Liebe May, auch wenn du es vielleicht nicht glauben kannst, aber Deine Gedanken zur Thematik sind den meinen gar nicht mal so unähnlich
Mod May schrieb:
Ich habe mir nur beim durchlesen gedacht wenn er sich jetzt nicht trennt und sozusagen die Chance beim Schopf packt, dann macht er's nie.
Rein von der Logik her sehe ich es so wie rosenrot: wenn du wirklich was bewegen wollen würdest, dann müsstest du jetzt einen Cut machen. Das hat meiner Meinung nach jetzt nichts mit Schön-Wetter- Freundin zu tun, es wäre halt eine Gelegenheit, ihm noch einmal deutlich zu zeigen was er verliert. und es würde ihn vielleicht dazu zwingen, endlich einmal Farbe zu bekennen.
Wie ich weiter oben schon schrieb, ich glaub bei rosenrot, habe ich ihm ja direkt nach dem Unfall schon zugesagt, dass ich für ihn da sein möchte/ werde. Von daher habe ich jetzt schon Skrupel, was einen Cut angeht. Aber natürlich habe ich inzwischen schon in diese Richtung gedacht. Denn gerade JETZT hätte er keine Ausweichmöglichkeit. Könnte weder "zur Arbeit fliehen", noch sonst sich so EF entziehen wie er es sonst tun kann. Er wäre komplett auf sich selbst zurückgeworfen und könnte mit der vollen Breitseite der jetztigen Situation erleben wie es ist ohne Cherry zu sein. Vom Verstand her gesehen ist gerade jetzt DER ideale Zeitpunkt, dass er sich mit sich selbst auseinandersetzen muss. Da gebe ich Dir defintiv Recht, May!
Und ich spiele nach wie vor mit dem Gedanken, dass ganz kühl und berechnend durchzuziehen.
Auch wenn er mir in seiner Lage echt leid tut
und er auch ohne einen Cut von mir, nicht weiss wo vorne und hinten ist. Denn auch sein Arbeitsplatz ist aufgrund der Verletzungen in Gefahr, wenn die Ärzte das nicht gut hinkriegen....
Mod May schrieb:
Dass die Medikamente an seiner Entscheidungsschwäche schuld sind, das kann ich nicht glauben. Das ist natürlich eine nette, plausible Ausrede (auf Medikamente kann man immer alles schieben) aber dafür verhält er sich einfach zu lange zu zögerlich.
Das habe ich wohl falsch ausgedrückt. Er ist definiv nicht zögerlich auf Grund seiner Medikamente. Ich habe nur festgestellt, dass er ein Stück weit sein Wesen verändert hatte/ hat. AM wirkt zur Zeit als wäre er hinter eine Glasscheibe. Ich kann ihn hören und sehen, aber ich fühle ihn nicht mehr "so" wie er vor dem Unfall war
Das ist es was es mir gerade zusätzlich so schwer macht. Das Medikament verursachte bei ihm auf jeden Fall schlimme Nebenwirkungen, die depressive Verstimmung war nur eine davon (ich las in meiner Verzweiflung den Beipackzettel im I-net) weil ich mir seine Veränderung nicht erklären konnte.
Er selbst hat nur gespürt, dass er nicht mehr richtig bei mir "einloggen kann"- so auf der Gefühlsebene, dass er wohl distanzierter wirkt, obwohl er das gar nicht will. Ist sehr sehr schwer zu erklären.
Ich stellte mir Fragen: War es das Unfallerlebnis? Ist es die veränderte Situation? Welche Rolle spielt jetzt EF? Liegt es am Medikament? Oder ist es das alles zusammen?
Sein Arzt hat jetzt inzwischen das Medikament abgesetzt, weil er es auch aus anderen Gründen absolut nicht verträgt.
Mod May schrieb:
Trotz der Entwicklung, die ich schon auch sehe und die sicher positiv ist. Aber zum letzten Schritt reichts halt nicht - nicht einmal jetzt.
Innerlich bist du halt für einen Cut nicht bereit und da du da schon mehrere Versuche hinter dich gebracht hast, würde ich es einfach lassen und so weitermachen wie bisher. Viel bewegen wird sich da wahrscheinlich nicht, aber vielleicht geht es ja in diesem langsamen kleinen Schritten noch ein bisschen weiter und wer weiß: vielleicht schafft er ja irgendwann doch einmal den Absprung von seinem zu Hause.
