Admin Wolfgang schrieb:
Wir können nicht in einer Art von Erkenntnisprozess die Software unserer Seele verändern.
Hallo Wolfgang,
Da gebe ich dir absolut Recht. In diesem Fall würde ich es wohl eher als Betriebssystem bezeichnen
Aber Upgrades sind schon drin … neue Firewall, Antvirenprogramm … zack, schon sind wir weniger anfälliger. Bis der nächste "Hackerangriff" von außen erfolgt. Da wird sich dann zeigen, was all das Upgraden und Aktualisieren gebracht hat. Ein Beziehungsphobiker, der sich seiner System-Schwäche wahrscheinlich nicht mal bewusst ist, begibt sich sogar mit voller Absicht und ohne jeglichen Schutz ins www und wundert sich dann über Störungen und/oder Abstürze jeglicher Art … (huch, ich bin abgedriftet …)
Was Menschen oft verändern kann, sind tiefgreifende Erlebnisse, die mit starken Gefühlen einhergehen. So was mag sich auch in einer Analyse manchmal ereigenen. Aber man kann das aus sich selber nicht herausholen. Und auch diese Effekte sind nur auf einzelne Teilpersönlichkeiten begrenzt.
Ich habe bei mir selbst feststellen können, dass sich viele mitunter schmerzvolle Erlebnisse wegen ständiger Verdrängerei und Ablenkung so eklatant in mir aufgestaut hatten, dass die Erfahrung mit Exi (tiefgreifendes Erlebnis, starke Gefühle) im Prinzip nur der Tropfen war, der das Fass zum überlaufen brachte. Eigentlich beschäftige ich mich vielleicht höchstens zu 20% mit ihm, die restlichen 80% betreffen all das, was vorher war. Ich kalibriere also gerade meine Festplatte. Der Anstoß allerdings kam von außen, das stimmt!!!
Wenn Du schreibst, "Gefühle besser sortieren", dann steckt da schon zwanghaftes Denken dahinter, denn wie kann man Gefühle sortieren, wie Äpfel oder Birnen?
Du meinst wahrscheinlich, dass man sich selber tiefer versteht; welche Kräfte einen Menschen antreiben und bestimmen. Das funktioniert, dass hab ich als Therapeut oder Berater ja oft mit meinen Klienten schon praktiziert. Wenn einer sich besser kennt, dann kann er sich besser akzeptieren. Diese Selbstakzeptanz ist ein wichtiges Element, um mit sich Frieden schließen zu können.
Genau - ich meine tatsächlich die Selbstakzeptanz - frei nach dem Motto "ich bin gut so, wie ich bin mit allen Ecken und Kanten. Wer mit mir nicht klarkommt, ist selbst Schuld …" Ich meine aber auch das Überdenken der eigenen Idealbilder, das kritische Hinterfragen, das Rekonstruieren von schmerzvollen und positiven Erfahrungen und die Fähigkeit zu Kombinieren, welche der eigenen Verhaltensweisen welche Reaktionen beim Gegenüber auslöst. Was mir rückwirkend gut getan hat und was (noch viel wichtiger) mir nur Probleme eingebracht hat ...
… Moment, widerspreche ich mir gerade eigentlich selbst?
Oder Du schreibst "Motivationen richtig ansetzt", genauso eine zwanghafte Einstellung den eigenen Antrieben gegenüber; wie soll das denn gehen?
Das stelle ich mir so vor, dass man realistisch genug (rational) einschätzen kann (aufgrund der Selbstreflektion/Selbstakzeptanz) , wann und ob sich etwas lohnt, ob es sinnvoll ist Zeit, Energie und Hirnschmalz in etwas zu investieren, dass aus vielen Gründen mit Sicherheit zum Scheitern verurteilt ist - oder lieber ein Eis essen geht
Seine Gefühle hinter die Vernunft stellt und somit große emotionale Einbrüche schon im Vorfeld vermeidet oder eben aus Überzeugung kämpft. Eigene Prinzipien verfolgen, jedoch dazu bereit sein, diese in bestimmten Momenten zu überdenken und ggf. zu optimieren.
Dein Beispiel zum pädophilen jungen Mann widerspricht meiner Theorie … aber auch nur weil ich aus Sicht eines "normal" denkenden Menschen ohne schadhaften Zwängen/Antrieben argumentiere und du wiederum die Sicht eines krankhaft zwanghaften Menschen darlegst. Ich verstehe aber, auf was du hinauswillst. Ich will mal Pädophile nicht mit Beziehungsunfähigkeit gleichsetzen
aber im Grunde läuft es wohl darauf hinaus, dass sich ein Beziehungsphobiker nie in seinem Verhalten ändern wird … so?
Es gibt allerdings Unterschiede in der "seelischen Tiefe", in der eine Veranlagung von der Ebene her angesiedelt ist. Je weiter "oben" im Unterbewusstsein so was liegt, desto eher sind noch graduelle Änderungen möglich.
Menschen mit stark ausgeprägten Näheproblemen müssen aber mit ihrer Veranlagung leben und ihr soziales Umfeld muss es auch.
Ich hatte bei meinem Ex, der ganz offensichtlich ein ausgeprägtes Näheproblem hat schon das Gefühl, dass er ein sehr sensibler und extrem nachdenklicher, schon fast depressiver Mensch ist - demzufolge diese "seelische Tiefe" definitiv vorhanden war, für ihn aber wohl einen gegenteiligen Effekt hatte und eher diese krassen Selbstzweifel hervorgerufen hat, als im Vergleich zu anderen den inneren Frieden, persönliche Stärke und Gelassenheit.
Und dann komme ich mit meinen Hebeln, Äpfeln und Birnen, Firewall, Antivirenprogramm - nettes Portfolio - der will aber eigentlich nur seine Ruhe haben und nichts davon wissen
schon gar nicht weiter in der eigenen Seele rumwühlen und Ebenen verlassen, auf denen er sich wohlfühlt.
Ich gehe jetzt ein Eis essen
LG Carla