Anariel
Aktives Mitglied
- Registriert
- 6 Sep. 2015
- Beiträge
- 811
Hallo zusammen,
erstmal möchte ich euch sagen, dass ich dieses Forum klasse finde! Ich habe mich jetzt schon durch alle möglichen Stränge gelesen und es ist toll, wieviel Zeit und Mühe sich hier einige Leute machen, um anderen Menschen zu helfen. Ich hoffe, dass ich selbst auch irgendwann mal so sinnvolle und hilfreiche Dinge beitragen kann. Einen Avatar lege ich mir gleich morgen zu, das vorweg! - jetzt ist es allerdinsg so spät geworden, dass ich das nicht mehr packe und nur noch meinen eben verfassten Beitrag abschicke und dann schlafen gehe.
Ich würde euch gerne von meiner Situation berichten. Möglicherweise werden sich einige von euch die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, weil die Ausgangslage denkbar ungünstig ist, aber vielleicht gibt es ja dennoch einen Weg, wie mir geholfen werden kann...
Mein Exfreund ist 29 Jahre alt, ich 30. Kennengelernt haben wir uns im Oktober 2013, als ich im selben Betrieb wie er zu arbeiten begann (er hatte auch erst zwei Monate vorher dort angefangen. Unser Verhältnis entwickelte sich von einer losen Bekanntschaft aus in eine freundschaftliche Richtung, wenngleich wir ab und zu miteinander flirteten und ich ein paar Mal in seinem Bett schlief, als ich in seiner WG übernachtete – da lief aber nichts, wie waren auch beide in einer Beziehung. Im Sommer 2014 zog ich bei ihm ein, als in seiner WG ein Zimmer frei wurde und ich gerade auf der Suche war.
Wir begannen im Oktober 2014 miteinander zu schlafen, nachdem wir beide unsere damaligen Beziehungen beendet hatten. Das ganze war zunächst sehr locker und erwartungsfrei, obwohl wir nun schon sehr viele Bereiche unseres Lebens miteinander teilten – aber wir genossen die Situation so, wie sie war. Irgendwann merkte ich, dass ich mich mehr und mehr in ihn verliebte, und nachdem ich in einem lockeren Gespräch mal geäußert hatte, dass ich schon irgendwann wissen will, wo das mit uns hinläuft, sagte ich ihm dann Ende Dezember 2014, dass ich gerne mit ihm zusammen sein möchte und er sich überlegen soll, ob er das auch will. Habe ihm zwei Wochen Zeit gegeben.
In diesen zwei Wochen lief alles so schön und entspannt weiter wie zuvor und am Ende dieser Zeit sagte er mir, wir sollten es miteinander versuchen.
Das überlegte er sich dann drei Tage später anders – er war distanziert, zweifelnd und meinte, er würde mich nicht richtig vermissen, wenn ich nicht da bin, und ja eigentlich gerade gar keine Beziehung wolle, sondern seine Freiheit. Ich habe das damals noch eher entspannt hingenommen und ihm gesagt, dass ich ihm Zeit gebe, zu sehen, was er will. Er wurde in den nächsten zwei Wochen immer distanzierter, was mich dann wiederum doch verunsicherte, und das Ganze gipfelte darin, dass er Sex mit einer anderen Frau hatte.
Ich bin daraufhin ziemlich ausgerastet – gar nichtmal wegen der Sache an sich, ich bin da ein eher offener Mensch, sondern weil ich mich wochenlang durch seine Distanziertheit immer mehr zurückgewiesen gefühlt habe und seine Aktion in dem Kontext für mich nur der letzte Beweis war, dass ich ihm scheißegal bin. Ich habe meine Sachen gepackt und zwei Wochen lang bei Freunden geschlafen.
