies erwähne ich nicht, weil ich mich deswegen so toll finde, sondern um euch verständlich zu machen, dass ich in diesem Thema mittendrin bin.
Nachvollziehen kann ich jeden eurer Post's.
Festgestellt habe ich, dass gerade Menschen, die sehr selbstbestimmt gelebt haben, eine große Angst davor empfinden, im Alter plötzlich von der Fürsorge und dem Wohlwollen anderer abhängig zu sein und deshalb gerne den Suizid Gedanken einbringen.
Auch an mich ist die Bitte von "Sterbehilfe" herangetragen worden. Für den betreffenden war es ein einfach auszusprechender Wunsch, getragen von der Sehnsucht, dass derjenige endlich seine Ruhe haben wollte.
Für mich war es ein Schock, ein Antrag auf Mord, zudem derjenige selbst nicht fähig war, weil selbst die Ausführung ihm schon Angst gemacht hat.
Man sollte also bei solchen Wünschen immer berücksichtigen, was diese bei dem anderen auslösen.
Wichtig ist mir, dass sich solche Probleme möglichst so lösen, wie es für alle betreffenden eben tatsächlich am besten zu realisieren ist. Das erfordert eine intensive und ehrliche Kommunikation auf allen Seiten.
Ich hatte kein Problem damit, meine Mutter zusätzlich zu meinem Kind zu pflegen, weil es unter den gegebenen Umständen machbar war. Ich habe aber auch von vornherein klar gemacht, dass ein Umzug ins Pflegeheim unumgänglich wird, wenn ich merke, das meine Kräfte nicht mehr reichen.
Und das dies genau die Entscheidung ist, die nur ich allein treffen kann, während alles andere nur im Konsens mit allen anderen (Mutter, Bruder,EM, Sohn und natürlich auch behindertes Kind) entschieden wurde.
Es ist in der Realität wie von Schneewittchen beschrieben. Und wenn jemand seine Angehörigen den Pflege Profis anvertraut .Ist eben auch das ein Zeichen der Fürsorge.
Ich erlebe es ständig, dass sich Menschen dafür rechtfertigen (auch ungefragt), wenn sie ihre Angehörigen in Pflege geben und diese nicht selbst durchführen.
Damit meine ich jetzt nicht nur Eltern/Kinder sondern vor allem auch Ehepartner.
Dabei ist es für die Beziehung viel förderlicher (in beiden Konstellationen) wenn die eigentliche Belastung der Pflege bei den Profis bleibt und die (manchmal nur wenigen hellen Momente) unbeschwert und mit einer gewissen Fröhlichkeit genossen werden können , völlig frei von einem schlechten Gewissen.
Im übrigen ist ein Pflegeheim immer ein Pflegeheim, egal wie das Haus genannt wird (Heim, Pension, Seniorenresidenz).
Die Pflege ist im letzteren nicht unbedingt besser, nur weil Rattan Blumenkübel und Marmorfliesen im Eingangsbereich sind.
Selbst wenn in einer "Residenz" kein Pflegezimmer, sondern ein komplettes Appartement/Wohnung zur Verfügung steht: gute Pflege braucht gutes Personal.
Ich denke, diese Abschweifung zum Thema Pflege ( eigentlich geht es hier ja um Kinderwunsch ?), ist entstanden, weil offen oder auch versteckt immer diese Erwartungshaltung der sogenannten "Gesellschaft" in solchen Themen zu spüren ist .
Frauen sollten Kinder bekommen.
Wenn Sie das nicht tun, stimmt was nicht mit Ihnen. Entweder, weil sie keine wollen oder eben keine bekommen können. Das Männer daran auch ihren Anteil haben (oder eben auch nicht können), darüber wird immer noch nicht so gern gesprochen.
Und wenn Frau dann tatsächlich ein Kind hat, wird gleich gefragt, wann das nächste geplant ist.
Hat Frau ihr Soll erfüllt und vielleicht sogar 4, 5 oder mehr Kinder, sieht sie sich mit Sprüchen konfrontiert, ob sie schon mal etwas von "Verhütung" gehört hätte ..
Und wenn Frau mit Kind Vollzeit arbeitet, fragt man sich, wer sich um das arme Kind kümmert ...
Bleibt Frau zu Hause, aus Überzeugung und ist fortan als Haushalts- und Familienmanager tätig, wird ihr fast täglich zugemutet, nur als dummes Hausfrauchen behandelt zu werden....
Ich finde, wir Frauen sollten etwas solidarischer miteinander umgehen. Uns gegenseitig mit etwas mehr Wertschätzung begegnen, dann würde wir uns vielleicht leichter damit tun, sehr gut auf unsere Bedürfnisse zu achten.
Ich wollte in jungen Jahren nie Mutter sein, EM nicht Vater. Im Laufe der Jahre änderte sich diese Einstellung. Wir haben dann mit Anfang 30 es einfach drauf ankommen lassen.
Hätte EM sich dagegen entschieden, wäre das für mich keine Katastrophe gewesen. Ich hätte es akzeptiert.
Genau so hab ich für mich nach dem zweiten Kind entschieden, dass es genug ist. Ich nicht die Verantwortung für mich und mehr Kinder wollte. Deshalb habe ich mich mit 33 sterilisieren lassen.
Und diese Entscheidung nicht bereut.
Was ich dir damit sagen will, Hibi :
Ich denke, es ist völlig normal, dass du irgendwann diesen Kinderwunsch in dir spürst. Und wenn es dann in der Beziehung grade passt ,bei beiden, dann versucht euer Glück.
Aber mach es nicht davon abhängig, ob das mit dem Baby klappt oder nicht.
Alles Liebe und Gute, dir, Hibi
Euch allen einen wunderbaren Tag,
LG Phoe