Schrödingers Katze
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Ich bin verliebt in zwei Männer und möchte es nicht sein. Der erste ist mein Ehemann und der zweite meine Jugendliebe X.
X und ich hatten quasi die gesamte Jugend immer mal wieder locker etwas miteinander, hauptsächlich betrunken nach dem Feiern. Ich war schon damals in ihn verliebt, er aber nicht in mich. Gesagt habe ich es ihm nie. Irgendwann wurde es dann doch ernster zwischen uns und er wollte sich plötzlich auch tagsüber regelmäßig mit mir treffen, stellte mich seinen Eltern vor, wollte mit mir verreisen. Er sagte mir, so habe er bisher noch nie empfunden.
Wir waren nicht fest zusammen, es wäre aber möglicherweise soweit gekommen, wenn ich es nicht durch einen Anfängerfehler vermasselt hätte. Ich entfachte nach einem netten Abend bewusst einen Streit (obwohl ich eigentlich gar nicht sauer auf ihn war), weil ich eine für mich unangenehme Situation vermeiden wollte und verlangte, dass er ging. Er ging und distanzierte sich von mir. In der Zeit danach versuchte ich noch ihn zu halten und machte damit logischerweise alles nur schlimmer. Ich verpulverte die bezaubernde Leichtigkeit der noch fragilen Verliebtheit in kürzester Zeit und polarisierte unsere Beziehung zu meinen Ungunsten. Es traf mich hart, ich hatte ziemlichen Liebeskummer. Lächerlich machen wollte ich mich aber nicht, also ließ ich es gut sein und meldete mich nicht mehr.
Wir lebten viele Jahre in unterschiedlichen Städten und nach kurzer Zeit lernte ich meinen Ehemann kennen. Wir sind mitlerweile seit fast 15 Jahren zusammen und haben 2 kleine Kinder. Mein Mann ist klug, loyal, ein toller Vater, ein empathischer Ehemann und kann sich bei Frauen vor Angeboten kaum retten. In vielerlei Hinsicht ein Volltreffer, könnte man sagen.
Mein Mann und ich unterscheiden uns allgemein ziemlich in unseren Persönlichkeiten, was oft für Diskussionen sorgt. Aber mir ist völlig bewusst, dass jede Beziehung ihre Reibungspunkte hat und es darauf ankommt, immer wieder einen Konsens zu finden und gemeinsam ein gutes Fundament zu haben. Ich schätze und liebe meinen Mann und empfinde ihn noch immer als attraktiv und inspirierend. Wir können noch immer hervorragend miteinander reden und gemeinsam lachen.
Gleichzeitig ging mir meine Jugendliebe aber in all den Jahren nie aus dem Kopf. Er ist nicht vergeben und war es in der ganzen Zeit auch glaube ich nicht. Er war schon damals kein Kind von Traurigkeit und ich denke, dass er nicht der Treuste wäre. Trotzdem habe ich Gefühle für ihn, die zyklisch immer mal wieder stärker und schwächer präsent sind.
Er ist wie ein nostalgischer Trampelpfad in meinem Gehirn, der sich einfach nicht überschreiben lässt. Wären diese Gefühle nicht an Sehnsucht gekoppelt und an den Wunsch mit ihm zusammen zu sein, könnte ich sie vielleicht als warme Erinnerung verbuchen und genießen, aber leider meldet sich jedes Mal das "Was wäre wenn" - Teufelchen in meinem Kopf, wenn ich an ihn denke. Da ich ziemlich rational bin, kann ich mir vorstellen, dass dann wahrscheinlich gar nichts wäre, außer, dass ich meine Familie zerstört und meinen Mann und meine Kinder unglücklich gemacht hätte. Die Chance, dass ich für ihn mit Kindern (und auch generell) überhaupt ernsthaft als Partnerin in Frage käme, ist doch sowieso gering. Er will ja selbst mal eine Familie gründen, da bevorzugt er sicherlich ein unbeschriebenes Blatt und auch unabhängig davon weiß ich ja nicht mal, ob wir zueinander passen würden.
Er schrieb mir im Verlauf der Jahre ein paar Mal (meistens wenn er betrunken war, aber z. B. auch zur Geburt meiner Kinder, wovon er wohl über gemeinsame Freunde erfuhr). Ich reagierte meist freundlich, aber relativ kurz angebunden, da ich weiß, dass der bloße Kontakt meinen Mann schon stören würde. Als er mich eines nachts wieder anschrieb und mich drängte, ihn zu treffen, um zu reden, bat ich ihn, mir solche Nachrichten nicht mehr zu schreiben, da ich mich nicht mit ihm treffen würde und erst recht nicht nachts. Ich fragte ihn, ob er mich vermisse. Er antwortete ja, er vermisse unsere Gespräche.
Über gemeinsame Bekannte sahen wir uns einige Male auf Events und plauderten oberflächlich miteinander. Einmal legte er es darauf an, dass ich ihn anschließend nach Hause fuhr. Ich verhielt mich neutral bis abweisend, weil ich einfach keine Lust hatte, am nächsten Tag wieder diese nostalgische Gefühlsduselei aushalten zu müssen. Sie trat dennoch ein.
