Machtspiele / Manipulationen

Klee

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@ Marsu

Du bist ein sehr genauer Beobachter und ich bin SEHR froh, dass Du mir Deine Einschätzung dieses Gespräches geschrieben hast, was ich hier gepostet hatte. Auch wenn Du das abmilderst und sagst, dass man nicht immer super richtig liegt mit Antworten und Verhalten. Dennoch sehe ich das jetzt mit Deiner Einschätzung doch anders: Ich erkenne, dass ich mittlerweile total vernagelt bin. Durch die vielen Gedanken haben sich schon turmhohe Mauern aufgebaut, hinter denen ich mit Geschützen sitze. Und mein Typ (der vieles von allein falsch macht) wird in letzter Zeit von mir bombardiert, weil ich etwas durchsetzen will - so absurd das klingt - ich will, dass er mich lieb hat.

Aber das hat er schon längst. Mir fällt ein, dass ich mich manchesmal gewundert hatte, dass er mir bei Meinungen zustimmt, obwohl er eigentlich eine andere hat. Oder bei Einladungen - im Beisein anderer - hat er Dinge erzählt, die wir beide zusammen erlebt haben, als wäre es das Wichtigste in seinem Leben gewesen (also so übertrieben stolz). Ich schreibe das, weil ich Bedenken habe, ob ich unsere Konstellation überhaupt richtig wahrnehme. Hier habe ich mich als Unterlegene dargestellt - und das empfinde ich auch so. Vielleicht ist das aber anders und ich habe mich auf meine sich selbst erfüllende Prophezeiung konzentriert, auf mein "Es hat sowieso keinen Sinn, denn die 2 Jahre sind rum ... und Phase 1-4 sind absolviert."

Vielleicht fühlt er sich auch in einer Falle, weil ich ihm auch in einigen Dingen überlegen bin. Und Marsu, Du bist über 50 - stell Dir vor, Du würdest tatsächlich mit der "Jungen Lady" zusammenkommen und Du stellst fest: Hola, die bastelt an ihrer Karriere, die verdient fast mehr als ich, die wird auch von anderen begehrt und außerdem macht sie auch noch meinen Bürokram besser als ich :D ... was würdest Du da denken?
 

Klee

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Danke liebe Yasni, DU AUCH!

Ich könnte mir aber auch vorstellen, das Marsu antwortet mit: Da muss ich mich anstrengen, vorn zu sein - weil ich Mann und ich erlege das Nashorn allein!

:lach:

Blödes Cliché

Aber wenn es nicht so traurig wäre, könnte man LAUT LACHEN DARÜBER!!!!
 

Yasni

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Vielleicht fühlt er sich auch in einer Falle, weil ich ihm auch in einigen Dingen überlegen bin.
Ich denke, so ist es meinem Mann auch ergangen. Mein bester Freund hat mal gesagt, mein Mann müsse mich klein machen, damit er größer wird, und er habe beobachtet, dass er immer lustig und locker sei, wenn ich nicht dabei bin und sobald ich dazu komme, verfiele er in Schweigen. Habe ich ihn unterdrückt mit meiner Präsenz? Ich bin immer an alles ran gegangen, habe mich vor nichts gefürchet. Die meisten bezeichnen mich bewundernd als starke Frau - aber wie wirkt das auf einen Mann, dem Selbstbewußtsein fehlt? Aber eigentlich bin ich nicht so stark wie ich nach außen wirke. Im Grunde bin ich ein Sensibelchen, lasse das nur niemanden merken.
Du könntest mit deiner Einschätzung recht haben und auch er muss dich klein machen, damit er nicht untergeht. Aber ich und auch du können uns nicht benehmen wie kleine hilflose und schwache Dummchen. Ich jedenfalls nicht. Mein neuer Partner hat keine Probleme damit, im Gegenteil, der ist stolz auf das was ich leiste.
 
M

Mondfee76

Gelöschter User
Genau diesen Vorwurf habe ich bei der Trennung gehört:

Du bist stark, du brauchst mich nicht...Du kannst ohne mich Leben...Du bist soviel stärker als ich...

