Also, dann versuche ich mich mal in einem Update der letzten Monate.
Sorry liebe maimai, dass ich dir deine Frage, ob wir ein Paar sind, noch nicht beantworten konnte. Aus meiner Sicht nicht, er wollte es gerne so bezeichnen, aber ich erzähle mal:
Nachdem es mich ja Anfang des Jahres so gestört hatte, dass mein AM immer den Flugmodus am Handy eingeschaltet hatte und meine Nachrichten an ihn nicht durchgingen, damit seine Frau ungefragt sein Handy nehmen und nach Nachrichten schauen kann, hatte er das geändert.
Er hat - so wie es seine Art ist - nicht darüber gesprochen, ich habe einfach bemerkt, dass meine Nachrichten wieder alle durchgehen.
Wochen später hat er mir auf Nachfrage gesagt, dass er sein Handy nun per Fingerabdruck gesichert hat.
Insgesamt hatte ich die Richtung weg von der Kontrolle seiner EF bemerkt.
Wir haben uns wieder öfter gesehen und auch dann wenn es kein Alibi für ihn gab, er also einfach später von der Arbeit nach Hause gekommen ist.
Seine Frau hat dazu nur zynisch "Überstunden?" als Kommentar abgegeben.
Trotzdem war es mir oft nicht genug, was er mir geben konnte.
Es hat mich auch gestört, dass er nicht in der Lage zu sein schien, seiner Frau Paroli zu bieten, wenn sie ihn beschimpft hatte. Und das tat sie oft. Auch vor den gemeinsamen Kindern. Ich denke heute, dass wir damals schon sehr viel hätten klären können, aber mein AM ist Kommunikation nicht gewohnt und deshalb kam es immer wieder zu Missverständnissen.
Um mich nicht zu sehr mit AM zu beschäftigen, habe ich den Fokus ganz auf mich gelegt und mich um viele unliebsame Dinge gekümmert, die ich lange beiseite geschoben hatte.
Außerdem wurde ich zu einer Art Ja-Sager (wer den Film kennt, weiß Bescheid
).
Ich hatte mir vorgenommen, öfter mal "Ja" zu sagen, wo ich eigentlich immer "Nein" sagen würde.
Ich wollte aus meinem Alltagstrott heraus und das funktioniert ja nur, wenn man neue Wege geht.
Das führte dazu, dass ich abends am Ostersamstag mit einer 80-jährigen Frau namens Roswitha betend in meinem Auto vor ihrem Haus saß.
Sie hatte mich auf dem Parkplatz eines Supermarktes angesprochen, ob ich sie heimfahren wolle. Ich habe "ja" gesagt. Auf die Frage, ob wir noch beten können, war meine Antwort: "Ja klar".
(Ich bin eigentlich nicht gläubig und auch schon lange aus der Kirche ausgetreten.)
Wir haben anschließend noch sehr schöne Gespräche geführt und ich bin sehr fröhlich heimgefahren. Ich musste über mich selbst sehr lachen.
Unter anderem bin ich jetzt auch im Besitz eines Gerätes, welches die Einschaltquoten am Fernsehgerät misst.
Ich wurde angerufen von einem Callcenter.
Sowohl der Techniker als auch der Typ, der fürs Vorgespräch vorbei gekommen ist, waren sehr nett.
Meine Firma ist überraschend super angelaufen im April. Ab da war ich sowieso weniger für AM verfügbar.
Ich konnte ihn quasi sich und seinen eigenen "Problemen" zuhause überlassen, was gut und richtig war. Er hatte vieles aufzuarbeiten.
In der Nacht, als wir aufgeflogen sind, beziehungsweise eine Nacht später musste ich seine Frau ja ein wenig ausbremsen, indem ich ihr die Frage gestellt hatte, ob ihre Kinder eigentlich von ihrer Affäre wissen. (Wie bereits erwähnt, hätte ich es nie ihren Kindern gesagt. Meine Frage diente nur dazu, sie ruhig zu stellen.)
Danach hat sie sofort meinen EM angeschrieben, um ihm mitzuteilen, dass sie damals nicht mit ihrer Affäre geschlafen habe.
Ein wenig gewundert hat mich diese Nachricht von ihr schon, aber in dieser Nacht war gedanklich bei mir soviel los, dass ich nicht weiter darüber nachgedacht habe.
Im Nachhinein wurde mir klar: Sie hat die Panik gepackt, dass ihre eigene Affäre gegenüber ihren Kindern auffliegt und sie wollte vorbauen. Ihr Sauberfrau-Image sollte nicht bröckeln.
