Zehlendorfer
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- Registriert
- 12 Sep. 2016
- Beiträge
- 84
Guten Morgen zusammen,
ich lese hier schon sehr lange mit und vieles hat mir in den letzten Jahren auch immer wieder geholfen, teilweise sogar sehr. Danke dafür.
Nun bin ich aber mit meinem Latein komplett am Ende, weiß nicht mehr weiter, leide wie ein Hund und erhoffe mir einfach nur noch so etwas wie eine Art Anleitung von außen, da ich das Gefühl habe ich weiß gar nicht mehr, was ich noch tun kann / soll.
Ich (42) bin/war mit meiner Partnerin (44) 10,5 Jahre zusammen. Wir haben zwei wundervolle Kinder, einen Sohn 8 und eine Tochter 4. Unsere Tochter hat eine sehr seltene Unterform von Leukämie.
Wir haben uns in der Zeit sicher an die 20, 30 mal voneinander getrennt. Auslöser waren immer die selben Themen. Sie meint ich fordere zu viel, ich meine sie ist viel zu distanziert. Ihr ist's zu viel, mir zu wenig.
Wie im Titel erwähnt nehme ich stark an sie hat Bindungsangst oder zumindest starke Tendenzen dahin. Gespräche über die Beziehung sind für sie wie Folter, ein zusammen ziehen war immer undenkbar (zu nah), heiraten ebenfalls. Und auch sonst waren die Zeiten für uns beide immer unter einer Art Kontrolle. Sowas wie "wir sehen uns Mittwochs, Samstags und Sonntags und machen dann dies, das und jenes...!" Nach über 10 Jahren und zwei gemeinsamen Kindern!
Sie fährt auch ohne Probleme alleine in den Urlaub, fordert dies auch (nicht das ich das grundsätzlich problematisieren will) und war auch vor einigen Monaten für 4 Wochen in einer Reha. Auch aus der Reha heraus, da waren wir noch zusammen, kein Wort des Vermissens oder der Sehnsucht, wie halt die 10 Jahre zuvor auch nicht. Liebesbekundungen gab es nie. Nähe in der Öffentlichkeit war auch immer schwierig, mochte sie nicht. Und so weiter und so fort, halt viele Anzeichen die zumindest in die Richtung Bindungsangst gehen.
Und mein Anteil: Ich war ständig im Mangel, habe gefordert und sicher auch oft geklammert, um wenigsten so irgendwas zu bekommen. Aus heutiger Sicht denke ich ich hätte mindestens 50% der Nähe nicht bekommen, wenn ich sie mir nicht auf diesem Wege geholt hätte und wir wären auch niemals so lange zusammen gewesen, hätte ich nicht immer wieder für die Nähe und das Zusammensein gesorgt.
Allerdings habe ich dafür einen hohen Preis gezahlt: Mein Selbstwertgefühl hat sehr gelitten und ich fühle mich mittlerweile emotional total abhängig, was mich sehr, sehr ankotzt. Vor der Beziehung war ich eine Art Abenteurer, weshalb sie mich auch erwählt hatte, wie sie sagt. Jetzt bin ich eher der Typ Schoßhündchen
Seit zwei, drei Wochen ist die Trennung so ernst wie noch nie. Ich darf sie nicht mehr anfassen, also auch keine Umarmung oder so zur Begrüßung. Und ich nehme mir jeden Tag vor mich ebenfalls zu lösen, mich selbst wieder zu finden, meine Stärke, was ich aber nur bedingt schaffe. Ein Beispiel gestern: Der Tag war total gut, ich bin bei mir geblieben und wir waren mit den Kindern schwimmen. Je später es wurde, desto größer wurde meine Sehnsucht und als es dann soweit war das ich hätte gehen müssen sagte ich: "Ich würde mich gerne neben dich legen." Worauf ich natürlich eine Abfuhr bekam und ich hätte mich selbst Ohrfeigen können. Thema Selbstwert.
Ok, sicher würden jetzt viele sagen: Ganz klar trennen. Ich möchte mich aber gar nicht wirklich trennen. Ich spreche von voneinander lösen, um einfach mal einen Break in diese Bindungsangst/Verlusstangst Dynamik zu bekommen. Ich möchte die Idee von einer gemeinsamen Familie, einem gemeinsamen Leben mit den Kindern nicht aufgeben. Die Vorstellung meine Kinder nur an den Wochenenden zu mir zu nehmen und ihren Alltag ansonsten gar nicht wirklich mitzubekommen ist für mich im wahrsten Sinne des Wortes grausam, der Schmerz fast unerträglich.
