Ihr Lieben,
sozusagen ein bisschen verspätet zum 2jährigen Trennungstag war es mir ein Bedürfnis ein paar Zeilen hier zu lassen, um damit die Geschichte auch zu schließen.
2 Jahr - puh. Das ging doch irgendwie ganz schön schnell.
Und wie unendlich kam mir die Zeit am Anfang vor. Wie oft habe ich zu schlechter Pop-Musik in der Obstabteilung geheult (und ich mag Obst nichtmal so gern), weil ich ihn vermisste. Wie viel Hoffnung habe ich mir Anfangs gemacht und wie sehr darüber nachgedacht, was wir ändern können und vor allem was ich ändern könnte.
Heute ist mir klar:
Ich sollte vielleicht gar nicht so viel an mir ändern. Ich mag mich wie ich bin (natürlich mit den üblichen Baustellen, die jeder hat, aber ganz generell bin ich fein mit mir und durchdenke meine Entscheidungen (meist)). Warum sich so biegsam machen, nur um zu gefallen und jemanden (nochmal) für sich zu gewinnen? Das steht hier interessanterweise auch ganz am Anfang, aber ich glaube es hat einfach gedauert, bis ich das wirklich verstanden habe. Das macht mich sehr glücklich. Insofern bin ich heute, und das kann ich ganz ehrlich sagen, eine glücklichere, gewachsene Person.
Ich stehe für mich ein; mache nur Kompromisse, wo es mir sinvoll erscheint und versuche mein Leben bewusst zu leben - das heißt mich immer zu fragen: Was will ich wirklich? Mich verletzlich zu machen, tangieren zu lassen und wirklich zu (er)leben.
Zu meinem Ex-Freund habe ich noch freundschaftlichen Kontakt. Er hat jetzt seit einer Weile wieder eine eigene Wohnung, wo ich ihn auch besuchte. Schon komisch unsere ganzen Möbel da zu sehen - aber ich werde dann nicht mehr traurig und kann gut gehen und will das sogar (manchmal ist er echt anstregend, das kann ich heute deutlicher wahrnehmen). Wir sehen uns oft weniger als mir lieb ist, aber wir vergessen uns nicht und ich weiß, dass ich immer auf ihn zählen kann und ich was besonderes für ihn bin.
Letztens komunizierte ich auch, dass ich ab und an enttäuscht bin, dass wir früher sozusagen so viel Zeit verbrachten und es heute schwierig ist uns alle 3 Monate zu sehen, obwohl wir in einer Stadt leben. Das sah er auch so, aber die Initiative kommt dann nicht und ich hab auch genug in meinem Leben zu tun. Ich stehe heute für mich ein.
Zugegebenermaßen ist es dennoch komisch, mal mit jemanden so eng gewesen zu sein, der jetzt weiter weg ist (wir können trotzdem wie immer miteinander reden und er ist mir auch nah) und die gemeinsamen Jahre verschwimmen etwas. Das ist seltsam - ich komm da nicht so ganz an das Gefühl wie es in den Jahren war. Vielleicht gesund so - heißt nicht, dass ich verdrängt habe.
Er ist übrigens immernoch mit der Frau zusammen für die er mich damals verlassen hat und die wird immer ganz klammrig und komisch, wenn wir uns sehen. Letztens musste sie unbedingt noch an dem Abend anreisen, wo wir uns seit Ewigkeiten mal wieder trafen und er sie abholen. Meinetwegen - hab ihm klar gesagt, dass ich das jetzt nicht verstehe, dass er "unsere" Zeit da einkürzt. Letztenlich seine Priorität und sein Problem, das akzeptiere ich so. Trotzdem klingt er nicht wirklich glücklich und ich vermute sie hat einfach (aufgrund ihrer eigenen Praxis) Angst davor, dass zwischen uns noch was gehen könnte.
