Das blöde Thema Geld

[Dezentis]

Guten Abend.
Ich habe eine vergleichsweise frische Beziehung seit knapp 2 Jahren. Mein Freund ist nach wenigen Wochen schon zu mir gezogen. Es war überschwänglich und über Details haben wir nie gesprochen. Ich habe Wohneigentum und bezahle statt Miete die Rate und die Nebenkosten.
Stand ist bis heute, dass er keinen Cent bezahlt. Er fragte nie danach, kündigte seine Wohnung schnell und zog ein. Ich bereue das übrigens nicht. Ich bereue, dass ich es nie geschafft habe den Mund aufzumachen, weil ich mich schäme etwas zu verlangen, weil es mir peinlich ist als Frau und ich mir Unterstützung wünschen würde. Aber ich kann nicht über meinen Schatten springen.
Ich kann prinzipiell selbst für mich sorgen. Ich verdiene gut. Es ist aber so, dass er rund 1000 Euro monatlich mehr netto verdient als ich und überhaupt keine Fixkosten hat. Das bedeutet, er beteiligt sich auch an den Nebenkosten nicht.
Ich lasse öfter mal Rechnungen herun liegen. Vielleicht fragt er ja mal, ob er was übernehmen kann, zum Beispiel eine Nachzahlung der Stadtwerke für Strom! Aber es kommt nix.

Jeden vergangenen Monat war ich mir sicher nur geduldig sein zu müssen, er würde schon auf mich zukommen. Aber es geschah nicht. Es ist unausgesprochen und scheinbar für ihn selbstverständlich. Das verletzt mich.
Ich hatte dann öfter die Hoffnung er würde es anders ausgleichen. Er würde mir einfach mal was überweisen. Aber letzte Woche war er mit meinem Auto beim TÜV und hat die 110 Euro lediglich ausgelegt. Er wollte das Geld wieder haben, ich habe es überwiesen. In diesem Augenblick ist mir klar geworden, dass er das Ungleichgewicht nicht sieht, im Gegenteil.

Nun, das ist die eine Sache. Dazu kommt, dass er rund 450 Euro monatlich Unterhalt für sein Kind bezahlt. Dazu überweist er seiner Exfrau freiwillig +100 Euro. Sie soll es gut haben.

Er lädt mich hin und wieder zum Essen ein, ja. Er bringt auch mal ein paar Bananen mit, ja. Aber für mich ist es inzwischen so, dass ich mich zurück gestellt und ausgenutzt fühle und irgendwie auch nicht mehr sexy. Seht ihr da einen Weeeg raus?
Wenn ich es anspreche mache ich mich noch kleiner, oder?

 

[Admina Schneewittchen]

Hallo Dezentis,

diesen Begrüßungstext schreiben wir allen neuen Mitgliedern.

Herzlich willkommen im Beziehungskummer Forum.

Um einen möglichst reibungslosen Start für dich zu gewährleisten, verschaffe dir bitte zuerst eine Orientierung und lies dich in grundsätzliche Texte von Wolfgang, dem Forenbetreiber, ein, auf dessen Gedanken und Erkenntnissen die Beratung hier im Forum basiert: Dazu gehört der Mann-Frau-Konflikt, der Text über die Kristallisation und alle anderen Texte auf Wolfgangs Startseite. Als Starthilfe für dich als Neuling, dient dieser Link.

Es ist einerseits verständlich, wenn du dich in deinem Kummer intensiv mit deiner Liebesgeschichte beschäftigst. Jedoch löst diese intensive und oft sorgenvolle Beschäftigung mit deinem OdB (= Objekt der Begierde) dein Problem nicht automatisch. Deshalb ist es sehr wichtig, dass du dich darüber hinaus ablenkst und unbedingt zu einem großen Teil den Fokus auf dein Wohlgefühl (unabhängig von deiner Liebesgeschichte) richtest. Hierzu eignet sich folgender Strang:
"Aktives 'Warten' - die Positivspirale".

Beachte bitte zudem: Ein Forum ist kein Selbstbedienungsladen sondern eine Selbsthilfegruppe. Wenn Du ausreichend Feedback von den anderen willst, musst Du Dich auch in anderen Strängen an der Diskussion beteiligen.

