So, Wertvoll, jetzt habe ich Zeit, mal zu allem 'was zu sagen.
Also Dein letzter Post verstimmt mich ein wenig, denn Dein "Jammern" ist gerade auf hohem Niveau (im Vergleich zu der Entwicklung in Deinem Strang zu anderen Strängen), weil, was nicht selten vorkommt, die Erwartungen an ein erstes Treffen irgendwie oftmals zu hoch angesetzt werden.
In meinen zitierten Auszügen hatte ich extra auch Folgendes reinkopiert, um Dich gerade darauf vorzubereiten:
Und mach Dir über diese Freundschaftsschiene nicht so einen Kopf. Die Treffen sollten erstmal einen rein freundschaftlichen Charakter haben und nicht im Beziehungsmodus denkend. Es geht darum, sich im Umgamg erstmal wieder wohl zu fühlen und Gedanken anzukurbeln..
Die Hürden eines ExBacks sind (es ist ein Marathonlauf und kein Sprint):
- Handelt es sich überhaupt um verschüttete Gefühle?
- (herausfindbar durch den Versuch): Die Reaktivierung der verschütteten Gefühle durch die KS
In dieser KS gilt es, sich selbst zu stärken, zu reflektieren, Probleme und Fehler zu erkennen. Dies geschieht nur mit genügend Abstand. Daher ist die KS auch vordergründig für einen selbst, mit der Möglichkeit des Goodies eines ExBacks. Hat man sich in der Zeit nicht selbst gefestigt, zieht sich das wie ein Faden durch alles Weitere und scheitert mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit ein wenig später noch vor einer Neuauflage oder kurz nach einer Neuauflage, da durch nicht genügend Reflexion bekannte Muster sehr schnell wieder zum Tragen kommen, die ja mit verantwortlich für die Trennung waren und dies auch bei einer Neuauflage sein werden (darum ist es nicht selten, dass Paare, die nach einer Trennung recht schnell wieder zusammenkommen, auch recht schnell wieder getrennt sind oder sich eine On-off-Beziehung entwickelt). Den Ist-Zustand von damals wollte man ja so nicht mehr, fällt man wieder zurück in diesen Ist-Zustand, wird das Resultat wieder Unzufriedenheit, Streit etc sein und somit wieder zu einer Trennung führen.
- Die ersten Kontakte, die zur Reaktivierung der verschütteten Gefühle beitragen sollen
- Die Kristallisation
- Die Geduld während des Kristallisationsprozesses (hier scheitern oftmals sogar mit sehr guten Voraussetzungen "Neuauflagen"). Warum? Es ist wichtig, die Gefühle zu pushen. Bei Interesse befinden sie sich auf einem bestimmten Level. Je nach Fall reicht es
- für keine Neuauflage,
- für eine kurze Neuauflage oder
- für eine wirklich 2. Chance.
Bei "keiner Neuauflage" haben die Gefühle einfach nicht gereicht, die Gefühle sind unwiderbringlich zerstört worden.
Bei "kurzer Neuauflage" wurden die Gefühle nicht genug nach oben gepusht (die Person dümpelt bei irgendwelchen Gefühlsprozenten, die zwar ausreichen, um einfach mal wieder einen Versuch zu wagen, die nehmen aber mit der Zeit wieder ab und können sich dann ganz schnell wieder auf dem Level befinden, wo es für eine Beziehung wieder nicht ausreicht, welches eine erneute Trennung zur Folge hat.
Daher ist es ja meist fatal, dass wenn ein Verlasser um die Ecke kommt und wieder zurück will, dem sofort nachzugeben. Das stoppt sofort den Prozess einer weiteren Kristallisation, da im Nachhinein noch etwas "reißen" zu wollen, ist fast unmöglich.
Um also somit eine Kristallisation zu fördern, darf es nicht zu einfach für den Verlasser sein. Daher muss dieser machbare Hürden nehmen, die für ihn zumutbar sind. Dinge werden vage gehalten, Ungewissheit und Unsicherheit soll beim Verlasser geschürt werden, weil gerade das zu vermehrten Gedanken an den Verlassenden führt. Und vermehrte Gedanken sind die Basis für eine Kristallisation. Denkt er nicht über den Verlassenden nach, kann er nicht kristallisieren. Denkt er über den Verlassenden nach, schreibt den Verlassenden an und man gibt ihm Sicherheit, beantwortet brav alle Fragen, wird auch hier der weitere Gedankenprozess gestört und somit gleichzeitig die Kristallisation. Daher wird anfangs auch die Unsicherheit geschürt.