Eigentlich eine falsche Einschätzung von ihm...:-(
 

Klee

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@ Mondfee,

solche Vorwürfe sind natürlich absurd. So eine Art negativer Narzissmus. Dein Ex ist wahrscheinlich in sooo vielen schlechten Gefühlen und Selbstvorwürfen gefangen, der kann sich gar nicht auf etwas einlassen und es auch noch genießen. Der kann einem eigentlich leid tun, wenn es Dir nicht so schlecht damit gehen würde.

@ Yasni

Eifersucht und irrationale Wutausbrüche haben meistens etwas mit einem kleinen Selbstbewusstsein zu tun. Wenn man selbst stark ist, kann man über Situationen hinweg sehen oder Fehlverhalten des anderen verzeihen. Aber dieser ganze Quatsch mit dieser endlosen Kritik, die Du auch erlebt hast, ist unerträglich, egal wie stark man ist. Man ist andauernd in Kampfposition - das beschreibst Du ja auch "Ich hab mir nichts gefallen lassen." - also andauernd dagegenhalten.

Auf keinen Fall werde ich mich / werden wir uns zum Dummchen machen lassen. So gesehen habe ich schon einiges begriffen im Umgang mit meinem Typen. Am Anfang hätte ich das nicht zu denken gewagt, dass er sich vielleicht klein fühlen könnte.

Ich bin gespannt, ob er sich meldet, wenn er von seinen Wandertagen zurück ist - vielleicht hat er ja die Zeit genutzt zum Nachdenken ...
 

marsupilami1964

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Klee schrieb:
@ Marsu
Du bist ein sehr genauer Beobachter und ich bin SEHR froh, dass Du mir Deine Einschätzung dieses Gespräches geschrieben hast, was ich hier gepostet hatte. Auch wenn Du das abmilderst und sagst, dass man nicht immer super richtig liegt mit Antworten und Verhalten. Dennoch sehe ich das jetzt mit Deiner Einschätzung doch anders: Ich erkenne, dass ich mittlerweile total vernagelt bin. Durch die vielen Gedanken haben sich schon turmhohe Mauern aufgebaut, hinter denen ich mit Geschützen sitze. Und mein Typ (der vieles von allein falsch macht) wird in letzter Zeit von mir bombardiert, weil ich etwas durchsetzen will - so absurd das klingt - ich will, dass er mich lieb hat.

Liebe Klee,
danke für deine Einschätzung. Was du über dein Verhalten schreibst kann ja durchaus zutreffen. Starke Frauen können unsichere Männer schon einschüchtern. Dann wissen sie sich nicht zu helfen und es passieren solche _Ausraster".
Bloss - entschuldigt und rechtfertigt eine solche Beziehungsdynamik Beschimpfungen und Beleidigungen unter der Gürtellinie?

Zu hypothetischen Frage, wie es mir ergehen würde, wenn ich merke, dass Frau überlegen ist:
Ich glaube, dass könnte mich schon verunsichern. Aber ich hoffe, ich hätte die Grösse nicht mit dieser Art klein machen und Kritik zu reagieren.


Im besten Falle erkennen beide Partner, was in ihrer Beziehungsdynamik "schief" läuft und sind bereit sich zu verändern in ihrer Kommunikation.
Es ist aber ungesund, wenn ein Partner immer wieder nachgibt und Ausfälligkeiten durchgehen lässt. Egal, wie unsicher ein Mensch sich fühlt: Beleidigungen und Ausfälligkeiten sind ein NO-GO.
Überlege mal, was passiert, wenn das in beruflichen und geschäftlichen Beziehungen vorkommt. Verhält ein Mann sich so gegenüber seinem Chef, wenn er sich unterlegen fühlt oder gegenüber einem Kunden? Sicher nur ein oder zwei Mal, dann wären die Konsequenzen deutlich.

LG marsu
 

Klee

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Da hast Du recht - was soll ich dazu sagen: klar geht das nicht.

