Salamandrina
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- 8 Jan. 2020
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Hallo Zusammen
Nach einigen Tagen „stillen Mitlesens“ und auf der Suche nach ähnlichen Mustern, schreibe ich nun meine Geschichte.
Mit meinem Freund (56) bin ich (49) seit 8 Jahren zusammen. Wir führen eine Fernbeziehung die sich seit ein paar Monaten in Schieflage befindet. Wir haben uns in all den Jahren an fast allen Wochenenden abwechselnd besucht. Uns trennen genau 333 km. Das war niemals ein Hindernis, selbst bei 3 Std Autofahrt. Wir telefonieren täglich, wobei mir die Gespräche in letzter Zeit zu anstrengend sind. Er bestand damals darauf, dass wir die Wochenenden zusammen sind. Mir hätte auch jedes zweite Wochenende gereicht.
Nun zu ihm: Er ist ein Macho, ein Multitalent was Reparaturen elektrischer Geräte betrifft. Sein Herz liegt auf der Zunge. Er spricht schnell Dinge aus, ohne drüber nachzudenken ob es eventuell taktlos ist … was mir aber gefällt, denn in dieser Hinsicht nehmen wir uns Beide nicht viel. Er redet lieber, statt zu schreiben, simsen, whatsappen. Wenn er früher verbal über sein Ziel hinausschoß, zog ich mich kurz zurück, oder legte einfach auf. Es dauerte nicht lange und er kam von selbst drauf. Oft sagte er auch „Wenn dich was an mir stört, sag es mir sofort.“ Was ich auch tat. Er war mal humorvoll. Er verändert sich zunehmend zum Negativen. Für ihn ist alles, aber auch wirklich „alles“ scheisse. Ich fühle mich hilflos mitansehen zu müssen, wie mein einstiger Held so grantelig und unnahbar ist. Wir unternehmen kaum noch etwas zusammen, da er immer irgendeine Erkältung, Durchfall oder andere Gebrechen vorschiebt. Seit ein paar Monaten muss er angeblich sogar am Wochenende arbeiten … Ja, auch Samstag und Sonntag und ja, ohne einen Ausgleichtag zu erhalten. Wir hatten uns in den letzten Monaten kaum noch gesehen. In seinem Kollegenkreis sind viele schwer erkrankt, oder gestorben und auch in seinem familiären Umfeld steht es mit der Gesundheit nicht gut. Seine Tochter hat MS. Sie hatte im August einen Schub, entließ sich aber selbst aus dem Krankenhaus. Im Oktober der nächste Schub. Nun werden die Medikamente umgestellt. Sie wollte sich bei ihm ausweinen. Er hat sie aber mehr oder weniger halbherzig abgefertigt. Sie ging vor 4 Jahren zum Studium nach Rheinland-Pfalz. Brach das Studium allerdings kurz vor Schluß ab und begann eine Lehre. Das sind Dinge, die ihn heute noch ärgern. Der Studium-Abbruch, der Wegzug. Er ist der Meinung, dass Jeder der eine Krankheit besitzt, selbst damit fertig werden muss und nicht jammern sollte.
Die Tochter zog sich verständlicherweise von ihrem Vater zurück, er bekam Vorwürfe von seiner Frau, sein Sohn antwortet ihm seitdem nur noch einsilbig… Sein Vater (83) hat in den letzten Monaten unheimlich abgebaut. Nicht vom Geist her, eher körperlich. Er ist derjenige der immer sagt: „Man soll nicht klagen!“ … Letzens meinte mein Freund: „Das gibt bestimmt bald’n Sondertag Urlaub. Lange macht der nicht mehr.“ … Das lasse ich jetzt mal unkommentiert.