Meine Frage an euch: Sehr ihr da überhaupt noch Hoffnung? Ist es möglich mit jemanden, der eigentlich vor Beziehung flüchten will eine Partnerschaft zu führen? Wenn ja, wie?
Ich denke immer gut wäre es wenn sie merkt sie liebt mich, so dass sie die Nähe sucht. Wenn ich mal die Distanz suche und sie hinter mir herlaufen müsste, das wäre vielleicht heilsam für uns beide. Aber jedes mal wenn ich das versuche sehe ich bei ihr nur Erleichterung und Dankbarkeit das ich weg bin (so war das die Jahre immer). Zudem ist da auch kaum noch wirklich Raum für Distanz zu sorgen, den hat sie schon komplett ausgefüllt.
Vielleicht habt ihr noch eine Idee. Unsere Kinder leiden sehr unter der Trennung, besonders unser 8jähriger Sohn. Unsere Tochter ist 4, sie versteht das Ganze noch nicht so, ruft aber auch immer wieder "küsst euch" oder fragt "heiratet ihr bald?". Es macht mich todtraurig das wir den beiden keine funktionierende Familie bieten können.
Ich weiß das jetzt sicher der Vorschlag einer Kontaktsperre kommt. Wenn es nur sie und mich gäbe dann wäre das sicher auch ok. Allerdings wäre dann eine Trennung viellleicht auch generell ok. Aber ich möchte den Kindern nicht die letzten Familienerlebnisse nehmen. Wir haben uns darauf geeinigt sonntags "Familientag" zu machen und unternehmen dann alle was zusammen. Das würde ich den Kindern ungern nehmen wollen, es ist das Highlight der Woche für sie. Samstags habe ich sie bei mir und Mittwochs verbringe ich den Tag mit ihnen nach Kindergarten und Schule, da Frau bis 21:30 Uhr unterwegs ist.
Wie gesagt, ich weiß einfach nicht mehr weiter. Ich hoffe ihr wisst mehr.
Danke fürs lesen!
Zehlendorfer
ich lese hier schon sehr lange mit und vieles hat mir in den letzten Jahren auch immer wieder geholfen, teilweise sogar sehr. Danke dafür.
Nun bin ich aber mit meinem Latein komplett am Ende, weiß nicht mehr weiter, leide wie ein Hund und erhoffe mir einfach nur noch so etwas wie eine Art Anleitung von außen, da ich das Gefühl habe ich weiß gar nicht mehr, was ich noch tun kann / soll.
Ich (42) bin/war mit meiner Partnerin (44) 10,5 Jahre zusammen. Wir haben zwei wundervolle Kinder, einen Sohn 8 und eine Tochter 4. Unsere Tochter hat eine sehr seltene Unterform von Leukämie.
Wir haben uns in der Zeit sicher an die 20, 30 mal voneinander getrennt. Auslöser waren immer die selben Themen. Sie meint ich fordere zu viel, ich meine sie ist viel zu distanziert. Ihr ist's zu viel, mir zu wenig.
Wie im Titel erwähnt nehme ich stark an sie hat Bindungsangst oder zumindest starke Tendenzen dahin. Gespräche über die Beziehung sind für sie wie Folter, ein zusammen ziehen war immer undenkbar (zu nah), heiraten ebenfalls. Und auch sonst waren die Zeiten für uns beide immer unter einer Art Kontrolle. Sowas wie "wir sehen uns Mittwochs, Samstags und Sonntags und machen dann dies, das und jenes...!" Nach über 10 Jahren und zwei gemeinsamen Kindern!
Sie fährt auch ohne Probleme alleine in den Urlaub, fordert dies auch (nicht das ich das grundsätzlich problematisieren will) und war auch vor einigen Monaten für 4 Wochen in einer Reha. Auch aus der Reha heraus, da waren wir noch zusammen, kein Wort des Vermissens oder der Sehnsucht, wie halt die 10 Jahre zuvor auch nicht. Liebesbekundungen gab es nie. Nähe in der Öffentlichkeit war auch immer schwierig, mochte sie nicht. Und so weiter und so fort, halt viele Anzeichen die zumindest in die Richtung Bindungsangst gehen.
