Ich dachte die meisten von uns müssen eher mal lernen "Nein" zu sagen
Hallo liebe Merlin,
mit 'Nein' habe ich keine Probleme.
Ich versprühe neuerdings Karma
Das ist auch sehr schön. Man lernt plötzlich ganz neue Menschen kennen oder eben "bekannte" Menschen neu kennen.
Hast Du Deine Kinder (zumindest mal den Sohn) gefragt, was sie wollen? Wie es ihnen geht?
Bei meinem Sohn ist es mal so, mal so. Er gerät öfter mal mit EM aneinander, nichts Schlimmes, aber er testet die Grenzen an seinen männlichen Bezugspersonen, auch sein Vater bekommt es zu spüren.
Ich aber auch. Morgens noch gestritten und endlos darüber diskutiert, wie viele Tage hintereinander man dieselben Socken tragen kann und abends die Sicherheit in Form von Kuscheln einfordern. Teenie halt.
Insofern würde er an manchen Tagen sofort wollen, dass EM auszieht, an anderen wieder gar nicht.
Wir streiten ja nicht mehr. Vor den Kindern ist es sowieso kaum passiert. Und wenn, nicht schlimmer, als in jeder "normalen" Ehe, die man so kennt. Es ist also nie ausgeartet.
Und dieser Absatz zeigt mir dann, wieso ich die ganze Zeit so ein Ungutes Gefühl beim Lesen hatte. Ihr könnt doch nicht alles so lassen wie es jetzt ist? Da schließe ich mich den kritischen Vorrednern an. Wann kommt der Zeitpunkt, wo es keinen Stress mehr bedeutet? Kommt der jemals?
Ich weiß, dass die meisten Menschen gerne eine ganz klare Situation bevorzugen, auch um sie einordnen zu können. Ich habe eine Freundin, die alleinerziehend ist, da die Beziehung zum Vater ihres Kindes vor Jahren in die Brüche ging.
Sie hätte auch am liebsten, dass wir uns endlich wie "ganz normale" Menschen trennen.
Sie will es nicht akzeptieren, dass man einfach so weiter macht.
Aber das tun wir auch nicht.
Weder EM noch ich haben gesagt, wir wollen die Beziehung weiter führen.
Das wollen wir nicht.
Wir wollen auch nicht zusammen leben.
Dafür haben wir uns primär nicht entschieden.
Sondern einen Kompromiss gefunden, der es uns ermöglicht, weiterhin beide für beide Kinder da zu sein und weiterhin so viel wie möglich am Leben beider Kinder teilnehmen zu können.
Das ist etwas anderes als ein Eherettungsversuch. Der soll nicht stattfinden, der war nie Thema.
Ich kann gut verstehen, dass mein Update vielen nicht schmeckt, weil ich offensichtlich genau das Gleiche tue, was man den meisten AMs (ich meinem damals auch) vorwirft: In einer unglücklichen Beziehung zu bleiben.
Aber es geht uns nicht mehr um die Beziehung. Die ist tot.
Eine Freundschaft muss erst entstehen. Soweit sind wir auch noch nicht.
Wir sind beide relativ friedliebende Menschen, das heißt, wir sind keine Streitsucher.
Es gibt auch keine Enttäuschungen mehr, ich könnte mir aktuell jedenfalls keine vorstellen.
Für mich ist die Situation, so wie sie ist, entspannt, da ich nichts vorspielen muss.
Wir haben keine Liebesbeziehung mehr, das ist uns beiden klar.
Niemand von uns beiden tut so. Auch nicht vor den Kindern.
Das könnte man jetzt als trostlos bezeichnen, aber nach außen unterscheiden wir uns gar nicht so sehr von anderen Paaren, die eine Beziehung haben.
Wenn wir mit den Kindern bei einer ihrer Sport- oder Schulverwaltungen sind, sind da keine Elternpaare, die sich umarmen oder küssen oder einen liebevollen Umgang miteinander haben.
Wir fallen gar nicht auf.
Bei uns ist es einfach nur relativ entspannt, weil wir beide keine Erwartungen an den anderen mehr haben, was die Beziehung angeht.
Dennoch sind wir nicht respektlos zueinander.
Oder ist es vielleicht die Angst davor, dass eine Beziehung mit AM nicht klappt und ihr beide anschließend alleine darsteht? Ihr liebt euch doch, oder?
Ich kann ja nur für mich sprechen und bei mir ist es wirklich nicht so, dass ich Angst vor dem Alleinsein habe.
