Huhu, Kate, so, jetzt wollt ich dir noch nach deiner Bitte oben, antworten:
Ich frage mich nämlich oft, ob der Delphin mir durch sein (Nicht)Handeln immer wieder das bestätigt, was ich evtl. unterbewusst eh annehme: Dass ich nur zweite Wahl bin, dass man sich jederzeit von mir entlieben kann.
im Sinne einer selbsterfüllenden Prophezeiung meinst du...du hast ja gefragt, ob diese Kindheitssituation eine Rolle spielen könnte. Natürlich könnte es das. Dein Muster lieb, angepasst und unauffällig zu sein, hat dich durch diese Zeit gebracht. Das war eben das Verhalten deiner Wahl, andere Kinder werden dann verhaltensauffällig (schlechte Noten, aufmüpfiges Verhalten usw. usf.) im Sinne von „lieber negative Aufmerksamkeit, als gar keine Aufmerksamkeit“ , aus diversen Gründen hast du eben die angepasste, stille, brave und immer liebe Methode gewählt, was ja auch eine Art von (unbewusster) Manipulation darstellt (ist aber nicht schlimm, Menschen manipulieren einander täglich und das wird erst „schlimm“, wenn einem anderen dadurch Schaden zukommen soll). Das war dir lieber als negative Aufmerksamkeit. Damit konntest du bestimmte Familiengegebenheiten in einem gewissen Maße kontrollieren. Du wirkst immer sehr verzweifelt, wenn dir Delphin deine Aufmerksamkeit entzieht, auch, das war ja jetzt hier auch schon öfter Thema, wenn du weißt, dass es genau diese, seine (!) Resignation bräuchte um die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen an dein eigentliches Ziel zu kommen: eine Zukunft mit dem Delphin. Da du aber in einem großen Maße emotional davon abhängig davon bist, wie sich dein Delphin JETZT dir gegenüber verhält, was sich für dich vordergründig gut anfühlt, da es dir Aufmerksamkeit und sofortige Belohnung gibt (vielleicht kannst du da einen Bezug sehen zu der fehlenden Aufmerksamkeit deiner Eltern nach Geburt deines Geschwisterchens?), aber langfristig eben gar nicht so gut ist, und du diese tiefere Bedeutung nicht erfasst, dass genau DAS jetzt aber positiv wäre, auch wenn es sich zuerst mal schlechter für dich anfühlen mag (da Aufmerksamkeitsentzug, keine Belohnung), wirkt es so, als ob dir das JETZT wichtiger wäre, als das langfristige Gefühl...eine Zukunft mit ihm. Weil vielleicht gar nicht der Delphin zu 100pro gemeint ist? Wenn du dein Abi machst, kriegst du das Abi ja auch nicht geschenkt, sondern musst durch die ein oder andere Mathe/Latein (oder whatever) Hölle bevor du deine Belohnung bekommst. Nun haben dich im Falle des Delphins da aber noch vollkommen deine Gefühle im Griff - und das schon seit Jahren. Sicher drängt sich da neben dieser Würde-Sache (die wir letztens hatten), den Kristallisationsprozessen und noch anderen Gegebenheiten (sexuelle Anziehung usw. ) auf, dass es da noch andere Gründe geben könnte.
Natürlich kann man da, und da brauch man nicht vom Fach sein, erkennen, dass dies wie ein Wiederholungszwang sein KÖNNTE, indem du dieses eigentlich dir schädliche Verhalten so über die Maßen an jemandem festzuhalten, der dir eigentlich so gar nicht guttut und diesen jemanden auch kontrollieren zu wollen, aus deiner Kindheit stammen KÖNNTE, indem du diese schmerzhafte Erfahrung unbewusst immer wieder herbeiführst, in der Hoffnung, dass es dieses Mal „gut“ enden möge (d.h. dass du NICHT abgeschrieben bist, trotz deines Geschwisterchens. Übertragen: Lass mir Aufmerksamkeit zukommen).