Ich habe mich trotz der Verletztheit relativ schnell damit abgefunden, dass ich hier nicht bekomme, was ich mir wünsche – nämlich einen Mann, der mich wirklich will. Bin dann auch nach zwei Wochen nach Hause zurück in der Hoffnung, dass wir ein gutes Mitbewohnerverhältnis pflegen können, wenn erstmal etwas Gras über die Sache gewachsen ist. Damals dauerte es keine 24 Stunden, bis er heulend in meinen Armen lag und sich entschuldigte und keine 48 Stunden, bis er mir sagte, dass er in mich verliebt sei. Wir landeten im Bett und das war auch schön so – aber ich machte mir trotzdem keine Hoffnungen mehr auf eine Beziehung.
Ja, und genau daraus entwickelte sich dann eine Beziehung. Ich erwartete nichts und bekam alles, schrittweise immer mehr. Wir hatten einen wunderbaren Urlaub zusammen, er schaute mich ständig verliebt an, stand in aller Öffentlichkeit (und inzwischen sogar vor unserem Chef) zu mir und sagte, er würde immer besser erkennen, dass ich ihn nicht verbiegen wolle. Irgendwann fing er an, mich als seine Freundin vorzustellen. Spätestens ab dem Zeitpunkt ließ ich mich wieder fallen und freute mich einfach nur drüber, dass alles so schön war.
Ja, und dann kam dieser Sommer.
Wir fuhren zusammen mit drei Freunden in den Urlaub. In dem Urlaub klebten wir sehr aufeinander und es lief wahnsinnig viel schief. Am Ende war jeder genervt von jedem, es gab Zickereien, auch zwischen meinem Exfreund und mir. Dazu kam, dass ich kurzzeitig Angst hatte,schwanger zu sein, da ich meine Tage nicht bekam. Er bekam das dummerweise mit und reagierte zwar sehr entspannt, allerdings muss ihn das Thema im Nachhinein noch sehr beschäftigt haben, wie er mir später sagte.
Kurz und gut, der Urlaub war katastrophal und entfremdete uns total. Er war nachher noch eine Woche lang alleine unterwegs, und als er zurück kam, fing das Gerede wieder an, dass er ja eigentlich gerade keine Beziehung wolle und sich unter Druck gesetzt fühle und unfrei. Ich war da sehr unglücklich drüber, aber es wurde noch keine Entscheidung getroffen. Wir hatten auch noch einen zweiten Gruppenurlaub vor uns, der dann aber im Vergleich zum ersten sehr schön und entspannt wurde. In diesem Urlaub waren wir ein sehr gutes Team, auch wenn er sich immer noch extrem distanziert verhielt (mich aber trotzdem ein paar Mal auf den Mund küsste). Als wir aus diesem Urlaub zurückkamen, sagte ich ihm, er soll sich mal überlegen, was er will und er fuhr nochmal ein paar Tage zu seiner Familie.
Als er zurückkam, sagte er, er würde diesen Druck nicht los werden – sich entscheiden zu müssen, Erwartungen erfüllen zu müssen... Er schlug vor, unser Verhältnis auf Freundschaft zurückzusetzen und zu schauen, was sich daraus ergibt, da er keinen anderen Weg sehe, diesen Druck loszuwerden.
Für mich ist das so leider nicht praktikabel. Ich vermute, dass dieser Vorschlag nur kam, weil er mich als Mensch nicht verlieren will und mich so bei der Stange hält. Das tut weh. Und bei jeder Umarmung von ihm daran erinnert zu werden, wie intensiv und leidenschaftlich diese Umarmungen früher waren, tut auch weh. Und dass er alleine in seinem Bett schläft, tut auch weh. Und dass er mich so behandelt, wie er jede andere verdammte Mitbewohnerin auch behandeln könnte, ist das, was eigentlich so wahnsinnig weh tut.