Kommunikation zwischen dir und deinem Partner stelle bitte in Fettschrift ein; deine Berater können sich so schneller orientieren und somit effektiver bei einem Antworttext helfen.

Partnerschaften sind vielfältig. Es gibt Paare, Familien, gleichgeschlechtliche Beziehungen, offene Beziehungen. Eines haben alle am Anfang gemeinsam: die Liebe.

Aber auch in Partnerschaften kann es zu Missverständnissen und Konflikten kommen. Das aus unterschiedlichsten Gründen... in einem langen, gemeinsamen Alltag hat man sich festgefahren, kann nicht mehr zusammen kommunizieren oder fühlt sich nicht mehr geliebt, kann sich nicht mehr als (Liebes)Paar sehen.

Hier bekommst du Tipps und Ratschläge, wie du wieder zurück in ein unbeschwertes Miteinander finden kannst.

Und noch was: Bitte lege Dir einen Avatar zu, so dass du ein "Gesicht" für uns bekommst.

Für Deine Geschichte wünschen wir Dir viel Glück!

Schneewittchen aus dem Team

PS: Wolfgang's E-Book ist bei Partnerschaftsproblemen eine große Wissensbereicherung. Auch wenn es noch nicht zu einer Trennung gekommen ist, ist es für Paare wichtig, die Dynamiken zu verstehen, wenn es kriselt.

 

[Admina Schneewittchen]

Oh jemineh, Dezentis....

Wenn ich es anspreche mache ich mich noch kleiner, oder?

Nein!
Es ist erwachsen und reif, sowas anzusprechen. Sprich es ruhig und freundlich an und sag ihm das, dass du ihn darum bittest, dass er sich bitte an eurem Leben beteiligen soll, so dass ihr euch die Dinge zumindest teilt.

So ganz verstehe ich nicht, wieso du das hast schleifen lassen, Dezentis. Das gehört doch zu einer erwachsenen Planung dazu, wenn man zusammen zieht. Statt zu warten, dass der andere selbst auf die Idee kommt. Ich finde es auch enttäuschend und schwach, dass er selbst nichts angeboten hat und das Thema offenbar unter den Tisch hat fallen lassen.

Aber: Von dir ist es eben auch seltsam, dass nicht DU die Initiative ergriffen hast, die Finanzen mit ihm zu regeln. Jetzt nach der langen Zeit ist es natürlich unangenehmer und die Hemmschwelle größer, als wenn das gleich zu Beginn geschehen wäre.

Aber, es führt da kein Weg vorbei: Sprich es an und regel das mit ihm.

 

[Dezentis]

Hallo Schneewittchen.
Und daraus entsteht keine Dynamik, die alles noch schlimmer macht? Ich fürchte den großen Knall, dass wir ausrechnen und er geizt und ich ihm gierig erscheine und sehe uns über Tabellen sitzen. Ich verstehe, dass Paare darüber sprechen müssen. Ich finde uns noch so frisch, nicht wie ein altes Ehepaar und ich fürchte um die Leichtigkeit und dass ich in einem schlechten Licht da stehen könnte. Dass ich nur auf sein Geld aus bin und er das denkt. Ich finde ihn aktuell sehr unmännlich weil er mich alles blechen lässt. Und mich deshalb sehr unweiblich und als hätte ich die Hosen an. Damit kann ich nicht umgehen. Mir wäre ein Betrag von x € , der ungefragt eingehr, lieber gewesen. Symbolischer Natur und deshalb egal ob 100 oder 200 Euro. Nur ich sehe den weg ja auch nicht mehr wie das von selber passieren sollte. Ich habe Hemmungen vor dem Gespräch und den Folgen. Über Geld sprechen war aber in meiner vorherigen Beziehung kein Problem. Wir haben es einfach getan und wollten es beide. Besondere Großzügigkeit bin ich auch nicht gewohnt und erwarte sie auch nicht, aber zu Valentinstag habe ich überhaupt nichts bekommen. Das finde ich ja erst recht blöd, wenn mein Partner das ganze Jahr über kostenlos bei mir lebt. Das ist so lieblos gewesen und ich habe mein Geschenk für ihn dann in meinem Kofferraum gelassen.
Vor der Dynamik habe ich Respekt. Und vor der Ansprache.

