So, heute habe ich dann das gemacht, was ich nicht tun sollte.
Wir hatten vier gemeinsame Telekonferenzen. Die erste ging noch. Wir waren zu viert. Entweder hat er mit den beiden anderen gesprochen, oder ich. Er hat mich nie direkt angesprochen.
Richtig auffällig wurde das dann in der zweiten Konferenz. Da war nur eine andere Person und wir beide. Das ging gar nicht mehr. Da er ja nicht direkt mit mir in den Dialog ging, waren die Gespräche eine Katastrophe.
Zwischen der zweiten und dritten Telefonkonferenz ist mir das zuviel geworden und ich habe ihn angechattet. Konversation wie folgt (sorry für manche holprige Übersetzung):
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Ich: Die Situation ist komisch. Sprich mit mir.
Er: Ja es ist komisch, aber du weisst, ich kann nicht mit dir sprechen. Meine Welt ist auf dem Kopf und ich selbst auch. Alle sind Verlierer in diesem Spiel. Es tut mir leid.
Ich: Ich weiss was bei dir los ist und wie du dich fühlst. Ich fühle mich auch schlecht. Dein Anruf am Samstag war scheisse, du hast danach nicht mehr das Gespräch mit mir gesucht und gestern auch meinen Geburtstag ignoriert. Nach all dem was gewesen ist, möchte ich wenigstens ein vernünftiges Gespräch nochmal darüber führen mit dir.
Wenn nicht jetzt, dass später, aber gib mir nicht das Gefühl du sprichst in diesem Leben nie mehr mit mir darüber.
Er: Ich kann dir nicht zum Geburtstag gratulieren, nachdem was ich gemacht habe. Ich fühle mich scheisse. Es war scheisse. Ich habe erkannt, dass ich Probleme habe und diese für mich lösen muss. Daher habe ich einen Termin beim Therapeuten gemacht. Nochmal sorry, alle haben verloren hier. (hier habe ich es missverstanden, ich dachte er hat bereits die Eheberatung gemeint, aber es ist ein Therapeut).
Ich: Ich verstehe was du sagst, nichtsdestotrotz habe ich noch ein einigermassen vernünftiges Gespräch erwartet, da wir auch zusammen arbeiten müssen. Ausserdem bin ich immer fair mit dir umgegangen und gleiches erwarte ich jetzt einfach.
Er: und selbst das hier mit dir erzeugt Gefühle, die ich nicht will, nicht wollen kann
Ich: Ich fühle mich respektlos behandelt.
Er: Ich meine es nicht respektlos. Es ist einfach, dass ich eine Mauer aufbaue und meine Ehe retten will.
Ich: Diese Mauer würde irgendwann wieder einstürzen. Einen Therapieversuch starten mit der Idee Gefühle nicht haben zu wollen halte ich auch nicht für sinnvoll. Du willst deine Ehe retten, weil du in Panik und Verlustangst bist, ignorierst die anderen Gefühle und wenn es wieder ruhig ist kommen die alten Probleme zurück und die Gefühle, die du für mich hast. Du glaubst dann, Kontrolle ist die Antwort darauf. Was ist damit ehrlich zu dir selbst zu sein? Das Ding fliegt dir bei dem Ansatz früher oder später wieder um die Ohren. Wenn nicht mit mir, dann mit jemand anderem.
Er: Wie gesagt, ich bin im Moment überall scheisse. Ich habe den Kopf nicht frei für deine Gefühle. Das ist klar und ich muss das lösen mit mir. Ich weiss nicht, wie ich im Moment ehrlich zu mir selbst sein soll. Konsequenz ist, dass ich jedem weh tue. Dir und meiner Frau. Und ja, ich gehe zurück zur Kontrolle. Und das ist der Grund warum ich Hilfe von außen benötige um aus dem Desaster rauszukommen. Nacher werde ich eine bessere Person sein. Im Moment bin ich ein schlechter Mensch.
Ich: Ach so, du gehst nicht zum Eheberater, du gehst zum Therapeuten? Ich habe das missverstanden.
Er: Nur ich. Sie will nicht mehr zum Eheberater. Sie will mich gar nicht mehr um sich haben.
Ich: Wo wohnst du denn dann?
Er: Im Büro oben. Sie will mir die zweite Chance nicht geben und ich hoffe sie ändert ihre Meinung.
Ich: Und was sind deine Gefühle für mich?
Er: Es ist nicht richtig für mich dass zu sagen, was ich am Samstag in dem komischen Gespräch gesagt habe. Das weisst du.