Dein Vergleich mit den beruflichen Stellungen ging mir auch schon durch den Kopf. Jedoch würde ich eine Paarbeziehung nicht als Mitarbeiter-Chef-Verhältnis verstehen, sondern eher, dass es zwei Chefs gibt. Und in solchen Konstellationen gibt es dann auch schon wieder diese unausgesprochenen Machtgefüge. Ich denke, das ist das selbe Problem, weil es hier meistens dann auch um Existenzen geht - genauso wie in Beziehungen. Ja, eine Beziehung aufgeben ist wie eine Geschäftsauflösung ...
 

marsupilami1964

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Liebe Klee,

mir ist schon auch klar, dass Berufs- und Geschäftsbeziehungen nur teilweise mit einer Partnerschaft oder z. B. auch Eltern-Kind-Beziehungen zu vergleichen sind.
In Eltern- Kind-Beziehungen, erlauben sich ja Kinder manches, was sie sich bei einem Lehrer nie trauen würden. Das hat wohl damit zu tun, dass es in emotionalen Bindungen eine Sicherheit und Vertrautheit gibt, die auch das Ungefilterte und Ungeschützte zulassen kann. Das gehört auch dazu. Aber für Kinder z. B. ist es wichtig, dass sie da Grenzen erfahren. Dass man als Teenie denn Eltern eben nicht alle Ausfälligkeiten und Ausdrücke an den Kopf werfen kann, sondern dass es Grenzen der Würde und des Respektes gibt. Und da muss man dann klar ansagen, was geht und was nicht.
Warum nicht auch in einer Partnerschaft klar ansagen, wo die Grenzen sind?

Sieh es doch mal so:
Eine klar gesetzte Grenze tut mir erst einmal weh. Aber im weiteren Nachdenken habe ich die Chance , dass ich selbst erkenne, wo ich mich falsch verhalte. Bekomme ich nie Grenzen gesetzt, spüre ich gar nicht, wo ich andere durch mein Verhalten verletze.

Gerade um der Liebe willen, kann eine Grenze nötig sein.

Was wäre denn das Ideal? Sicher doch, dass dein Freund merkt, sein Verhalten ist nicht in Ordung und er beginnt an sich zu arbeiten. Genau so, wie du spürst, dass du in Gesprächen anders reagieren musst.

Was würde passieren, wenn du ihm klipp und klar sagst: Diese Ausdrücke verbitte ich mir. Das akzeptiere ich nicht. ?

LG marsupilami1964
 

Yasni

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Verhält ein Mann sich so gegenüber seinem Chef, wenn er sich unterlegen fühlt oder gegenüber einem Kunden? Sicher nur ein oder zwei Mal, dann wären die Konsequenzen deutlich.

Genau diese Frage hat die Therapeutin in der Eheberatung meinem Mann gestellt. Behandeln sie ihre Kunden auch so wie ihre Frau? Er: "Nein, natürlich nicht." Sie: Und warum nicht? Er: "Weil die Kunden mir davon laufen würden." Und diesen Satz hat sie mit einer großen Stille so stehen lassen.

Vielleicht hast du am Anfang nicht ganz klar deutlich gemacht, dass er so nicht mit dir reden kann. Du warst wohl sauer und verletzt, hast ihm aber immer wieder verziehen. Mein Mann hat nur dumme Vorwürfe gemacht und mich angeschwiegen, Schimpfwörter oder solche verbalen Ausrutscher wie bei dir, gab es bei uns nicht.
Ich erinnere mich an ein einziges Mal (habe ich das schon erzählt?). Er hat zu mir gesagt: "Du bist wohl nicht ganz richtig im Kopf." Und ich: Rede nicht in diesem Ton mit mir.

Ich denke, das ist das Erste, was du ihm beibringen musst, solltet ihr zusammen bleiben, dass er in Zukunft nicht mehr so mit dir umspringen kann.
 

marsupilami1964

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Yasni schrieb:
Ich denke, das ist das Erste, was du ihm beibringen musst, solltet ihr zusammen bleiben, dass er in Zukunft nicht mehr so mit dir umspringen kann.

