Liebe Stay,
ja, es gibt einen Strang, aber der ist nicht übersichtlich, weil ich vieles gelöscht habe.
Ich hatte eine 14-jährige Affäre neben meiner Ehe. Die Affäre hatte ich schon vor meiner Ehe. Die Affäre beendete ich vor 7 Jahren, nee inzwischen sogar 8
, weil ich so nicht 40 werden wollte und weil ich ihn liebte, mit ihm zusammen sein wollte....er war 15 Jahre älter und hatte eine Freundin. Wir waren mal Kollegen, er war geschieden, ich trennte mich von meinem Freund, er machte mir lange den Hof, irgendwann stieg ich darauf ein. Als ich das erste Mal mit ihm Sex hatte, sagte ich, dass ich keine Dreierkonstellation will. Er sagte, mit seiner Freundin ist nix mehr. Nach 2 Jahren kam es dann raus, dass sie die ganze Zeit seine Freundin war. Wir hatten dann einen Break von einem halben Jahr und arbeiteten Schreibtisch an Schreibtisch. Dann ging es weiter mit uns und daraus wurden insgesamt 14 Jahre. Ich verstand ihn, dass er sich nicht trennen wollte, sie war eine nette Frau. Aber ich konnte so auch nicht mehr weiter machen. Ich hätte meinen EM verlassen, allerdings bin ich mir heute nicht mehr so sicher, ob ich es nicht bereut hätte, denn heute könnte ich mir das nicht mehr so vorstellen.
Als ich die Affäre beendet hatte, war ich sehr traurig, nach 10 Monaten lernte ich in einem anderen Forum einen Mann kennen, wir schrieben täglich... irgendwann waren wir neugierig und wir wollten uns kennenlernen. Das taten wir und danach war alles noch schlimmer. Ich hatte mich wohl verliebt. Das beichtete ich dann meinem Mann. Nach einem weiteren halben Jahr hat er dann in meinem PC Schriftverkehr gefunden, die auf diese langjährige Affäre hindeutete. Er war mit dem Mann auch sehr gut bekannt. Sie haben sich gemocht. Es war ein Schlag ins Gesicht und er fragte mich ständig, warum, ich das getan hätte. Es gab für mich Gründe, die ich hier nicht schreiben werde, aber er verstand mich ein Stück weit, aber natürlich nicht gänzlich. Vor allem, weil er nichts bemerkt hatte, die ganzen 14 Jahre. Wir führten eine gute Ehe. Ich war ihm immer zugewandt. Er konnte es sich nicht vorstellen, dass ich so ein Doppelleben geführt hatte. Für mich war es erleichternd, dass er mein wahres Gesicht nun kannte. Ich zog aus, zog wieder ein. Es war ein hin und her. Wir waren auf einem Beziehungsseminar und letztendlich war es so, dass wir unser Leben erstmal entschleunigten, anfingen zu fühlen, wo wir sonst funktioniert hatten. Wir wurden ehrlich miteinander. Das tat oft sehr weh, aber es war wie es war. Wir hauten uns manchmal kleine Spitzen um die Ohren, die den anderen trafen, einfach aus der eigenen Verletzung heraus (er hatte dann auch mal eine andere Frau). Wir kauften uns Sparschweine und nannten sie Phrasenschweine. Jeder musste beim Anderen 50 Cent einwerfen, wenn er verbal übers Ziel hinaus geschossen ist. Wir verloren nie unseren Humor, sind Beide eher harmoniebedürftig und verständnisvoll für die Bedürfnisse des Anderen. Wir haben uns Beide gesagt, dass wir uns selbst nicht so wichtig nehmen dürfen und den Anderen gleich gar nicht, dann nähert man sich auch eher wieder an. Wir sagten uns, so lang wir immer noch Spass zusammen haben, Momente tatsächlich genießen können, wenn wir allein sind, das als wunderbar fühlen, dann gehören wir noch zusammen. Und das ist bis heute so.
Es ist natürlich nicht immer einfach, wie in jeder Ehe, nur haben wir eine wohlwollende Haltung uns gegenüber. Wir sagen z.B.: Wenn es dein Herzenswunsch ist, dann tu es. Auch wenn es dem Anderen vielleicht nicht behagt, er muss ja nicht mitmachen. Gelassenheit und das Wissen, dass Gefühle änderbar und nur eine Momenterscheinung sind, haben uns wohl zusammen geschweißt. Und heute ist es sogar so, dass meine Liebe wächst, wenn er mir Zugeständnisse macht und er empfindet es auch so. Ich würde sagen: Wir sind als Paar gewachsen. So fühlt es sich jedenfalls bei uns Beiden an.
Heute würde es auch nicht mehr vorkommen, dass mein Mann mir meine Traurigkeit nicht ansieht (so war es damals jedenfalls). Heute ist er sehr sensibel in diesen Dingen und merkt mir alles an. Wir haben uns wohl in den letzten 7 Jahren erst so richtig kennengelernt. Er mich jedenfalls.
Ich denke über meine frühere Affäre nicht mehr nach. Es ist ein abgeschlossener Lebensabschnitt für mich. Gefühle habe ich auch keine mehr für ihn. Ich kann auch nicht mehr sagen, dass ich ihn noch im Herzen habe.
Aber ich habe ja eine neue Affäre, vielleicht liegt es daran.
Ich fühle mich damit nicht zerrissen. Ich sehe es als eine Bereicherung für mich an. Eine Auszeit nur für mich. So wie Wellness.
Nicht jeden Tag Kartoffelsuppe, auch mal Linsensuppe, sehr selten, dafür um so würziger.
Obwohl sich der derzeitige AM auch manchmal sehr eigentümlich verhält, so hat er sich im Laufe der Jahre doch gebessert. Was er ist: zuverlässig. Aber wir haben auch nicht viel Kontakt und wahrscheinlich deshalb ist es händelbar für mich gefühlsmäßig, bzw. händelbar geworden. Uns trennen 450 km und wir sehen uns im Jahr auch nur 4 x, aber das reicht auch. Mehr würde ich nicht wollen und nicht hinbekommen. Es ist halt ein Fahren mit Handbremse und sehr bewusst gewählt, weil es wohl ohne Affäre für mich auch nicht geht.
Aber in einer sehr nahen Affäre, wie ich sie davor hatte, da schlagen die Gefühle Purzelbaum.... da kann ich mir schon vorstellen, dass auch die Männer sehr zerrissen sein können. Ich denke, umso mehr Nähe, umso schneller gehen die Gefühle hoch, wenn man sie dann spontan entzieht. Deshalb ist es in deinem Fall hilfreich, wenn du in der totalen Versenkung verschwindest. Er wird dich genauso vermissen. Wie er aber mit den Gefühlen umgeht, das steht im Moment in den Sternen. Das kommt auf seine Persönlichkeit an.
Lieber Gruss La Traviata