Liebes Herzchen,
da ich kein Psychiater bin, kann ich natürlich nicht zu 100% eine Diagnose treffen und er ist mit Sicherheit nicht von allen Schattierungen, die diese Krankheit hat, betroffen, bzw. hat die gesamte Palette an Symptomatik aufzuweisen, aber ich kenne eine Borderlinerin mit einem sehr stark ausgeprägtem Krankheitsbild und die kennt ihn und unsere Geschichte auch.
Wenn ich unsere Beziehung rückwirkend betrachte, dann gab es viele Manipulationen von seiner Seite bezüglich meiner Gefühle zu ihm. Wenn ich mich manches Mal nicht zeitnah gemeldet habe (nicht während unserer Pausen, sondern in den stabilen und sicheren Phasen), hat er mich bombardiert mich Nachrichten.
Jedes Mal, bevor er diese emotionalen Abstürze hatte, haben wir eine sehr enge und intime Zeit gehabt, so dass ich überhaupt nicht verstanden habe, weshalb er so an meinen Gefühlen zweifelte, und ich habe reagiert, wie ein Borderline-Partner reagiert: ich bin darauf eingestiegen und habe ihm immer wieder versichert, wie wichtig er mir ist.
Wenn ich mir die schillernde Symptomatik dieser Erkrankung ansehe, dann erfüllt er einen grossen Teil davon. Lediglich die Hasstyraden und Aggressionen, die wohl in der Spaltung auftreten, die habe ich nicht erleben müssen.
Er treibt extrem viel Sport - geradezu besessen. Auch das ist eine Art Selbstverletzung, vielleicht auch Bestrafung. Viele Dinge konnte er nicht geniessen und hatte sehr oft ein schlechtes Gewissen, wenn wir uns einfach nur treiben liessen. Er musste eigentlich immer vorher etwas gearbeitet - geleistet - haben, damit er sich "belohnen" durfte mit Freizeit. Seine T-Shirts sind allesamt am Kragen zerfetzt, weil er, wenn er nervös ist, an diesen rumbeisst.
Er war sehr schnell beleidigt und wegen Kleinigkeiten tief getroffen. Sein Selbstwertgefühl ist sehr niedrig, wenn überhaupt, dann weiss er nur seinen durchtrainierten Körper zu schätzen. Er hielt sich oft für nicht liebenswert und auch Freundschaften hat er nur sehr wenige und seinen besten Freund sieht er wenige Male im Jahr. Ansonsten sind seine sozialen Kontakte sehr reduziert und er ist viel mit sich alleine.
Auch dieses permanente Aufsuchen meiner Nähe während unserer Trennungen, die ja stets von ihm aus gingen, passt in diese Symptomatik. Er mir später erzählt hat, wie sehr er unter unseren Trennungen litt und was er alles gemacht hat, um mich zu treffen. Er hat sich damit selbst gequält.
Er sprach für einen Mann ungewöhnlich viel über Gefühle und auch darüber, wenn er nichts fühlt. Und seine Gefühle schwankten sehr oft hin und her. Was sich heute gut anfühlte, war morgen manchmal schon nicht mehr so.
Auch ist es wohl sehr häufig der Fall, dass Borderliner eine Aussenbeziehung eingehen, weil sie stets auf der Suche nach Anerkennung und einem Retter sind - sie suchen jemanden, bei dem sie ankommen können. Ankommen war ein Wort, dass er auffallend häufig benutzt hat.
Ich glaube, er trennt sich von mir in den Phasen, wo es mit uns zu eng wird. Die erste Trennung war die Ausnahme, die war nach einem halben Jahr. Danach erfuhr seine Frau von uns, er geriet unter Druck und es musste eine Lösung her.
Alle anderen Trennungen waren immer nach ca. 3 Monaten, und immer war es vorher besonders schön und sehr eng mit uns und ich vermute, dass, wenn es eine gefühlte Verbindlichkeit für ihn wird, er Angst bekommt. Angst, durch diese Symbiose, die er ja paradoxer Weise benötigt und anstrebt durch seine Manipulationen an mir, verletzt und verlassen zu werden. Darum übernimmt er diesen Schritt, damit er diese Angst kontrollieren kann.
Vielleicht irre ich mich und es ist eine andere Form einer Persönlichkeitsstörung und ich bin auch nicht wirklich froh darüber, diesen Mann nicht mehr in meinem Leben zu haben, auch wenn es wohl für mich besser so ist, denn er kann ein sehr warmer, zärtlicher und liebevoller Mensch sein, aber es wäre eine Erklärung für mich, weshalb er sich so anormal verhält.
Zuletzt modifiziert von Ruby am 31.08.2012 - 11:53:21