Liebe limafl,
hmm... ich habe Deinen Strang gerade erst entdeckt und gelesen.
Irgendwie gäbe es so viel, was ich Dir gerne schreiben würde.
Ich fange mal rückwärts an:
ich muss dazu sagen, dass ich für ihn mein Profilbild entfernt habe, sowie meinen Status und meine Info - sieht also nach Blockieren aus
Ja, allerdings nur für einen Moment. Wenn Du blockiert bist, bekommst Du bei WA auch immer nur einen grauen Haken - weil die Nachricht ja nicht zugestellt werden kann. In Deiner Variante werden die Nachrichten zugestellt, selbst wenn Du sie nicht liest. WA öffnen und mit irgendwem schreiben oder lesen reicht für den zweiten grauen Haken. Was möchtest Du eigentlich mit dieser Maßnahme bezwecken? Entweder Du blockierst ihn tatsächlich oder Du lässt ihn weiterhin Dein Bild und Status sehen. Irgendwie ist das etwas albern und wirkt ein wenig zickig. Ich meine das gar nicht böse, denn ich bin mir sicher, diese Wirkung möchtest Du ganz sicher nicht auf ihn ausüben, so wie ich Dich lese
. Irgendwie fühlt es sich für mich nach einer gewissen Hilflosigkeit an. Was ist also Deine konkrete Intention für diese Handlung?
Am 29.12. hielt ich es nicht aus und schrieb ihm per Instagram eine Nachricht.
Ich weiß, wie schwer das gerade für Dich ist. Wirklich. Auch wie sehr es in den Fingern juckt und wie übermächtig sich der innere Druck anfühlen kann, der kurz schwindet, wenn man dann doch geschrieben hat. Aber bitte: mach das in der nächsten Zeit zunächst nicht mehr.
Ebenso wenig wie das:
Ich küsste ihn, entschuldigte mich aber promt danach und ging raus.
Zum Feierabend küsste er mich zwei Mal.
Er fragte mich, ob ich glauben würde, dass eine Beziehung mit uns gut werden würde. "Natürlich" sagte ich selbstsicher.
Das gibt ihm permanente Sicherheit. Er kommt zu Dir, geht nach wenigen Tagen zurück zur EF. Dann blockiert er Dich. Dann erneut die Trennung, er zieht für zwei Wochen bei Dir ein - und geht wieder zurück. Trotzdem zeigst Du ihm immer und immer wieder, dass Du da bist. Auf ihn wartest. Warum sollte er denn jetzt einen Leidensdruck verspüren? Du bist doch "sowieso" da.
Da ist es natürlich auch aus seiner Sicht denkbar, erst mal zu schauen, was EF denn jetzt aus der Situation machen will. Denn Du schreibst ja, dass er das sogar genau so klar formuliert:
"ich weiß doch gar nicht, ob SIE noch will und ob das Vertrauen noch besteht"..ob SIE noch will?
Wer weiß schon so genau, was konkret ihn hält. Vielleicht ist es wirklich die Sorgen bzgl. seines Alters. Das möchte ich gar nicht bewerten - lassen wir es einfach mal als gegeben so stehen. Aber Du schreibst selbst, er weiß noch nicht, wie es mit dem Haus weitergeht. Das beinhaltet ja schon einen nicht ganz unwesentlichen finanziellen Aspekt. Den solltest Du nicht unterschätzen. Und vielleicht gibt es noch drei Dutzend weitere mehr oder weniger gewichtige Gründe, die aber in der Gesamtbetrachtung Gewicht gewinnen können. Auch ohne dass es ihm absolut klar und bewusst ist.
Auch, dass Du scheibst, er will niemandem wehtun und nicht der A... sein, der einfach seine Frau sitzen lässt. Wenn Du hier mal ein paar Stränge (v.a. die von Plouha genannten) liest, wirst Du sehen: das ist gar nicht so unüblich. Im Gegenteil. Es kann sogar "hilfreich" sein. Ihm die Chance zu geben, dass er zu Hause tatsächlich noch mal alles versucht hat. Manche AM machen mit ihren EF dann Paartherapien oder gemeinsame Urlaube oder, oder, oder... und manche stellen dann eben auch fest, dass das alles nichts mehr bringt. Weil die Ehe eben leider (oft still und leise mit der Zeit) gestorben ist. Natürlich ohne hier den Blick davor zu verschließen, dass die Eherettung manchmal auch klappt oder dass der AP feststellt, dass es zwar mit der Ehe nichts mehr wird, aber andere Gründe wichtig genug sind dennoch zu bleiben. Das hat man leider selbst nicht in der Hand.
