Liebe Kellerkatze,
mir geht es sehr ähnlich wie deinem AM. Auch ich bin (glücklich) verheiratet, brauche aber trotzdem den Kontakt zu AM. Wir haben schon einige solcher Cuts erlebt, keiner davon hat uns bisher dauerhaft auseinander gebracht. Und 4-5 Wochen sind auch noch keine lange Zeit (auch wenn jede einzelne Minute davon unerträglich scheint) …
Ich habe ein paar deiner Aussagen und Fragen herausgegriffen und möchte gern etwas dazu sagen. Dabei versetz' ich mich in deinen AM, was mir nicht so schwer fällt ...
Ich denke doch ein liebender EM, sollte sich nicht freuen, wenn EF endlich das Haus verlässt, damit er AF sofort anrufen kann..
Doch, über so was hab ich mich oft gefreut. Wann geht EM endlich?, wann geht EM endlich? - ich will mit AM chatten! Und wenn EM dann zurückkam und ich hörte, wie er die Tür aufschloss, überkam mich ein Gefühl der Freude, der Freude auf EM – Chat beenden: Tschüs AM, bis demnächst ...
Wahnsinn. Aber (meine) Wahrheit. Meine Ambivalenz.
Ich hab mich nach dem Cut erstmals mit der Thematik beschäftigt. Man nennt sowas emotionalen Betrug. Es kommt zwar nicht zum Sex, aber es bauen sich irrsinnige Gefühle und eine Vertrautheit auf. Für 80% der Frauen, ist das wohl schlimmer als körperlicher Betrug - ohne Emotionen.
Ja, und mein EM findet genau diesen emotionalen Betrug auch schlimm. Wenn es "nur um Sex" gegangen wäre hätte er eher damit leben können.
Weißt du...ich glaube ich käme mit dem Ende besser zurecht, wenn es nicht so armselig gewesen wäre. Wir waren wirklich am Höhepunkt unserer Emotionen und Sehnsüchte, als der (erzwungene) Cut kam.
Ja und nein. Jetzt ist es sehr schlimm und es wird auch in nächster Zeit noch sehr schlimm sein. Jetzt hast du so lange durchgehalten, hast ihn überall gelöscht, Kellerkatze – halte durch jetzt. Es wird besser. Wenn etwas kommen sollte, sollte es von ihm kommen.
Ich weiss es auch nicht, aber ist es nicht schlimmer einen Menschen zu belügen und zu hintergehen, von dem man selbst sagt, dass man ihn liebt?
Das ist ein Problem, ja. Und gleichzeitig ist es nicht greifbar, weil man für 2 Menschen fühlt und (egoistischerweise) das Leiden ausblendet.
Wenn man in einer Beziehung unglücklich ist - mag ich das noch einsehen.. Aber so? Wir, bzw. ich - habe das so oft thematisiert, dass ein Verdrängen seinerseits ausgeschlossen werden kann. Was kann ich unter diesen Umständen dann bitte noch von ihm erwarten?
An dieser Stelle muss ich dich fragen, Kellerkatze, was hast du von ihm erwartet? Wie hätte er reagieren sollen nach dem alles aufflog?
Irgendetwas muss ihm in dieser Ehe fehlen - sonst hätte es mich nie gegeben. Da bin ich mittlerweile überzeugt davon. Dieser Mangel kommt doch früher oder später wieder an die Oberfläche? Wenn man wirklich wahnsinnig glücklich war - durch einen anderen Menschen - das verschwindet doch nicht nur weil man das möchte und hinterlässt dann keine Spuren mehr?
Definitiv kommt das wieder an die Oberfläche. Er hat jetzt grade große Vorsätze. Mal sehen, wie lange noch.
Mein AM hat ja die ganze Zeit gesagt, dass er seine Frau liebt und seine Ehe in Ordnung ist. Was hab ich dann für eine Funktion erfüllt?
Wohl kein (Ehe-)Partner kann dem anderen alles geben, was dieser braucht. Du hast die Lücke ausgefüllt, die es in seiner Ehe gibt. Weil er ambivalent ist. Es gibt auch andere Menschen, die leben eben einfach damit, dass nicht alles perfekt ist und suchen da auch keine Abhilfe, die könnten und wollten sich gar nicht auf 2 Menschen so einlassen.
Mein einziger Trost ist, dass ich mich bis zum Schluss anständig verhalten habe. Ich hab mich der Konfrontation mit ihr ausgesetzt, und selbst da noch versucht für ihn die Kartoffeln aus dem Feuer zu holen. Wie er nach all dem mit seinem Handeln zurecht kommt...ist wahrscheinlich schon Strafe genug für ihn. Er ist kein Arschloch - er ist überfordert. In der Auswirkung macht das für mich aber keinen Unterschied.
Ja, du hast dich sehr gut verhalten. Er ist überfordert, ja. Wahrscheinlich bleibt er noch eine ganze Weile auf Tauchstation. Aber irgendwann kommt der Tag, an dem er nicht mehr kann.
Dieses ewige Fragen nach dem Warum? ist pure Selbstfolterung..
Macht das wirklich einen Unterschied? Ich hab für mich die Antwort gefunden, und sie lautet: Nein!
Die Konsequenzen bleiben die gleichen für uns. Wenn wir ganz ehrlich sind, versuchen wir mit der Suche nach ihren Motiven doch nur, das ganze für uns erträglicher zu machen.
Stimmt. Die Suche nach dem Warum hilft nur bedingt weiter. Nehmt es an wie es ist. Das tut ihr ja auch gerade. Jeder auf seine Weise.
Ich weiss es doch auch nicht.. Was soll ich damit anfangen, wenn er mir erzählt, dass seine EF neben ihm auf der Couch sitzt, er unruhig und nervös wird - sich ins Bad oder Schlafzimmer verziehen muss um mich anzurufen, damit er wieder ruhig wird?
Ich erzählte AM auch immer von EM und er mir lange von EF – die gehören doch zu unserem Leben dazu, das ist ein Vertrauensbeweis.
Es ist ja auch nie mein Ziel gewesen, dass er sein Leben für mich umkrempelt. Ich will einfach nur Anteil daran haben - seine Alltags-EF "darf" er gerne behalten. Da hab ich kein Problem damit.
Naja, ein klitzekleines sicher schon ... Kellerkatze, euer beider Leben hat sich durch euren intensiven Kontakt umgekrempelt und die Verantwortung tragt ihr dafür auch beide. Du nur für dich, er auch noch für seine Ehe.
Jeder Schritt nach vorne kam zuerst von ihm.
Ich würde dir raten - wenn du irgendwie kannst - mit ihm abzuschließen. Überlege dir auch ruhig schon, ob oder wie du reagieren wirst wenn er sich (die Wahrscheinlichkeit ist sehr hoch) irgendwann wieder meldet.
Deine momentane Stimmung gefällt mir trotz oder wegen deiner Trauer und Wut gut, sie ist der Situation angemessen. Versuche viel rauszugehen, etwas für dich zu tun, dich abzulenken, etwas mit Freunden zu unternehmen.
Du bist auf einem guten Weg.
Alles Liebe
Audrey
Zuletzt modifiziert von Audrey am 14.07.2015 - 13:36:07