Ich möchte dir wirklich eindringlich sagen, dass du versuchen müsstest, RUHE hineinzubringen und das bedeutet, dass du aufhörst, Forderungen an ihn zu stellen.
Der Mann ist in einer Ausnahmesituation und er hat Familie. Liebe Sila, da müsstest du in der jetzigen Situation leider zurückstecken. Weder hast du irgendein "Recht" dazu, dass er es seiner Frau sagt, noch objektiv gesehen irgendein Recht irgendwie informiert zu werden, wenn er im KH liegt.
Du müsstest hier schauen, ob du selbst in der Lage dazu bist, dich für die nächsten Wochen/Monate zurückzunehmen oder es eben tatsächlich irgendwie so sanft wie möglich zu beenden.
Liebe Sila -
wie dir ja bewusst ist, ist die Diagnose Leberkrebs ziemlich vernichtend.
Ich kann Schnneewittchens Aussagen nur unterstreichen-
ER ist gerade in einer ganz anderen Lebenssituation als du. und es ist fraglich, wie lange er noch zu leben hat.Wir alle wissen nicht wie lange wir leben werden, doch ist es etwas anderes, mit so einer Diagnose konfrontiert zu werden, die zudem, auch mit Therapie, Leiden bedeutet.
Er wird eine andere Wahrnehmung vom Leben jetzt haben , Sila, und diese steht ihm zu !
für dich wäre diese Diagnose ein Anlass, in dich zu gehen und dir wirklich zu überlegen, was kannst du geben und was nicht.
du hast geschrieben, wenn er nicht so krank wäre, wärest du nicht bei ihm - das ist keine gute Basis. Finde ehrlich heraus, was du ihm geben kannst oheen auf deine Bedürfnisse zu pochen. wenn es dir nicht möglich ist, deine Bedürfnisse zurück zustecken (was verständlich ist), dann finde einen Weg , das Ganze zu beenden ohne ihn menschlich im Stich zu lassen. da musst du selbst herausfinden wie der Weg sein könnte - dass ihr immer telefonieren könnt oder so. - du bist gefordert deinen Umgang zu finden ohne ihm irgendetwas anzulasten.
die Vorstellung, immer für ihn da zu sein, klingt immer sehr schön und heroisch - doch in der Realität ist das eine echte Herausforderung.
Das kann hier bedeuten, dich unbedingt zurück zu nehmen. nicht am Krankenbett zu sitzen, um die Situation zwischen ihm und seiner Frau nicht aufzuheizen. vielleicht weiter verheimlicht zu bleiben und das zu akzeptieren (ja, das ist dann so !). vielleicht auch nicht an seinem Sterbebett zu sitzen, obwohl er dir sagt, dass er dich liebt. um die Kinder nicht zu belasten/verwirren.
es ist gerade nicht vorhersehbar wie es mit ihm weitergeht.
und selbst wenn er ganz bei dir wäre (btw: für die Kinder stelle ich mir das ziemlich schlimm vor: einen schwerstkranken Papa, der vielleicht stirbt und der gleichzeitig nur noch mit der Affäre zusammen ist, die bisher keiner kannte) -
es ist eine nicht poetische Angelegenheit, jemanden in den Tod zu begleiten und den Verfall mitzutragen.
ich habe damals meinen todkranken Freund begleitet (Hirntumor) und kann dir sagen, das hat wenig von Romantik (auch wenn es nur mit einer tiefen Herzensbindung möglich ist), die Hoffnung nach der OP, dann die Chemo mit allen Begleiterscheinungen mitzutragen, die noch schlimmere Strahlentherapie - und am Ende doch nichts mehr tun zu können als die Brechschale zu halten. und in den letzten Tagen im Hospiz neben seinem Bett auf dem Boden auf einer Matratze zu liegen, Tag und Nacht.
meine Ängste, Enttäuschungen und Verletzungen (Menschen verändern sich auch charakterlich unter solchen Diagnosen, und das ist völlig ok !) habe ich in einer psychologisch betreuten Gruppe für Angehörige loswerden können - und einem Forum der deutschen Hirntumorhilfe - doch an ihn natürlich nie herangetragen ! -
und das kann ich dir auch nur empfehlen, wenn du den Weg weiter mit ihm gehen möchtest, dass du dich rechtzeitig um so etwas bemühst, denn da wird noch einiges kommen.
oder du beendest es in der Weise als AF , wenn du ehrlich erkennst, dass du das nicht leisten kannst (auch in aller Heimlichkeit - du kannst jetzt keine Entscheidung von ihm verlangen) und beschäftigst dich jetzt damit wie du für dich einen angemessenen Weg finden kannst, menschlich da zu sein, aber innerhalb deiner Grenzen.
fernab von alledem, wünsche ich diesem Menschen alles Beste und habe die Hoffnung, dass er die Diagnose überlebt und das Leben noch genießen wird können.