Wir haben eine Woche lang viel geredet. Ich war sehr ehrlich mit meinen Gefühlen, wahrscheinlich ein wenig zu ehrlich. Ich hab ihn zu keinem Zeitpunkt angebettelt, es doch nochmal mit mir zu versuchen, aber ich habe ihn zu sehr an meinen Ups und Downs teilhaben lassen... und zu sehr versucht, rauszufinden, was denn jetzt sein eigentliches Problem ist. Ich schätze, das hat ihn in seinem Entschluss eher bestärkt (obwohl er in einem Gespräch auch meinte, dass er eine riesige Energie zwischen uns spürt und dass er mir wirklich keine Hoffnungen machen will, aber dass sich daraus ja vielleicht doch wieder mehr entwickeln könne). Geschlafen habe ich meistens außerhalb, aber ich kann ihm nicht so richtig aus dem Weg gehen, weil wir zusammen arbeiten und den gleichen Bekanntenkreis haben.
Ja, das ist jetzt mehr oder weniger die aktuelle Lage. Und das Blöde ist: Eine klassische Kontaktsperre in dem Sinne kann ich nicht durchziehen. Wir haben den gleichen Bekanntenkreis. Wir arbeiten zusammen – und leider arbeiten wir auch noch beide in einem Beruf, der einen sehr intensiven Austausch miteinander erfordert. Wir wohnen zusammen – und ich kann es mir gerade absolut nicht leisten, auszuziehen.
Ich bin selber zu dem Schluss gekommen, dass ich erstmal abschließen will. Ich liebe diesen Mann wirklich sehr ,und ich wünsche mir so, dass es noch einmal was wird. Ich sehr aber selber, dass es weder mit ihm noch ohne ihn etwas werden kann mit meinem Glück, wenn ich mich nicht zunächst von ihm löse.
Eine klassische Kontaktsperre ist wie gesagt nicht möglich. Deshalb habe ich mir folgendes überlegt (und teilweise auch schon umgesetzt):
Ich bleibe jetzt noch zwei oder drei Wochen von zuhause weg – beziehungsweise habe ich ihn gebeten, zwischendurch auch mal zu verschwinden, weil ich glaube, dass wir diesen Abstand brauchen. Er hat zugesagt.
Ich fahre den Kontakt in der Zeit so gut runter, wie es geht (auch wenn es ehrlich gesagt nicht besonders gut geht...). Ich treffe unsere Freunde nicht mehr mit ihm zusammen. Ich kommuniziere arbeitstechnisch nur noch das Nötigste mit ihm. Natürlich lege ich keinem von uns Steine in den Weg – nur die „Sonderleistungen“ fallen weg. Keine nächtlichen Gespräche mehr, kein gemeinsames Durchgehen seiner Projekte mehr...
Das wird für ihn wesentlich härter als für mich. Ich habe einfach oft Sachen mit ihm zusammen gemacht, die ihm sehr geholfen haben, die aber gar nicht mein Job waren. Das fällt jetzt weg. Umgekehrt bin ich zwar auf seine Kooperation angewiesen, aber zum Gelingen meines Jobs kann er so gut wie gar nichts beitragen (und hat es demnach auch nie).
Nach diesen zwei oder drei Wochen wird das Aus-dem-Weg-gehen auf der Arbeit leichter, weil wir dann erstmal an zwei unterschiedlichen Projekten sitzen. Ich möchte dann gerne nach Hause zurück, ich vagabundiere nämlich nicht so gern in der Gegend herum. Ich weiß, dass sich das emotionale Chaos bei mir bis dahin etwas gelegt haben wird und traue mir zu, von da an locker-freundlich-distanziert mit ihm umzugehen.
Ich möchte auf seinen Vorschlag eingehen, unser Verhältnis von Anfang an neu zu gestalten. Aber nicht auf freundschaftlicher Basis, sondern wirklich ganz von vorne, und dann mal zu schauen, wo es hinläuft.
Das möchte ich aber tatsächlich erst dann machen, wenn ich mich emotional stabil fühle.