Ich: Warum kämpfst du für die zweite Chance?
Er: du kennst und verstehst die Regeln. Zu früh getroffenen Entscheidungen kann man nicht trauen.
Ich: Wie meinst du das?
Er: "Im Falle des Fegefeuers des nicht entscheiden können, Menschen schwanken zwischen bleiben wollen und gehen wollen. Beide Partner zweifeln ob das Wiederaufleben der Beziehung Sinn macht. An diesem Zeitpunkt sieht es so aus, dass es einfacher scheint das Handtuch zu werfen, anstatt die Scherben aufzuheben, aber ich mahne sie mindestens drei Monate durchzuhalten und keine finale Entscheidung zu treffen." Ich habe mir ein Buch gekauft, wie ich meine Ehe retten kann.
Ich: Glaubst du, du kannst Gefühle der Liebe wieder erwecken bzw. den Sex in deine Ehe bringen?
Er: "Denk daran, du vergleichst den Affärenpartner mit der langjärigen Ehefrau. Du vergleichst nicht zwei Individuen. Was du vergleichst ist wie es sich anfühlt in einer idealisierte, romantischen Beziehung zu sein mit einer reellen, langfristigen Partnerschaft"
Ich: Warum machst du das und was sind deine Gefühle für mich?
Er: Ich kann sehr diszipliniert und kontrolliert sein. Du siehst das in meinem Marathonlaufen. I trinke kaum, esse gesund, und habe sehr hart trainiert. Über Monate. Dann habe ich die Kontrolle verloten und war sehr gemein zu meiner Frau. Ich habe unverzeihliche Sachen gesagt. Nicht nötig sie zu sagen. Wie ein Messer nochmal reinstechen. Das mach ein guter Mensch nicht. Ich muss daran arbeiten. Und nun tu ich dir weh.
Ich: Du gehst nicht zurück, weil du sie liebst, du gehst zurück, weil du Angst hast dein Umfeld zu verlieren.
Er: Wie soll ich denn ein besserer Mensch werden? Ich würde diese Probleme nur zu dir bringen.
Ich: Du weisst nicht was du vom Leben möchtest und bist nicht ehrlich zu dir selbst. Du kontrollierst dich. Sich kontrollieren heisst aber auch nicht ein besserer Mensch zu werden.
Er: Ich weiss nicht wie ich ehrlich zu mir selbst sein soll.
Ich: Erstmal herausfinden was du möchtest und wer du bist.
Er: Ich kann nicht ehrlich zu mir selbst sein, ich bin umgeben von einem Nebel aus Schuld-, Pflichtgefühlen und Angst.
Ich: Vielleicht solltest du für dich sein eine zeitlang.
Er: Ich habe Angst alleine zu sein.
Ich: Das ist der Preis. Wenn du mit dir im Reinen bist und rausgefunden hast was du möchtest, dann bist du ein besserer Mensch.
Er: Ja, aber wie ich gerade drauf bin, würde ich dich nicht glücklich machen. Ich bin panisch , ich verletze dich auch und es tut mir leid.
Ich: Ich habe dich nicht gebeten zu mir zurückzukommen, ich habe dich gebeten mit mir zu sprechen.
Er: und ich werde mit dir sprechen. Ich sehe ein, dass dies fair und respektvoll ist. Genauso wie ich mit ihr spreche. Meiner Frau ist aufgefallen, dass ich nie in der Art mit ihr gesprochen habe, wie mit dir.
Ich: Ich kann damit leben, ich fände es nur nicht gut, wenn du mich ignorierst und deine Gefühle kontrollierst.
Er: Ich werde dich nicht ignorieren. Ich hatte Angst, wie du gesehen hast.
Ich muss durch meinen eigenen Lernprozess. Ich möchte nicht noch mehr Unglück erzeugen. Die Lösung kommt mit der Zeit.
Ich: Es hat auch niemand Druck gemacht.
Er: Ich mache mir den Druck selbst.
Er: Du hast einen sehr tiefen, emotionalen Eindruck bei mir hinterlassen und all diese Gefühle waren echt. Aber bis ich mich nicht sortiert habe, wie du siehst, würde ich dich nur unglücklich machen.
Ich: Ich bin schon zufrieden, wenn du dich selbst sortierst. Was danach kommt weiss im Moment keiner.
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Es ist wie ich vermutet habe. Er will auf Biegen und Brechen die Ehe retten.
Was mach ich nun? Versuchen da langsam einen Haken dran zu machen, oder abwarten?
Was denkt ihr?