Einen wunderschönen guten Morgen,
ich möchte mich zu allererst bei euch bedanken, dass ihr euch die Zeit genommen habt meinen Strang durchzulesen und mir eure Gedanken dazu mitzuteilen.
Ich habe mich letzte Woche einem Freund anvertraut. Meine Partnerin weiß davon und sie weiß auch davon, dass ich diesen Strang hier erstellt habe.
Ich merke, dass egal wie ich dieses Thema drehe und wende ich immer wieder auf das gleiche Gefühl zurückkomme: ich kann mich innerlich mit dem Thema Prostitution in einer Partnerschaft für mich nicht anfreunden. Mein komisches Gefühl rührte wohl daher, dass ich weiß, was die Konsequenzen sind: ein Leben ohne sie. Das wollte ich mir erstmal nicht eingestehen. Für dieses Jahr werde ich aber keine endgültige Entscheidung treffen. So wie die Situation gerade ist, werde ich sie dulden, allerdings habe ich ihr bereits gesagt, dass ich nicht weiß, wie lange ich diese Situation so noch mitmachen kann.
Ich merke, dass ich es akzeptieren kann, wenn sie diesen Weg in ihrem Leben einfach gehen möchte, aber ich merke, dass ich mich dadurch selbst verliere. Und das kann ich einfach nicht akzeptieren. Was bringt mir und ihr ein „uns“, wenn es kein „ich“ mehr gibt. Ich habe mehr als einmal in der Vergangenheit diese Selbstaufgabe gelebt und ich will das einfach nicht mehr. Diese ganze Thematik passt einfach nicht in mein Weltbild und meine Moralvorstellung. Ich selbst war noch nie bei einer Prostituierten, bin aber schon 2-3 mal mit Freunden durch ein Laufhaus gegangen, aber ich merke immer, dass mir dieser Gedanke zuwider ist und dass ich es nicht kann bzw. nicht will. Es macht hier auch keinen Unterschied für mich ob es 30€ sind oder 3.000€ die eine Frau dafür bekommt. Es ist einfach nicht meine Welt. Es ist wahrscheinlich genau dieser Punkt den Wolfgang am Anfang meinte: dass man sein innerstes nicht ändern kann. Ich habe das Gefühl, dass wenn ich diese ganze Sache mitmache, dass ich den Respekt vor mir selbst verliere. Ich schäme mich nicht dafür, dass sie dieses Leben gerade lebt, aber ich schäme mich manchmal für mich selber, dass ich das alles mitmache, obwohl ich merke, dass es mir eigentlich nicht gut tut in dieser Art und Weise.
Ich habe ihr gesagt, dass wenn ich mich entscheide, dass es keine Entscheidung für oder gegen sie ist, sondern dass ich mich in dem Moment einfach für mich selbst Entscheide. Ich habe ihr auch gesagt, dass sie sich nicht für oder gegen ihr momentanes Leben entscheiden soll oder für oder gegen mich sondern auch für sich selbst – egal was das dann bedeutet.
Ich liebe sie, wie ich noch nie eine Partnerin geliebt habe, aber ich glaube inzwischen einfach nicht, dass Liebe für eine gemeinsame Zukunft alleine reicht. Vielleicht treffen hier einfach zwei Welten aufeinander, die nicht zusammen passen. Sie selbst macht sich momentan sehr viele Gedanken darüber wie sie ihre Zukunft gestalten will. Das gute an der jetzigen Situation ist, dass wir offen und ehrlich darüber reden.
Wie gesagt, momentan glaube ich einfach, dass dieses komische Gefühl daher rührt, dass ich es mir einfach nicht selbst eingestehen wollte, dass ich sowas einfach nicht mitmachen will. Dass es gegen mein (momentanes?) Wertesystem geht. Und ich habe diese ganze Thematik in allen möglichen bzw., vielen Richtungen durchleuchtet, aber ich kann es mir einfach nicht schönreden. Es geht mir nicht um das körperliche, das stört mich nicht, es geht mir um den Aspekt der Prostitution.
Das Gespräch mit meinem Freund hat mir eigentlich nur das bestätigt, was ich mir selbst nicht eingestehen wollte. Ich weiß nicht, was die Zukunft bringen wird, aber ich weiß, dass es auf die ein oder andere Art und Weiße am Ende gut wird.
Ich bin kürzlich auf einen interessanten Artikel gestoßen:
https://markmanson.net/love
Gerade der 3. Punkt spricht mir irgendwie aus der Seele: Love is not always worth sacrificing yourself.
Ich will nicht, dass sie sich für mich ändert – darum geht es mir nach wie vor nicht. Ich sehe mögliche Wege mit ihr, aber nicht diesen, was an mir liegt, aber es ist etwas, dass ich nicht ändern kann. Tatsächlich glaube ich, dass hier die Aussage „so bin ich nun mal“ zutrifft, aber ich akzeptiere und respektiere, dass ich in diesem Punkt einfach so bin. Ich weiß, dass das alles ein wenig „schön geredet“ ist hier, da sie ja was ändern müsste, wenn das mit uns bestand haben soll, aber ich will nicht, dass sie ihr Wesen für mich ändert, wenn sie so leben will. Damit ist auch keinem geholfen.
Liebe Grüße,
MrQ