Sugar, danke, Du glaubst nicht, wie sehr mir Dein Beitrag gerade hilft. Ich beneide Dich, mir fehlt diese innere Stärke, die ich selbst früher auch mal hatte. Ich denke auch nicht, dass Du da eine Bürde tragen musst. Das ist ein Abschnitt in Deinem Leben, den Du offensichtlich gebraucht hast, den Du aber abgeschlossen hast. Vielleicht muss man es einfach auch mal so sehen, dass Deine Affaire Deine Beziehung geretten hat. Wer weiß, was geworden wäre, wenn Du Deine "Rebellion" nicht hättest ausleben können.
Ich danke Euch allen. Ich merke grad, dass ich mich hier hätte früher anmelden sollen. Aber wie Sugar schon geschrieben hat - manchmal dauert es eine Weile, bis man sich die eigene Bedürftigkeit eingesteht. Außerdem habe ich generell ein Problem damit, über mich oder über meine Sorgen zu sprechen und Hilfe anzunehmen. Vermutlich habe ich deswegen auch keine echten Freunde, mir fehlt allerdings auch die Zeit dafür. Beruf, Haushalt, Hobby und irgendwann will ich auch einfach mal meine Ruhe haben. Ich bin doch sehr erstaunt, wie leicht es mir fällt, mit Fremden auszutauschen. Liegt aber zum großen Teil daran, dass ich gemerkt habe, dass hier niemand nach den üblichen moralischen Grundsätzen verurteilt wird. Ich finde die Atmosphäre hier unglaublich freundlich und verständnissvoll.
Kellerkatze schrieb:
Du musst für dich Prioritäten setzen - was ist für dich das wichtigste? Ist es die finanzielle und berufliche Sicherheit, die Altersvorsorge? Dann bleib wo du bist.
Oder will du frei sein, nochmal Liebe und Leidenschaft erleben - ohne Sicherheitsnetz.
Ich habe über Deine Worte nachgedacht. Auf der einen Seite klingt die Variante Liebe und Leidenschaft unglaublich verlockend. Auf der anderen Seite bekomme ich Panik vor der Unsicherheit. Das liegt an meiner Vergangenheit.
Ich will Euch nicht langweilen, aber vielleicht muss man dazu doch noch ein paar Brocken aus meiner Historie wissen.
Nach meiner Scheidung habe ich zwei Jahre allein gelebt und mein Leben in vollen Zügen genossen. Es war eine tolle Zeit. Nein, ich war kein braves Mädchen, aber ich war ja auch niemandem mehr Rechenschaft schuldig. Dann habe ich einen Mann kennengelernt, mit dem ich mir mein Leben hätte vorstellen können. Wir waren erst ein paar Monate zusammen, als ich die Diagnose Krebs bekommen habe. Mein Partner war nach dieser kurzen Zeit damit überfordert und hat das Weite gesucht.
Ich habe keine Familie und eigentlich keine echten Freunde, sondern nur ein paar gute Bekannte. Ich stand also mutterseelenallein da, habe mich von Arzt zu Arzt und von Therapie zu Therapie gekämpft. Dass ich nicht aufgegeben haben, habe ich allein meinem Pferd zu verdanken. So ein Tier bedeutet Verantwortung und kann einem in schweren Zeiten viel Halt geben, habe ich damals gemerkt. Es war eine furchtbare Zeit. Aufgrund meines Gesundheitszustandes war auch permanent mein Berufsleben und mein Einkommen gefährtet.
Dann habe ich meinen aktuellen Lebensgefährten kennengelernt. Dieser Mann hat unglaublich viel für mich getan und mir Halt und Lebensmut gegeben. Er lebte damals in Scheidung, es war auch für ihn keine einfache Zeit. Vermutlich haben wir uns gegenseitig Halt gegeben. Ich habe wie durch ein Wunder alles überlebt und gelte seit vielen Jahren als komplett geheilt.
Vielleicht könnt Ihr jetzt etwas besser verstehen, warum sich meine Psyche so an dem Faktor Sicherheitsnetz orientiert.
Zuletzt modifiziert von Aletheia am 29.01.2016 - 18:32:59