Anika!
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- 4 Juni 2021
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- 18
Guten Morgen,
ich stehe noch unter Schock und hoffe, mich hier etwas ordnen zu können. Immer wieder habe ich hier mitgelesen und mitgefühlt.
Auch ich (Ende 40) habe mich in einen verheirateten Mann verliebt. Da steckte ich gerade in einer zermürbenden Trennung nach 20 Jahren Ehe und Kindern im Grundschulalter. Ich musste mein Leben komplett umkrempeln und wusste nicht, wie es weitergeht. In dieser Zeit habe mich auch neu entdeckt, hab mich wieder als Frau wahrgenommen mit Hobbys und Leidenschaften jenseits des Familienalltags gelebt. Ich bin aus einer Ehe geflohen, mit einem Mann an meiner Seite, der aufgehört hatte zu lachen und hinter seiner Zeitung am Tisch verschwunden ist. Da taten mir Aufmerksamkeiten und Komplimente gut.
Diese bekam ich u.a. von einem neuen Arbeitskollegen mit viel Wortwitz und Elan. Irgendwann bekundeten wir und unsere Zuneigung und bändelten miteinander an. Er sagte, er habe eine offene Ehe, die nur noch als Familie und Arbeitsteilung funktioniere. Das nahm ich in meiner damaligen Situation so hin und tauchte ein in eine Parallelwelt voll starker Gefühle. Irgendwann bemerkte ich, dass ich mehr wollte und da dies für ihn nicht infrage kam, begann mein Leidensweg sich fortzusetzen. Nach vielen Monaten schaffte ich es, die privaten Treffen einzustellen und es entstand für 6 Monate eine Art Freundschaft.
Auch wenn ich wusste, dass er mehr wollte, akzeptierte er diesen Zustand. Ich genoss seine andauernde Aufmerksamkeit und Vertrautheit bei der Arbeit, erholte mich aber auch dabei, keine Heimlichtuerei, Warterei und ständige Blicke auf mein Handy mehr als Bestandteil meines Alltags haben zu müssen. Ich ging oft aus und lernte schließlich auch einen Mann kennen, mit dem es mehr wurde. Das muss er gespürt haben, denn seine Bemühungen um mich nahmen zu, sodass ich ihm schließlich davon erzählte.
Danach brach er total zusammen. Ich sei die Liebe seines Lebens und er werde alles tun, um mich zu halten. Er erzählte seiner Frau offen von mir und wollte den Weg damit für uns bereiten, mehr und mehr zusammenzuwachsen, aber dennoch seinen familiären Pflichten nachzukommen.
Ich konnte und wollte mich darauf nicht einlassen, konnte aber auch meine neue Beziehung so nicht weiterführen. Es war ein absoluter Ausnahmezustand und ich nur noch erschöpft. Er kämpfte um mich, brach zweimal zusammen, war sogar im Krankenhaus, magerte ab und war nur noch ein Schatten. Er fehlte mich weinend an, ihm eine Chance zu geben und versprach mir eine Perspektive in kleinen Schritten.
Erst aus Anstand und Mitleid, später aus wieder zutage kommenden Gefühlen ließ ich mich darauf ein. Das ganze war wegen seiner Ausbrüche so offensichtlich am Arbeitsplatz, dass wir ins Kreuzfeuer gerieten und beide die Stelle wechseln mussten. Er wurde sehr krank und fiel Monate aus. Ich habe ihm beigestanden und versucht, mich zurückzunehmen.
Das ist nun zwei Jahre her. In diesen bewegte er sich in kleinen Schritten auf mich zu. Ein- bis zweimal wöchentlich schlief er bei mir, wir fuhren mehrfach in den Urlaub und schreiben uns den ganzen Tag Nachrichten. Wir teilten viele Hobbys, lachten viel und schmiedeten Zukunftspläne.
Ein großer Einbruch erfolgte, als er mit seinen Kindern vor ein paar Monaten sprach. Seit dem beschlichen ihn immer wieder Zweifel, ob er es tatsächlich durchziehen könne, denn sie verhielten sich ihm gegenüber sehr ablehnend (Teenageralter). War er hier, riefen sie an, weinten etc. Verlieren wollte er mich aber auch unter keinen Umständen und so versuchte er allen gerecht zu werden.
Das Verhältnis zu den Kindern wurde wieder besser. Ich konnte aber nicht mehr Aushalten, dass er immer noch mit seiner Frau lebte und so fing er an, nach Wohnungen zu suchen. Sehr schleppend aber er versprach, es bis diesen Sommer zu tun. Immer wieder nannte er mich seine große Liebe, mit der er alt werden wolle. Und dann kam die Nachricht, er habe einen Mietvertrag unterschrieben. Er plante feste Tage für uns und solche für seine Kinder, er redete mit seinen Eltern über uns und wollte es nun öffentlich machen. Wir kauften Konzertkarten, planten Urlaub. Es war alles zu schön um wahr zu sein.