In meinem Umfeld sieht es nicht besser aus. Mein Vater hatte im Frühling 2018 einen leichten und im Frühling 2019 einen schweren Schlaganfall. Das war bitter für mich … zu sehen, wie der Held meiner Kindheit völlig unbeholfen war. Aber ich sehe auch jeden Tag die Fortschritte die er macht. Und das stärkt mein Optimismus. In dieser Zeit war mein Freund kaum für mich da. Ich glaube im Nachhinein, dass es bereits im Frühling begann, dass er sich von mir „entfernte“ und ab da begann unsere Schieflage. Gejault habe ich in dieser Zeit nicht, auch nicht hängen lassen. Dazu bin ich zu stolz. Ich bin ein optimistischer und fröhlicher Mensch. Es ging ja jeden Tag aufwärts.
Über Weihnachten entwickelte sich mein Freund zum Grinch. Früher dekorierte er seine 4 Wände mit allem möglichen Zeugs, oder ich durfte mich dekomäßig austoben… Letzte Weihnachten fiel das aber aus. Ihm war einfach nicht danach. An meinem Geburtstag (ein paar Tage vor Weihnachten) bekam ich zwar meinen täglichen Anruf, aber er besuchte mich weder davor, noch danach an den Wochenenden. Er musste Samstag + Sonntag arbeiten. Geschenk? Fehlanzeige! Es gab einen Geldschein zu Weihnachten und 2 Scheine zum Geburtstag. Heiligabend fuhr ich zu ihm, so wie jedes Jahr. Am 25.12.19 gingen wir essen mit seiner Familie – wie jedes Jahr. Am 26.12.19 klagte er über Bauchschmerzen und Durchfall. Da ich am nächsten Tag arbeiten musste, fuhr ich bereits vormittags zurück. Abends rief er an, dass er sich nun auch mehrmals übergeben musste… „Das geht bei uns in der Firma rum. Ist bestimmt’n Magen-Darm-Infekt“…. Am 27.12.19 schrieb er, dass der Arzt ihn für Freitag krankschrieb. Er wolle aber am Wochenende erst einmal zu Hause bleiben, sagte er später am Telefon. Ich dachte mir noch so … naja … falls er sich nicht fühlt, fährste halt am Montag nochmals hoch und verbringst Silvester mit ihm zusammen.
Sonntagfrüh rief er jedoch an: „Silvester kannste übrigens knicken. Ich muss arbeiten.“ …. Klatsch…. Das saß !!! …. Was ich in diesem Moment fühlte, kann ich gar nicht beschreiben …. Ich fühlte mich verarscht, gedemütigt, verraten, fassungslos und stumm …. Ich brachte keine Silbe über die Lippe. Mir war augenblicklich schlecht. Mein Magen zog sich zusammen und die Tränen kullerten nur so runter. Seine Stimme wurde plötzlich sanfter: „Hallo? Bist du noch da?“ Das Gespräch musste ich abbrechen. Hätte eh nur geschluchzt und kein Ton raus bekommen. Er rief mehrmals an – ich drückte ihn weg. So ging das den ganzen Tag. 19 Anrufe weggedrückt. 7 Anrufe hab ich angenommen und versucht ihm zuzuhören. „Das du da solche große Nummer draus machst … ist doch ein ganz gewöhnlicher Tag… Außerdem ist mir dieses Jahr eh nicht nach Feiern, das weißt du. Ob ich mir bei dir einen reinkippe oder mit nem Kollegen, ist doch egal.“ … Irgendwann war ich gefasster, aber meine ganze Enttäuschung musste raus. Er purzelte nur so aus mir raus … „Warum lügst du mich an? Das mit dem Arbeiten über die Feiertage glaube ich dir nicht. Du willst mir allen Ernstes erzählen, dass dir jemand an einem Sonntag um 9 Uhr den Auftrag für Süddeutschland erteilt und dich über die Feiertage dahin schickt?!“ Den Auftrag bekam er angeblich schon am Freitag per Email von seinem Chef. Er rief die Mails aber erst sonntags ab …. Schon klar L … Natürlich machte ich ihm Vorwürfe. Versuchte ihm zu erklären, wie ich mich fühlte. Und natürlich stellte ich alles in Frage. „Willst du Schluß machen? Willst du, dass ich Schluß mache? Das ist doch alles nichts mehr und es wird nicht besser, es wird doch alles nur noch schlimmer. Komm mir vor, wie ein Klotz am Bein“
Ein paar Stunden später rief er nochmals an. Er versuchte seine momentane Gereiztheit zu erklären und wollte wenigstens noch 3 normale Sätze mit mir wechseln, bevor er sich nach Süddeutschland begab: „Ich steh mir momentan selbst im Weg. Die Sache mit meiner Tochter… das mein Vater so abgebaut hat … das geht mir auch nahe… die scheiß Arbeit, wobei ich ja noch froh sein muss, das ich die noch habe …. Und jeder heult sich bei mir aus.“…. und nun komm ich auch noch mit meiner Verletztheit. Um ehrlich zu sein, ich habe keine Ahnung und absolut keinen Plan, wie ich mich nun ihm gegenüber verhalten soll. Ziehe ich mich komplett zurück, gebe auch ich ihm einen Grund noch mehr zu grübeln. Der Kerl kommt aus seinem Gedankenkarussell nicht raus und das wiederum tut mir leid. Das sollte es vielleicht nicht … ach, was weiß ich. Mittlerweile grübele ich auch nur noch. Es fällt mir selbst schwer, mich abzulenken, aber ich arbeite daran.