Meinem AM fing sie auch an, diese Story zu verkaufen, dass sie ja nicht mit ihrer Affäre geschlafen habe. 15 Jahre hat sie nichts dazu gesagt, beziehungsweise war es ihr gleichgültig, was er denkt.
Sie kam damals ja nur in die Ehe zurück, weil ihre Affäre beendet wurde, denn ihr Affärenmann ging zurück zu seiner Frau. Gekämpft hat sie keinen Tag um die Ehe. Sie wusste, dass mein AM froh ist, dass sie wieder da ist. Sie heulte wochenlang aus Liebeskummer um den anderen, traf ihn auch noch ein paar Mal.
AM war sichtlich verwirrt über diese Neuigkeit, dass sie keinen Sex in der Affäre hatte.
Ich habe beide (EM und AM) nur ausgelacht und gesagt: Ja klar!
Mein AM wollte das Märchen der sauberen Affärenfrau, die den schmutzigen Beischlaf aus moralischen Gründen abgelehnt hat, gerne glauben. Das hat mich zwar jedesmal innerlich aufgeregt, dass er so naiv ist, aber ich bin ruhig geblieben.
So sind ihm nach und nach von selbst wieder Dinge eingefallen, die eigentlich eindeutig dafür sprechen, dass sie in ihrer Affärenzeit regelmäßig Sex hatte. Unter anderem hat sie in der Zeit auch wieder angefangen, die Pille zu nehmen.
Im Prinzip ist meinem AM nach und nach bewusst geworden, dass sie lügen könnte.
Aber Leute, ihr glaubt gar nicht, wie schwer es ihm fällt, manche Tatsachen zu sehen und anzuerkennen.
Für mich ist es unheimlich schwierig mit anzusehen, wie sie ihn behandeln kann. Sie hat niemals einen einzigen Fehler in der Beziehung gemacht.
Sie will ihn ständig bloß stellen. Redet vor den Kindern davon, dass es wahre Liebe nicht mehr gibt, dass es immer nur noch um das Eine geht.
Jetzt könnte man fragen, weshalb er sich überhaupt damit auseinander setzen muss, er kann doch ausziehen.
Ich habe für mich festgestellt, dass ich es meinen Kindern noch nicht zumuten möchte, dass sie zwischen zwei Elternteilen pendeln müssen. Ich will es einfach nicht. Ich schreibe bewusst nicht 'kann', denn ich will nicht.
Ich habe mir viele Gedanken gemacht und mir ist klar geworden, dass ich das nicht will, dass es mich unglücklich machen würde. Auch ein Gespräch mit EM, indem er meinte, dass die Gesellschaft immer davon ausgehe, dass es dem Vater leichter fallen würde, die Woche über getrennt vom Kind zu leben, hat mich natürlich sensibler werden lassen. Davon bin ich zwar nie ausgegangen, aber ich kann von EM nicht etwas erwarten, was ich selbst nicht wollen würde.
Ich bin mir selbst in dieser Trennungszeit (von EM) ein großes Stück näher gekommen. Das empfinde ich als sehr schön und ich will mich nicht wieder verlieren.
Deshalb habe ich das meinem AM auch ganz ehrlich gesagt, als er große Pläne mit gemeinsamen Haus, etc. verkündete. Vor 10 Jahren hätte ich wahrscheinlich alles getan, um ihn zufrieden zu stellen und glücklich zu machen, ihm zu gefallen. Allem zugestimmt, selbst mit ungutem Gefühl.
Heute nicht mehr.
Mit allen möglichen Konsequenzen habe ich ihm ehrlich gesagt, was Sache ist.
Und meinen Kindern das Familienleben zu nehmen, würde mich schwer belasten.
EM und ich sind nach wie vor getrennt. Mein Sohn weiß es auch mittlerweile und findet es okay. Er steckt mitten in der Pubertät und ist viel mit seinen Dingen beschäftigt. Ab und zu kommt er sich die Sicherheit in Form einer Umarmung abholen oder der Frage, ob ich sein Lieblingsessen kochen könne, dann taucht er wieder ab in seine Teenie-Welt. Die Kleine weiß es nicht, aber sie erlebt natürlich, dass Mama und Papa nicht in einem Bett schlafen und auch sonst keine liebevollen Gesten stattfinden. Dennoch streiten wir nicht und können normal nebeneinander leben.
Ich kann nicht sagen, wie lange die Situation so gut geht. Vielleicht lernt EM bald eine Frau kennen, für die er ausziehen will.
Aber momentan ist es für uns alle so gut.
Aufgrund meiner eigenen Klarheit über meine Verhältnisse bin ich natürlich auch milder mit AM geworden. Er hat selbstverständlich das gleiche Recht zu sagen, dass er noch bei seiner Familie wohnen bleiben will.