Seit 3 Wochen merkte ich, dass er sich zurückzog. Nicht sehr, aber er ließ sich mit der Gutenmorgennachricht Zeit, bis er im Büro war, ließ mich nicht an seinem Innenleben teilnehmen. Er hatte allerdings auch viel Arbeit und ich glaube, er wollte das alles, was er durchlebte, mit sich allein ausmachen. Diese Woche zog er ein und ich war der erste Gast. Ich hatte ein komisches Gefühl von Verlustangst und suchte daher gestern das Gespräch. Ich sagte, ich sei müde von Übergangslösungen und wolle mit ihm über unsere Zukunftsvisionen reden, sehen was machbar ist, sehen, was sich deckt. (Er hatte immer gesagt, dass er nach einer Zeit mit mir zusammenleben und mich heiraten wolle.)
Als er gestern kam, gab er mir nur meinen Wohnungsschlüssel zurück und sagte er käme nie wieder. Die Liebe sei weg. Er freue sich nicht mehr auf mich und dies sei schon länger so. Er habe das alte Gefühl mit der Wohnung erzwingen wollen aber es stelle sich nicht ein. Wieder zurück in die Ehe wolle er nicht aber mit mir eben auch nichts mehr.
Ich war völlig fassungslos. Vor allem, weil noch vor kurzem tiefe Blicke und große Liebesbekundungen seinerseits kamen. Gerade schrieb er noch von der großen Liebe seines Lebens und jetzt, an dem Punkt, an dem wir sie endlich offen leben könnten, verlässt er mich mit Tränen in den Augen und knappen Worten. Nach all der Zeit und all den Hürden, die wir gemeinsam bewältigt haben.
Ich verstehe gerade die Welt nicht mehr, habe nicht geschlafen und fühle mich wie taub.
Hat er plötzlich Angst bekommen? Hält er dem Druck nicht mehr stand? Sind die Gefühle von einem Moment auf den anderen plötzlich fort? Sollte ich mich so getäuscht haben? War ich nur als Geliebte liebenswert?
Vielen Dank fürs Zuhören,
ich stehe noch unter Schock und hoffe, mich hier etwas ordnen zu können. Immer wieder habe ich hier mitgelesen und mitgefühlt.
Auch ich (Ende 40) habe mich in einen verheirateten Mann verliebt. Da steckte ich gerade in einer zermürbenden Trennung nach 20 Jahren Ehe und Kindern im Grundschulalter. Ich musste mein Leben komplett umkrempeln und wusste nicht, wie es weitergeht. In dieser Zeit habe mich auch neu entdeckt, hab mich wieder als Frau wahrgenommen mit Hobbys und Leidenschaften jenseits des Familienalltags gelebt. Ich bin aus einer Ehe geflohen, mit einem Mann an meiner Seite, der aufgehört hatte zu lachen und hinter seiner Zeitung am Tisch verschwunden ist. Da taten mir Aufmerksamkeiten und Komplimente gut.
Diese bekam ich u.a. von einem neuen Arbeitskollegen mit viel Wortwitz und Elan. Irgendwann bekundeten wir und unsere Zuneigung und bändelten miteinander an. Er sagte, er habe eine offene Ehe, die nur noch als Familie und Arbeitsteilung funktioniere. Das nahm ich in meiner damaligen Situation so hin und tauchte ein in eine Parallelwelt voll starker Gefühle. Irgendwann bemerkte ich, dass ich mehr wollte und da dies für ihn nicht infrage kam, begann mein Leidensweg sich fortzusetzen. Nach vielen Monaten schaffte ich es, die privaten Treffen einzustellen und es entstand für 6 Monate eine Art Freundschaft.
Auch wenn ich wusste, dass er mehr wollte, akzeptierte er diesen Zustand. Ich genoss seine andauernde Aufmerksamkeit und Vertrautheit bei der Arbeit, erholte mich aber auch dabei, keine Heimlichtuerei, Warterei und ständige Blicke auf mein Handy mehr als Bestandteil meines Alltags haben zu müssen. Ich ging oft aus und lernte schließlich auch einen Mann kennen, mit dem es mehr wurde. Das muss er gespürt haben, denn seine Bemühungen um mich nahmen zu, sodass ich ihm schließlich davon erzählte.