Ständig diese Fragen: Warum ist er nicht ehrlich zu mir? Hat er ein Alkoholproblem? Ist er womöglich selbst krank und macht es mit sich selber aus? Ist da eventuell eine andere Frau in seinem Leben? Wird das auch mal wieder gut?
Seit Samstagabend ist er wieder zu Haus. Er schrieb eine SMS. Ich antworte 1 Std später und wünschte ihm einen gemütlichen Abend. Am Sonntag gegen 11 Uhr schrieb er nur: „Morgen!“ …. Das ließ ich so stehen und lenkte mich soweit es ging ab. Eine Stunde später: „?“ …. Ließ ich ebenso unkommentiert. Nachts um 1 Uhr: „So viel Text?“ … später kam: „Gute Nacht.“ … Frühmorgens die obligatorische Nachricht: "Guten Morgen meine Süße. 5 Grad.“ Solche Nachricht erhalte ich unter der Woche täglich.
Montags rief er an. Er fragte nicht wie es mir geht, er fragte nicht wo ich Silvester verbrachte …. Er fragte gar nichts. Er erzählte nur belangloses Zeugs. Wie teuer doch der Diesel momentan ist… das er seinen Vater anrief … das seine Tochter anrief … das er einen Film schauen wollte und immer wieder eingeschlafen ist. Nachdem er fertig war, verabschiedete ich mich und wünschte ihm einen schönen Abend.
Der Dienstaganruf war dann fast genauso. Keine Fragen, nur belangloses Zeugs. Diesmal kam er mir zuvor und verabschiedete sich nach 3 min. Mittwoch legte ich das Telefon im Schlafzimmer ab und war beschäftigt. Gegen 18 Uhr kam eine Nachricht, dass er noch Glühbirnen am Auto austauschen muss. Gegen 21:30 Uhr schrieb ich zurück, dass er das wohl schon mit verbundenen Augen machen kann und wünschte ihm einen gemütlichen Abend. Gegen 22 Uhr ging ich zu Bett und sah, dass er 5 x versuchte anzurufen.
Es ist sooooo anstrengend. So ermüdend für mich. Ich denke, für ihn auch. So gespielt alles. Am liebsten würde ich ihn anbrüllen, damit er aufwacht. Wenn ich ihm allerdings jetzt sage, was mich stört – reagiert er angepisst, wird beleidigend und schiebt alles andere vor, warum er so ist, wie er ist. Die Telefonate sind verkrampft. Merke selbst, dass es mich runter zieht. Früher hatte ich noch flotte Sprüche auf den Lippen, allerdings verstumme ich immer mehr. Ich habe meine Leichtigkeit verloren und keinen Plan, wie ich mit ihm umgehen soll. Pause einläuten mit kleinen täglichen Nachrichten, ohne Telefonate? Kontaktsperre??? …. Habt Ihr eventuell Vorschläge? … L
Nach einigen Tagen „stillen Mitlesens“ und auf der Suche nach ähnlichen Mustern, schreibe ich nun meine Geschichte.