Was von meiner Seite absolut nicht der Fall ist. Ich fühle keinerlei sexuelle Anziehung mehr, bin durch damit und schaue aufs Jetzt statt Zurück. Ich gehe Sachen an, während er sich da oft schwer tut und das würde mich sowieso nur schwer machen.
Wow, so viel habe ich schon seit Ewigkeiten nicht über meinen Ex geredet, obwohl er natürlich ab und an Thema ist - ist ja nicht so als ob wir ca. die Hälfte unseres Lebens miteinander verbracht hätten.
Und dann ist noch was ganz wundervolles passiert:
Im letzten Sommer datete ich etwas und genoss meine Freiheit (ich hatte schon fast keine Lust auf Verabredungen, weil ich schon Schweißsausbrüche dabei bekam mich nochmal zu comitten) - immer mit Vorsicht aufgrund der Pandemie. Aber es gab doch ganz schön viele SB-Unfälle und meine anderen Single-Freundinnen und ich dachten wir seien umzingelt von ganz vielen toten Fischen in einem riesigen Datingteich. Schwimmt ab und an mal was Gutes vorbei, ist schon eine Meute hinterher und man kann nur kurz auftauchen und fragen, ob der Fisch vielleicht Bock auf ne nette dunkle Algenecke hätte, um sich zu verstecken ;-)
Naja, nachdem ich mich eigentlich schon wieder abmelden wollte, weil ich meistens berufsbedingt genug neue Leute kennenlerne, hat mich ein sehr netter Typ angeschrieben, der wirklich ein ellenlangen Text sendet in welchem ich mich sehr wiederfand. Entgegen meiner Regel: Treffen statt texten, um nichts projezieren zu können, schrieben wir lange, weil wir nicht in der selben Stadt waren und ich andauernd auf Reisen. Die ersten 2 Dates in verschiedenen Städten in denen wir uns trafen, waren menschlich total nett, aber wir waren wohl sehr schüchtern, ich hab ihm ein Ohr abgekaut und zwischendurch hätte er es fast versaut, weil er meinte, er schafft es vielleicht nicht aufs Date, weil es ihm manchmal schwerfällt unter Leute zu kommen (da dachte ich mir schon: Na danke, bitte keinen neuen Problemfall. Das könnnen wir gleich knicken).
Er ist dann doch gekommen und naja wir hatten ein paar "Anlaufprobleme", weil ich ja gar nicht mehr wusste, wie man das so macht mit die Handnehmen? Oder ans Kniefassen? Gar küssen ;-)?
Sehr eingerosttet und ich kam mir wie ein Teenie vor. Ich könnte noch ganz viel mehr über ihn schreiben und unser Kennenlernen. Er hatte viel Geduld mit mir, kam ebenfalls aus einer mehrfach gescheiterten Beziehung, wo seine Partnerin "Affären" hatte und hat also ganz ähnliche Erfahrungen, obwohl er erst Mitte 20 war, als wir uns kennenlernten. Dann hat es immer mehr zwischen uns gefunkt und jetzt sind wir seit fast 10 Monaten zusammen und wohnen seit ca. 3 offiziell zusammen bei mir, wobei wir vorher schon sehr viel Zeit durch die Pandemie und andere Umstände verbrachten. Ich bin richtig richtig glücklich einen Menschen kennengelernt zu haben, der so toll ist, liebevoll, Invest zeigt, die Dinge angeht, ähnliche Interessen hat etc. und hoffe wir bleiben uns noch lange wertschätzend erhalten.
Dank dieses Forums habe ich aber einiges an Wissen mitgenommen und versuche immer wach für mein Gegenüber zu bleiben, wüsste aber (so schwer es wäre), wann es Zeit ist zu gehen und dass ich dann höchstwahrscheinlich kein Exback anstreben würde.
Das ist lang geworden. Entschuldigt.
Und 1000 Dank für euren Support hier.
Ich lese öfters noch mit in den anderen Strängen.
Habt Mut, es kann so viel wundervolles passieren.