Liebe Klee,
das finde ich sehr gut von Yasni ausgedrückt.
Liebe Grüsse
Uwe
 

Waldwurzel

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Hallo Klee,

Endlich mal ein bisschen Luft um zu antworten. Kann sein, dass ich jetzt Dinge aufgreife, die hier schon abgehakt worden sind - Muss mich jetzt erstmal durcharbeiten. :smile:

Ja, die Gelassenheit... das ist immer so einfach gesagt, aber schwer umsetzbar - je nachdem, was so alles passiert ist. Ich bewundere diejenigen, die sich einfach vornehmen können, nicht mehr nachzugrübeln und das einfach durchziehen. Die, von denen alles abzufallen scheint.
Ich denke, dass da viele Komponenten eine Rolle spielen. Vielleicht hat man auch die Sorge, dass eine völlige Gelassenheit die Gefühle, die man hat, schmälern könnte. Dass es einem plötzlich "egal" wird.
Ich habe tatsächlich vor zwei Tagen gedacht "Vielleicht bist du jetzt drüber hinweg und kannst das Ganze locker angehen. Am längeren Hebel sitzen... oder es vielleicht ganz sein lassen, wenn es nicht geht" und habe mich sogar hinreißen lassen, wirklich zu denken, dass meine Ruhe wohl daran liegt, dass ich das Kapitel nun tatsächlich beenden kann, wie ich es mir am Anfang meines Strangs überlegt hatte - Was soll ich sagen? Pustekuchen.
Es kam eine überraschend liebevolle Postkarte (resultierte im sofortigen Weichklopfen) und eine unglückliche Erinnerung an ein vergangenes Urlaubserlebnis (Mal wieder diese Unzuverlässigkeit) und zack - da bin ich wieder.

Gelassenheit bedeutet aber auch immer, dass man selber das Gefühl hat, am längeren Hebel zu sitzen. Oder zumindest an einem, der genauso lang ist, wie der des Gegenübers. Wenn man sich plötzlich ungeliebt fühlt, schlecht behandelt oder nicht geschätzt, selber aber von seinen Gefühlen weiß, weiß, wie sehr man vermisst, liebt, schätzt, wie viel man zu geben bereit ist, dann ordnet man sich automatisch unter - obwohl man ja gar nicht genau weiß, was das Gegenüber fühlt und diese Gefühle auch schlecht in eine Waagschale legen und mit den eigenen vergleichen kann. Jeder liebt ja anders. Für manch einen ist das Einhalten einer Verabredung der höchste Liebesbeweis, für andere ist das selbstverständlich...
Du sagst ja selbst, dass du glaubst, dass er Angst hat und dass er tiefe Gefühle für dich hat. Versuche, deine Gelassenheit daraus zu ziehen.
Und merk dir: Du bist eine bewundernswerte Frau. Was du hier schreibst, zeigt doch, dass sich dieser Mann wirklich glücklich schätzen sollte, eine solch aufopferungsvolle Kämpferin an seiner Seite zu haben. Bilde dir da ruhig mal mehr drauf ein ;)

Wenn es aber um die Beleidigungen geht, muss ich sagen:

Das, was meine Vorposter geschrieben haben, unterstütze ich so auch - du solltest dir das nicht bieten lassen (Ich weiß: Ich hab gut Reden...). Konkrete Beleidigungen unter der Gürtellinie gab es bei mir zwar bisher nicht (nur immer Intelligenz, Wahrnehmungs/Zurechnungsfähigkeit, allgemeine Kompetenz), aber je mehr ich mir diese Situation in meinem Kopf vorstelle, desto klarer kann ich sagen: Ich glaube, dass das für mich in diesem Moment wirklich der Punkt wäre, an dem ich durch die Tür verschwinden würde. Einfach raus da.
Dazu würde ich einfach gar nichts mehr sagen (können).