Mit meinem Freund (56) bin ich (49) seit 8 Jahren zusammen. Wir führen eine Fernbeziehung die sich seit ein paar Monaten in Schieflage befindet. Wir haben uns in all den Jahren an fast allen Wochenenden abwechselnd besucht. Uns trennen genau 333 km. Das war niemals ein Hindernis, selbst bei 3 Std Autofahrt. Wir telefonieren täglich, wobei mir die Gespräche in letzter Zeit zu anstrengend sind. Er bestand damals darauf, dass wir die Wochenenden zusammen sind. Mir hätte auch jedes zweite Wochenende gereicht.
Nun zu ihm: Er ist ein Macho, ein Multitalent was Reparaturen elektrischer Geräte betrifft. Sein Herz liegt auf der Zunge. Er spricht schnell Dinge aus, ohne drüber nachzudenken ob es eventuell taktlos ist … was mir aber gefällt, denn in dieser Hinsicht nehmen wir uns Beide nicht viel. Er redet lieber, statt zu schreiben, simsen, whatsappen. Wenn er früher verbal über sein Ziel hinausschoß, zog ich mich kurz zurück, oder legte einfach auf. Es dauerte nicht lange und er kam von selbst drauf. Oft sagte er auch „Wenn dich was an mir stört, sag es mir sofort.“ Was ich auch tat. Er war mal humorvoll. Er verändert sich zunehmend zum Negativen. Für ihn ist alles, aber auch wirklich „alles“ scheisse. Ich fühle mich hilflos mitansehen zu müssen, wie mein einstiger Held so grantelig und unnahbar ist. Wir unternehmen kaum noch etwas zusammen, da er immer irgendeine Erkältung, Durchfall oder andere Gebrechen vorschiebt. Seit ein paar Monaten muss er angeblich sogar am Wochenende arbeiten … Ja, auch Samstag und Sonntag und ja, ohne einen Ausgleichtag zu erhalten. Wir hatten uns in den letzten Monaten kaum noch gesehen. In seinem Kollegenkreis sind viele schwer erkrankt, oder gestorben und auch in seinem familiären Umfeld steht es mit der Gesundheit nicht gut. Seine Tochter hat MS. Sie hatte im August einen Schub, entließ sich aber selbst aus dem Krankenhaus. Im Oktober der nächste Schub. Nun werden die Medikamente umgestellt. Sie wollte sich bei ihm ausweinen. Er hat sie aber mehr oder weniger halbherzig abgefertigt. Sie ging vor 4 Jahren zum Studium nach Rheinland-Pfalz. Brach das Studium allerdings kurz vor Schluß ab und begann eine Lehre. Das sind Dinge, die ihn heute noch ärgern. Der Studium-Abbruch, der Wegzug. Er ist der Meinung, dass Jeder der eine Krankheit besitzt, selbst damit fertig werden muss und nicht jammern sollte.
Die Tochter zog sich verständlicherweise von ihrem Vater zurück, er bekam Vorwürfe von seiner Frau, sein Sohn antwortet ihm seitdem nur noch einsilbig… Sein Vater (83) hat in den letzten Monaten unheimlich abgebaut. Nicht vom Geist her, eher körperlich. Er ist derjenige der immer sagt: „Man soll nicht klagen!“ … Letzens meinte mein Freund: „Das gibt bestimmt bald’n Sondertag Urlaub. Lange macht der nicht mehr.“ … Das lasse ich jetzt mal unkommentiert.
