Gestern musste ich mal wieder akut das Köpfchen über die Männerwelt schütteln.
Ich bin nach einer Geburtstagsfeier noch in mein Stammlokal gegangen auf einen Absacker, das mache ich immer mal mit Vorliebe - dann setz ich mich mit einem kleinen Bierchen gepflegt alleine an einen Tisch und beobachte das bunte Treiben.
Irgendwann hat sich, ohne zu fragen, ein
sehr entfernter Bekannter zu mir gesetzt - ein etwas schräger, aber eh sympathischer, älterer Kerl, vermutlich knapp um die 50, den ich von ganz früher kenne. Mir hat das nicht wirklich gepasst, weil ich in schrulliger Katzenfrau-Manier einfach mein Single-Bierchen genießen wollte - und mich dabei bitte nicht auch noch unterhalten müssen -, außerdem starrt der Typ immer so irre und grinst dabei reichlich belämmert. Aber gut.
Als mein Single-Bierchen sich dem Ende neigt, fragt er mich, ob ich noch eins trinken wolle. Ich denk so bei mir,
ach, warum nicht, und bejahe. Zu meiner Zufriedenheit hat er das Gespräch in Form eines sehr ausgeschmückten Monologs die meiste Zeit alleine geführt. Von seinen gescheiterten Beziehungen hat er erzählt, mir Links zu den Kurzfilmen auf einen Kellnerblock notiert, die er dreht und zu denen er unbedingt meine Meinung wissen müsse... das Übliche halt.
Ich konnte mich also entspannt zurücklehnen, den Da-rein-da-raus-Modus anmachen und genüsslich an meinem kühlen Blonden nippen, lediglich von Zeit zu Zeit das obligatorische zustimmende Kopfnicken oder mal ein erstauntes
"Oh, ehrlich, ist das so, ist ja interessant!" einwerfend.
Irgendwann hab ich auf die Uhr gesehen und gemeint, dass ich dann jetzt aufbrechen müsse, es sei ja schon spät und ich außerdem mit dem Auto unterwegs. (Hab ich schon erzählt, dass ich jetzt ein Auto hab?!
)
Es war eigentlich insgesamt ein recht netter Abend. Am Ende hab ich mich noch artig für das Bier bedankt, bevor er zahlen ging und verschwand.
Ich selber musste noch meine Jacke holen und die Rechnung für das Single-Bier begleichen. Ich düse also hin zu meinem Stammkellner, und der sagt:
"Zwei kleine Bier?"
Und ich:
"Nö, also eines davon müsste der *Name* bezahlt haben."
Da erwidert er, ein wenig mitleidig dreinblickend:
"Sorry, Cata, aber der *Name* hat nur sein eigenes bezahlt."
Früher hätte mich sowas überrascht. Heute kostet es mich bloß noch ein müdes Lächeln.