Du solltest wirklich eine klare Grenze ziehen, ansonsten wird es nachher noch schlimmer... Allerdings können viele Formulierungen auch nach hinten losgehen. Ein "Rede nicht in diesem Ton mit mir" kann zu aggressiv klingen, ein "Merkst du eigentlich, wie du mit mir sprichst?" kann auch provozieren, gerade, wenn die Situation stark aufgeladen ist, oder eben einfach verpuffen, was ja hier sicher auch dem ein oder anderen bestens bekannt ist...
Vielleicht wäre es nicht verkehrt, zu versuchen, das Ganze dann anzusprechen, wenn ihr in einer eher harmonischen Situation seid und du ruhig bist.
Damit habe ich auch recht gute Erfahrungen gemacht (Es passiert im Affekt zwar immer noch, dass verletzende Worte fliegen, aber einige Kleinigkeiten haben sich tatsächlich schon verändert - hängt immer vom Grad der Einsicht deines Gegenübers ab).
Wichtig ist auch, dass er umfassend einsieht, dass dieses Verhalten Konsequenzen haben wird und du ihn keine Ausreden und Rechfertigungen finden und vorbringen lässt, die du - gutmütiger Weise - akzeptierst (Häufig auch mein Fehler). Weder Stress noch Vergangenheit noch irgendetwas anderes rechtfertigt es, einen anderen Menschen übermäßig zu beleidigen und zu verletzen. Das geht einfach nicht. Wenn es passieren sollte, weil mal die Welt völlig am Ende ist, dann ist eine sofortige Entschuldigung nötig und dann sollte es ab danach auch eigentlich nicht mehr vorkommen...
Nur: Zieh dann auch die Konsequenzen durch. Geh. Melde dich nicht. Tu etwas, was ich noch nie geschafft habe: wütende Funkstille. (In der du dir natürlich ordentlich etwas gönnst :smile: ) Setz ein Zeichen.

Ich bin zwar kein Experte auf dem Gebiet, wie du ja weißt, und fühle mich etwas wackelig und unfähig beim Versuch, zu helfen :blush:
Fühl dich mal gedrückt!

MfG
Waldi
 

Yasni

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Liebe Waldwurzel, du schreibst wirklich sehr "mir fehlt das passende Wort und schön trifft es nicht" treffend? auf den Punkt? Egal, jedenfalls gut und richtig!
 

Klee

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Danke für die super Posts! Eure Antworten machen mich zuversichtlich, diesen verhängnisvollen Teufelskreis zu durchbrechen oder wenigstens für mich Dinge zu erkennen.

Ich hatte geschrieben, dass mein Freund ein paar Wandertage machen wollte und ich hatte auch gehofft, dass er etwas über unsere Beziehung nachdenken wird. Wir hatten die Zeit nicht miteinander gesprochen, aber er hatte mir einige Bilder geschickt, die er unterwegs gemacht hat - und zum Schluss kam die Nachricht: Ich komm nach Hause, macht keinen Spaß ohne Dich. Das klang nett und ich habe mich auf ihn gefreut.

Gestern hatten wir uns dann abends gesehen, etwas gekocht und ziemlich entspannt geredet. Das hat sich gut angefühlt, ihn endlich mal wieder NORMAL zu erleben. Dann habe ich mich aber auch getraut, unsere Situation anzusprechen, ihm zu erklären, dass sich etwas ändern muss ... nun ... er meinte, es sei ihm NICHT BEWUSST, dass es mir so schlecht gehen würde, wenn es zum Streit käme ... und das wäre doch gesund ... man müsse sich doch auch mal auseinandersetzen können. Meine Abreise aus dem gemeinsamen Urlaub fand er auch nicht so tragisch - ich bräuchte eben immer ein bißchen Drama ...

:hat_einen_einfall:

Das ist genau die Sache, die Yasni und auch Waldwurzel beschreibt: Es gibt bei ihm kein Verständnis dafür, dass man dem anderen mit solch einem Verhalten verletzt. Wenn ich darüber nachdenke ist mir in vergangenen Situationen aufgefallen, dass er erstaunlich gelassen mit Streits umgehen konnte, manchmal schien es mir, als wäre er geradezu erfrischt - das klingt vielleicht übertrieben, jedoch hatte ich meinstens daran noch tagelang zu fressen und er hatte schon wieder Oberwasser.

Nun befürchte ich, dass das eine Ausrede ist, es würde "gesund" sein, sich so heftig zu streiten (so ein Quatsch!) ... ich habe in den Momenten seines Ausrastens manches Mal wahrnehmen können, dass sein Gesichtsausdruck wechselt, als würde er ein Stück aus sich raustreten - was dann folgte waren zumeinst heftige Gewitter und für mich keine Chance, etwas dagegen zu setzen. Das hatte ich immer auf mich bezogen, weil ich dachte, ich bin zu schwach, hab keine Argumente.