Im Endeffekt schürt man alles, was zu vermehrten Gedanken beim Verlasser führt, weil nur so ein Prozess angekurbelt werden kann. Ist er über alles im Bilde, weiß alles, alle Fragen sind beantwortet, weiß von morgens bis abends was der Verlassende macht, schreibt man immer umgehend zurück, wenn er sich meldet, fühlt er sich sicher und denkt nicht weiter nach. Bestes Beispiel von allen Verlassenen: Wie lange hirnt man rum, wenn man als Verlassender eine Nachricht an den Verlasser abschickt und der Verlasser nicht sofort anwortet, obwohl sogar schon mehrmals online gesichtet?
Hier muss man sich bewusst sein, dass ein Verlassender im Reflexionsprozess meilenweit dem Verlasser voraus ist.
Sobald man verlassen wurde, kommt man schon fast aus dem Denken und Verarbeiten in der Anfangszeit nicht mehr raus, während hingegen der Verlasser erstmal erleichtert ist, es hier und da mal schmerzt, aber er sich in einer ganz anderen Ausgangslage befindet.
Der Verlasser hat ja die Beziehung beeendet, auch mit dem Wissen, dass der andere leidet, aber auch mit dem Wissen, dass er noch die Position innehat, dass wenn er seinen Entschluss rückgängig machen möchte, der Verlassende ja sofort "ja" sagen würde. Daher kann der Verlasser sich auch erstmal zurücklehnen. Er hat quasi das Steuer (die Macht) in der Hand.
Dieses Wissen und somit die Macht wird ihm aber gerade durch die KS entzogen. Manche Verlasser merken, dass ihnen etwas entgleitet, schicken dann Orbiter, nur um kurz die Lage abzuchecken, um sich ihrer Position wieder sicher zu sein. Daher werden hier ja oft Antwortvorschläge vorgegeben, die den Verlasser nicht in ihrer Sicherheit bestätigen, wohingegen ein Verlassender ja intuitiv einfach antworten würde, ohne zu wissen, dass er dem Verlasser damit wieder Sicherheit geben würde.
Der Denkprozess ist beim Verlasser verzögert. Dieser setzt meist erst dann ein, eine gewisse Zeit bevor der ersten "vernünftigen" Kontaktaufnahme (also keine Orbiter bspw.). Seine Reflexionsphase beginnt somit so wirklich meist erst viel später. Diese würden wir aber auch dann unterbrechen, wenn wir nach dem bspw. ersten Kontakt und den Worten, dass er wieder zurückmöchte, direkt nachgeben würden. Dieser Prozess ist aber auch für ihn wichtig, weil auch er Dinge der Beziehung näher durchleuchten muss, damit bei einer Neuauflage nicht nur ein Reflektierter die Beziehung wieder angeht. Es ist ohnehin meist so, dass der Verlassende gedanklich viel mehr reflektiert wieder in eine Neuauflage geht als der Verlasser. Von daher ist es auch gut, wenn wenigstens der Verlasser sich ebenfalls ernsthaft gewisse Gedanken über die Beziehung gemacht hat, und nicht solche Gedanken, Schwöre und Bekundungen, nur weil man gerade wieder etwas zurückhaben will, sondern schon mit einer gewissen Nachhaltigkeit (nur als Bsp.: Kurz nach einer Trennung, da weiß der Verlassende ja sofort, was alles schlecht gelaufen ist und gelobt der Besserung, aber hat sich nicht tiefgründig damit befasst, aber unterbreitet dem Verlasser alles Mögliche, nur damit dieser ihn wieder zurücknimmt).
Hm, jetzt fragst Du Dich sicherlich, warum ich Dir das alles schreibe, weil Du das ja alles eigentlich vermutlich schon weißt und Dich ja auch an vieles gehalten hast. Manchmal hilft es aber, dies noch einmal vor Augen zu führen, in einem anderen Kontext zu lesen etc.