*************************************
Ich habe glaube ich tatsächlich manchmal Druck ausgeübt, ohne es zu beabsichtigen. Eigentlich immer dann, wenn er rumzueiern begann und ich deswegen unsicher wurde. Das ist etwas, was ich gelernt habe: Ich möchte mit solchen Situationen gerne anders umgehen. Ich möchte entspannter werden. Aber nichtsdestotrotz möchte ich einen Mann, der zu mir steht und sich für mich entschieden hat. Vor dem Sommer hatte mein Exfreund das, und wir hatten wirklich wunderbar entspannte und zärtliche Monate, weil ich dadurch auch einfach nur wunschlos glücklich und selber sehr entspannt war. Und als seine Distanziererei wieder losging, hat mich das verunsichert und ich begann, darüber sprechen zu wollen und klare Ansagen zu fordern. Das machte ihn natürlich noch distanzierter.
Ich finde es ehrlich gesagt auch immer noch nicht besonders toll, dass er einfach dicht macht, anstatt mal drüber zu reden oder Wünsche zu äußern. Mittlerweile verstehe ich aber, dass ich diesen Kreis auch durchbrechen kann, wenn ich lerne, entspannter zu werden. Und das habe ich vor. So oder so. Mit ihm oder ohne ihn.
*************************************************
Ja. Das war jetzt eine echt lange Geschichte. Ich hoffe, es hat sie überhaupt jemand bis zum Ende durchgelesen .
Haltet ihr meinen Plan in meiner (ziemlich bescheuerten) Situation für halbwegs praktikabel? Habt ihr noch Tipps, die darüber hinaus gehen? Und vor allem: Darf ich mich an euch wenden, wenn ich Unterstützung brauche? Bevor ich irgendetwas Dummes sage oder tue? Denn wie gesagt: Komplett aus dem Weg gehen kann ich ihm leider nicht...
Ich liebe diesen Mann wirklich. Wir pflegen beide einen eher unkonventionellen und nicht so gesellschaftstauglichen Lebensstil, und ich war so froh, jemanden gefunden zu haben, der diese Art von Leben mit mir teilt. Als er vor dem Sommer so offen und liebevoll und hundertprozentig bei mir war, war ich sehr glücklich. Ich möchte das wieder haben!
Ich weiß aber, dass ich mich als allererstes so gut wie möglich lösen muss. Und ich hoffe, ihr könnt mir dabei helfen.
Danke für's Lesen!
erstmal möchte ich euch sagen, dass ich dieses Forum klasse finde! Ich habe mich jetzt schon durch alle möglichen Stränge gelesen und es ist toll, wieviel Zeit und Mühe sich hier einige Leute machen, um anderen Menschen zu helfen. Ich hoffe, dass ich selbst auch irgendwann mal so sinnvolle und hilfreiche Dinge beitragen kann. Einen Avatar lege ich mir gleich morgen zu, das vorweg! - jetzt ist es allerdinsg so spät geworden, dass ich das nicht mehr packe und nur noch meinen eben verfassten Beitrag abschicke und dann schlafen gehe.
Ich würde euch gerne von meiner Situation berichten. Möglicherweise werden sich einige von euch die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, weil die Ausgangslage denkbar ungünstig ist, aber vielleicht gibt es ja dennoch einen Weg, wie mir geholfen werden kann...
Mein Exfreund ist 29 Jahre alt, ich 30. Kennengelernt haben wir uns im Oktober 2013, als ich im selben Betrieb wie er zu arbeiten begann (er hatte auch erst zwei Monate vorher dort angefangen. Unser Verhältnis entwickelte sich von einer losen Bekanntschaft aus in eine freundschaftliche Richtung, wenngleich wir ab und zu miteinander flirteten und ich ein paar Mal in seinem Bett schlief, als ich in seiner WG übernachtete – da lief aber nichts, wie waren auch beide in einer Beziehung. Im Sommer 2014 zog ich bei ihm ein, als in seiner WG ein Zimmer frei wurde und ich gerade auf der Suche war.