@ Marsu - das ist das Problem: es geht nicht. Es gibt da eine dicke Pelle, die man nicht durchdringen kann. Was für uns angemessenes Verhalten zu sein scheint, nehmen solche Charaktäre anders wahr. Oder, das ist ein Rechtfertigungsversuch, ein krankhaftes Fehlverhalten zu vertuschen? Vielleicht ist es deshalb so schwer, an den Kern zu gelangen, weil sich ein solcher Mensch für dieses Verhalten eigentlich schämt?

Was nun?

Das ist auch der Grund, warum ich das Gefühl habe, die Beziehung nicht aufgeben zu können. obwohl es mich so unwahrscheinlich stört und ich mehrmals wegen dieser Ausbrüche die emotionale Kellertreppe ganz nach unten gefallen bin.

Vielleicht ist Gelassenheit doch das richtige Mittel? Ist das naiv?
 

Waldwurzel

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Hallo Klee,


Schon wieder eine Gemeinsamkeit! Wenn es nicht zu kompliziert werden würde und nicht doch ein paar Unterschiede bei uns wären, könnte man unsere Threads in vielen Punkten direkt zusammenlegen :trost:

Ich finde es gut, dass du einmal ausprobiert hast, ruhig zu bleiben und mit ihm zu sprechen. Und die Erkenntnis, dass es ihm nicht wirklich bewusst ist, was er da tut, ist meiner Meinung nach recht wichtig - denn das zeigt, sofern es wirklich glaubwürdig und ehrlich von ihm 'rübergebracht worden ist, dass er dich nicht absichtlich derart verletzen WILL und deine Reaktionen anders einschätzt, vermutlich als "typisch Frau" oder ähnliches einordnet und euer Streitverhalten deswegen als "normal" für euch beide einstuft. Gerade hohe Emotionalität wird ja oft als "Frauending" oder gar "Frauenmasche" gesehen - eine Masche um z.B. den eigenen Willen durchzusetzen oder besonders viel Aufmerksamkeit zu bekommen. Vielleicht liegt da das Problem (Kleiner Einschub: Es gibt auch unglaublich viele hochemotionale Männer, die ebenfalls mit eingeschnappt sein, Tränen o.Ä. antworten - bei denen wird das seltsamerweise oft nicht als "Masche" angesehen, da muss man sich dann nur Bezeichnungen wie "Weichei" oder - HA! - "Sei nicht so weibisch" anhören).
Ein ruhiges, distanzierteres Sprechen über Probleme könnte somit einfach ernster genommen werden als eine (ehrliche) emotionale Reaktion.
Vielleicht kannst du es weiter mit dieser Taktik versuchen - also ruhig bleiben, sachlich reden und dich nicht davon abbringen lassen, dass deine Gefühle zu dem Thema wirklich ernst sind.

Zum Thema "gesund" sein, sich heftig zu streiten: Ja, auch ich kann nicht bestreiten, dass ein bisschen Kontra und kleinere Meinungsverschiedenheiten sich heilsam auf eine Beziehung auswirken können. Ansonsten wird es ja auch langweilig... ;)
Aber eine "innere Reinigung", also Abbau von Wut, Frust, Ärger etc. sollte nicht am Partner vollzogen werden. Dazu kann man sich gern in den Sport stürzen - oder eben eine hitzige Diskussion führen, die absolut _unpersönlich_ abläuft, also nicht das Gegenüber angreift, während die Emotionen bezüglich eines Themas trotzdem hochkochen können. (Muss man lernen, funktioniert aber. Ich hatte schon herrliche Streits zum Thema Musik oder dem Sinn von Gesangsunterricht). Auch kann er sich ja gern bei dir über andere Dinge auskotzen und du kannst dir das anhören, wenn es dir nicht zu viel wird ("Heute bei der Arbeit...") etc. Das kann mitunter je nach Wortgewandheit deines Gegenübers sogar sehr amüsant sein (So sehr es mich verletzt, wenn mein Partner mich anflaumt, so sehr belustigt es mich, mit welcher Wortwahl er sich über seine Arbeit oder auch gern mal eigenverschuldete Missgeschicke auslässt - führt häufig dazu, dass wir beide lachen müssen und seine Laune sich erheblich bessert).