Er sagte mir mal, dass er sich nicht wirklich vorstellen kann, in ein leeres Zuhause zu kommen, wo niemand ist. Ich will/kann ja noch nicht mit ihm zusammen ziehen.
Wenn er jetzt von der Arbeit heim kommt, sitzt da Teenie-Tochter und erzählt vom Tag. Teenie-Sohn kommt aus seinem Zimmer und zeigt ihm etwas am Handy.
Ich verstehe ihn. Sehr gut sogar.
An unseren Gefühlen füreinander hat das nichts geändert.
Es ist einfach so, dass die Kinder Priorität haben. Gegen diese starken Gefühle können wir nichts tun.
Als wir das geklärt hatten, fing mein AM an, sich ein bisschen unabhängiger zuhause zu geben. Er wollte mir zeigen, dass er auch selbständig sein kann. Er ging los, um für sich Kleidung einzukaufen, was eigentlich seine Frau immer getan hat, er bereitete sich selbst öfter aufwendige Gerichte zu, was mich echt überraschte.
Plötzlich wollte er sogar backen.
An Ostern hatte er sich ein Rezept herausgesucht für eine Torte. Die hat er aufwendig dekoriert, ich habe ihm noch Marzipankarotten besorgt.
Als seine Schwiegermutter an Ostern zu Besuch kam (die ihn noch nie mochte und seitdem sie von der Affäre weiß, erst Recht nicht mehr), hat sie doch tatsächlich von seiner Torte mehrere Fotos mit dem Handy gemacht, um diese in ihre WhatsApp-Frauengruppe zu schicken.
AM war ganz verstört darüber.
Ich fand es jedenfalls sehr süß, dass er so eine schöne Torte für die Familie gezaubert hat.
Da er mich bei allen Schritten mitgenommen hat, war ich auch nicht eifersüchtig.
Ich unterstütze es ja, dass er eine schöne Zeit mit seiner Familie verbringen kann.
Ich habe ihn auch ermutigt, sich etwas zu suchen, was er regelmäßig nur für sich tut. Das gab es in den letzten 30 Jahren nicht bei ihm. Einfach, damit die Familie "lernt", dass er auch ein Mensch mit Bedürfnissen ist, der nicht nur arbeitet und danach zuhause ist. Er ging zur Massage und ist nun seit Monaten dabei geblieben. Es gefällt ihm, tut ihm gut und er geht regelmäßig am Wochenende hin.
Meine Wut auf meinen EM ist glücklicherweise auch weniger geworden. Ich habe mich unheimlich viel mit mir selbst auseinander gesetzt, was wirklich zum Teil echt schmerzhaft war.
Ich habe mir versucht anzuschauen, wer ich bin, was mir nicht gefallen hat und wer ich sein will.
Das kann einem Angst machen, weil man die Befürchtung hat, niemals sein Ziel zu erreichen und deshalb ewig unglücklich zu sein.
Und ich weiß jetzt auch, dass ein Großteil meiner Wut daraus resultierte, dass ich mich in eine zu große Abhängigkeit von EM begeben habe.
Er hat vieles ausgenutzt. Ich habe mich von ihm in vielen Bereichen "betrogen" gefühlt.
Ich habe mittlerweile einiges mit ihm klären können, meine Grenzen aufzeigen, zeitweise ihm gegenüber die gleiche Ignoranz an den Tag legen können, wie er mir, so dass er bemerkt hat, was falsch läuft. Es hat in dem Bereich eine Art Heilung stattgefunden, die noch lange nicht durch ist, aber sie passiert. Dadurch dass ich vieles ausgesprochen habe, geht es mir besser. Es fiel mir nicht leicht.
Ich habe mir das Hörbuch zu "Das Kind in dir muss Heimat finden" angehört. Die meisten werden es kennen, ich selbst habe das Buch seit Jahren hier liegen, aber nie geschafft, es zu lesen. Mit dem Hörbuch hat es nun geklappt, beim Putzen, Saugen, Autofahren konnte ich es hören.
Ich habe viel erkannt dadurch.
Wir sind eben alle durch unsere Kindheit geprägt und kommen aus diesen Mustern nur schwer heraus.
Ich habe auch lange und oft mit meinem AM darüber gesprochen, denn bei ihm ist es eindeutig so, dass er, sobald seine Frau anfängt, aggressiv zu werden, plötzlich verstummt.
Diese Art hat er sich als kleines Kind angeeignet, wenn seine Eltern ihre mehr als heftigen Streits hatten.