 

[Mod Hulahoop]

Hallo Dezentis,

die Admina hat vollkommen recht.

Vor der Dynamik habe ich Respekt. Und vor der Ansprache.

Klar ist so ein Gespräch unangenehm, aber du hast doch schon lange genug abgewartet.

Ich finde ihn aktuell sehr unmännlich weil er mich alles blechen lässt. Und mich deshalb sehr unweiblich

Wenn du hier keine Lösung findest, wird früher oder später das Geld Euer kleinstes Beziehungsproblem werden.

Ich finde es übrigens selbstverständlich, egal ob Mann oder Frau, dass man sich an gemeinsamen Kosten beteiligt. Wie hoch und in welchem Verhältnis sollte vom jeweils verfügbaren Geld abhängen.

LG Hulahoop

 

[Mod Sleepy]

Hallo Dezentis,

ich gebe der Admina und Hulahoop auch recht.
Sicherlich wird es unangenehm und auch irgendwie "peinlich". Aber es ist schon peinlich genug für dich als Partnerin, dieses Thema überhaupt anschneiden zu müssen.

Andererseits wird das so weiterlaufen - da das für ihn ja ok zu sein scheint, sehe ich die Aufgabe daran etwas zu ändern auch eher bei dir. Von seiner Seite wird da wohl recht wenig kommen, warum auch?

Ich sehe das auch wie der Hulahoop, die gemeinsamen Kosten sollte man teilen. Die Höhe/Verhältnis liegt dann am Einkommen der jeweiligen Partner. Wenn der eine sehr viel mehr Geld zur Verfügung hat als der andere, sollte er auch etwas mehr übernehmen. Das wäre das, was ich unter einer solidarischen Partnerschaft verstehe.

In eurem Fall könnte man es zB so regeln, dass du weiterhin diese Raten bezahlst (es ist ja dein Wohneigentum) und er dafür die Verpflegung übernimmt.

 

[Leeloo]

Liebe Dezentis,
aus meiner Erfahrung ist das ein Thema, das sich entwickelt, so wie sich auch die Beziehung selbst entwickelt.

Welche Finanz-Modelle Partner wählen, ist total individuell. Kein Finanz-Modell für die Beziehung zu wählen, empfinde ich als fatal, denn das hat ja auch ganz viel mit Verlässlichkeit, Respekt, Partnerschaftlichkeit, Wertschätzung, Kompromissbereitschaft etc. zu tun.
Lauter wichtige Eckpunkte meines Wertesystems.

Ich habe das z.B. schon erlebt, dass wir Modelle gewechselt haben. Ursprünglich haben wir uns wirtschaftlich wie eine WG betrachtet: alles :2.
Alles weitere hat sich dann mit Fortdauer der Beziehung angenähert und entwickelt.

Dass Dein Partner "für lau" wohnt, duscht, Licht anknipst und Fernsehen schaut, finde ich krass! Das würde seinen Partner-Wert bei mir heftig beschädigen.

Wenn es einen großen Knall geben sollte, weil er sich wirtschaftlich nicht als Teil Eurer Gemeinschaft sehen möchte... Dezentis, was wäre das dann für eine Gemeinschaft?

 

[Milena25]

Hallo,

Ich bin tatsächlich ein wenig überrascht, dass du die Finanzierung nicht bereits bei seinem Einzug angesprochen hast. Er kann doch nicht von dir erwarten, dass du alles übernimmst
Ich würde mir an deiner Stelle auch ausgenutzt vorkommen! Bitte unterbinde das!
Für mich sieht es ein wenig so aus, als wäre er extrem geizig oder nicht reif genug zu wissen, dass das so nicht akzeptabel ist.
Schlüssel ihm am besten in einem baldigen Gespräch auf, wie viel alles insgesamt kostet und dann berechnet ihr eure beiden Teile an der Gesamtsumme.
Bockt oder zickt er rum, kann er kaum der Richtige für dich sein. So hart das klingt.
Aber das, was er macht, ist ausnutzen!