Der Anfang und das Ende einer Beziehung
Frühlingsanfang 2014, es war sonnig, eine Gruppe von Menschen sitzt im Grün. Spielt, lacht, hat Spaß, genießt das Leben. Du kommst dazu. Liebe auf den ersten Blick? Ich weiß es nicht, aber auf jeden Fall "WOW! Auf den ersten Blick". Ich musste dich kennenlernen. Wir wechselten ein paar Worte. Mehr außer deinen Vornamen, deinem Job und deinen Arbeitgeber bekam ich nicht raus. Ich konnte dich nicht vergessen. Google war mein Freund. Treffer, wir haben uns verknüpft. Nummern ausgetauscht.
Ich wollte dich sofort, du wolltest niemanden. Warst damals schon nicht glücklich in der Stadt. Mit deinem damaligen Job. Wolltest fliehen. Ich war beharrlich. Ohne Druck.
Wir verbrachten einen schönen Frühling, mit picknicken, Radausflügen, Barbesuchen, Theatervorstellungen, ich teilte dir klar meine Absichten mit und du gabst mir mehrere Körbe, ich bemerkte jedoch, dass diese nicht gegen mich sondern gegen die Situation gerichtet waren. Ich gab dir die Zeit und irgendwann ging alles ganz schnell. 28.06.2014. offiziell ein Paar.
Das erste Jahr war perfekt. Natürlich. Die rosarote Brille schärft die Sinne und macht gleichzeitig blind, wir unternahmen viele tolle Dinge, machten zwei tolle Urlaube, schrieben uns viele kleine Briefe, das Übliche eben oder das Besondere?
Sommer 2015: Wir zogen zusammen, unser Nest. Du hattest ein wahres Talent es perfekt einzurichten. Obwohl du unglücklich warst hast du deinen damaligen Job verlängert, für uns. Für mich? Schon damals gab es kleine Krisen. Mein Studium ging dem Ende zu, das gepaart mit einem Nebenjob machte mich müde. Aber wir waren damals beide ausgelastet, rafften uns noch oft genug zusammen aus oder nahmen uns gemeinsame Pausen zum verschnaufen.
Sommer 2016: Mein Studium war zu Ende, ich verschickte eine Bewerbung und bekam sofort eine gute Stelle. Mein Nebenjob am Theater zog auch an, ich hatte Vorstellungen deutschland- und sogar europaweit. Du wurdest für mich eine Selbstverständlichkeit, eine Konstante, die eben da war und die man für selbstverständlich nahm. Du hingegen wurdest immer unzufriedener mit deinem Job. Warst unterfordert auf Arbeit. Du hast deine Schullaufbahn und dein Studium mit Bestnoten absolviert, wolltest Karriere machen. Du hast dich entschlossen zu kündigen. Alle rieten dir davon ab, sie sagten dass du erst kündigen solltest wenn du etwas neues hättest, was mit deinem Nischen-Studium nicht so einfach sei. Ich stärkte dir den Rücken und unterstützte dich. Im November 2016 wurdest du 30, ich war nicht dabei weil ich bei einem großen Auftritt in München war. Im Nachhinein tut mir das Leid, aber die Chance war einmalig. Ich habe pausenlos an dich gedacht an dem Tag, habe sogar ein Video von der Bühne aus für dich gedreht, das komplette Publikum hat für dich Happy Birthday gesungen. Gänsehaut und Traurigkeit zugleich.
Sommer 2017: Du bist jetzt seit einem Jahr arbeitslos. Zu Beginn deiner Arbeitslosigkeit erstellten wir zusammen eine Liste mit Dingen, die du in der Zeit tun könntest. Ehrenamtliche Arbeit, Nähkurse, Sport, Leute besuchen, Meinen Neffen babysitten. Vieles hast du probiert, vieles gelassen, für dich Stand nur noch die Jobsuche im Vordergrund und der Wegzug aus meiner Stadt. In deine Heimat. Du hast mich das ganze Jahr bedrängt zusammen wegzuziehen. Ich blockte ab, hielt es für unvernünftig. Du arbeitslos? Ich hätte dann jeden Tag pendeln müssen? Du wurdest traurig, ich wütend. Wir hatten uns immer weniger zu sagen. Lebten nebeneinander her. 28.06.2017, eigentlich 3-jähriges Jubiläum, ich machte Überstunden und habe es total vergessen. Auch du hast nichts gesagt. Meintest du hättest auch nicht dran gedacht, wärst in Gedanken nur bei der Jobsuche. Du allerdings bekamst Absage um Absage und dann eine Zusage, 200km weg von mir, dies war am 30.06.2017 Einen Tag später wachtest du mit Tränen in den Augen auf. Der Rest ist Geschichte.