Und mein Anteil: Ich war ständig im Mangel, habe gefordert und sicher auch oft geklammert, um wenigsten so irgendwas zu bekommen. Aus heutiger Sicht denke ich ich hätte mindestens 50% der Nähe nicht bekommen, wenn ich sie mir nicht auf diesem Wege geholt hätte und wir wären auch niemals so lange zusammen gewesen, hätte ich nicht immer wieder für die Nähe und das Zusammensein gesorgt.
Allerdings habe ich dafür einen hohen Preis gezahlt: Mein Selbstwertgefühl hat sehr gelitten und ich fühle mich mittlerweile emotional total abhängig, was mich sehr, sehr ankotzt. Vor der Beziehung war ich eine Art Abenteurer, weshalb sie mich auch erwählt hatte, wie sie sagt. Jetzt bin ich eher der Typ Schoßhündchen
Seit zwei, drei Wochen ist die Trennung so ernst wie noch nie. Ich darf sie nicht mehr anfassen, also auch keine Umarmung oder so zur Begrüßung. Und ich nehme mir jeden Tag vor mich ebenfalls zu lösen, mich selbst wieder zu finden, meine Stärke, was ich aber nur bedingt schaffe. Ein Beispiel gestern: Der Tag war total gut, ich bin bei mir geblieben und wir waren mit den Kindern schwimmen. Je später es wurde, desto größer wurde meine Sehnsucht und als es dann soweit war das ich hätte gehen müssen sagte ich: "Ich würde mich gerne neben dich legen." Worauf ich natürlich eine Abfuhr bekam und ich hätte mich selbst Ohrfeigen können. Thema Selbstwert.
Ok, sicher würden jetzt viele sagen: Ganz klar trennen. Ich möchte mich aber gar nicht wirklich trennen. Ich spreche von voneinander lösen, um einfach mal einen Break in diese Bindungsangst/Verlusstangst Dynamik zu bekommen. Ich möchte die Idee von einer gemeinsamen Familie, einem gemeinsamen Leben mit den Kindern nicht aufgeben. Die Vorstellung meine Kinder nur an den Wochenenden zu mir zu nehmen und ihren Alltag ansonsten gar nicht wirklich mitzubekommen ist für mich im wahrsten Sinne des Wortes grausam, der Schmerz fast unerträglich.
Meine Frage an euch: Sehr ihr da überhaupt noch Hoffnung? Ist es möglich mit jemanden, der eigentlich vor Beziehung flüchten will eine Partnerschaft zu führen? Wenn ja, wie?
Ich denke immer gut wäre es wenn sie merkt sie liebt mich, so dass sie die Nähe sucht. Wenn ich mal die Distanz suche und sie hinter mir herlaufen müsste, das wäre vielleicht heilsam für uns beide. Aber jedes mal wenn ich das versuche sehe ich bei ihr nur Erleichterung und Dankbarkeit das ich weg bin (so war das die Jahre immer). Zudem ist da auch kaum noch wirklich Raum für Distanz zu sorgen, den hat sie schon komplett ausgefüllt.
Vielleicht habt ihr noch eine Idee. Unsere Kinder leiden sehr unter der Trennung, besonders unser 8jähriger Sohn. Unsere Tochter ist 4, sie versteht das Ganze noch nicht so, ruft aber auch immer wieder "küsst euch" oder fragt "heiratet ihr bald?". Es macht mich todtraurig das wir den beiden keine funktionierende Familie bieten können.
Ich weiß das jetzt sicher der Vorschlag einer Kontaktsperre kommt. Wenn es nur sie und mich gäbe dann wäre das sicher auch ok. Allerdings wäre dann eine Trennung viellleicht auch generell ok. Aber ich möchte den Kindern nicht die letzten Familienerlebnisse nehmen. Wir haben uns darauf geeinigt sonntags "Familientag" zu machen und unternehmen dann alle was zusammen. Das würde ich den Kindern ungern nehmen wollen, es ist das Highlight der Woche für sie. Samstags habe ich sie bei mir und Mittwochs verbringe ich den Tag mit ihnen nach Kindergarten und Schule, da Frau bis 21:30 Uhr unterwegs ist.
Wie gesagt, ich weiß einfach nicht mehr weiter. Ich hoffe ihr wisst mehr.
Danke fürs lesen!
Zehlendorfer