Von Admina Schneewittchen aus dem Strang "Fragen an Wolfgang"
Liebe Sun,
ein TT2 ist einer, der sich trennt
trotz Gefühle, weil ein paar Wünsche miteinander im Konflikt stehen, die sich in der Partnerschaft nicht (mehr) miteinander vereinen lassen. Diese Wünsche sind z.B. : Einerseits liebt er/sie den Partner noch und will mit ihm zusammensein, andererseits will er/sie z.B. unbedingt ein Kind, der Partner aber nicht. Wenn der Wunsch nach einem Kind überwiegt -das ist ja eine Lebensentscheidung- sich dies aber mit dem Partner nicht verwirklichen lässt, dann bleibt manchmal nur noch die Trennung, trotz Liebe zum Partner.
Oder, der Partner ist fremdgegangen, der Vertrauensbruch zu groß, so dass sich sie/er trotz Gefühle trennt, weil der Wunsch nach Vertrauen in einer Beziehung nicht mehr zu verwirklichen ist, etwas zerbrochen ist- trotz Liebe, die man noch fühlt. Hier müsste dann der, der den Vertrauensbruch begangen hat, in Vorleistung gehen, auch wenn er der ist, der sitzengelassen worden ist. Aber auch nur dann, wenn die Trennung eben trotz noch vorhandener Gefühle geschehen ist. Das ist diffizil und man manchmal ist etwas kaputt, was sich eben nicht mehr reparieren lässt.
Die Beispiele die du nennst, sind m.M. keine TT2 Typen, das siehst du richtig, Sun. Ein TT2 Typ ist sehr selten, weil es kaum einer schafft, sich zu trennen, OBWOHL noch Gefühle da sind. Trotzdem ist nicht auszuschließen, dass sich aufgrund dieser Umstände auch die Gefühle verringern, weil es eben auch nicht zu weiterer Kristallisation beiträgt, wenn Werte sich verschiedentlich entwickeln oder Vertrauensbrüche passieren. Bei manchen ja, bei manchen nein. Es muss also sowas Schlimmes passiert sein bzw. die Werte derart auseinandergehen,
dass man keine Zukunft mehr als Paar sieht - TROTZ Gefühle. Wobei man auch nicht immer definieren kann, wie stark die Gefühle noch da sind. Es können ja noch ein paar wenige da sein oder aber die Gefühle noch kurz unterm Anschlag sein.
Die meisten Trennungen passieren also, weil sich die Gefühle verringert haben und man sich neu orientieren möchte. Das ist aber dann kein TT2, sondern ein TT1. Deshalb kann man hier nur noch versuchen, durch Strategie die Gefühle des anderen wieder anzuheben. Bei einem TT2 ist das etwas anders - je nach Trennungsgrund des Anderen.
Hoffe, ich hab das einigermaßen verständlich rübergebracht.
Von mir persönlich ein kurzes Beispiel: Ich war einmal in meinem Leben TT2: Mein ExEx ist zwar nicht direkt fremdgegangen, aber sowas ähnliches. Das war für mich so ein Vertrauensbruch, dass ich mit gebrochenem Herzen aus der Wohnung ausgezogen bin, trotzdem der gebettelt hat, Blumen geschickt usw. Aber, mir hat die Reflexion von ihm gefehlt, die Aufarbeitung des Ganzen. Das war mein schlimmster Liebeskummer überhaupt in meinem Leben, weil ich gegangen bin (zuerst zu Freunden gezogen, bis ich eine Whg hatte) und den noch sowas von geliebt habe. Ich hätte mir nichts sehnlichster gewünscht, als dass wir wieder zusammenkommen und er der Mann an meiner Seite bleibt. Aber, ich wusste auch: es müsste ganz viel passieren von seiner Seite, dass ich mich nochmal auf ihn einlassen würde können - nicht nur Blumen und Geheule von ihm. Es waren zwei Wünsche in mir, die sehr in Konflikt miteinander standen: Der dringende Wunsch, dass er um mich kämpft und um unsere Beziehung und mein Wunsch nach Vertrauen und Integrität in (m)einer Beziehung. Letztendlich hat mein Stolz gewonnen und meine innere Stimme, die gesagt hat, dass es nicht mehr zu kitten ist. Aber, da war es eben so, dass ich gegangen bin/mich getrennt habe, obwohl ich diesen Menschen zutiefst geliebt habe.