19.02.2013 - 00:58:23
G.Ost schrieb:
Hallo liebe Warsa,
da fehlen noch einige Infos um zu begreifen, was zwischen Euch (nicht) läuft.
Habt Ihr Euch über das Internet kennengelernt? Käme es zu einer Fernbeziehung und wenn ja, wie weit wohnt Ihr auseinander?
Ich habe jetzt versucht mich noch einmal in Deine Geschichte einzulesen, aber da Du die Beantwortung der Frage und andere wichtige Hintergrundinformationen gelöscht hast, weiß man nach Monaten nicht mehr Bescheid, sondern kann nur noch spekulieren.
Das, was in diesem
http://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/online-dating-perfekt-ist-perfekt-ist-perfekt-12156580.html]
Artikel[/url] steht, ist auch meine Erfahrung aus den Erzählungen von Männern, die sich in Singlebörsen rumtreiben, wenn Dein Objekt der Begierde auch in solchen Internetportalen angemeldet ist.
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Stellen Sie sich vor, sagt der Mann, der Erfahrung hat mit der Liebe im Internet, Sie wollen sich ein neues Kleid kaufen. Im Geschäft hängen ein rotes, ein gelbes, ein grünes und ein lilafarbenes Modell. Sie probieren an. Lila steht Ihnen nicht besonders. Das Grüne sitzt nicht perfekt. Sie streifen das Gelbe über. Zuletzt drehen Sie sich in dem roten Kleid vor dem Spiegel. „Und was passiert dann?“, fragt der Mann. „Sie kaufen keins.“
Nennen wir den Mann Martin Birkenbeck. Er ist 37 Jahre alt und Banker in Berlin. Zehn Jahre lang war Birkenbeck fest liiert, dann verließ ihn seine Frau. Birkenbeck ging in Diskotheken und lernte Mädchen kennen. Er suchte im Freundeskreis, aber da war nichts Ernsthaftes dabei. Vor ein paar Jahren dann entdeckte er den Kontakthof Internet. Singlebörsen, Flirtseiten, Partnervermittlungen; Kandidatinnen wie Sand am Meer. „Vorher war mir gar nicht bewusst, was alles geht“, sagt Birkenbeck.
Dann erzählt er von der hübschen Wirtschaftswissenschaftlerin. Sie war jünger als er, schlank, kurzhaarig und - Birkenbeck zögert, Oberflächlichkeiten seien schließlich nicht sein Ding - durchaus sexy. Man hatte sich etwas zu sagen. Ihm gefiel, wie sie aus ihrem Studentendasein plauderte. Ein ähnlicher Hintergrund, intakte Elternhäuser.
Die immer gleichen Mechanismen
Wie immer in solchen Fällen traf Birkenbeck die Frau zunächst am Hackeschen Markt. Man ging essen und anschließend noch etwas trinken. „Das sind immer die gleichen Orte“, sagt Birkenbeck, „nach ’ner Weile entwickelt man so Mechanismen.“ Wenn es gut läuft, dann läuft mehr. Man trifft sich wieder, besucht einander, bleibt über Nacht. Ein-, zweimal landete Birkenbeck mit der Wirtschaftswissenschaftlerin im Bett. Das war’s. Eine SMS beendete die Affäre. „Ich hatte schon bessere Nächte erlebt“, sagt Birkenbeck fast entschuldigend. Er weiß, dass guter Sex auch mit Vertrautheit zu tun hat, weshalb das erste Mal kein Maßstab sein dürfte. „In der Offline-Welt hätte ich mich vielleicht mehr drauf eingelassen“, gibt er zu.
Aber Birkenbeck war online. Frauen gab es genug; mit einigen mailte er längst. „Mit dem nächsten Klick wartet die nächste potentielle Partnerin“, sagt Birkenbeck. Und: „Wenn etwas nicht gefällt, wird weitergeklickt.“ Wenige Wochen später saß Birkenbeck wieder in seinem Stammrestaurant am Hackeschen Markt - mit einer anderen Frau.
