Er schrieb damals, dass sein Schwiegervater schwer erkrankt sei und seine Familieihn nun brauche.. Danach kam "unabhängig davon müssen wir unsere wunderschöne Zeit beenden" "ich mag dich sehr, habe dich sehr genossen und hoffentlich habe ich dir auch gut getan, Eine wirkliche Zukunft gibt es für uns nicht und meine Gewissensbisse werden immer größer. Bitte sei nicht sauer oder böse auf mich,denke es ist für uns beide besser. Werde immer an dich denken"
Liebe Silverager,
ich habe gerade deine Geschichte gelesen. Wie schön, dass man auch jenseits der 60 diese Lebenslust spürt, die eine Affäre bringt. Und - natürlich nicht so schön - auch die ganzen negativen Gefühle dabei. Pralles Leben. Ich kenne die Verlustangst, sie ist ein starker Antrieb und ganz möchte man sie ja auch nicht missen. Wenn sie zu stark ist, kann sie einen halt in eine ungute Richtung treiben. Ich kenne das! Vieles ist einfach tief eingeprägt, und es ist herausfordernd, sich da innerlich neu auszurichten.
Was dein AM dir beim Cut geschrieben hat, das hatte meiner auch mit ganz ähnlichen Worten einmal formuliert. Das hat mich einerseits getroffen, weil es mir - entgegen seinen schönen Worten - die Priorität vor Augen geführt hat, die ich für ihn hatte. Auch wenn ich selber verheiratet bin und die Familie nicht aufgeben möchte, kratzte das an meinem Ego und an meiner Würde. Andererseits fand ich es respektvoll von ihm, mir wenigstens eine nachvollziehbare Erklärung zu liefern.
Es ist halt so, dass dieser Zustand wieder eintreten kann bei ihm. Wenn er Stress hat, etwas passiert, die EF fordert, was auch immer. Damit musst du leider rechnen, ich hoffe, du nimmst es mir nicht übel, dass ich das so direkt sage. Ich hab das alles durch.
Ich konnte das für mich nur damit lösen, dass ich meinen Selbstwert massiv aufgebaut habe. Neue Hobbys, neue berufliche Herausforderungen und Neupositionierung in meiner Ehe. Ich hab mir innerlich bildlich gesprochen Muskeln zugelegt, sodass ich mich an mir selbst aufrichten kann, wenn mich was umhaut, ob das jetzt AM ist oder etwas anderes.
Das hat Monate gedauert, aber es hat sich gelohnt. Und jetzt ist es so, dass mich diese Verlustangst nicht mehr so einnimmt. Wenn ich sie in Bezug auf den AM spüre, dann trete ich einen Schritt zurück innerlich, und schau mir die Situation an, bevor ich einen Blödsinn mache, wie ihm hinterherzulaufen. Das funktioniert.
Bei euch läuft es ja noch sehr schön, da finde ich ein Gleichgewicht im Melden etc. angebracht. Einfach locker halt. Aber sollte sich das mal ändern, und das spürt man ja sehr gut, dann lohnt es sich, nicht vom Verhalten des AM abhängig zu sein.