Denn ich bringe diesen obigen Allgemeintext jetzt in Zusammenhang mit Deiner Situation:
- Trennung
- KS Deinerseits
- Kontaktaufnahme durch Deinen Ex mit einem ausführlichen Brief (also kein Orbiter)
- er will den Kontakt halten und sucht immer nach einer möglichen Kontaktaufnahme (und seien es seine Wehwehchen)
- erstes Treffen (verläuft positiv, er ist unsicher (weil es auch das erste Aufeinandertreffen nach langer Zeit überhaupt ist, und er nicht weißt, wie Du zu ihm stehst, daher hat er, als man ihn wegen dem 25.07. fragte, auch nicht direkt ja gesagt, sondern wollte es von Dir abhängig machen), wie Du reagieren könntest, daher ist er mit Annäherungsversuchen total vorsichtig, eine kleine erste Annäherung war ja im Möbelhaus auf der Matratze da)
- kaum ist er zuhause, bietet er Dir an, vom 25.07 bis zum Umzugstag durchzuhelfen (3 Tage am Stück!!!), Fazit: er hat sich wohl gefühlt, die Schufterei ist nebensächlich für ihn, er möchte Deine Gunst gewinnenen, er möchte Zeit für eine Annäherung gewinnen, der Umzug ist ihm da ein Helfer, alles andere wäre zu auffällig erstmal, es ist ja auch eine Hürde für jemanden, wieder bei jemanden anzukommen, da muss man auch seinen Stolz überwinden, da ist ihm die Sache mit dem Umzug sehr behilflich
- zweite Annäherung: er schreibt Dir, dass er Dich sehr gern hat! Auch hier kommt ihm das im Zusammenhang mit dem Umzug sehr gelegen, eine Brücke für ihn, es in diesem Kontext zu bringen, weil er sich langsam rantasten will, wie Du überhaupt auf sowas reagierst, kein Mann will eine Abfuhr kassieren, daher fädeln sie ja gerne erstmal Dinge geschickt durch die Blume ein, und wenn wir ehrlich sind, würden wir in seiner Position mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit auch nicht anders handeln, nämlich: die Gunst gewinnen, Lage abchecken, kleine Nebensätze einbauchen, um zu sehen, wie reagiert der andere darauf überhaupt etc.
Deine Erwartungshaltung bei diesem Treffen war wahrscheinlich eine ganz andere. Du wolltest wahrscheinlich sehr offensichtlich sehen und/oder hören wollen, wie sehr er Dich noch will und Deine Position, der Begehrten, die man wieder zurück will, genießen. Verstehe ich wirklich, aber das passiert beim ersten Treffen meist nie, nicht nach der Dauer des Nichtsehens. Aber wie viele sind schon fast enttäuscht nach dem ersten Treffen, weil gerade wir Frauen schon ein wenig gerne solche "Hollywood"-Vorstellungen haben.
In meinen (erwartungsfreien) Augen läuft alles gerade wirklich gut zwischen Euch. So, wie es auch sein soll, ganz langsam.
Deine Ausgangslage ist eh etwas besonders, weil Du ja - so heißt es ja auch in Deinem Strang-Titel - nicht genau einordnen konntest, wer überhaupt Schluss gemacht hat. Das katapultiert Euch aber beide in eine (in etwa gleichzeitige) Reflexionsphase, die halt sehr gut für eine Neuauflage wäre. Anhand seines Briefes hast Du ja auch gemerkt, dass er sich viele Gedanken über Euch gemacht hat, und er schrieb ja auch mal, dass er täglich daran denkt.
Dass er Dir also in einem Zusammenhang irgendwie schreibt, wie sehr er Dich gern hat, braucht Dich in dieser (seiner) Position nicht herablassend darüber urteilen, dass man das ja nur Freunden gegenüber ist.
Du vergisst hier, dass Euer Status akutell kein Beziehungsstatus ist, wo auch nach einem ersten Treffen nach Monaten, keine anderen Äüßerungen zu erwarten sein dürften.
Er hat da schon viel in die Richtung gemacht (gerade, wenn Du auch nochmal betonst, dass er das ja eh nicht so konnte).
Von daher: Ganz langsam alles, so wie Flipper in Rente oder so, okay?