In meinem Umfeld sieht es nicht besser aus. Mein Vater hatte im Frühling 2018 einen leichten und im Frühling 2019 einen schweren Schlaganfall. Das war bitter für mich … zu sehen, wie der Held meiner Kindheit völlig unbeholfen war. Aber ich sehe auch jeden Tag die Fortschritte die er macht. Und das stärkt mein Optimismus. In dieser Zeit war mein Freund kaum für mich da. Ich glaube im Nachhinein, dass es bereits im Frühling begann, dass er sich von mir „entfernte“ und ab da begann unsere Schieflage. Gejault habe ich in dieser Zeit nicht, auch nicht hängen lassen. Dazu bin ich zu stolz. Ich bin ein optimistischer und fröhlicher Mensch. Es ging ja jeden Tag aufwärts.
Über Weihnachten entwickelte sich mein Freund zum Grinch. Früher dekorierte er seine 4 Wände mit allem möglichen Zeugs, oder ich durfte mich dekomäßig austoben… Letzte Weihnachten fiel das aber aus. Ihm war einfach nicht danach. An meinem Geburtstag (ein paar Tage vor Weihnachten) bekam ich zwar meinen täglichen Anruf, aber er besuchte mich weder davor, noch danach an den Wochenenden. Er musste Samstag + Sonntag arbeiten. Geschenk? Fehlanzeige! Es gab einen Geldschein zu Weihnachten und 2 Scheine zum Geburtstag. Heiligabend fuhr ich zu ihm, so wie jedes Jahr. Am 25.12.19 gingen wir essen mit seiner Familie – wie jedes Jahr. Am 26.12.19 klagte er über Bauchschmerzen und Durchfall. Da ich am nächsten Tag arbeiten musste, fuhr ich bereits vormittags zurück. Abends rief er an, dass er sich nun auch mehrmals übergeben musste… „Das geht bei uns in der Firma rum. Ist bestimmt’n Magen-Darm-Infekt“…. Am 27.12.19 schrieb er, dass der Arzt ihn für Freitag krankschrieb. Er wolle aber am Wochenende erst einmal zu Hause bleiben, sagte er später am Telefon. Ich dachte mir noch so … naja … falls er sich nicht fühlt, fährste halt am Montag nochmals hoch und verbringst Silvester mit ihm zusammen.
Sonntagfrüh rief er jedoch an: „Silvester kannste übrigens knicken. Ich muss arbeiten.“ …. Klatsch…. Das saß !!! …. Was ich in diesem Moment fühlte, kann ich gar nicht beschreiben …. Ich fühlte mich verarscht, gedemütigt, verraten, fassungslos und stumm …. Ich brachte keine Silbe über die Lippe. Mir war augenblicklich schlecht. Mein Magen zog sich zusammen und die Tränen kullerten nur so runter. Seine Stimme wurde plötzlich sanfter: „Hallo? Bist du noch da?“ Das Gespräch musste ich abbrechen. Hätte eh nur geschluchzt und kein Ton raus bekommen. Er rief mehrmals an – ich drückte ihn weg. So ging das den ganzen Tag. 19 Anrufe weggedrückt. 7 Anrufe hab ich angenommen und versucht ihm zuzuhören. „Das du da solche große Nummer draus machst … ist doch ein ganz gewöhnlicher Tag… Außerdem ist mir dieses Jahr eh nicht nach Feiern, das weißt du. Ob ich mir bei dir einen reinkippe oder mit nem Kollegen, ist doch egal.“ … Irgendwann war ich gefasster, aber meine ganze Enttäuschung musste raus. Er purzelte nur so aus mir raus … „Warum lügst du mich an? Das mit dem Arbeiten über die Feiertage glaube ich dir nicht. Du willst mir allen Ernstes erzählen, dass dir jemand an einem Sonntag um 9 Uhr den Auftrag für Süddeutschland erteilt und dich über die Feiertage dahin schickt?!“ Den Auftrag bekam er angeblich schon am Freitag per Email von seinem Chef. Er rief die Mails aber erst sonntags ab …. Schon klar L … Natürlich machte ich ihm Vorwürfe. Versuchte ihm zu erklären, wie ich mich fühlte. Und natürlich stellte ich alles in Frage. „Willst du Schluß machen? Willst du, dass ich Schluß mache? Das ist doch alles nichts mehr und es wird nicht besser, es wird doch alles nur noch schlimmer. Komm mir vor, wie ein Klotz am Bein“
Ein paar Stunden später rief er nochmals an. Er versuchte seine momentane Gereiztheit zu erklären und wollte wenigstens noch 3 normale Sätze mit mir wechseln, bevor er sich nach Süddeutschland begab: „Ich steh mir momentan selbst im Weg. Die Sache mit meiner Tochter… das mein Vater so abgebaut hat … das geht mir auch nahe… die scheiß Arbeit, wobei ich ja noch froh sein muss, das ich die noch habe …. Und jeder heult sich bei mir aus.“…. und nun komm ich auch noch mit meiner Verletztheit. Um ehrlich zu sein, ich habe keine Ahnung und absolut keinen Plan, wie ich mich nun ihm gegenüber verhalten soll. Ziehe ich mich komplett zurück, gebe auch ich ihm einen Grund noch mehr zu grübeln. Der Kerl kommt aus seinem Gedankenkarussell nicht raus und das wiederum tut mir leid. Das sollte es vielleicht nicht … ach, was weiß ich. Mittlerweile grübele ich auch nur noch. Es fällt mir selbst schwer, mich abzulenken, aber ich arbeite daran.