Am besten unsichtbar sein, wenn er wieder mittendrin saß. Nichts falsches sagen, lieber gar nichts.
Da er sich das auch nie bewusst gemacht hat, kam er aus diesem Muster nicht heraus und verstummt auch als Erwachsener, sobald ein Streitgespräch beginnt.
Er sagte nach vielen Gesprächen und Überlegungen dazu selbst:
"Ja, es ist wirklich so. Sobald ein Streit nur im Raum steht, sitze ich als 5-jähriger wieder in der Ecke in meinem Kinderzimmer und spiele mit meinen Autos, um nichts davon hören zu müssen."
Seit ihm diese Dynamiken bewusster geworden sind, kann er auch öfter seiner Frau etwas entgegnen.
Am Freitag Abend ist das Ganze wohl etwas "eskaliert". Sie hatten eine Familienfeier bei sich zu Hause, da der jüngste Sohn Geburtstag hatte.
Seine Frau fing wohl wieder an, ihm etwas zu sagen, was ihn verletzen sollte.
Sozusagen, dass er ja immer nur das Eine im Kopf habe, das wüssten ja nach seiner Affäre alle.
AM wusste am nächsten Tag nicht einmal mehr, wie es passiert ist, aber plötzlich kam wohl alles aus seinem Mund, was er jahrelang geschluckt hatte. Er hatte zuvor auch etwas Alkohol getrunken, vielleicht ging es dadurch auch leichter von den Lippen.
Er sagte vor versammelter Verwandtschaft, die offiziell nichts von der Affäre seiner Frau wussten, da er dazu immer geschwiegen hatte, dass sie doch ruhig sein solle, denn sie habe schließlich ebenfalls nur an das Eine gedacht, als sie ihre Affäre mit *xy hatte.
Er meinte, dass er wohl ziemlich grob in seiner Wortwahl gewesen sei. Was er alles gesagt hat, wollte er mir nicht im Detail erzählen.
Er war selbst über sich erschrocken.
Seine Frau war wohl völlig außer sich. Er meinte, es ging Schlag auf Schlag. Sie ist aufgesprungen, er dann auch. Sein Schwager hielt ihn zurück, ihr Bruder sie und dann hat sie die Kinder gerufen (sie waren bei dem Vorfall nicht anwesend) und gesagt, sie müsse sie vor ihm schützen und ist gegangen. Ins Haus ihrer ältesten Tochter eine Straße weiter.
Die Kinder, die sie mitgenommen hat, sind 13 und 14 und bedanken sich wahrscheinlich dafür, dass sie jetzt in den Ferien nicht in ihrem Zuhause und ihrem Zimmer sein dürfen.
Mein AM ist natürlich am Boden zerstört und fühlt sich wie der aggressivste Alkoholiker der Welt. Sie weiß, wie sie ihn treffen kann.
Es steht nun im Raum, dass sie sich schnellstmöglich auch räumlich trennen wollen.
Heute wollen sie sich zu einem Gespräch treffen. Ich kann mir aber vorstellen, dass sich die Situation auch wieder beruhigt.
Für sie ist es einfach neu, dass AM sich ihr gegenüber behauptet, dass sie nicht mehr über ihn bestimmen kann, dass er nun öfter tut, was er will.
AM möchte eine gute Beziehung auf Elternebene zu ihr. Aber das ist nur möglich, wenn sie sich endlich auf Augenhöhe begegnen können.
Für die kommende Woche hat AM einen Gutachter bestellt, der das gemeinsame Haus schätzen soll.
Solche Aktionen kommen für mich immer überraschend, da er mir davon im Vorfeld nichts gesagt hat.
Scheinbar hat es schon länger in ihm gebrodelt, so dass er diesen Termin sicherheitshalber schonmal vereinbart hat.
Okay ihr Lieben, ich danke euch fürs Lesen.
Wir hatten in den vergangenen Monaten viel aufzuarbeiten und ich habe mich oft gefragt, wie das gegangen wäre, wenn wir uns sofort getrennt hätten.
Es wäre eine mega Belastung für unsere Beziehung gewesen. Ein hin und her.
Ehrlich gesagt, so schwierig und unangenehm das Zusammenleben mit EM in diesem Jahr auch manchmal war, es hat mir auch geholfen, vieles zu verstehen.
Und ich denke, bei AM ist es genauso. Seine Frau steht nicht mehr auf dem hohen Sockel, auf welchen er sie gestellt hat. Er kann vieles nun mit anderen Augen sehen. Klarer.
Wie es bei uns beiden weiter geht, wird man sehen. Wir tun uns gut und wollen uns nicht verlieren.
Euch allen einen schönen Sonntag.
Lottie