Liebe Terry,
mir scheint, Dein AM ist jemand, der „gerne“ im Selbstmitleid versinkt und den Märtyrer raushängt. Nichts anderes zeigen mir stellenweise seine Antworten. Das meine ich gar nicht abwertend.
Allein die Tatsache, dass er eine Frau geheiratet hat, die er nicht liebt, aber selbstverständlich aus Verantwortungs-/Pflichtgefühl dem Kind gegenüber trotzdem diesen Schritt gegangen ist, macht mich irgendwie etwas wütend. Du wirst es sicher ahnen: ich kenn das von meinem AM.
Diese ganze Dramatik dient doch eigentlich immer nur dazu zu verschleiern, dass sie in Wirklichkeit feige und total entscheidungsunfähig sind. Wahrscheinlich warten diese AM sogar noch darauf, dass man ihnen ein moralisches Denkmal setzt, weil sie ja so selbstlos und gänzlich gegen die eigenen Gefühle handeln, nur damit es allen anderen um sie herum gut geht – dem Kind, der EF, etc… Bullshit. Insgeheim hoffen sie, glaube ich, dass ihnen irgendjemand irgendwann dafür größten Dank zollt. Am besten das Kind. Zugeben würden sie das natürlich nie. Aber anders kann ich mir so ein Verhalten nicht erklären.
Ich habe selbst eine Scheidung hinter mir und auch bei mir war mein Kind betroffen. Aber mein Exmann und ich waren uns immer einig, dass alles besser ist, als das Aufrechterhalten einer Ehe nur um des Kindes willen. Denn Kinder spüren alles. Auch wenn, wie bei uns, nie vor dem Kind gestritten wurde und wir immer versucht haben, freundlich miteinander um zugehen. Unser Kind hat genau gespürt, dass etwas nicht stimmt.
Und die Kinder in den „Zwangs“-aufrechterhaltenen Ehen spüren genau, dass etwas nicht normal läuft zwischen Mama und Papa. Wenn die Eltern sich nicht mehr umarmen, nie kuscheln, keine Nähe vor dem Kind leben und auch sonst eher wenig miteinander kommunizieren, dann vermitteln sie dem Kind ein total schräges und unwirkliches Bild. Da macht jeder irgendwie nur noch sein Ding und gemeinsame Unternehmungen als Familie gibt es gar nicht. Und das kann Kinder ebenso belasten wie eine ausgesprochene und gelebte Trennung der Eltern.
Auch dieses in der Vergangenheit festhängen und sich vorwerfen, dass sie sich falsch entschieden haben, gehört ebenso zu dieser Form der selbstmitleidigen AMs. Im ersten Moment ist man immer versucht, sie total positiv zu sehen, weil sie sich gerne als opferbereit und ritterlich darstellen. Aber beim zweiten Blick merkt man irgendwann, dass es total erbärmlich und feige ist, was sie dann von sich geben. Es sind Männer, die uns wahrscheinlich sogar bis ans Ende ihrer Tage aufrichtig lieben werden – aber sich dennoch nicht für uns entscheiden.
Und immer wieder werden als Gründe genannt: Pflicht, das Kind, Mitleid, Psyche, etc. und wenn es ganz schlimm kommt zerfleischen sie sich und ihre Handlungsweisen (wobei man hier eher vom Nicht-Handeln sprechen muss) noch selbst und man bekommt so Sätze wie „ich weiß jetzt schon was ich am Ende meines Lebens bereuen werde, ich kann nicht aus meiner Haut, ich weiß ich bin ein feiger Hund, ich versinke in Selbstmitleid, ich fühle mich so schlecht wegen dem Betrug, das hat sie (EF) nicht verdient, etc….“ um die Ohren gehauen. Zuerst könnte man denken: boah, wie ehrlich und aufrichtig ist der…und klar, er liebt sein Kind und tut alles für dieses Kind…wie selbstlos…..Und irgendwann kommt man dahinter: n´scheiß ist das……alles nur Ausflüchte und vorgeschobene Gründe.
Mein Ex-AM ist seit über 20 Jahren mit seiner EF zusammen. Sie war eben da als es ihm schlecht ging und hat ihn durch die Jahre begleitet. Geliebt hat er sie nie. Sie war freundlich, fürsorglich, sah ganz gut aus und war in seinen schlimmen Jahren immer an seiner Seite. Er wollte nicht alleine sein und sie war verfügbar. Er ist der Meinung, sie hätte auf viel verzichten müssen als sie zu ihm gehalten hat. Geheiratet hat er sie dann aus Dankbarkeit und weil sie es so gerne wollte. Und ein Kind kam dann auch noch, so dass er ihr auch diesen Wunsch erfüllt hat. Ich habe ihm mal gesagt, dass ich glaube, dass die Jahre für seine EF kein Verzicht waren. Sie hat immer bekommen was sie wollte und wusste, er würde sie nie verlassen, weil es ihm so dreckig ging. Und als das Kind dann kam, wusste sie erst recht, dass er bei ihr bleiben würde. Sie kennt ihn schließlich lange genug und weiß, dass ihm seine Verantwortungsgefühl und die Liebe zum Kind über alles geht.
Ich möchte nicht mit ihr tauschen und bin froh, dass ich nicht in so einer Ehe stecke.
Vielleicht kannst Du die Ehe Deines AMs auch mal von dieser Seite betrachten und bist dann ganz froh, dass Du da nicht drinsteckst. So möchtest Du doch sicher auch nicht leben.
Ich weiß nicht, ob man solche AMs überhaupt mit irgendetwas ins Handeln bringen kann. Mut lernt man ja nicht mal so eben nebenbei und manche Menschen kommen nie aus ihrem selbstgewählten Leben raus.
Ich denke, Du solltest versuchen emotionalen Abstand zu ihm zu bekommen. Zieh Dich zurück und vielleicht wäre auch eine KS erstmal sinnvoll.
Liebe Grüße
Malve