Liebe Kate, sei mir nicht böse, aber du hast ja darum gebeten, dass ich dir schreibe, was ich denke...Diese Suche/Sucht nach der Aufmerksamkeit und des Kontrollierenwollens könnte dieser infantilen Anteil von damals sein. Das Kontrollierenwollen des Familiensystems, deine Rolle dort drin usw. versuchen diese für dich existenzbedrohende Situation in Grenzen zu halten, indem du lieb und brav und unauffällig bist. Kate, ich denke, du wärst der erste Mensch, der keine Wut gefühlt hat damals. Die kleine Kate von damals möchte vielleicht zu ihrem Recht kommen, die Ungerechtigkeit von damals zur Gerechtigkeit führen. Leider ist es oft in der Natur dieser Wiederholungszwänge, dass es eben oft wieder kein „gutes“ Ende nimmt. Weil man sich nämlich erstens die "falschen" Menschen dazu aussucht, also genau jene, die eben dem damaligen Muster der Bezugsperson entsprechen und zweitens weil es nicht in der Verantwortung eines anderen liegt, dich da zu erlösen. Und genau der zweite Teil ist der, den ich dir immer wieder in deinem Strang, zugegeben recht eierig und schwammig und drumherumgeredet, sagen will. Dass dein Delphin nicht dafür verantwortlich ist, dass es dir gut geht. Es wird ganz viel gemutmaßt, was ER denkt, was ER tut usw., anstatt dass du dich selbst mit dir auseinandersetzt, weil das nämlich das Einzige ist, auf was du Einfluss hast (Stichwort Kontrolle).
Dieses liebe, nette, mit dem du nämlich ganz sicher die meiste Zeit deines Lebens gute Erfahrungen gemacht hast, ja auch hier im Strang, jederzeit ist jemand zur Stelle, weil du so liebreizend bist, hat dich sicher die Erfahrung lehren lassen, dass du durch dein angepasstes, nettes Wesen vieles im Leben leichter bekommen hast, das man dir nicht weh tun will und selbst lieb und nett zu dir ist. Nun kann ich mir absolut vorstellen, dass es so gar nicht in dein Weltbild passt, wenn es auf einmal heißt, dass du gegen dein Naturell handeln musst und dem Delphin nicht Tür und Tor öffnest und ihn einlädst mit deinem netten Wesen. Und das entzogene Aufmerksamkeit und mal nicht nettsein NICHT gleichbedeutend ist, mit: du bist abgeschrieben. Diese veränderte Sicht muss sich für dich sicher teilweise ganz furchtbar anstrengend anfühlen. Und zugleich hat dieses nette und zugleich kontrollieren wollende auch etwas unterschwellig aggressives.
Ich weiß, dass sich der gefühlte Kontrollverlust shitty anfühlt. Vielleicht hast du als Kind das Gefühl gehabt, dass du vor deinem Geschwisterchen durchaus großen Einfluss auf deine Eltern hattest? Vieles kann da möglich sein, wir kennen deine Fam.geschichte nicht, jedenfalls ist dir damals die Kontrolle entglitten und ich mag mir nicht vorstellen, wie du dich teilweise gefühlt haben musst, als du alleine in deinem Zimmerchen gespielt hast und dich vergessen gefühlt hast.
