Hallo Neverland,
es war sehr emotional, hat aber an meiner Einstellung zur Trennung nichts geändert.
Vereinbart war, dass ich AM um 18 Uhr an seiner Firma abhole. Immerhin wusste ich schon um halb eins am selben Tag Bescheid.
Er hatte Weihnachtsfeier und verließ diese früher.
Ich hatte es schon geahnt und ich hatte recht: Er hat ordentlich getankt, sich Mut angetrunken vor unserem Treffen. Er stieg in mein Auto und redete drauf los.
Er erzählte mir von seinen Plänen, die er in letzter Zeit gemacht hatte. Wie gesagt, er war betrunken.
Er meinte, er habe ein Auto gekauft, das er nun in seiner Garage restauriere. Dadurch könne er viel Zeit in seiner Garage verbringen (und nicht bei seiner Frau). Ich hatte ihm schon ganz zu Anfang von meinem Traumauto erzählt, ein sehr altes Auto, das nicht mehr gebaut wird. Solch eines hat er gekauft und will es in den nächsten 5 Jahren restaurieren, um es mir an meinem 50. Geburtstag zu schenken, also in 5 Jahren.
Ich wusste gar nicht, was ich sagen soll.
Das war das Verrückteste, was jemals jemand zu mir gesagt hat, unabhängig davon, dass ich so ein Geschenk nie annehmen würde.
Er hat sich alles ganz genau überlegt.
Er meinte (immer noch betrunken), falls ich in 5 Jahren verheiratet sei, würde er hoffen, dass ich das Geschenk (Auto) dennoch annehmen kann und mein neuer Mann dies auch akzeptiert. Er wolle dann erstmal meine Freundin kontaktieren und mit ihr gemeinsam die Überraschung zu meinem Geburtstag planen. Als ich mich nicht mehr beherrschen konnte und sehr herzhaft lachen musste und ihm sagte, dass er verrückt sei, meinte er ganz ernst, ich würde nicht ahnen, welchen Film er in letzter Zeit gedanklich gedreht habe um alles ganz genau für meinen 50. Geburtstag zu planen, damit ich das Auto auch bekomme.
Das Gespräch war sehr crazy und gleichzeitig irgendwie süß. Aufgrund seines Alkoholkonsums habe ich seine komplette Gedankenwelt im Detail kennen gelernt.
Er wünscht mir einen netten Mann, mit dem ich sehr glücklich werde, weil er mich so liebt, dass er es mir wirklich wünscht. Eigentlich wünscht er es sich nicht, aber für mich schon.
Er hatte auch ein Weihnachtsgeschenk für mich, ziemlich teure Ohrringe. Er würde sich wahnsinnig freuen, wenn ich sie annehme. Ganz ohne Hintergedanken, einfach nur, weil er mich liebt. Damit ich an ihn denke, wenn ich sie trage. Und nochmals betont, OHNE jegliche Hintergedanken. (Man stelle sich dabei immer einen betrunken sprechenden Mann vor)
Er hat von meiner "Schluss-Mach-Nachricht" (so hat er sie genannt) gesprochen, dass ich manchmal schon sehr grob sei und er mir dann auch nicht immer schreibe, weil er sein Herz auch schützen müsse. Vieles was ich geschrieben habe, hat ihm sehr weh getan, mit manchem hätte ich aber Recht gehabt.
Aber ich sei IMMER in seinen Gedanken. Er könne sich nicht vorstellen, jemals wieder zu einer anderen Frau 'ich liebe dich' sagen zu können. Kennenlernen kann man vielleicht jemanden, aber 'ich liebe dich' würde er dieser Frau nicht sagen können.
Ach ja, eine Freundschaft könne ich vergessen, das geht nicht. Nachher würde ich ihn noch fragen, ob er mein Trauzeuge sein will. Das könne er nicht.
Würde er dürfen, wäre er immer für mich da. Als ich mit meinem Sohn im Krankenhaus war, wäre er gekommen, hätte er gedurft. (So hat er sich ausgedrückt)
Er würde sich nun eben die nächsten 20 Jahre daheim zum Harry machen (hat er ziemlich sarkastisch von sich gegeben) und das tun, was von ihm verlangt werde.
Es sei alles so schwer, er hat sich das alles viel einfacher vorgestellt. Sich zu trennen. Man hätte es gleich zu Anfang tun sollen, als wir aufgeflogen sind, jetzt würde es immer schwieriger werden. Aber ob man dann heute noch glücklich wäre, weiß er auch nicht. Seine Kinder möchte er auf keinen Fall verlieren. Seine älteste erwachsene Tochter sei sehr hart mit Menschen, von denen sie enttäuscht ist. Er könne nicht ausschließen, dass sie vielleicht nie wieder mit ihm reden würde. Sein erwachsener Sohn würde es eventuell akzeptieren. Seine andere Tochter sei so lieb und gut zu jedem, sie habe jeden lieb und es wäre für sie unerträglich zwischen die Fronten zu geraten. Und sein jüngster Sohn möchte sich der Mama gegenüber loyal verhalten.
All das hat er mir aufgezählt. Es ist also viel los in seinem Kopf.
Ich habe ihm gesagt, dass ich das alles verstehe. Ich will meine Kinder auch nicht verlieren oder enttäuschen. Deshalb verstehe ich seine Entscheidung.
Ich habe ihm auch gesagt, dass es in 10 Jahren nicht besser ist. Dann sind seine Kinder alle erwachsen und haben vielleicht eigene Familien. Würde er in 10 Jahren seine 60 Jahre alte Frau verlassen, wären die Kinder ebenso sauer, dass er ihre Mutter im Stich lasse.
Da soll er sich bitte nichts vormachen. Daher steht meine Entscheidung.
Wir haben uns lange umarmt und es sind bei beiden auch ein paar Tränen gelaufen.
Wir hatten auch einen kleinen "romantischen" Moment. Im Radio lief "Snowman" von Sia und ich meinte, dass ich dieses Lied in der Vorweihnachtszeit ungefähr 1000 x gehört habe, weil es mir einfach so gut gefällt. Ich höre es wirklich täglich immer wieder. Keine Ahnung, weshalb. Passiert mir manchmal mit Liedern. Da meinte er, dass er sich extra eine Lautsprecher-Box zur Arbeit mitgenommen habe, um Weihnachtsmusik zu hören (*süß*) und genau dieses Lied ständig gehört habe. Es war nicht gelogen, er konnte es auswendig mitsingen.
Er meinte sofort, das sei ein Zeichen.
Ich habe ihn dann nach Hause gefahren, da er zuviel getrunken hatte, um selbst zu fahren. Ja... und das war's erstmal.
Da ich noch nie verheiratet war, weil ich nie den Wunsch danach hatte und auch jetzt nicht habe, wundert es mich ein wenig, weshalb er so fest davon ausgeht, dass mein Leben in den nächsten Jahren von Hochzeit geprägt sein wird. Lag vermutlich am Alkohol.
Ich gebe zu, ich war sehr gerührt von einigem, was er gesagt hat, aber es ändert gar nichts an unserer Situation.
Es beruhigt zu wissen, dass ich mich in einen Mann mit echten Gefühlen für mich, verliebt habe. Aber das reicht eben auch nicht immer.
Es geht mir gut mit meiner Entscheidung. Was die Zukunft bringt, wird man sehen.
Dir, liebe Neverland und allen, die mitgelesen haben, wünsche ich frohe Weihnachten und schöne Feiertage!