Kann sein, dass ich mit meiner Sichtweise eines Tages verdammt hart auf die Nase falle, aber:
Ich sehe es einfach inzwischen derart, dass ich wohl bei ihm bleiben werde, solange er vorwärts geht und sei es nur in kleinen Schritten. Es ist nicht so, dass ich auf blumige Worte hereinfalle, sondern ich sehe schon Taten, wenn auch nur in kleinen Schritten. Und die will ich sehen, das weiss mein AM.
Und ich glaube ihm, wenn er sagt, dass er möchte, dass es mir gut geht und dass das eine Affäre nicht tut. Nur weil er den unbequemen Weg die ganz Zeit rausgeschoben hat, fühlt er sich unwohl bei dem Gedanken, ich könne inzwischen "emotional auf dem Zahnfleisch gehen" wegen seiner egoistischen bequemen Art, denn das habe ja mit Liebe kaum mehr was zu tun.
Daher auch sein Umdenken vor ein paar Wochen und auch, weil er selbst mehr will und weiss wo er hingehört - zu mir.
Immerhin wird er demnächst meinen besten Freund kennlernen. Vor ein paar Monaten noch undenkbar und wir werden dort als "richtiges Paar" hingehen. Das freut mich sehr, wieder ein kleiner Schritt in Richtung Öffentlichkeit, ein "zu mir Stehen". Jedenfalls empfinde ich das so.
Vielleicht vermittle ich den Eindruck, dass ich einfach nicht bereit bin einen Cut zu machen, aber es ist eher so, dass ich daran zweifle, ob ein Cut das erwünschte (dauerhafte) Ergebnis bei meinem AM bringt.
Als ich damals den Cut über 6 Wochen durchhielt und AM "völlig verwandelt" wieder auftauchte, fing er im Nachhinein an zu analysieren, was dieser Cut mit ihm "gemacht hatte". Er versuchte zu ergründen, warum er so reagierte und ich spürte, ich hatte ihm durch den Cut eine Art "emotionales Zaumzeug" umgebunden und als er wieder "frei" war, sprang er - zumindest ein Stück weit- in die Ursprungsform wieder zurück.
Ich glaube, er fühlte sich durch die Umstände (Cut) emotional zu etwas "gezwungen" etwas zu tun, zu dem er innerlich noch nicht komplett bereit war, daher hatten seine inneren Zweifel im auf der Zeit wieder mehr Macht über ihn gewonnen.
Es ist sehr schwer, den Charakter eines Menschen nur mit Buchstaben zu beschreiben, ohne allzu persönlich zu werden und ohne das reale Erleben.
Jetzt erlebte ich AM (vor dem Unfall) als einen sehr reflektierten Mann, der Schritt für Schritt in unsere gemeinsame Richtung geht und davon überzeugt ist, das Richtige zu tun.
Er ist eben ein sehr bedachter gewissenhafter Mensch, der bei ALLEM was er tut absolut davon überzeugt sein muss, dass sein Handeln das Richtige ist.
Er braucht die innere Überzeugung, wie ein Gerüst an dem er sich festhalten kann. Vor allem auf einem Terrain, auf dem er sich überhaupt nicht auskennt. Wenn er sich sonst zu etwas (mir zu Liebe) zwang, reagierte er früher oft über. Bekam fast mit Panikattacken, dass uns jemand gesehen haben könnte, reagierte mit Rückzug, mit Sätzen wie "ich werde mich niemals trennen" usw. Das hat soo genervt und verletzt und ist völlig verschwunden.
Und bei so gut wie allem (also auch bei vielen anderen Dingen, eigentlich bei allem was von großer Bedeutung ist) kann er sich wochenlang den Kopf zerbrechen. So ist er eben gestrickt
....das hat Vor- und Nachteile, wenn ich da mit Grausen an meinen ExEM denke, der "einfach so in den Tag hinein lebte" und für den Verantwortung nur ein Wort war/ist.
Verunsichert hat mich eigentlich nur die JETZT- Situation, mit der ich nur sehr schwer umgehen kann und bei der ich Eure "Draufsicht" brauchte.
Aber wahrscheinich brauche ich einfach mehr Geduld...wer weiss.
Und wenn es mir zu bunt wird, kann ich immer noch den strategischen Cut in die Wege leiten. Ein paar Wochen werde ich dafür sicher noch haben, denn vorerst wird erst mal alles so bleiben wie es jetzt ist - leider.
Liebste Grüsse,
Cherry
Zuletzt modifiziert von Cherry am 17.11.2015 - 08:04:43