Ständig diese Fragen: Warum ist er nicht ehrlich zu mir? Hat er ein Alkoholproblem? Ist er womöglich selbst krank und macht es mit sich selber aus? Ist da eventuell eine andere Frau in seinem Leben? Wird das auch mal wieder gut?
Seit Samstagabend ist er wieder zu Haus. Er schrieb eine SMS. Ich antworte 1 Std später und wünschte ihm einen gemütlichen Abend. Am Sonntag gegen 11 Uhr schrieb er nur: „Morgen!“ …. Das ließ ich so stehen und lenkte mich soweit es ging ab. Eine Stunde später: „?“ …. Ließ ich ebenso unkommentiert. Nachts um 1 Uhr: „So viel Text?“ … später kam: „Gute Nacht.“ … Frühmorgens die obligatorische Nachricht: "Guten Morgen meine Süße. 5 Grad.“ Solche Nachricht erhalte ich unter der Woche täglich.
Montags rief er an. Er fragte nicht wie es mir geht, er fragte nicht wo ich Silvester verbrachte …. Er fragte gar nichts. Er erzählte nur belangloses Zeugs. Wie teuer doch der Diesel momentan ist… das er seinen Vater anrief … das seine Tochter anrief … das er einen Film schauen wollte und immer wieder eingeschlafen ist. Nachdem er fertig war, verabschiedete ich mich und wünschte ihm einen schönen Abend.
Der Dienstaganruf war dann fast genauso. Keine Fragen, nur belangloses Zeugs. Diesmal kam er mir zuvor und verabschiedete sich nach 3 min. Mittwoch legte ich das Telefon im Schlafzimmer ab und war beschäftigt. Gegen 18 Uhr kam eine Nachricht, dass er noch Glühbirnen am Auto austauschen muss. Gegen 21:30 Uhr schrieb ich zurück, dass er das wohl schon mit verbundenen Augen machen kann und wünschte ihm einen gemütlichen Abend. Gegen 22 Uhr ging ich zu Bett und sah, dass er 5 x versuchte anzurufen.
Es ist sooooo anstrengend. So ermüdend für mich. Ich denke, für ihn auch. So gespielt alles. Am liebsten würde ich ihn anbrüllen, damit er aufwacht. Wenn ich ihm allerdings jetzt sage, was mich stört – reagiert er angepisst, wird beleidigend und schiebt alles andere vor, warum er so ist, wie er ist. Die Telefonate sind verkrampft. Merke selbst, dass es mich runter zieht. Früher hatte ich noch flotte Sprüche auf den Lippen, allerdings verstumme ich immer mehr. Ich habe meine Leichtigkeit verloren und keinen Plan, wie ich mit ihm umgehen soll. Pause einläuten mit kleinen täglichen Nachrichten, ohne Telefonate? Kontaktsperre??? …. Habt Ihr eventuell Vorschläge? … L