Liebe Flower,
es tut mir unheimlich leid zu lesen, wie schlecht es dir gerade geht. Du erinnerst mich mit deiner Aufgewühltheit sehr an mich vor nicht all zu langer Zeit... Das ist ein schreckliches Gefühl.
So sehr es dir auch weh tut, ich habe tatsächlich auch den Eindruck, dass er sich bereits entschieden hat. Ich kaufe ihm ab, dass er dich sehr gern hat und er die Zeit mit dir genossen hat. Wenn er aber tatsächlich verliebt wäre, würde er der Entfernung nicht so extrem viel Gewicht beimessen und das ganze nur aus diesem einen Grund beenden wollen, zumal er ja auch schon einmal seine Heimat der Liebe wegen verlassen hat. Unabhängig davon, ob zu zweit oder nicht, es ging schon einmal.
Meine Vermutung ist, dass er das zu Beginn nicht als K.O.-Kriterium gesehen hat, sonst hätte er sich wahrscheinlich gar nicht erst darauf eingelassen. Da er aber jetzt zu spüren scheint, dass er nicht genügend Gefühle entwickelt hat, ist ihm der Aufwand zu groß. So klingt es zumindest für mich.
Deine Sorge, dass es da noch eine Andere gibt, kann ich sehr gut verstehen, denn seine Anspielungen lassen durchaus darauf schließen. Wenn das so ist, finde ich es aber immerhin fair von ihm, dich da nicht bewusst warm halten zu wollen.
Ich glaube ehrlich gesagt nicht daran, dass es noch ein Zurück zu einem unbeschwerten, lockeren Kennenlernen gibt. Dafür hat er nun zu viel Schwere reingebracht und dich noch viel mehr verunsichert, als zuvor schon. Sollte es noch zu dem Treffen kommen, glaube ich nicht, dass das etwas auf lange Sicht ändert.
Ich weiß, du selbst hast den Gedanken bisher immer gut weggeschoben, aber wie stehst du denn dazu? Wie stellst du dir das vor? Angenommen, ihr seid beide verliebt und geht eine Beziehung ein. Da du jetzt weißt, dass er seinen Wohnort nicht verlassen wird und du das genauso wenig vor hast, was nur logisch ist, könnte das für dich eine erfüllende Beziehung sein? Dieses normale Familienleben, dass du dir für deine Tochter wünschst, würde es auch dann nicht geben. Ihr würdet euch wahrscheinlich nicht häufiger sehen, als in den letzten Wochen bzw. Monaten. Könntest du dir das vorstellen? Im Moment wahrscheinlich schon, da du gerade wohl alles akzeptieren würdest, Hauptsache er bleibt. Aber auf längere Sicht und über Jahre hinweg. Würde dich das glücklich machen?
Ich möchte nicht sagen, dass du ihn aufgeben solltest, das steht mir nicht zu. Aber egal, ob du es weiter versuchen möchtest oder nicht, ist, wie schon alle anderen rieten, die beste Lösung sich nicht bei ihm zu melden. Wenn ein Mann will, dann kommt er. Ihn hindert ja schließlich nichts daran. Du hast ihn nicht fort geschickt, ihm keine Szene gemacht, gar nichts. Er kennt deinen Standpunkt und gut. Entweder er macht etwas daraus oder er hat dich verloren (nicht umgekehrt!).
Ich erinnere mich noch sehr gut daran, wie schwer diese plötzliche Einsamkeit zu ertragen ist, wenn diese ganze Aufmerksamkeit auf einmal weg ist, aber du bist sehr stark und wirst das schaffen. Wie Kitty schon schrieb, erinnere dich an die Zeit vor dem OdB.
Versuch den Guten doch mal ganz rational auseinander zu nehmen (immer wieder ein kleines Bisschen). Er hat nicht nur gute Eigenschaften und die schlechten können dir helfen, emotional Abstand zu bekommen.
Auch wenn du dich da rausziehen möchtest, weil du Angst vor einer Absage hast, ist es keine Lösung, ihm zu schreiben. Es geht dir danach nicht besser. Wichtig ist, dass du dich da ganz unabhängig von ihm da raus ziehst und Abstand gewinnst, in deinem Inneren. Wenn du das geschafft hast, vergeht dieser Drang nach einer Abschiedsnachricht, denn es wird dir mehr und mehr Gleichgültig sein, ob du dich nun verabschiedet hast oder nicht. Lass ihn im Ungewissen und kümmere dich nur um dich.
Außerdem möchte ich dir noch nahelegen: Lass dir ja nicht einfallen, diese Situation könnte irgendwie an dir liegen, denn das tut es nicht. Du bist wunderbar, so, wie du bist, und hast überhaupt nichts Falsch gemacht. Null! Du willst diesen Spruch wahrscheinlich gerade überhaupt nicht hören, aber ich finde ihn immer wieder sehr treffend: "Bei dem Richtigen kannst du nichts falsch machen".
Ich drück dich ganz fest!