Wir begannen im Oktober 2014 miteinander zu schlafen, nachdem wir beide unsere damaligen Beziehungen beendet hatten. Das ganze war zunächst sehr locker und erwartungsfrei, obwohl wir nun schon sehr viele Bereiche unseres Lebens miteinander teilten – aber wir genossen die Situation so, wie sie war. Irgendwann merkte ich, dass ich mich mehr und mehr in ihn verliebte, und nachdem ich in einem lockeren Gespräch mal geäußert hatte, dass ich schon irgendwann wissen will, wo das mit uns hinläuft, sagte ich ihm dann Ende Dezember 2014, dass ich gerne mit ihm zusammen sein möchte und er sich überlegen soll, ob er das auch will. Habe ihm zwei Wochen Zeit gegeben.
In diesen zwei Wochen lief alles so schön und entspannt weiter wie zuvor und am Ende dieser Zeit sagte er mir, wir sollten es miteinander versuchen.
Das überlegte er sich dann drei Tage später anders – er war distanziert, zweifelnd und meinte, er würde mich nicht richtig vermissen, wenn ich nicht da bin, und ja eigentlich gerade gar keine Beziehung wolle, sondern seine Freiheit. Ich habe das damals noch eher entspannt hingenommen und ihm gesagt, dass ich ihm Zeit gebe, zu sehen, was er will. Er wurde in den nächsten zwei Wochen immer distanzierter, was mich dann wiederum doch verunsicherte, und das Ganze gipfelte darin, dass er Sex mit einer anderen Frau hatte.
Ich bin daraufhin ziemlich ausgerastet – gar nichtmal wegen der Sache an sich, ich bin da ein eher offener Mensch, sondern weil ich mich wochenlang durch seine Distanziertheit immer mehr zurückgewiesen gefühlt habe und seine Aktion in dem Kontext für mich nur der letzte Beweis war, dass ich ihm scheißegal bin. Ich habe meine Sachen gepackt und zwei Wochen lang bei Freunden geschlafen.
Ich habe mich trotz der Verletztheit relativ schnell damit abgefunden, dass ich hier nicht bekomme, was ich mir wünsche – nämlich einen Mann, der mich wirklich will. Bin dann auch nach zwei Wochen nach Hause zurück in der Hoffnung, dass wir ein gutes Mitbewohnerverhältnis pflegen können, wenn erstmal etwas Gras über die Sache gewachsen ist. Damals dauerte es keine 24 Stunden, bis er heulend in meinen Armen lag und sich entschuldigte und keine 48 Stunden, bis er mir sagte, dass er in mich verliebt sei. Wir landeten im Bett und das war auch schön so – aber ich machte mir trotzdem keine Hoffnungen mehr auf eine Beziehung.
Ja, und genau daraus entwickelte sich dann eine Beziehung. Ich erwartete nichts und bekam alles, schrittweise immer mehr. Wir hatten einen wunderbaren Urlaub zusammen, er schaute mich ständig verliebt an, stand in aller Öffentlichkeit (und inzwischen sogar vor unserem Chef) zu mir und sagte, er würde immer besser erkennen, dass ich ihn nicht verbiegen wolle. Irgendwann fing er an, mich als seine Freundin vorzustellen. Spätestens ab dem Zeitpunkt ließ ich mich wieder fallen und freute mich einfach nur drüber, dass alles so schön war.
Ja, und dann kam dieser Sommer.
Wir fuhren zusammen mit drei Freunden in den Urlaub. In dem Urlaub klebten wir sehr aufeinander und es lief wahnsinnig viel schief. Am Ende war jeder genervt von jedem, es gab Zickereien, auch zwischen meinem Exfreund und mir. Dazu kam, dass ich kurzzeitig Angst hatte,schwanger zu sein, da ich meine Tage nicht bekam. Er bekam das dummerweise mit und reagierte zwar sehr entspannt, allerdings muss ihn das Thema im Nachhinein noch sehr beschäftigt haben, wie er mir später sagte.
