Ich habe das Interview deshalb gepostet, weil die Lösungsvorschläge, die dort gegeben worden sind keine Seltenheit sind, aber an der Realität leider vorbeigehen.
Das, weshalb ich meinen Finger gehoben habe war die abwertende Darstellung des gesamten Interviews - obwohl, ich hab bereits drauf hingewiesen- grosse Teile des Interviews ihre fachliche Berechtigung haben. Insbesondere betrifft dies die Darstellung von der Verliebtheit bis zum Weglegen der rosaroten Brille - was im Interview auf einem gewissen Niveau (für jeden verständlich und daher seicht geschrieben) völlig richtig dargestellt wurde! Wenn dies hier aber als falsch dargestellt wird, kann man das schlichtweg so nicht stehen lassen!
Ich bin nach wie vor (wie zu Beginn des Stranges bereits geschrieben) der Meinung, dass sich die Geister lediglich in der Umsetzung der Maßnahmen zur "Beziehungsrettung" unterscheiden. Das war auf den Hinweis bezogen, dass diese Ablaschung im Interview als normal dargestellt wird. Ja, wird sie und ist sie auch. Ebenso wie es hier tagtäglich als normal dargestellt wird! Gerade hier! Der Unterschied aber liegt darin, dass die Sichtweisen unterschiedlich sind, was die Akzeptanz dieser "Normalität der Ablaschung" betrifft und sich die Beratungen ab hier völlig spalten: es ist im Interview nämlich der unverzeihliche Fehler begangen worden, nicht zur Trennung zu raten, sondern zum Fortbestand der Beziehung. Es wurden -statt einer Trennung- Maßnahmen vorgeschlagen, die öfter vorgeschlagen werden und vor denen streng gewarnt werden muss. So dass Menschen, die sowas lesen nicht drauf reinfallen und sofort wissen sollen, dass sie diese Maßnahmen bloss nicht ausführen sollen, da es sie noch unglücklicher machen wird.
Sie sollen also wissen, dass sie sich trennen müssen, jegliche weitere Intervention sei sinnlos und wird müde belächelt.
Mich stört diese belächelnde Sicht anderer Sichtweisen, die man dennoch nicht völlig, immer und ausnahmslos von der Hand weisen kann. Was wissen wir denn darüber, auf welchem Stand die Leute stehen.
Wohin können solche Ratschläge schlimmsten Falles führen? Sie stellen der Fragestellerin eine noch vorhandene Lösungsmöglichkeit in Aussicht, die es in Wirklichkeit nicht gibt. Das kann dazu führen, dass diese beginnt an sich selbst zu zweifeln und länger als beiden gut tut an der Beziehung festzuhalten.
Und wozu kann der Rat zu einer Trennung führen? Diese fiktive Maite schreibt, dass sie sich nicht trennen möchte. Es wird aber dazu geraten, ok. Nur, wohin könnte dieser Ratschlag also schlimmstenfalls führen? Eine Frau, der man sagt, dass sie sich trennen soll, weil es im Bett nicht mehr läuft, wird das in den seltensten Fällen sofort umsetzen können. Wie könnte sich diese denn fühlen, wenn sie versagt im Sinne dieser Umsetzung, da sie noch gar nicht bereit is für eine Trennung, sozusagen aber, aufgrund ihrer sexuellen Unlust, den beziehungstechnischen Todesstoß für diese Beziehung bekommen hat? Zu welchen Konsequenzen könnte es führen, wenn dies von ganz vielen falsch verstanden wird und sich noch mehr Leute lediglich in die Liebe verlieben und von einer rosa Wolke zur nächsten jagen, als Hormonjunkies, gar nicht mehr fähig, sich zu binden, weil die Trennung ja sowieso schon mit Beginn einer Beziehung ins Haus steht.
Ich wollte drauf hinaus, dass sich beide Sichtweisen ergänzen können, z.B. für den seltenen Fall, dass die geratene Trennung nicht sofort sauber eingeleitet und durchgeführt werden kann und diese Ratschläge für einen gewissen Teil, eine zeitlang einen Wert haben können- statt eine der Sichtweisen mit Stumpf und Stängel dem Erdboden gleichzumachen.
sondern nur auf die häufige Friktion zwischen Anspruch und Wirklichkeit in der Beratung hinweisen.
Ja, und dieser Graben zwischen Anspruch und Wirklichkeit wird auch der Fall sein, wenn eine Frau sagt, sie will sich nicht trennen, weil sie ihn noch liebt und dann aber auf eine Trennung hin beraten wird. Das wäre höchst grenzüberschreitend und am Thema vorbei, da es eben tatsächlich Menschen gibt, die länger eine sogar recht glückliche Beziehung führen können und die es auch mit bestimmten Maßnahmen, die allerdings früh eingeleitet werden sollten -und in der Regel sind dies Menschen mit einem gewissen Niveau an Beziehungskultur- noch ein wenig länger schaffen, weil sie eben die anderen Werte (neben den sexuellen) nicht sofort mit einer Trennung wegwischen möchten.
Und, was soll meine Sicht -welche lediglich für eine differenziertere Sicht wirbt und nicht mit Abwertung- mit positivem Denken zu tun haben, Banane? Keine Ahnung!
Eher mit differenzierterem und integriertem Denken und auch realistischem Denken. Und es muss auch möglich sein dürfen, Menschen dahingehend beraten zu können, ohne dass dies sarkastisch und zynisch als Vergehen abgetan wird.
So, dann werd ich jetzt diese Diskussion verlassen - auf Bravo-Niveau können dann andere besser.