Ich bin schon sehr früh von zuhause ausgezogen und habe meine eigene Wohnung für mich alleine immer genossen.
Ich hatte mich auch jetzt sehr aufs "alleine" wohnen gefreut.
Ich gehöre zu den Menschen, die sehr gut mit sich allein sein können, ich brauche es eigentlich auch, um Energie zu tanken.
Zumal ich mit den Kindern ja sowieso nicht alleine wäre.
Aber natürlich kann ich niemandem garantieren, dass die nächste Beziehung ewig hält.
Ich hatte jetzt zweimal eine Beziehung, die nach 10 Jahren in die Brüche ging. Da trau ich mir selbst nicht mehr.
Ich denke, ich habe einfach auch noch genug mit mir selbst zu tun, bevor ich mich in die nächste Beziehung stürze.
Ich will das nicht mehr. Ich will nun - neben meinen Kindern - hauptsächlich für mich da sein. Liegt vielleicht an meinem Alter, ich bin 44 und eigentlich ist das doch recht typisch, dass Frauen über 40 mehr nach sich schauen. (Glaube ich
)
Mein AM ist in vielen Bereichen auch sehr unbeholfen. Aber ich habe schon 2 Kinder. Ein Mann sollte eine Bereicherung in meinem Leben sein und kein Aufwand.
Ich bin gerne für ihn da, aber eben nicht in dem Maße, wie er es brauchen würde.
Gestern habe ich ihn getroffen und er hat mich gefragt, weshalb ich so rede, als würde ein Zusammenziehen noch in sehr weiter Ferne stehen.
Ich habe ihn angeschaut und gefragt, wie er sich das vorstellt.
Wenn ich mit ihm zusammen ziehe, dann ja mit meinen Kindern.
Wann denn? Stand jetzt bin ich für unsere Tochter noch mit ihrem Vater zusammen.
Soll ich in 6 Monaten mit ihr zu einem anderen Mann ziehen? Sie würde ihn doch links liegen lassen.
Mein Sohn würde ihn auch nicht akzeptieren. Sie müssten ja auch beide aus ihrem gewohnten Umfeld heraus.
Die Kinder meines AM würden kein Wort mehr mit ihm reden, weil er nun mit meinen Kindern zusammen wohnt.
Warum sollte ich mir und allen Beteiligten diese Hölle antun wollen?
Zumal alle Kommunikation und Schlichtungsversuche an mir hängen bleiben würden.
Er hat mir zugestimmt. Natürlich ist es so.
Ich habe ihm gesagt, er soll sich einmal ganz ehrlich fragen, welche Situation für ihn am besten wäre.
Das habe ich auch so gemacht. Für mich ist es am besten so, wie es jetzt ist.
Ja, das ist erstmal seltsam, sich das einzugestehen, weil es nicht das Übliche ist, nicht wirklich gesellschaftsfähig. Aber wem bringt es etwas, wenn man sich selbst ständig ein Hollywood-Ende vorträumt?
Er hat lange überlegt und musste dann sagen, dass es aktuell am besten für ihn wäre, wenn er noch zuhause wohnen könnte und weiterhin mich treffen kann.
Ja, ich verstehe, dass es für viele ernüchternd und gar nicht romantisch klingt und die Liebe sollte doch immer siegen.
Aber vielleicht ist sie bei mir auch ein wenig verloren gegangen. Ich weiß es nicht.
Ich will ihn momentan nicht mehr ganz. Mir reichen die schönen Stunden.
Er ist eben ganz typisch AM, so wie ich es hier oft gelesen habe.
Natürlich malt er sich gerne eine Zukunft mit mir aus, das sind ja auch sehr schöne Gedanken im Vergleich zu seinem sonstigen Leben. Ein Lichtblick zum Tagträumen.
Aber niemand muss sich um ihn sorgen, er kommt dort nicht so schnell raus.
Worte sind Worte und Taten sind Taten.
Und dass er jetzt öfter von dem Thema anfängt, hat natürlich mit meiner Einstellung zu tun.
Wäre es eine Strategie, würde sie funktionieren, aber ich strategiere nicht.
Er lässt auch mal einen Gutachter kommen, um ein Zeichen zu setzen.
Am 2. September ist es ein Jahr her, dass wir aufgeflogen sind, seitdem haben wir alle Höhen und Tiefen durchlebt.
Seitdem hat er weiterhin jede Nacht neben seiner Frau geschlafen.
Ich bin jetzt eben an diesem Punkt angekommen. Kann man vermutlich nicht planen.