Kurz und gut, der Urlaub war katastrophal und entfremdete uns total. Er war nachher noch eine Woche lang alleine unterwegs, und als er zurück kam, fing das Gerede wieder an, dass er ja eigentlich gerade keine Beziehung wolle und sich unter Druck gesetzt fühle und unfrei. Ich war da sehr unglücklich drüber, aber es wurde noch keine Entscheidung getroffen. Wir hatten auch noch einen zweiten Gruppenurlaub vor uns, der dann aber im Vergleich zum ersten sehr schön und entspannt wurde. In diesem Urlaub waren wir ein sehr gutes Team, auch wenn er sich immer noch extrem distanziert verhielt (mich aber trotzdem ein paar Mal auf den Mund küsste). Als wir aus diesem Urlaub zurückkamen, sagte ich ihm, er soll sich mal überlegen, was er will und er fuhr nochmal ein paar Tage zu seiner Familie.
Als er zurückkam, sagte er, er würde diesen Druck nicht los werden – sich entscheiden zu müssen, Erwartungen erfüllen zu müssen... Er schlug vor, unser Verhältnis auf Freundschaft zurückzusetzen und zu schauen, was sich daraus ergibt, da er keinen anderen Weg sehe, diesen Druck loszuwerden.
Für mich ist das so leider nicht praktikabel. Ich vermute, dass dieser Vorschlag nur kam, weil er mich als Mensch nicht verlieren will und mich so bei der Stange hält. Das tut weh. Und bei jeder Umarmung von ihm daran erinnert zu werden, wie intensiv und leidenschaftlich diese Umarmungen früher waren, tut auch weh. Und dass er alleine in seinem Bett schläft, tut auch weh. Und dass er mich so behandelt, wie er jede andere verdammte Mitbewohnerin auch behandeln könnte, ist das, was eigentlich so wahnsinnig weh tut.
Wir haben eine Woche lang viel geredet. Ich war sehr ehrlich mit meinen Gefühlen, wahrscheinlich ein wenig zu ehrlich. Ich hab ihn zu keinem Zeitpunkt angebettelt, es doch nochmal mit mir zu versuchen, aber ich habe ihn zu sehr an meinen Ups und Downs teilhaben lassen... und zu sehr versucht, rauszufinden, was denn jetzt sein eigentliches Problem ist. Ich schätze, das hat ihn in seinem Entschluss eher bestärkt (obwohl er in einem Gespräch auch meinte, dass er eine riesige Energie zwischen uns spürt und dass er mir wirklich keine Hoffnungen machen will, aber dass sich daraus ja vielleicht doch wieder mehr entwickeln könne). Geschlafen habe ich meistens außerhalb, aber ich kann ihm nicht so richtig aus dem Weg gehen, weil wir zusammen arbeiten und den gleichen Bekanntenkreis haben.
Ja, das ist jetzt mehr oder weniger die aktuelle Lage. Und das Blöde ist: Eine klassische Kontaktsperre in dem Sinne kann ich nicht durchziehen. Wir haben den gleichen Bekanntenkreis. Wir arbeiten zusammen – und leider arbeiten wir auch noch beide in einem Beruf, der einen sehr intensiven Austausch miteinander erfordert. Wir wohnen zusammen – und ich kann es mir gerade absolut nicht leisten, auszuziehen.
Ich bin selber zu dem Schluss gekommen, dass ich erstmal abschließen will. Ich liebe diesen Mann wirklich sehr ,und ich wünsche mir so, dass es noch einmal was wird. Ich sehr aber selber, dass es weder mit ihm noch ohne ihn etwas werden kann mit meinem Glück, wenn ich mich nicht zunächst von ihm löse.
Eine klassische Kontaktsperre ist wie gesagt nicht möglich. Deshalb habe ich mir folgendes überlegt (und teilweise auch schon umgesetzt):
Ich bleibe jetzt noch zwei oder drei Wochen von zuhause weg – beziehungsweise habe ich ihn gebeten, zwischendurch auch mal zu verschwinden, weil ich glaube, dass wir diesen Abstand brauchen. Er hat zugesagt.