Vielleicht wäre es einen Versuch wert, alles über diese Schiene zu erklären und nicht mit Emotionen und Liebe zu begründen. Einfach nur, damit er es besser nachvollziehen kann - denn jemandem die eigenen Gefühle zu erklären, wenn er doch so anders fühlt, ist einfach unmöglich (... das kenn ich ja nun nur allzu gut).

Wäre das ein Ansatz?

Waldi


Zuletzt modifiziert von Waldwurzel am 01.09.2014 - 15:42:06
 

Yasni

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Wir streiten auch, und ich kann dabei ziemlich heftig reagieren, Türen knallen und so, aber niemals käme mir in den Sinn zu meinem Partner Dinge zu sagen, die für mich als asozial gelten. Kraftausdrücke und Gemeinheiten. Ich habe auch schon mal gesagt: Du blöder Kerl oder geh zum Teufel, aber das ist schon das Äußerste. Arschloch? Nein! Wixxxxser? Niemals! Irgendwo hast du mal geschrieben, er hätte vertrocknete, alte XYZ zu dir gesagt (oder so ähnlich). DAS GEHT GARNICHT! Streiten ist o.k. und dass man auch mal lauter wird, geht auch noch, aber so richtig anschreien und fiese Gemeinheiten von sich geben - nein, möchte ich nicht.

Mein jetziger Partner hatte anfangs auch ein paar Dinge von sich gegeben, die mir so garnicht gepasst haben. Zwar auch wieder nicht in diese Richtung, aber Worte, die mich verletzt haben. Ich habe ihm klar gemacht, dass er so nicht mit mir reden kann und er hats kapiert. Ich habe ihm gesagt, dass ich keiner seiner Gäste bin (er hat ein Lokal und da gehts ab und an rau zu) und dieses Niveau nicht schätze. Er kann das gerne bei sich im Lokal so machen aber auf keinen Fall mit mir.

Also solltest du ihm klar machen, dass du nichts gegen einen Streit hast, aber die Art und Weise wie er dabei mit dir umgeht ist das Problem. Wäre toll, wenn er das verstehen könnte. Und vielleicht auf eine andere Art und Weise als ich es getan habe. Andere Menschen erfordern eine andere Herangehensweise.
 

Klee

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Hallo,

@ Yasni - Danke für Deinen Kommentar. Ich meine ja auch, dass es nicht normal ist, wie mein Freund reagiert und dass er eine andere Vorstellung von Streiten hat, als ich. Und vielleicht liegt da auch etwas - vorsichtig gesagt - nicht ganz normales in den Reaktionen.

Türenknallen und laut Diskutieren kann ich auch sehr gut. Normalerweise hab ich kein Problem, mich durchzusetzen. Ganz im Gegenteil muss ich mich manchmal sogar bremsen und versuche aufmerksam zu sein, um andere nicht zu übergehen. Das halte ich für wichtig im Umgang mit den Menschen.

Das sind aber Dinge, die sind ihm nicht wichtig - es kommen immer wieder Kommentare wie: Du mit Deiner guten Erziehung (was natürlich ironisch gemeint sein soll). Er findet es gut, sich Luft zu machen und auch mal jemanden anzupöpeln. Sowas kann ich nicht nachvollziehen und finde es schrecklich, empfinde auch Scham, wenn ich das mitbekomme ... und dann geht das auch gegen mich ... und das geht natürlich überhaupt gar nicht. Aber sag das mal in so einer Situation, wenn es wieder "zur Sache" geht. Das funktioniert eben nicht. Und hinterher reden, wenn Du mit dem Klops im Hals ein paar Tage herumgelaufen bist und versuchst das runterzuschlucken, dann ist das alles plötzlich nicht mehr wahr "Was? Wie? Das hab ich doch nicht so gemeint ... Du müsstest mich doch langsam mal kennen."

Aber eigentlich ist das gar nicht der Punkt, das sind Eigenheiten, die ich auch akzeptieren könnte - jeder hat da eben eine andere Schmerzgrenze. Und natürlich würde ich mir nicht solchen Gedanken machen, wenn das nicht auch ein wirklich toller Mensch sein kann und auch sehr lieb ist.

Wenn nicht dieses Gehäuse / Krebsschale um den lieben Kern wäre. Das bekomme ich eben nicht weichgekocht, egal wie ich mich anstrenge. Ich brauche da dringend eine Strategie, wie ich mich verhalten kann und mich schützen kann, um daran nicht zu Grunde zu gehen.

