Ich hab eigentlich versucht, hier nichts zu schreiben, aber mal wieder konnte ich dem Impuls nicht standhalten

Was mir als erstes auffiel - und vielleicht ist das auch normal - jeder Beitrag kommt ein bisschen zu einer absolutistischen Lösung, basierend auf der eigenen Erfahrung/Meinung. Das ganze ist ein bisschen geprägt von "Love must conquer all", so jedenfalls mein Eindruck.
Ich übertreibe es jetzt mal wieder bewusst, aber
Eigentlich sind doch im Umkehrschluss alle Drei Zitate nichts anderes als zu sagen "wenn man nur genug liebt, dann kann man alles schaffen und gehen". Es mag sein, dass Ihr damit, zumindest in manchen Fällen gar nicht Unrecht habt, aber es ist doch auch ein Unterstellen einer absoluten Wahrheit dabei, die einzelne Umstände und individuelle Charakterzüge negiert.
Für mich ist es tatsächlich so, dass Menschen und Situationen nur bedingt vergleichbar sind. Sowohl aufgrund von Veranlagung, aber auch aufgrund dessen was wir im Laufe der Jahrzehnte, die wir bereits gelebt und Erfahrungen gemacht haben, so mitgenommen haben. Und dann nochmal: wie sehr uns das je nach Charakter geprägt hat. Manche Menschen halten auch mit immensen Leidensdruck Dinge aus, weil sie denken sie müssten, weil sie nicht sehen wie sie es schaffen könnten, weil es sie überfordert. Ich stimme zwar zu, dass es in den meisten Ehen nicht der Fall sein wird, bin aber trotzdem der Meinung "ich hab es auch geschafft" ist genauso wenig übertragbar wie "ich hab immer eine eins in Mathe, also ist Mathe doch für alle einfach". Menschen sind individuell, in ihren Talenten und damit auch in dem was sie schaffen und aushalten können.
Und (I know, broken jukebox), die Prioritäten sind es auch. Ich denke nicht, dass wir jemand, der die Liebe und Verliebtheit nicht priorisiert einfach unterstellen können, weniger zu lieben. Das ist ein Gefühl, dass häufig daraus entsteht, dass es natürlich immer etwas mit unserer EIGENEN Vorstellung unserer Wertigkeit macht, wenn man zurückgewiesen oder nicht so in den Vordergrund gestellt wird, wie man es gerne hätte - und es, wie hier viele Beispiele zeigen, umgekehrt selbst tut. Aber ist das nicht im Endeffekt ein Überstülpen des eigenen Wertesystems und der eigenen Vorstellungen? Kann man jemals wirklich sagen, was etwas für einen anderen Menschen bedeutet? Man bekommt vielleicht ein Gefühl dafür, aber ist nicht zumindest auch Teil unseres Rumhirnens dadurch bedingt, dass wir, selbst wenn uns jemand etwas sagt, wir uns immer noch fragen, ob derjenige das wirklich meint?
Das ist jetzt natürlich nicht so Allgmeingültig wie es klingt, weil nicht jeder wirklich offen redet und nicht jeder reflektiert.
Grundsätzlich ist diese Fixierung auf die romantische Liebe ja, wie Liebe89 und Maimai bereits sagten, auch eine relativ neue Entwicklung. Die auch von dem Luxus kommt, dass wir Frauen uns gottseidank heute keine Versorgungsehen mehr suchen müssen und Mann wie Frau sich den romantischen Gefühlen hingeben können. Aber verhaltensbiologisch braucht man diese Romantik und Exklusivität eben nur eine bedingte Zeit. Ich finde es deshalb schon auch schade, dass wir uns so wahnsinnig von, unter anderem, Filmen beeinflussen lassen. Dass es perfekt und groß und wahnsinnig aufregend sein muss. Warum ist denn eine Liebe, die zum Beispiel 10 Jahre hält, weniger Wert dadurch? Kann sie nicht 10 Jahre schön und groß und aufregend gewesen sein? Und umgekehrt auch, warum ist eine Liebe, die sich verändert, weniger wert? Weil wir immer nach der Aufregung und dem Kick und der Bestätigung streben? Weil wir so voll mit Eindrücken sind, dass wir immer mehr und mehr brauchen, gleich dem Junkie, der sich eine höhere Dosis setzt?
Im Prinzip, ich hab es schon mal irgendwo geschrieben, erinnert mich diese Suche ein bisschen an den gerade herrschenden Jugendwahn. Man möchte mit 50 aussehen wie mit 20 und vergisst, dass vielleicht 50 seinen eigenen Reiz hat. Eine lange Beziehung, die gewachsen ist, hat für mich durchaus auch ihren eigenen Reiz, sie kann schön sein und erfüllend und harmonisch, wie auch Schmetterling schreibt. Aber: wir wollen halt gern alles. Und wenn es uns dann entweder passiert oder wir es suchen und wir uns den ersten Schuss der Affärendroge setzen, dann ist man ganz schnell süchtig.
Nicht jeder gleichermaßen, so wie manche Menschen ihr ganzes Leben Alkohol trinken können und nie süchtig werden, andere sehr schnell. Auch das, ist ein bisschen in der Individualität des Charakters begründet.
Ich finde das eine spannende Diskussion, aber eine, in der es nur individuelle Antworten gibt, keine pauschalen (für mich). Und auch viele offenen Fragen, auch über mich selbst. Und obwohl ich nie wirklich erwogen habe, meinen EM, den ich sehr liebe für meinen AM zu verlassen, ist es auch nicht so schwarz-weiß, dass es nicht Phasen gibt wo ich einfach bei ihm sein wollte. Wo es beides gibt, keiner leidet, alles gut ist für jeden. Für mich ist es trotzdem eine Liebesaffäre, auch wenn es dann nicht zu Maimai's Definition passt und ich fühle mich immer leicht brüskiert damit, wie schnell wir anderen Gefühle absprechen, weil sie eben nicht genau unseren eigenen Definitionen entsprechen.