Liebe Piccolina,
es ist sicher unmöglich, die Situation bzw. das, was deinen AM gedanklich umtreibt, treffend analysieren zu können. Ich glaube aber, dass jeder Mensch letztendlich nach einer inneren Logik handelt und diese für ihn dann auch stimmig ist.
Erstmal finde ich es gut, dass du eine Entscheidung getroffen hast, indem du das Warten aufgibst, Du musst allerdings damit auch die Hoffnung aufgeben. was der wirklich schmerzhafte Teil ist. Dass von seiner Seite aus kein persönliches klärendes Gespräch stattfindet, macht eine Einordnung bzw. einen Abschluss verständlicherweise für dich um so schwieriger.
Ich sehe eure Geschichte so:
Am Anfang stand da beidseitig das Erotische/ Prickelnde/ Aufregende im Vordergrund.
Dann änderte sich bei dir etwas.
Da ich mehr Sehnsucht nach ihm hatte als umgekehrt, kippte das alles klassischerweise und es war nicht mehr leicht zwischen uns.
Ich glaube, wir sind aber auch beide an den Punkt gekommen, an dem wir fühlten, dass das hier langfristig nun mal eine Sackgasse ist. Was anfänglich so aufregend scheint, wird irgendwann vorallem sehr zermürbend.
Du warst während der gesamten Dauer eurer Affaire quasi zweifach in einem Wechselbad der Gefühle. Zum einen mit EM, zum anderen mit AM. Die Beziehungen zu beiden Männern waren emotional nicht stabil. Du wusstest zeitweise nicht, ob deine Ehe Bestand haben wird und du wusstest nicht, ob sich nicht doch mehr aus der AF entwickeln wird. Zwischen Baum und Borke quasi.
Was ich möchte, weiß ich leider selbst nicht. Vor einem Jahr hätte ich gesagt, ich würde ggf. ein Mehr mit AM in Betracht ziehen.
Und das wird dein AM unterschwellig gespürt haben, denn:
Ich hab mir immer gewünscht mehr Zeit mit ihm haben zu können, um überhaupt herauszufinden, ob wir eine Chance hätten.
Er hat auf diesen unterschwelligen Wunsch schon reagiert:
In den letzten beiden Jahren haben wir uns nur noch einige wenige Male getroffen, was v.a. an ihm lag und mir nicht gefiel. Er schob es auf seine Arbeitssucht und darauf, dass EF ihn nichts alleine machen ließ, wohl sehr kontrollierte.
Er hat mMn damit eine für sich klare jedoch nonverbale Grenze signalisiert . Du hast auf diesen Rückzug auch reagiert, denn:
Da er immer wieder betonte, dass er sich nie trennen würde, habe ich diese Möglichkeit aus meinem Kopf verbannt und den Gedanken nicht wieder zugelassen.
Durch den Rückzug von AM dachte ich, es läuft alles eher auf ein Ende hinaus, und ich wollte es nochmal verstärkt versuchen in meiner Ehe.
Das war eine Anpassung (!) von dir an die Gegebenheiten und keine freie, gewollte Entscheidung.
Als er bekannt gegeben hat, dass er sich trennt, kam bei dir unterschwellig wieder eine Hoffnung auf:
Ich weiß allerdings nicht mal, ob ER sich denn überhaupt etwas anderes mit mir vorstellen könnte
Dein AM hat sich mMn während der Dauer eurer gesamten AF stringent klar positioniert. Er wollte mit dir immer Leichtigkeit und prickelnde Momente, nichts kompliziertes.. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Er hat aber zunehmend bzw immer wieder gespürt, dass du im Grunde zu mehr bereit wärst. Zumindest , dass du dafür offen wärst, einen Versuch mit ihm zu wagen, wenn er entsprechende Signale senden würde.
Dass es in deiner Ehe wieder gut lief, wird ihn beruhigt haben, denn :
Tatsächlich kam dann aber eben wieder eine Wende und gab mir (offenbar) Grund genug weiterzumachen. Der Sommer war z.B. so. Im frühen Sommer noch mehrere Treffen hintereinander, sehr viel Kontakt, sehr liebe, überraschende Nachrichten… Spaß, Entspannung, Hoffnung.
Er hat seine Ehe beendet und betrachtet das Ende seiner Ehe und euren Kontakt mMn komplett separat. Das Eine hat keinerlei Bezug zu dem Anderen.
Wenn ich mehr schreibe, kommen zwar auch Antworten, auch oft Sprachnachrichten, aber ich merke irgendwie dennoch an allem, dass es ihm zu viel ist. Und das erklärt er mit seinen Lebensumständen, sagt aber immer, es hätte nichts mit mir zu tun, in Bezug auf mich hätte sich nichts geändert.
Ihm ist es scheinbar zu viel, sich verbal zu erklären. Ich könnte mir vorstellen, dass er sich denkt, du weißt doch, dass sich in all den Jahren der Stand der Dinge bei ihm nie verändert hat und auch sein Verhalten dir gegenüber hat das ( für ihn zumindest) gespiegelt.
Für ihn bist vermutlich DU diejenige, die sich verändert hat, denn indem du unterschwellig gehofft hast, dass es mehr wird, wurde das Ganze komplizierter und die anfängliche Ebene der Leichtigkeit und Unverbindlichkeit verlassen.
Er hat Bedenken, dass ich mir zu viel erhoffe und dachte, es tue mir nicht gut, wenn er sich meldet. ER würde sich jedoch gerne melden.
Ja, er würde sich gerne melden. Aber nur, wenn er die Garantie (!) hätte, dass du dir nicht mehr erhoffst. Er ist quasi „auf der Hut“ vor dir. Es ist einfach in all den Jahren zu viel der Leichtigkeit verloren gehangen und euer Konstrukt hat jetzt nur noch ein „ schweres“ Label:
Das fällt mir jedoch unglaublich schwer und manchmal packe ich es nicht. Habe dann teilweise Nachrichten geschickt, die ich umgehend wieder bereut habe.
Andererseits ist so ein Tanz auf Eierschalen halt auch grundsätzlich echt anstrengend. Eigentlich möchte ich einfach authentisch und locker sein (dürfen).
Authentisch sein und gleichzeitig locker sein schließt sich manchmal leider aus, liebe Piccolina
Doch, einmal. Mit einem Foto dabei und der Info, dass er nun beruflich bei mir in der Nähe zu tun haben wird und das erfreulicherweise auch einige Monate dauert. (Wenn das der Fall war, haben wir uns immer mal getroffen.)
Auch diese Info erscheint mir in seinem „ Script“ durchaus logisch. Angenommen, du würdest darauf so reagieren, dass die sexuelle Ebene im Fokus steht, würde er vermutlich reagieren ( es sei denn seine Vorbehalte nähmen wieder Überhand).