Liebe Milly,
auch wenn das Thema schon wieder durch ist, aber auch ich möchte dir noch ein paar Gedanken zum Thema "Kinder" hier lassen.
Allie und sososad haben das meiste ohnehin schon gesagt.
Fas Thema berührt mich aber trotzdem so sehr, dass ich das jetzt schreiben muss...
Ja, ich kann es nachvollziehen und nachfühlen, wenn ein Mensch wegen der Kinder in einer Beziehung bleibt, aus der der Drive eigentlich schon raus ist. Wenn die Beziehung die Hölle ist, dann geht man - vielleicht, auch da nicht alle. Aber wenn es eine freundschaftliche Basis mit EF bzw. EM gibt, dann hält man das schon eine Weile aus. Die große Liebe ist es zwar nicht mehr, aber eine Menge schöne Erinnerungen, denn auch mit EF bzw. EM gab es ja einige Jahre lang schöne Zeiten, guten Sex, viel Aufregung und Spaß. Man weiß zwar, dass es nicht mehr so ist, aber spätestens dann kommt das Kind ins Spiel - und sooo schlimm ist es ja mit EF bzw. EM ja eh nicht...
Bei mir stand eine mögliche Trennung von EM schon vor vielen Jahren einmal im Raum. Mit ein Grund, warum ich es damals nicht gemacht habe, war (abgesehen davon, dass EM für mich trotz aller Probleme noch immer mein Lebensmensch war) die Tatsache, dass ich einfach unheimlich Schi** davor hatte, er könnte das Sorgerecht bekommen. Dass er das im Falle einer Trennung anstreben würde, hatte er mir schon lange vorher einmal gesagt, als es gar keinen Anlass dafür gab.
Ich weiß nicht, wie ich das beschreiben soll, ohne in allzu pathetische Worte zu verfallen - aber ich versuche es einmal (und schicke voraus, dass dies natürlich sehr persönlich eingefärbt ist, und vermutlich nicht alle Elternteile ausnahmslos so empfinden; ich kann nur aus meiner eigenen Erfahrung sprechen):
Wenn du Mutter oder Vater wirst, dann liebst du dieses Kind schon, bevor es noch auf der Welt ist. Wenn es dann da ist, weißt du vom ersten Moment an, dass es nichts auf der Welt gibt, was Kind anstellen könnte, sodass diese Liebe aufhören würde. Es ist hilflos und schutzbedürftig, und du schwörst dir und ihm, dass du immer für es da sein und es beschützen wirst, dass du alles daran setzen wirst, dass es ein glückliches Leben haben darf und alles an Liebe und Zuwendung und den bestmöglichen Entwicklungschancen bekommen soll, die du ihm geben kannst.
Du bekommst mit, dass im Umfeld Kinder eine negative Entwicklung nehmen, dass sie vielleicht die Ausbildung abbrechen oder mit Drogen in Kontakt kommen, und du versuchst krampfhaft zu analysieren, warum das passieren konnte und was man hätte tun müssen, um das zu verhindern. Und fragst dich, ob das auch deinem Kind passieren könnte, und was du tun musst, um das zu verhindern. Diese Sorgen und die Verantwortung für deine Kinder treiben dich um und lassen dich Tag und Nacht nicht los. Du bist dir deiner wichtigen Rolle bewusst, und du willst so gern alles richtig machen.
Und natürlich genießt du die gemeinsame Zeit mit diesem Kind. Niemand lächelt so bezaubernd, niemand sagt so drollige Dinge, ist so einzigartig und liebenswert wie dein Kind - du bist von Anfang an völlig verliebt in das Kleine, und das hört auch nicht wirklich auf, wenn das Kleine Bartwuchs entwickelt und pubertär massiv auf deinen Nerven herumtanzt (ich habe auch schon mal Geschirr an die Wand geworfen, wenn mich mein Nachwuchs an die Grenzen meiner Belastbarkeit getrieben hat
). Du genießt jede gemeinsame Stunde mit dem Kind, du freust dich den ganzen Nachmittag schon aufs Heimkommen und überlegtst, was du an dem kurzen Abend noch Schönes mit dem Kind unternehmen könntest.
Du liebst dieses Kind über alle Maßen, und wenn es notwendig und möglich wäre, würdest du wahrscheinlich dein Leben hergeben, um seines zu erhalten.
Man kann diese Liebe zu einem Kind, für das man Verantwortung empfindet, überhaupt nicht mit der Liebe für einen Erwachsenen vergleichen, mit dem man sein Leben teilt, der aber trotzdem ein eigenständiger, eigenverantwortlicher Mensch ist, den man ggf. auch verlassen kann. Mit einem Kind geht das nicht.
Das Kind nicht mehr täglich sehen, nicht mehr aus nächster Nähe an seinem Leben teilhaben können: unvorstellbar.
Eines Tages die Verantwortung dafür tragen zu müssen (auch wenn vlt. nur subjektiv so empfunden), dass das Verlassen der Familie eine schlechte Entwicklung beim Kind begünstigt hat: unvorstellbar.
Mit dem anderen Elternteil um Besuchsrecht verhandeln bzw. streiten zu müssen, seiner Willkür oder seinem Wunsch nach Rache ausgesetzt sein, indem er dir das Kind vorenthält oder das Kind gegen dich aufhetzt: unvorstellbar.
Diese Liste ließe sich lange fortsetzen, Milly...
Ja, ich bin durch und durch überzeugt davon, dass man "nur wegen einem Kind" in einer nicht mehr glücklichen Partnerschaft aushält. Und nicht aus Liebe oder gar neuer Verliebtheit in den anderen Elternteil des Kindes.
Sorry, wenn das jetzt so lang geworden ist, aber mir war das jetzt wirklich wichtig...
Ich drück dich ganz fest Milly und hoffe, dass du weiterhin so bewundernswert an deinem Frame festhalten kannst!
Alles Liebe!
Caira