Und auch wenn Du hiermit Recht hast:
Thema Vertrauen und EF: natürlich habe ich ihm den Wind aus den Segeln genommen und ihm aus weiblicher Sicht gesagt, dass der Riss in der Vase so groß ist und das Vertrauen sicherlich nicht mehr von ihr gegeben werden kann, so wie es mal war.
Ich sagte ihm, dass sie ständig misstrauisch sein wird
Sag ihm das bitte nicht mehr. In seinem Kopf scheint gerade der Film zu laufen:
ich muss es versuchen mit EF (damit ich mir das später nicht vorwerfen (lassen) muss). Da kannst Du noch so oft rational gegen anreden und da kannst Du noch so oft in der Sache Recht mit haben. Das kann er von Dir, die Du eine völlig andere (ihm bekannte) Zielsetzung hast, doch gar nicht annehmen.
Und das hier:
Ich führte noch einige sozialpädagogischen Übungen mit ihm durch - Das innere Team usw., die ihm nochmals zeigten, dass seine negativen Gedanken nur Gedanken sind und er tief in sich drin eigentlich mit mir zusammen sein möchte..
ich rede mit dir, ich mache therapeutische Übungen mit dir, die dich auf den richtigen Weg bringen usw.
lass bitte ersatzlos sein. Du bist nicht sein Therapeutin und er wird das alles von Dir nicht annehmen können. Ich finde es zudem auch schon in gewissem Maße manipulativ. Du siehst aus Deiner Perspektive, was für ihn der richtige und beste Weg ist. Das muss aber nicht unbedingt (derzeit) auch seine Perspektive sein.
Was kann ich Dir zu Deiner Situation nun raten, vor allem da morgen ja ein Wiedersehen anstehen wird.
Im Grunde, so widersprüchlich es für Dich vermutlich gerade scheinen wird:
Vergangene Woche sagte er sogar in Rage "Vielleicht ist es besser, wenn du mich freigibst und mich vergisst. Ich tue dir nicht gut, ich mache dich nicht glücklich." Ein Satz, der mich unglaublich schmerzt.
Genau das. Schick ihn fröhlich und gut gelaunt in seine Ehe zurück. Entziehe ihm die Sicherheit, dass Du sowieso da bist. Aber bitte ohne Spielchen, wie die mit dem ehemaligen Verehrer, den Du ihm vor die Nase setzt
.
Ich finde, die Gelegenheit ist gerade sehr günstig: auch Du hattest gerade 12 Tage Abstand von ihm (zumindest im Wesentlichen). Sag ihm bspw., Du hast nachgedacht und Du verstehst, dass er zu Hause versuchen will die letzten 27 Jahre zu retten. Du verstehst das und respektierst seine Entscheidung. Es war eine schöne Zeit, aber Du konzentrierst Dich jetzt wieder auf Dich und Dein Leben und wünschst ihm alles Gute.
Sei fröhlich, aktiv, zeig ihm Deine Verletzung nicht. Entziehe ihm die Grundlage für dieses latente Drama - Ihr seid nicht Romeo und Julia. Aber diese Dramatik kann durchaus auch ihn pushen. Selbstkasteiung lässt grüßen.
Ich liebe sie so, aber ich kann nicht. Meine Verantwortung, mein Alter... Produktiv ist das nicht. Bitte Drama aus.
Wenn er den Eindruck bekommt, dass er Dich nach dem ganzen Hin und Her nun zu verlieren droht, dann kann das schon noch mal zu einem Umdenken führen. Insbesondere, weil er es ja tatsächlich schon zweimal geschafft hat die Trennung zu thematisieren. Wenn Du Ablenkung brauchst, lies mal den Strang von Dorabella. Auch ein sehr wankelmütiger AM. Da brauchst Du einen langen Atem und eine gute Portion schauspielerisches Geschick.
Ich sehe gar nicht so schwarz, limafl. Der Mann scheint schon sehr an Dir zu hängen und viel für Dich zu empfinden. Aber solche Lebensentscheidungen haben eben in der Regel ganz viele Seiten. Da kommst Du m.E. vor allem mit Geduld und einer gewissen Strategie voran. Diese hilft Dir übrigens (richtig angewendet) auch selbst.
Ich hoffe, Du konntest mit meinen Gedanken etwas anfangen und wünsche Dir morgen einen guten Start ins neue Arbeitsjahr - und natürlich dass das Treffen mit Deinem AM "erfolgreich" läuft.
Liebe Grüße,
Soraya