Danach brach er total zusammen. Ich sei die Liebe seines Lebens und er werde alles tun, um mich zu halten. Er erzählte seiner Frau offen von mir und wollte den Weg damit für uns bereiten, mehr und mehr zusammenzuwachsen, aber dennoch seinen familiären Pflichten nachzukommen.
Ich konnte und wollte mich darauf nicht einlassen, konnte aber auch meine neue Beziehung so nicht weiterführen. Es war ein absoluter Ausnahmezustand und ich nur noch erschöpft. Er kämpfte um mich, brach zweimal zusammen, war sogar im Krankenhaus, magerte ab und war nur noch ein Schatten. Er fehlte mich weinend an, ihm eine Chance zu geben und versprach mir eine Perspektive in kleinen Schritten.
Erst aus Anstand und Mitleid, später aus wieder zutage kommenden Gefühlen ließ ich mich darauf ein. Das ganze war wegen seiner Ausbrüche so offensichtlich am Arbeitsplatz, dass wir ins Kreuzfeuer gerieten und beide die Stelle wechseln mussten. Er wurde sehr krank und fiel Monate aus. Ich habe ihm beigestanden und versucht, mich zurückzunehmen.
Das ist nun zwei Jahre her. In diesen bewegte er sich in kleinen Schritten auf mich zu. Ein- bis zweimal wöchentlich schlief er bei mir, wir fuhren mehrfach in den Urlaub und schreiben uns den ganzen Tag Nachrichten. Wir teilten viele Hobbys, lachten viel und schmiedeten Zukunftspläne.
Ein großer Einbruch erfolgte, als er mit seinen Kindern vor ein paar Monaten sprach. Seit dem beschlichen ihn immer wieder Zweifel, ob er es tatsächlich durchziehen könne, denn sie verhielten sich ihm gegenüber sehr ablehnend (Teenageralter). War er hier, riefen sie an, weinten etc. Verlieren wollte er mich aber auch unter keinen Umständen und so versuchte er allen gerecht zu werden.
Das Verhältnis zu den Kindern wurde wieder besser. Ich konnte aber nicht mehr Aushalten, dass er immer noch mit seiner Frau lebte und so fing er an, nach Wohnungen zu suchen. Sehr schleppend aber er versprach, es bis diesen Sommer zu tun. Immer wieder nannte er mich seine große Liebe, mit der er alt werden wolle. Und dann kam die Nachricht, er habe einen Mietvertrag unterschrieben. Er plante feste Tage für uns und solche für seine Kinder, er redete mit seinen Eltern über uns und wollte es nun öffentlich machen. Wir kauften Konzertkarten, planten Urlaub. Es war alles zu schön um wahr zu sein.
Seit 3 Wochen merkte ich, dass er sich zurückzog. Nicht sehr, aber er ließ sich mit der Gutenmorgennachricht Zeit, bis er im Büro war, ließ mich nicht an seinem Innenleben teilnehmen. Er hatte allerdings auch viel Arbeit und ich glaube, er wollte das alles, was er durchlebte, mit sich allein ausmachen. Diese Woche zog er ein und ich war der erste Gast. Ich hatte ein komisches Gefühl von Verlustangst und suchte daher gestern das Gespräch. Ich sagte, ich sei müde von Übergangslösungen und wolle mit ihm über unsere Zukunftsvisionen reden, sehen was machbar ist, sehen, was sich deckt. (Er hatte immer gesagt, dass er nach einer Zeit mit mir zusammenleben und mich heiraten wolle.)
Als er gestern kam, gab er mir nur meinen Wohnungsschlüssel zurück und sagte er käme nie wieder. Die Liebe sei weg. Er freue sich nicht mehr auf mich und dies sei schon länger so. Er habe das alte Gefühl mit der Wohnung erzwingen wollen aber es stelle sich nicht ein. Wieder zurück in die Ehe wolle er nicht aber mit mir eben auch nichts mehr.
Ich war völlig fassungslos. Vor allem, weil noch vor kurzem tiefe Blicke und große Liebesbekundungen seinerseits kamen. Gerade schrieb er noch von der großen Liebe seines Lebens und jetzt, an dem Punkt, an dem wir sie endlich offen leben könnten, verlässt er mich mit Tränen in den Augen und knappen Worten. Nach all der Zeit und all den Hürden, die wir gemeinsam bewältigt haben.
Ich verstehe gerade die Welt nicht mehr, habe nicht geschlafen und fühle mich wie taub.
Hat er plötzlich Angst bekommen? Hält er dem Druck nicht mehr stand? Sind die Gefühle von einem Moment auf den anderen plötzlich fort? Sollte ich mich so getäuscht haben? War ich nur als Geliebte liebenswert?
Vielen Dank fürs Zuhören,
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