In Amerika hat Anfang des Jahres ein Buch für Wirbel gesorgt, in dem der Journalist Dan Slater den Birkenbecks seines Landes nachgespürt hat. Slater stellt steile Thesen auf. Er behauptet, dass die virtuelle Anbahnung von Liebesbeziehungen reale Partnerschaften verändere. „Der Aufstieg von Online-Dating wird zu einem generellen Rückgang an Verbindlichkeit führen“, schreibt der Autor in einem Kapitel, das provokant, jedoch durchaus ernst gemeint mit „Bessere Beziehungen, aber mehr Scheidungen“ überschrieben ist.
Unendlich viele attraktive Mädchen
Genüsslich ergeht sich Slater, der mehr als einhundert Online-Dater befragt hat, in der Beschreibung eines Birkenbeck-Verschnitts: Entzückt von der schier unendlichen Verfügbarkeit attraktiver Mädchen, die er sonst nie kennengelernt hätte, gibt sein Protagonist jegliche Bindungsabsichten auf und frönt einem promisken Leben. Außerdem zitiert der Journalist die Führungsriege der einheimischen Dating-Industrie, die den Niedergang von Ehe und Monogamie besingt. Wer wollte schon in einer mittelmäßigen Partnerschaft verharren, wo sich in den Weiten des Netzes doch eine bessere finden lassen wird? Dass diese Botschaft perfekt zum Geschäftsmodell einer Branche passt, die sich in Nordamerika zu einem Zwei-Milliarden-Dollar-Markt gemausert hat, problematisiert Slater nicht.
Studien, die Slaters Thesen belegen würden, fehlen. Mit der Scheidungsrate ging es schon bergauf, bevor sich die ersten Dating-Plattformen etablierten. Branchenunabhängige Wissenschaftler bezweifeln zudem, dass das „Matching“, die Vorauswahl von Partnern durch Computerprogramme, die abgefragte Persönlichkeitsmerkmale miteinander abgleichen, zu stabileren, zufriedeneren Beziehungen führe. Single- und Partnerbörsen werben zwar auch hierzulande mit Erfolgsquoten, Gütesiegeln und einem wissenschaftlichen Anspruch, sie versprechen „maßgeschneiderte Partnervorschläge“ (“Parship“), „perfektes Matchmaking“ (“E-Darling“) oder „Singles, die besonders gut zu Ihnen passen“ (“Elite-Partner“). Jenseits anekdotischer Erfolgsgeschichten jedoch sind die Anbieter bisher den Nachweis vom Nutzen ihrer Kuppeldienste schuldig geblieben.
Die Profile der Männer verschwimmen
Was bleibt, ist der Gedanke, dass Online-Dating mit Risiken und Nebenwirkungen verbunden sein könnte. Schließlich gibt es Frauen wie Brigitte Mehler, die Lehrerin in Süddeutschland ist und sich mit Anfang 50 bei einer Partnerbörse angemeldet hat. Manchmal klickt sie abendelang Kandidaten durch, bis die Profile der Männer in ihrem Kopf verschwimmen und sie sich fühlt wie gelähmt. Dann schreibt sie entweder niemandem mehr. Oder sie pickt willkürlich einen Adressaten heraus, der sich später als schlechte Wahl entpuppt, weil sie all ihre Kriterien über Bord geworfen hat.
Oder Männer wie Jan Kleist. „Man wird schon kritischer“, sagt der 33 Jahre alte Unternehmensberater. Online-Dating sei wie Angeln in einem riesigen Ozean: Wenn um einen herum die Prachtexemplare schwämmen, gebe man sich nicht mit einem Mickerfisch zufrieden. Wenn er ein Mädchen treffe, frage er sich oft: „Ist es das jetzt? Oder gibt es da nicht noch mehr?“ Kleist weiß nur zu gut, dass er nicht der einzige Sportfischer ist. Man müsse schon realistisch sein, sagt er - und sich Mühe geben. Die Kontaktaufnahme. Das Gemaile. Die immer gleichen ersten Dates. „Ich habe das Gefühl, dass ich manchmal härter arbeiten muss, als wenn ich jemanden zufällig in der Kneipe kennenlernen würde“, sagt Kleist. Es klingt frustriert.
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