Diese Suche nach den Ursprüngen ist für mich zwiegespalten. Man sollte und muss nicht jeden Deckel wieder öffnen. Manches kann zu Retraumatisierungen führen und da hat kein Mensch was davon, am allerwenigsten Du. Da ist dein Gefühl der Wegweiser: wenn du dich erleichtert fühlst dann ist es gut, da mal hinzuguggen. Wenn du Widerstand fühlst, lass es
Das gehört dann wirklich in eine therap. Situation. Die wichtige der allerwichtigsten Fragen ist gar nicht der Ursprung oder weshalb das so ist, wie es ist bei dir, sondern was könntest du dir vorstellen, wie du deine Gefühlswelt verbesserst bezüglich des Delphins? Das ist schon anstrengend erstmal, Kate. Natürlch ist es leichter das alte Lied immer wieder zu singen, das bist du gewohnt und alles gewohnte ist logischerweise erstmal einfacher (und das ist paradox: weil es zwar einerseits leichter geht, auf der anderen Seite du dich ja aber nicht gut fühlst mit der Situation). Dann, und bitte bitte verstehe mich nciht falsch, wenn du mich jetzt reden hören würdest, wäre das überhaupt nciht aggressiv oder provokant von mir gemeint, aber: diese Situation mit dem Delphin gibt dir natürlich auf eine andere Weise Aufmerksamkeit. Nämlich hier. Es ist ganz menschlich, dass andere Menschen einen trösten, wenn es einem schlecht geht. Natürlich hast du evtl. und wirklich unbewusst einen Nutzen davon, wenn es dir schlecht geht: Du wirst nämlich getröstet. Vielleicht möchtest du das gar nicht so schnell ändern...? Das ist nur ein Gedanke von mir und soll NICHT heißen, dass du nicht mehr schreiben sollt!!!!
Okay, also, die wichtigste Frage ist also, was du tun könntest, dass es dir besser geht. Wenn du dich hineinsteigerst, sobald er auf Sauftour geht und du bist schon drin in dieser Gedankenspirale und diesem Gefühl, ist es wirklich arg schwierig da wieder rauszukommen. Deshalb ist die eigentliche und wichtigste Arbeit, dass du VORHER damit anfängst. Dass du andere Gedanken suchen und finden könntest um einige Dinge anders zu bewerten! Denn: wie wir etwas erleben liegt nicht am objektiven Auslöser, sondern WIE WIR diese an sich objektive Sache bewerten. An dem könntest du anknüpfen. Du hast Dir ein Glückstagebuch gekauft. Goldrichtig und superschön
Du könntest auch noch zusätzlich andere Bewertungsmaßstäbe finden, die dich solche Situationen wie so eine Sauftour anders sehen lassen könnten. Wenn du dir einredest, dass dies ganz furchtbar ist, dann fühlst du auch ganz furchtbar, wenn du es ein Stückchen anders sehen könntest, könntest du dich schon ein klein wenig besser fühlen. Da helfen dir die Leute hier ja auch total super.
Das wichtige ist, dass, auch wenn es für dich einen Weltzusammenbruch darstellt, dass du vielleicht erkennst, dass dies NICHT der REALITÄT entsprechen muss. Es ist deine Realität in diesem Moment, ja. Aber noch lange nicht die objektive Realität. Und auch bist du kein Kind mehr, welches auf die Fürsorge und Aufmerksamkeit seiner Bezugspersonen angewiesen ist! Ein Kind kann so etwas als ganz existenziell erleben! Nur: es ist eine andere Zeit. Die Symbiosenzeit gehört in die frühe Kindheit und nicht mehr in eine erwachsene Beziehung.
Was genau könnte passieren, wenn das Schlimmste eintritt und der Delphin nicht „Dein“ ist? Und: wie genau würdest du dich fühlen, wenn er dein wäre? Was wäre anders? Wie würde dein Tag ausschauen morgen? In einer Woche? Und in einem Jahr? Könnte dein Delphin dir das geben, rund um die Uhr, was du dir wünscht? Wie fühlst du dich, wenn du mit ihm zusammen bist...spürst du dich dann besser, lebendiger, ganzer?
Solche Fragen könntest du dir stellen. Und dann: Bitte lenke dich ab. Du bekommst den Delphin nicht eher, wenn du dich in ein KK reinsteigerst. Damit ist weder der Gesamtsituation geholfen noch und vor allem nicht DIR. Du kannst die Situation damit nicht kontrollieren.
So, Katie, das reicht. An alle, die etwas zum meckern haben: ihr habt mich ganz sicher missverstanden
Im Ernst: am liebsten rede ich und schreib das nicht. Weil ich nie weiß, wie das bei jemanden ankommt.
Kate, wie immer: Wenn dir das zu intim ist, ich lösch das natürlich raus!