Man sagt ja immer, die Zeit heile alle Wunden und irgendwann komme der Tag, an dem man sich fragt, was um Himmels Willen man an seinem Ex jemals gefunden hat. Leider hege ich nach all den Jahren ernsthafte Zweifel daran, dass dieser Tag jemals kommen wird. Vielmehr fürchte ich den Tag, an dem ich erfahre, dass er heiratet oder Vater wird. Dies wird für mich mit einer unerträglich schmerzhaften Endgültigkeit meinen illusionären Hoffnungsfunken ersticken.
Wie kann ich diese Sehnsucht loswerden? Verdrängung, Neuorientierung, mich auf mich und mein Leben konzentrieren, Dankbarkeit für mein Leben, seine negativen Seiten in der Fokus rücken - all das mache ich seit über einem Jahrzehnt, leider mit mäßigem Erfolg.
Muss ich für den Rest meines Lebens zwei Männer lieben? Meinen Mann liebe ich als echte Person. Es ist eine tiefe, auf Vertrauen und Zusammenhalt basierende Liebe, während ich X vermutlich vielmehr als glorifiziertes Gedankenspiel liebe. Es ist vielmehr eine Verliebtheit, die auch viel Egoismus von meiner Seite beinhaltet. Ich will einfach so gerne von ihm geliebt werden. Sein Glück ohne mich wäre für mich nur schwer zu ertragen, während ich meinen Mann aufrichtig und selbstlos liebe und ihm auch ohne mich alles Glück dieser Welt wünschen würde.
Ach herrje ist das jetzt lang geworden, verzeiht mir. Es ist das erste Mal, dass ich jemandem mein "schmutziges Geheimnis" mitteile.
Also nochmal auf den Punkt gebracht: Wie werde ich diese Verliebtheitsgefühle und die Sehnsucht nach X los? Habe ich nur die Wahl zwischen für immer mit diesem unerfüllten Teil in mir leben oder aber mein jetziges Leben zertrümmern und die Klatsche kassieren, um dem "was wäre wenn" seinen Konjunktiv zu nehmen? Ich fühle mich innerlich so zerrissen.
Eigentlich lebe ich nach der Maxime eine Situation, mit der ich unzufrieden bin, entweder zu akzeptieren, zu verändern oder sie zu verlassen und zwar genau in dieser Reihenfolge. Leider scheint die Herausforderung in diesem Fall einer Aporie zu gleichen.
Danke für's Lesen und vorab für eure Gedanken zu meiner Situation.
X und ich hatten quasi die gesamte Jugend immer mal wieder locker etwas miteinander, hauptsächlich betrunken nach dem Feiern. Ich war schon damals in ihn verliebt, er aber nicht in mich. Gesagt habe ich es ihm nie. Irgendwann wurde es dann doch ernster zwischen uns und er wollte sich plötzlich auch tagsüber regelmäßig mit mir treffen, stellte mich seinen Eltern vor, wollte mit mir verreisen. Er sagte mir, so habe er bisher noch nie empfunden.
Wir waren nicht fest zusammen, es wäre aber möglicherweise soweit gekommen, wenn ich es nicht durch einen Anfängerfehler vermasselt hätte. Ich entfachte nach einem netten Abend bewusst einen Streit (obwohl ich eigentlich gar nicht sauer auf ihn war), weil ich eine für mich unangenehme Situation vermeiden wollte und verlangte, dass er ging. Er ging und distanzierte sich von mir. In der Zeit danach versuchte ich noch ihn zu halten und machte damit logischerweise alles nur schlimmer. Ich verpulverte die bezaubernde Leichtigkeit der noch fragilen Verliebtheit in kürzester Zeit und polarisierte unsere Beziehung zu meinen Ungunsten. Es traf mich hart, ich hatte ziemlichen Liebeskummer. Lächerlich machen wollte ich mich aber nicht, also ließ ich es gut sein und meldete mich nicht mehr.
Wir lebten viele Jahre in unterschiedlichen Städten und nach kurzer Zeit lernte ich meinen Ehemann kennen. Wir sind mitlerweile seit fast 15 Jahren zusammen und haben 2 kleine Kinder. Mein Mann ist klug, loyal, ein toller Vater, ein empathischer Ehemann und kann sich bei Frauen vor Angeboten kaum retten. In vielerlei Hinsicht ein Volltreffer, könnte man sagen.
Mein Mann und ich unterscheiden uns allgemein ziemlich in unseren Persönlichkeiten, was oft für Diskussionen sorgt. Aber mir ist völlig bewusst, dass jede Beziehung ihre Reibungspunkte hat und es darauf ankommt, immer wieder einen Konsens zu finden und gemeinsam ein gutes Fundament zu haben. Ich schätze und liebe meinen Mann und empfinde ihn noch immer als attraktiv und inspirierend. Wir können noch immer hervorragend miteinander reden und gemeinsam lachen.