Die letzten Tage waren sehr ruhig und friedlich. Ich trau dem Frieden nicht ...
 

Yasni

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"Was? Wie? Das hab ich doch nicht so gemeint ... Du müsstest mich doch langsam mal kennen."
DAS kenne ich doch von irgendwo her. Aber umgekehrt wird da auch ein Schuh draus. Ich kann dir nicht wirklich eine Strategie empfehlen, da ich eh nicht viel vom Strategieren halte. Ich sage gerne klipp und klar, was Sache ist, auch wenn es manchmal zu meinen Ungunsten ist. Ich würde den z. Bsp. beim ersten falschen Ton stehen lassen, evtl. sogar sein Bettzeug auf die Couch werfen und ihm sagen, wenn er mal nachgedacht hat, darf er sich bei mir entschuldigen. Aber erstens wohnt ihr nicht zusammen und zweitens bist du nicht ich und mein Mucho ist nicht dein Kerl. Ich bin in meiner Ehe durch eine harte Schule gegangen und werde den hier nicht mit Samthandschuhen anfassen, wenn er es nicht verdient hat. O-Ton: Ich wäre rabiat. O.k. aber auch nur dort, wo es nötig ist. Ansonsten bin ich ein Sensiebelchen, das heimlich Rotz und Wasser heult, nächtelang nicht schlafen kann, Herzrasen hat und todunglücklich ist. Aber das muss er ja nicht wissen.

Mir ist noch etwas aufgefallen.
es kommen immer wieder Kommentare wie: Du mit Deiner guten Erziehung
Er hat mal gesagt, als ich mich über seinen Ton beschwert habe: Ich bin halt nicht so wortgewandt wie du. Das ist für mich trotzdem kein Grund so abfällig mit mir zu reden.


Zuletzt modifiziert von Yasni am 03.09.2014 - 14:20:56
 

marsupilami1964

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Liebe Klee,

wer definiert was normal in einem Streit ist?

Das was allgemein und anerkannt als anständiges, faires und "normales" Verhalten in einem Streit gilt.
Oder definiert dein Freund eigene Spielregeln? Indem er sein Verhalten für "normal" hält, nimmt er für sich in Anspruch, dass für ihn Sonderregeln gelten.

Die Frage ist: Willst du ihm die einräumen und leiden?

LG marsu
 

Waldwurzel

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Hallo Klee,


"Du müsstest mich doch langsam mal kennen" funktioniert auf beiden Seiten. Auch er müsste dich langsam mal kennen und wissen, wie seine Art zu Streiten auf dich wirkt.

Und wenn er nicht möchte, dass das so wirkt, dann muss er da auch etwas daran ändern. Da muss er dir schon - rein logisch - aus Fairnessgründen Recht geben.

Nur so als laienhafter Versuch:

Ich weiß ja nicht, wie sehr er auf seinem Recht und seiner Meinung beharrt... ansonsten könntest du ihm auch sagen, du versuchst ab jetzt (auch, wenn du es schon immer getan hast, aber sonst klingt es für ihn vielleicht schon wieder vorwurfsvoll) besser zu verstehen, dass er es nicht so hart meint wenn mal doch etwas rausrutschen sollte und er sollte im Gegenzug sein Bestes tun, diese Streitart zu unterbinden.

Ich meine, eigentlich sollte er das komplett ohne Zugeständnisse einfach ändern, weil es ein unmögliches Verhalten ist - Du hast alles Recht der Welt ihn für so eine Geschichte sofort vor die Tür zu setzen.
Aber da ist dann ja wieder der Punkt mit der Subjektivität. Viele Männer lassen sich einfach nicht gern etwas sagen - besonders nicht, wenn es um Veränderungen von Dingen geht, die sie selber nicht schlimm finden. Das findet sehr schwer Anklang.

Aber dazu kenn ich ihn zu wenig und kann seine Art nicht einschätzen.

Für mich klingt das aber insgesamt so, als seist du schon auf einem guten Weg - schon allein was deine Sichtweise angeht :) Bloß dranbleiben.

Liebe Grüße
Waldi
 

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