Ich fahre den Kontakt in der Zeit so gut runter, wie es geht (auch wenn es ehrlich gesagt nicht besonders gut geht...). Ich treffe unsere Freunde nicht mehr mit ihm zusammen. Ich kommuniziere arbeitstechnisch nur noch das Nötigste mit ihm. Natürlich lege ich keinem von uns Steine in den Weg – nur die „Sonderleistungen“ fallen weg. Keine nächtlichen Gespräche mehr, kein gemeinsames Durchgehen seiner Projekte mehr...
Das wird für ihn wesentlich härter als für mich. Ich habe einfach oft Sachen mit ihm zusammen gemacht, die ihm sehr geholfen haben, die aber gar nicht mein Job waren. Das fällt jetzt weg. Umgekehrt bin ich zwar auf seine Kooperation angewiesen, aber zum Gelingen meines Jobs kann er so gut wie gar nichts beitragen (und hat es demnach auch nie).
Nach diesen zwei oder drei Wochen wird das Aus-dem-Weg-gehen auf der Arbeit leichter, weil wir dann erstmal an zwei unterschiedlichen Projekten sitzen. Ich möchte dann gerne nach Hause zurück, ich vagabundiere nämlich nicht so gern in der Gegend herum. Ich weiß, dass sich das emotionale Chaos bei mir bis dahin etwas gelegt haben wird und traue mir zu, von da an locker-freundlich-distanziert mit ihm umzugehen.
Ich möchte auf seinen Vorschlag eingehen, unser Verhältnis von Anfang an neu zu gestalten. Aber nicht auf freundschaftlicher Basis, sondern wirklich ganz von vorne, und dann mal zu schauen, wo es hinläuft.
Das möchte ich aber tatsächlich erst dann machen, wenn ich mich emotional stabil fühle.
*************************************
Ich habe glaube ich tatsächlich manchmal Druck ausgeübt, ohne es zu beabsichtigen. Eigentlich immer dann, wenn er rumzueiern begann und ich deswegen unsicher wurde. Das ist etwas, was ich gelernt habe: Ich möchte mit solchen Situationen gerne anders umgehen. Ich möchte entspannter werden. Aber nichtsdestotrotz möchte ich einen Mann, der zu mir steht und sich für mich entschieden hat. Vor dem Sommer hatte mein Exfreund das, und wir hatten wirklich wunderbar entspannte und zärtliche Monate, weil ich dadurch auch einfach nur wunschlos glücklich und selber sehr entspannt war. Und als seine Distanziererei wieder losging, hat mich das verunsichert und ich begann, darüber sprechen zu wollen und klare Ansagen zu fordern. Das machte ihn natürlich noch distanzierter.
Ich finde es ehrlich gesagt auch immer noch nicht besonders toll, dass er einfach dicht macht, anstatt mal drüber zu reden oder Wünsche zu äußern. Mittlerweile verstehe ich aber, dass ich diesen Kreis auch durchbrechen kann, wenn ich lerne, entspannter zu werden. Und das habe ich vor. So oder so. Mit ihm oder ohne ihn.
*************************************************
Ja. Das war jetzt eine echt lange Geschichte. Ich hoffe, es hat sie überhaupt jemand bis zum Ende durchgelesen .
Haltet ihr meinen Plan in meiner (ziemlich bescheuerten) Situation für halbwegs praktikabel? Habt ihr noch Tipps, die darüber hinaus gehen? Und vor allem: Darf ich mich an euch wenden, wenn ich Unterstützung brauche? Bevor ich irgendetwas Dummes sage oder tue? Denn wie gesagt: Komplett aus dem Weg gehen kann ich ihm leider nicht...
Ich liebe diesen Mann wirklich. Wir pflegen beide einen eher unkonventionellen und nicht so gesellschaftstauglichen Lebensstil, und ich war so froh, jemanden gefunden zu haben, der diese Art von Leben mit mir teilt. Als er vor dem Sommer so offen und liebevoll und hundertprozentig bei mir war, war ich sehr glücklich. Ich möchte das wieder haben!
Ich weiß aber, dass ich mich als allererstes so gut wie möglich lösen muss. Und ich hoffe, ihr könnt mir dabei helfen.
Danke für's Lesen!