Gleichzeitig ging mir meine Jugendliebe aber in all den Jahren nie aus dem Kopf. Er ist nicht vergeben und war es in der ganzen Zeit auch glaube ich nicht. Er war schon damals kein Kind von Traurigkeit und ich denke, dass er nicht der Treuste wäre. Trotzdem habe ich Gefühle für ihn, die zyklisch immer mal wieder stärker und schwächer präsent sind.
Er ist wie ein nostalgischer Trampelpfad in meinem Gehirn, der sich einfach nicht überschreiben lässt. Wären diese Gefühle nicht an Sehnsucht gekoppelt und an den Wunsch mit ihm zusammen zu sein, könnte ich sie vielleicht als warme Erinnerung verbuchen und genießen, aber leider meldet sich jedes Mal das "Was wäre wenn" - Teufelchen in meinem Kopf, wenn ich an ihn denke. Da ich ziemlich rational bin, kann ich mir vorstellen, dass dann wahrscheinlich gar nichts wäre, außer, dass ich meine Familie zerstört und meinen Mann und meine Kinder unglücklich gemacht hätte. Die Chance, dass ich für ihn mit Kindern (und auch generell) überhaupt ernsthaft als Partnerin in Frage käme, ist doch sowieso gering. Er will ja selbst mal eine Familie gründen, da bevorzugt er sicherlich ein unbeschriebenes Blatt und auch unabhängig davon weiß ich ja nicht mal, ob wir zueinander passen würden.
Er schrieb mir im Verlauf der Jahre ein paar Mal (meistens wenn er betrunken war, aber z. B. auch zur Geburt meiner Kinder, wovon er wohl über gemeinsame Freunde erfuhr). Ich reagierte meist freundlich, aber relativ kurz angebunden, da ich weiß, dass der bloße Kontakt meinen Mann schon stören würde. Als er mich eines nachts wieder anschrieb und mich drängte, ihn zu treffen, um zu reden, bat ich ihn, mir solche Nachrichten nicht mehr zu schreiben, da ich mich nicht mit ihm treffen würde und erst recht nicht nachts. Ich fragte ihn, ob er mich vermisse. Er antwortete ja, er vermisse unsere Gespräche.
Über gemeinsame Bekannte sahen wir uns einige Male auf Events und plauderten oberflächlich miteinander. Einmal legte er es darauf an, dass ich ihn anschließend nach Hause fuhr. Ich verhielt mich neutral bis abweisend, weil ich einfach keine Lust hatte, am nächsten Tag wieder diese nostalgische Gefühlsduselei aushalten zu müssen. Sie trat dennoch ein.
Man sagt ja immer, die Zeit heile alle Wunden und irgendwann komme der Tag, an dem man sich fragt, was um Himmels Willen man an seinem Ex jemals gefunden hat. Leider hege ich nach all den Jahren ernsthafte Zweifel daran, dass dieser Tag jemals kommen wird. Vielmehr fürchte ich den Tag, an dem ich erfahre, dass er heiratet oder Vater wird. Dies wird für mich mit einer unerträglich schmerzhaften Endgültigkeit meinen illusionären Hoffnungsfunken ersticken.
Wie kann ich diese Sehnsucht loswerden? Verdrängung, Neuorientierung, mich auf mich und mein Leben konzentrieren, Dankbarkeit für mein Leben, seine negativen Seiten in der Fokus rücken - all das mache ich seit über einem Jahrzehnt, leider mit mäßigem Erfolg.
Muss ich für den Rest meines Lebens zwei Männer lieben? Meinen Mann liebe ich als echte Person. Es ist eine tiefe, auf Vertrauen und Zusammenhalt basierende Liebe, während ich X vermutlich vielmehr als glorifiziertes Gedankenspiel liebe. Es ist vielmehr eine Verliebtheit, die auch viel Egoismus von meiner Seite beinhaltet. Ich will einfach so gerne von ihm geliebt werden. Sein Glück ohne mich wäre für mich nur schwer zu ertragen, während ich meinen Mann aufrichtig und selbstlos liebe und ihm auch ohne mich alles Glück dieser Welt wünschen würde.
Ach herrje ist das jetzt lang geworden, verzeiht mir. Es ist das erste Mal, dass ich jemandem mein "schmutziges Geheimnis" mitteile.
Also nochmal auf den Punkt gebracht: Wie werde ich diese Verliebtheitsgefühle und die Sehnsucht nach X los? Habe ich nur die Wahl zwischen für immer mit diesem unerfüllten Teil in mir leben oder aber mein jetziges Leben zertrümmern und die Klatsche kassieren, um dem "was wäre wenn" seinen Konjunktiv zu nehmen? Ich fühle mich innerlich so zerrissen.
Eigentlich lebe ich nach der Maxime eine Situation, mit der ich unzufrieden bin, entweder zu akzeptieren, zu verändern oder sie zu verlassen und zwar genau in dieser Reihenfolge. Leider scheint die Herausforderung in diesem Fall einer Aporie zu gleichen.
Danke für's Lesen und vorab für eure Gedanken zu meiner Situation.
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